Birmanische Sprache

Birmanische Sprache
Birmanisch

Gesprochen in

Myanmar, Thailand, Bangladesch, Malaysia, Singapur, Laos, Vereinigtes Königreich, USA
Sprecher 25 Millionen (Muttersprachler)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Myanmar
Sprachcodes
ISO 639-1:

my

ISO 639-2: (B) bur (T) mya
ISO 639-3:

mya

Birmanisch, auch Burmesisch, ist die Amtssprache in Myanmar und wird von etwa 25 Millionen Menschen gesprochen. Hierzu zählen auch dialektale Varianten, wie das Arakanesische und das Intha. Darüber hinaus wird das Birmanische von vielen ethnischen bzw. sprachlichen Minderheiten in Birma als weitere Sprache neben der Muttersprache verwendet. Birmanisch verfügt über eine eigene Schrift, die sich aus der indischen Brahmi-Schrift entwickelt hat.

Die Eigenbezeichnung der Sprache ist Mranmacaka.svg ([mja˨ɴma˨səga˦] oder [bəma˨səga˦]) für die gesprochene Sprache.

Inhaltsverzeichnis

Grammatik

Die Verben und Nomina sind meist einsilbig und werden nicht konjugiert bzw. dekliniert. Das Verb steht in der Regel am Ende des Satzes gefolgt von einem finalen Marker. Es gibt eine große Anzahl Lehnwörter aus dem Pali, einer mittelindischen Sprache, die gegenüber den einsilbigen birmanischen Wörtern meist mehrsilbig sind.

Phonologie

Die Transkriptionen in diesem Abschnitt folgen dem Internationalen Phonetischen Alphabet.

Konsonanten

Die Konsonanten des Birmanischen sind wie folgt:

Bilabial Dental Alveolar Postalveolar
und Palatal
Velar und
Labiovelar
Glottal Ortlos
Plosive und Affrikaten p b t d tʃʰ k g ʔ  
Nasal m n ɲ̥ ɲ ŋ̊ ŋ   N
Frikative   θ (ð) s z ʃ   h  
Approximanten   (r) j (ʍ) w  
Lateral   l  

Die Approximanten /r/ und /ʍ/ sind selten, [ð] besteht nur als stimmhaftes Allophon von /θ/.

Der ortlose Nasal /N/ wird als Nasalierung des vorangehenden Vokals oder als zum folgenden Konsonanten homorganischer Nasallaut, /mòuNdáiN/ „Sturm“ wird also [mõ̀ũndã́ĩ] ausgesprochen.

Vokale

Die Vokale des Birmanischen sind:

Monophthonge Diphthonge
i u ei ou
e o ai au
ə
ɛ ɔ
a

Die Monophthonge /e/, /o/, /ə/ und /ɔ/ stehen nur in offenen Silben (also denen ohne Silbenkoda), die Diphthonge /ei/, /ou/, /ai/ und /au/ nur in geschlossenen Silben (denen mit Silbenkoda).

Töne

Birmanisch ist eine Tonsprache, d. h. phonemische Kontraste können durch den Ton eines Vokals gemacht werden. Im Birmanischen beziehen diese Konstraste nicht nur die Tonhöhe mit ein, sondern auch Phonation, Intensität (Lautstärke), Dauer und Vokalqualität. Das Birmanische kennt vier kontrastive Töne. In der folgenden Tabelle werden die Töne auf dem Vokal /a/ beispielhaft gekennzeichnet, die phonetischen Beschreibungen kommen von Wheatley (1987).

Tonname Symbol
(auf a gezeigt)
Beschreibung
Tief à Normale Phonation, mittlere Dauer, niedrige Intensität, tiefe (oft leicht steigende) Tonhöhe
Hoch á Manchmal leicht gemurmelt, relativ lange Dauer, hohe Intensität, hohe Tonhöhe; oft mit Abstieg vor Pause
Geknarrt Gespannte oder geknarrte Phonation (manchmal mit ungespanntem Knacklaut), mittlere Dauer, hohe Intensität, hohe (oft leicht fallende) Tonhöhe
Gehemmt Zentralisierte Vokalqualität, Knacklaut am Ende, kurze Dauer, hohe Tonhöhe (in Zitationsform; kann je nach Umgebung variieren)

Die folgenden Wörter unterscheiden sich beispielsweise nur durch Ton:

In auf /N/ endenden Silben kommt der gehemmte Ton nicht vor:

Silbenstruktur

Die Silbenstruktur des Birmanischen ist C(G)V((V)C), wobei C = Konsonant, G = Halbvokal, V = Vokal. Der Silbenansatz besteht also aus einem Konsonanten, dem fakultativ ein Gleitlaut folgt, und der Silbenreim besteht aus einem Monophthong allein, einem Monophthong mit einem Konsonanten oder einem Diphthong mit einem Konsonanten. Die einzigen Konsonanten, die in der Silbenkoda stehen dürfen, sind /ʔ/ und /N/. Als Beispielswörter dienen:

Eine Silbe, bei der /ə/ den Nukleus bildet, hat einige Beschränkungen:

  • Sie muss eine offene Silbe sein (es darf kein Konsonant in der Koda stehen)
  • Sie darf keinen Ton tragen
  • Sie hat nur einen einfachen (C) Ansatz (es darf kein Halbvokal dem Konsonanten folgen)
  • Sie darf nicht die letzte Silbe des Wortes sein

Beispiele für Wörter mit /ə/-Silben:

Geschichte

Birmanisch wurde im mittleren Irawaddy-Tal spätestens seit dem 9. Jahrhundert gesprochen. Seine Verbreitung erfolgte vom Nordosten her, wo verwandte Sprachen gesprochen werden oder wurden. Unter König Anawrahta (reg. 1044 bis 1077) in Bagan dehnte sich das Verbreitungsgebiet des Birmanischen nach Westen bis nach Arakan aus, das bis zum 18. Jahrhundert ein unabhängiges Königreich blieb, sowie in das südliche Irawaddy-Tal. Dort verdrängte es die Pyu-Sprache und trat neben das Mon. Heute sind die wenigen verbliebenen Sprecher des Mon auch des Birmanischen mächtig. Doch wurde dieses auch durch jenes beeinflusst. Die birmanische Schrift, das Vokabular des Buddhismus, der Politik und die Phonetik sind dem Mon entnommen.

Infolge die Ausbreitung der birmanischen Herrschaftsräume von Bagan, Ava, Amarapura und Mandalay nach Westen, Süden und Osten wurde das Birmanische zur Sprache der Herrschenden und der Diplomaten. Obwohl die birmanische Sprache heute Amtssprache von Birma ist, findet der Grundschulunterricht noch häufig in einer der Minderheitensprache statt[1], und dient damit für die Regierung, Verwaltung und die Armee als Lingua Franca im Lande.

Das älteste Schriftzeugnis des Birmanischen ist die viersprachige Myazedi-Inschrift in Bagan aus dem Jahre 1112. Neben königlichen Inschriften und buddhistischen Texten gab es bald auch freie Literatur, z. B. in Anlehnung an die Jatakas, aber auch weltliche Poesie und Prosa. In gewissen Zeiträumen war der Einfluss der Thai-Literatur sehr groß. Historische Texte umfassen die Glaspalast-Chronik (hmanman yasazwindawgyi), die 1829 bis 1832 aus früheren Quellen zusammengestellt wurde.

Der Druck mit Lettern der birmanischen Schrift begann 1816/17 auf einer Druckerpresse der American Baptist Mission. Erste Zeitungen von nicht-christlichen Organisationen erschienen 1868 in Rangoon.

Siehe auch

Literatur

Wissenschaftliche Untersuchungen

  • Denise Bernot: Esquisse d'une description phonologique du birman. In: Bulletin de la Société de Linguistique de Paris. Nr. 58, Paris [u. a.], S. 164–224.
  • Denise Bernot: Le prédicat en birman parlé. SELAF, Paris 1980, ISBN 2-85297-072-4.
  • John Okell: A Reference Grammar of Colloquial Burmese. Oxford University Press, London [u. a.] 1969.
  • Justin Watkins (Hrsg.): Studies in Burmese linguistics. Pacific Linguistics, Canberra 2005, ISBN 0-85883-559-2.
  • Julian Wheatley: Burmese. In: Bernard Comrie (Hrsg.): The world's major languages. Oxford University Press, New York [u. a.] 1990, ISBN 0-19-520521-9, S. 834–854.

Lehrbücher

Es gibt eine Reihe Bücher zum Erlernen der birmanischen Sprache. Einige davon auch in deutscher Sprache:

  • Uta Gärtner: Myanmar verstehen. Humboldt-Universität, Berlin 2002 (4 Bde. und 5 Audio-CDs, über die Humboldt-Universität zu beziehen).
  • Eberhard Richter: Lehrbuch des modernen Burmesisch (Umgangssprache). VEB Enzyklopädie, Leipzig 1983.
  • Annemarie Esche, Eberhard Richter: Burmesisches Übungsbuch. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1988.

In englischer Sprache:

  • William S. Cornyn: Spoken Burmese. Spoken Languages Services Inc., Ithaca, N.Y. 1979, ISBN 0-87950-020-4 (inkl. 6 Kassetten).
  • John Okell & Anna Allot: Burmese/Myanmar Dictionary of Grammatical Forms. Curzon Press, Richmond 2001, ISBN 0-7007-1530-4.

Wörterbücher

  • Miǎn-Hàn cídiǎn 《缅汉词典》 / မြန်မာ-တရုတ်အဘိဓာန်. Beijing, Shāngwù yìnshūguǎn 商务印书馆 1990, ISBN 9787100010382. (Größtes zweisprachiges Wörterbuch, birmanisch-chinesisch)
  • Myanmar Language Commission (Hg.): Myanmar-English Dictionary / မြန်မာ-အင်္ဂလိပ်အဘိဓာန်. Yangon, 1993, ISBN 1881265471. (Größtes birmanisch-englisches Wörterbuch)
  • Annemarie Esche: Wörterbuch Burmesisch–Deutsch. 1. Auflage. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1976.
  • Annemarie und Otto Esche: Wörterbuch Deutsch - Myanma. 1. Auflage. Helmut Buske Verlag, Hamburg 2011 (Juni), ISBN 9783875486094 (70.000 Eintragungen, 1040 Seiten).

Weblinks

 Commons: Burmese language – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dalby (2004), S. 103

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