Birgitta Wolf

Birgitta Wolf
Birgitta Wolf

Birgitta Wolf von Rosen (* 4. Februar 1913 in Helgesta, Schweden; † 25. April 2009 in Murnau am Staffelsee) war eine in Deutschland lebende schwedische Publizistin, die vor allem durch ihre Anwaltschaft für Gefangene bekannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Geboren als Birgitta von Rosen auf dem schwedischen Schloss Rockelstad, heiratet sie 1933 und zieht zu ihrem deutschen Ehemann. Als Nichte von Carin Göring, der ersten Frau Hermann Görings, hat sie gute Kontakte zu diesem und anderen Nazi-Größen. Bald beginnt sie sich jedoch für Gefangene und KZ-Häftlinge einzusetzen.

Gefangenenbetreuung

Seit 1945 wird die Betreuung von Gefangenen zu ihrem Arbeitsschwerpunkt. Ihre Korrespondenz mit Gefangenen (ca. 60.000 Briefe) befindet sich heute beim Hamburger Institut für Sozialforschung. Ihre Hilfe besteht in gutem Zuspruch und Ratschlägen, aber auch in Anstaltsbesuchen und persönlicher Intervention bei den Anstaltsleitern und Aufsichtsbehörden. In den Medien wird sie zeitweise als „Engel der Gefangenen“ apostrophiert. Gemeinsam mit Erika Sprenger Steinmüller gründet sie den Verein Nothilfe Birgitta Wolf e.V., der ihre Arbeit auch nach ihrem Tode fortführt.

Öffentlicher Protest

Aber auch publizistisch nimmt sie sich der Sache der Inhaftierten an. Sie hält Vorträge, schreibt Aufsätze und Bücher und weist in Radio- und Fernsehsendungen auf die von ihr wahrgenommenen Missstände hin. Im Jahre 1970 startet sie eine Kampagne gegen den verschärften Arrest (ohne Matratze, bei Wasser und Brot etc.), der damals noch zu den selbstverständlichen Disziplinierungsmitteln des deutschen Strafvollzuges gehörte. Diese Kampagne führt dazu, dass man im Strafvollzugsgesetz auf den verschärften Arrest verzichtet. Die anfängliche Isolationshaft gegenüber RAF-Mitgliedern wird von Birgitta Wolf im Herbst 1974 mit einem 27-tägigen Hungerstreik beantwortet.

Werke (Auswahl)

  • Die vierte Kaste. Junge Menschen im Gefängnis. Literarische Dokumente. Herausgegeben von Birgitta Wolf. Hamburg 1963.
  • Der Strafgefangene. Gefahren seiner Isolierung. In: Dietrich Rollmann (Hrsg.) Strafvollzug in Deutschland. Situation und Reform. Frankfurt 1967, S. 160-170.
  • Aussagen. Briefe von Strafgefangenen. Mit einer Orientierung von Birgitta Wolf. München 1968.
  • Anklage erhoben. Gedichte und Grafiken von Strafgefangenen, hrsg. von Birgitta Wolf, Gelhausen/Berlin 1972.
  • Rede in Fuhlsbüttel. Zum Freitod von Heinz-Detlev Krieger und Hans Rohrmoser (1976), nachgedruckt in: Kurt Kreiler (Hrsg.) Innen-Welt. Verständigungstexte Gefangener. Frankfurt 1979, S. 28-30.
  • Briefwechsel zwischen Peter Schönwiese und Birgitta Wolf. In: Kurt Kreiler (Hrsg.) Innen-Welt. Verständigungstexte Gefangener. Frankfurt 1979, S. 31-71.
  • Ohne Stern: Weihnacht der Aussenseiter. Herausgegeben von Birgitta Wolf. Berlin 1981.
  • Ende der Vergeltung - Utopie? Konsequenzmaßnahmen statt Strafe. In: Helmut Ortner (Hrsg.) Freiheit statt Strafe. Plädoyers für die Abschaffung der Gefängnisse. Frankfurt 1981, S. 14-32.
  • Fallet Alexander : ett beslagtaget barn [Alexander: ein konfisziertes Kind], Stockholm 1986.
  • "Es kommt ja keine Fee" - biographische Anmerkungen über die Arbeit mit Gefangenen. In: Uta Klein/Helmut Koch (Hrsg.) Gefangenenliteratur. Hagen 1988, S. 14-28.
  • Gedichte eines Lebens als Biografie. München 1998.

Auszeichnungen

  • 1971 Fritz-Bauer-Preis
  • 1996 Courage-Preis der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag

Weblinks

Literatur (auch Quelle)

  • Christian Pfeiffer, Die Ombudsfrau des deutschen Strafvollzuges. Nachruf auf Birgitta Wolf, in: Forum Strafvollzug 3/2009, S. 149-152.

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