Bibergeil

Bibergeil

Bibergeil, auch Castoreum, ist ein Sekret aus den Drüsensäcken (Castorbeutel, Geildrüsen, Geilsäcke) des Bibers. Das Sekret besteht aus einem komplexen Gemisch von chemischen Verbindungen, die wahrscheinlich aus Sekundärmetaboliten des Urins gebildet werden.[1] Der Biber nutzt das fetthaltige Sekret zur Fellpflege und zum Markieren seiner Reviergrenzen.

Die beiden zwanzig bis einhundert Gramm schweren, etwa hühnereigroßen Drüsensäcke des Bibers, die sich zwischen After und Geschlechtsteilen beider Geschlechter befinden, werden dem getöteten Tier entnommen und rauchgetrocknet. Ein Drüsensack ist beutelförmig und von einer braun-schwarzen faltigen Hülle umgeben. Die darin enthaltene Substanz (Bibergeil bzw. Castoreum) ist harzartig und bräunlich. Der Geruch ähnelt dem des Baldrians, der Geschmack kann als bitter, scharf und aromatisch beschrieben werden.

Inhaltsverzeichnis

Chemische Zusammensetzung

24 der zahlreichen, im Bibergeil enthaltenen chemischen aromatischen Verbindungen konnten mittlerweile als pheromonähnlich wirkende Substanzen identifiziert werden[2]. An dieser Wirkung am stärksten beteiligt sind die folgenden vier Substanzen, jeweils zwei Phenole und Ketone:

Daneben sind noch fünf andere Substanzen enthalten, die zwar einen geringeren Anteil an der Wirkung ausmachen, jedoch ebenfalls aufgeführt werden sollten. Dies sind:

Verwendung

Medizin

In der Medizin wurde Bibergeil bis ins 19. Jahrhundert gegen Krämpfe, hysterische Anfälle und Nervosität und vieles mehr eingesetzt. Schon in der gräco-romanischen Antike wurde die Substanz gegen Epilepsie eingesetzt. Bibergeil war so gefragt, dass es zur Gefährdung der Biber kam. Eine tatsächliche medizinische Wirkung wird durch die enthaltene Salicylsäure (Inhaltsstoff der Weidenrinde, siehe Aspirin), vermutet. Heute hat Bibergeil lediglich in der Homöopathie eine Bedeutung.

Bibergeil ist als Castoreum canadense in den Apotheken als Tinktur und Pulver erhältlich.

Sonstiges

In der Parfümerie ist Bibergeil, dem eine aphrodisierende (erotisierende) Wirkung nachgesagt wird, Bestandteil von einigen Parfüms. Ähnliche Substanzen werden heute synthetisch hergestellt und in Kosmetika eingesetzt.

Quellen

  1. Burger, B.V. (2004): Mammalian Semiochemicals. In: Topics in Current Chemistry. Bd. 240, S. 231-278. doi:10.1007/b98318 PDF
  2. Müller-Schwarze, D., Houlihan, P. W.: "Pheromonal activity of single castoreum constituents in beaver, Castor canadensis", Journal of Chemical Ecology, 17. Jahrgang, Nr. 4 (April 1991), Springer, Niederlande

Literatur

  • B. Mertin: Castoreum - das Aspirin des Mittelalters. Biologiezentrum Linz, Österreich
  • Meinolf Schumacher: Der Biber – ein Asket? Zu einem metaphorischen Motiv aus Fabel und ‚Physiologus‘. In: Euphorion 86 (1992), S. 347–353

Weblinks

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