Bhola-Zyklon

Bhola-Zyklon
Zyklon in Ostpakistan 1970
Bhola-Zyklon
Kategorie-3-Zyklon (SSHS)
Satellitenbild des Zyklons vom 11. November 1970, um 08:58 UTC.

Satellitenbild des Zyklons vom 11. November 1970, um 08:58 UTC.
Entstehen 7. November 1970
Auflösung 13. November 1970
Spitzenwind-
geschwindigkeit
185 km/h (115 mph) (10 Minuten anhaltend)
205 km/h (130 mph) (1 Minute anhaltend)
Niedrigster Luftdruck 966 hPa (mbar)
Opfer 300.000–500.000 (Zyklon mit den bisher meisten Todesopfern)
Schäden 86,4 Millionen US-$ (1970)
Betroffene
Gebiete
Indien, Ostpakistan
Saisonübersicht:
Zyklonsaison im Nordindik 1970

Der Zyklon in Ostpakistan 1970 war ein tropischer Wirbelsturm mit katastrophalen Auswirkungen, der am 12. November 1970 insbesondere den damaligen Ostteil Pakistans und den indischen Bundesstaat Westbengalen betraf. Mit einer Zahl von 300.000 bis 500.000 Todesopfern handelte es sich um den schwerwiegendsten jemals verzeichneten Wirbelsturm und um eine der folgenschwersten Naturkatastrophen der jüngeren Geschichte. In der unmittelbaren Folge kam es durch die Verschärfung der in Ostpakistan bestehenden politischen Spannungen im März 1971 zum Bangladesch-Krieg und im Dezember desselben Jahres zur Entstehung des unabhängigen Staates Bangladesch auf dem Gebiet Ostpakistans.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Verlauf

Route des Zyklons

Der Zyklon formte sich ab den Morgenstunden des 8. November 1970 über dem Golf von Bengalen und bewegte sich dann nordwärts, wobei er an Stärke zunahm. Einen Tag später wurde er vom indischen Wetterdienst als tropischer Zyklon eingestuft. Nachdem er am Nachmittag des 9. November nahezu zum Stillstand kam, beschleunigte er ab dem 10. November wieder in Richtung Norden und nahm am folgenden Tag erneut an Intensität zu.

Zwei Tage später erreichte er mit 185 Kilometern pro Stunde seine Spitzengeschwindigkeit und gelangte am Abend des 12. November 1970 an die Ostküste Pakistans. Im Verlauf des folgenden Tages zog er weiter landeinwärts, schwächte dabei jedoch schnell ab. Am Abend des 13. Novembers waren nur noch Reste eines schwachen Tiefdruckgebiets verblieben.

Auswirkungen

Eine exakte Zahl an Todesopfern ist nicht bekannt, die Schätzungen liegen zwischen 300.000 und 500.000 Menschen. Die meisten davon kamen aufgrund der durch den Zyklon ausgelösten Sturmfluten ums Leben, die bis zu zehn Meter Höhe erreichten und weite Bereiche der Inseln im Gangesdelta überfluteten. Rund 3,6 Millionen Menschen waren direkt von den durch den Sturm entstandenen Zerstörungen betroffen, deren Umfang auf rund 450 Millionen US-Dollar (siehe Anmerkungen) geschätzt wurden. Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen zählten unter anderem die Zerstörung von rund 9.000 Fischerbooten sowie der Verlust von rund 280.000 Rindern.

Der Gesamtumfang der humanitären Hilfe der internationalen Gemeinschaft betrug bis Ende Dezember 1970 rund 210 Millionen US-Dollar. So gaben die Vereinigten Staaten rund 53 Millionen US-Dollar sowie rund 200.000 Tonnen Weizen, und stellten sechs Hubschrauber bereit. Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland entsandten ebenfalls Helikopter sowie Hilfsgüter im Wert von rund 6,9 Millionen US-Dollar. Hilfe in etwa der gleichen Höhe leistete trotz der angespannten politischen Beziehungen auch Pakistans Nachbarland Indien. Die Vereinten Nationen gaben rund 11,1 Millionen US-Dollar sowie weitere 5,3 Millionen US-Dollar über ihr Kinderhilfswerk UNICEF. Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung sandte über die Liga der Rotkreuz-Gesellschaften Hilfsgüter im Wert von 18,5 Millionen US-Dollar. Von der Weltbank erhielt Pakistan einen Kredit in Höhe von 132,5 Millionen US-Dollar für den Wiederaufbau in der betroffenen Region, womit die Internationale Entwicklungsorganisation erstmals einen Kredit für den Wiederaufbau nach einer Katastrophe bewilligte.

Politische Folgen

Die pakistanische Zentralregierung wurde von der Opposition und von den lokalen Behörden in der Region Ostpakistan für die aus deren Sicht völlig unzureichende Hilfeleistung und für massive Probleme bei der Organisation der Verteilung von Hilfsgütern in der Zeit nach dem Sturm scharf kritisiert. Die Awami-Liga, die stärkste politische Partei in Ostpakistan, erzielte in der Folge bei den Parlamentswahlen im Dezember 1970 erdrutschartige Erfolge. Nachdem die Unzufriedenheit in der Region in der Folgezeit jedoch weiter zunahm, begann im März 1971 der Bangladesch-Krieg, in dessen Folge im Dezember desselben Jahres im vormaligen Ostpakistan der unabhängige Staat Bangladesch entstand.

Anmerkungen

Der Artikel beruht auf einer stark gekürzten und freien Übersetzung des englischsprachigen Artikels 1970 Bhola cyclone in der Fassung vom 22. November 2007 (für eine Liste der daran beteiligten Autoren, siehe Revision history of 1970 Bhola cyclone).

Detaillierte Angaben zu den verwendeten Quellen sind in der englischsprachigen Originalfassung zu finden.

Alle finanziellen Angaben sind inflationsbereinigt bezogen auf das Jahr 2006.


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