Beryll

Beryll
Beryll
Aigue-marine sur mica (Pakistan).jpg
Aquamarin mit Muskovit
Chemische Formel Be3Al2[Si6O18]
Mineralklasse Ringsilikate (Cyclosilikate)
9.CJ.05 (8. Auflage: VIII/E.12-10) (nach Strunz)
61.01.01.01 (nach Dana)
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse dihexagonal-dipyramidal 6/m\ 2/m\ 2/m [1]
Farbe variabel, oft blau, grün, gelb, rosa, rot, weiß, farblos
Strichfarbe weiß
Mohshärte 7,5 bis 8
Dichte (g/cm3) 2,6 bis 2,9
Glanz Glasglanz
Transparenz transparent bis durchscheinend
Bruch muschelig, uneben, spröde
Spaltbarkeit unvollkommen
Habitus prismatisch, säulig, stängelig, tafelig, radialstrahlig, körnig, massig
Kristalloptik
Brechungsindex ω = 1,568 bis 1,602 ; ε = 1,564 bis 1,595 [2]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,004 bis 0,007 [2] ; einachsig negativ
Pleochroismus gelbgrün-blaugrün
Weitere Eigenschaften
Schmelzpunkt 1650°C[3]
Ähnliche Minerale Chrysoberyll, Apatit, Spinell, Brasilianit, Turmalingruppe

Beryll ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Be3Al2[Si6O18][4] (oder auch Be3Al2[Si6O18] • 0,5 H2O [5]), einer Mohshärte von 7,5 bis 8 und einer Dichte von 2,6 bis 2,9 g/cm³. Es entwickelt vorwiegend lange, prismatische, säulige oder tafelige Kristalle, aber auch körnige oder massige Aggregate, die leicht mit Quarz verwechselt werden können, in unterschiedlichen Farben, unter anderem blau, grün, gelb, weiß oder farblos.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Das Wort „Beryll“ wurde aus dem lateinischen beryllus, berillus entlehnt[6] und geht über griechisch βήρυλλος, béryllos und syrisch berulo [7], chaldäisch birula [7], Prakrit veruliya, auf Sanskrit vaidurya zurück[8].

Das lateinische beryllus wurde im Mittelalter als Oberbegriff für alle klaren Kristalle gebraucht: So leitet sich davon auch das Wort Brille („Augengläser“) ab, da die ersten Linsen aus Kristall geschliffen wurden. Die Ableitung erfolgt parill zu prill und brill. Das feminine «e» entsteht später aus dem häufigeren Plural die brillen, seit es zwei Gläser sind.[9]

Aus dem lateinischen berillus [7] leitet sich auch das italienische brillare „glänzend, strahlend“, französisch briller ab, dessen Partizip brillant die Wurzel für die deutschen Wörter Brillant (ein Schlifftyp, und ein damit geschliffener Diamant) und Brillanz („Lichtschärfe“) bildet. Im englischen[10] aber erhält das französische Lehnwort ein zusätzliches «i», wohl in der Verschriftlichung der frankophonen Aussprache, und dieses englische brilliant bildet eine häufige Falschschreibung der deutschen Worte, auch in falschverstandener Analogie zu brillieren „sich hervortun“.

Der Abbau der Beryll-Varietät Smaragd lässt sich bis ins 13. Jahrhundert v. Chr. nach Ägypten zurückverfolgen. Aber auch im präkolumbischen Südamerika wurde der Schmuckstein weiträumig gehandelt.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Beryll zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Bazzit, Cordierit, Indialith, Pezzottait, Sekaninait und Stoppaniit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Beryll ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12 – Sechser-Einfachringe ohne inselartige, komplexe Anionen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Beryllgruppe“ mit der System-Nr. 9.CJ.05 und den weiteren Mitgliedern Bazzit, Indialit, Pezzottait und Stoppaniit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Beryll in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate: Sechserringe“ ein. Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der „Beryllgruppe“ mit der System-Nr. 61.01.01 und den weiteren Mitgliedern Bazzit, Indialith, Stoppaniit und Pezzottait innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Sechserringe mit Si6O18-Ringen; mögliche (OH) und Al-Substitution“ zu finden.

Varietäten und Modifikationen

Farbloser Goshenit, grüner Smaragd, blauer Aquamarin, gelber Goldberyll (auch Heliodor) und rosafarbener Morganit (benannt nach dem New Yorker Bankier John Pierpont Morgan) sind die bekanntesten Varietäten.

Die sehr seltene rote Varietät Roter Beryll wird veraltet auch als Bixbit bezeichnet. Dieser gehört allerdings aufgrund deutlichen Verwechslungsgefahr mit dem Mineral Bixbyit nach den Bestimmungen der CIBJO zu den unerwünschten Handelsnamen.

Bildung und Fundorte

Beryll bildet sich entweder magmatisch in Pegmatit und Granit oder hydrothermal in Greisen oder Quarz-Gängen. Auch metamorph gebildete Berylle sind gefunden worden, unter anderem in Gneis. Zudem kann es sekundär in Form von Seifenlagerstätten in Flusssedimenten angereichert sein.

Einige der vielen Fundorte sind unter anderem Minas Gerais und Pici in Brasilien, Coscuez und Muzo in Kolumbien, Antsirabé in Madagaskar, Spitzkopje in Namibia, Iveland in Norwegen, Habachtal in Österreich, Gilgit in Pakistan, Malyshevo und Murzinka im Ural in der Russischen Föderation, Adun-Chilon in Sibirien, sowie Keystone/South Dakota und Pala/Kalifornien in den USA

Beryll-Kristalle können außergewöhnlich groß werden. So sind im US-amerikanischen Bundesstaat Maine schon sechs Meter lange und eineinhalb Tonnen schwere Exemplare gefunden worden. Kristalle bis zu 177 Tonnen wurden in Namivo/Alto Ligonha in Mosambik gefunden.

Kristallstruktur

Strukturbild einer Beryll-Elementarzelle

Beryll kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P 6/mmc mit den Gitterparametern a = 9,215 Å und c = 9,192 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. [1]

Verwendung

Als Rohstoff

Beryll ist die Hauptquelle für das Leichtmetall Beryllium, das unter anderem in der Raumfahrttechnik als Bestandteil von Speziallegierungen eingesetzt wird. Mehr als 80 Prozent der Weltjahresproduktion stammen aus den USA. Zudem wurden im Mittelalter Berylle zu Linsen geschliffen, die als Brille verwendet wurden und dieser ihren Namen gaben.

Als Schmuckstein

Hooker Smaragd, 75 ct
Skulptur aus Quarz mit eingeschlossenem Smaragd

Berylle aller Farbvarietäten werden bei guter Qualität zu Schmucksteinen verarbeitet. Der Smaragd wurde allerdings als eine der ersten Varietäten für diese Zwecke genutzt und in größeren Mengen abgebaut. Die ältesten Minen lassen sich auf etwa 1.300 v. Chr. datieren.

Klare Schmucksteine erhalten üblicherweise einen facettierten Schliff. Beim Schleifen ist jedoch der bei einigen Beryll-Varietäten deutliche Pleochroismus zu berücksichtigen.

Durchscheinende bzw. undurchsichtige Steine erhalten einen Cabochon-Schliff. Größere Mineralaggregate werden manchmal auch zu kunstgewerblichen Gegenständen verarbeitet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Webmineral - Beryl (engl.)
  2. a b MinDat - Beryl (engl.)
  3. Per Enghag: "Encyclopedia of the elements: technical data, history, processing, applications", Wiley-VCH Verlag, 2004, S. 350. (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  4. Mineraldatenblatt Beryl (engl.)
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6.
  6. Stichwort Brille, in: Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage
  7. a b c §. 4. Grüne Gemmen B. Unser Beryll und Aquamarin. In: Christian Keferstein: Mineralogia Polyglotta. Halle, 1849 (eText, Project Gutenberg)
  8. Suchwort beryl, dictionary.reference.com
  9. Eintrag Brill, m. und Brille, f., in: Grimm: Deutsches Wörterbuch
  10. Eintrag 1bril·liant, Merriam-Webster online

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3.
  • Jaroslav Bauer, Vladimír Bouska, František Tvrz: Der Kosmos-Edelsteinführer. Kosmos Gesellschaft für Naturfreunde, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-04925-6.

Weblinks

 Commons: Beryll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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