Bertrand Piccard

Bertrand Piccard
Bertrand Piccard (1999)

Bertrand Piccard (* 1. März 1958 in Lausanne) ist ein Schweizer Psychiater, Wissenschaftler und Abenteurer. Er umkreiste zusammen mit Brian Jones als erster Mensch die Erde in einem Ballon.

Inhaltsverzeichnis

Familiengeschichte

Bertrand stammt aus einer berühmten Familie: Sein Grossvater, Auguste Piccard (1884–1962), fuhr am 18. August 1932 mit einem Ballon bis auf 16'940 m Höhe in die Stratosphäre. Sein Vater, Jacques Piccard (1922–2008), brach den Tiefseetauchweltrekord und tauchte im Bathyscaphen Trieste im Marianengraben 10'916 m unter den Meeresspiegel. Er baute mit der Auguste Piccard (PX-8) das erste Touristen-U-Boot der Welt, erforschte mit der Ben Franklin (PX-15) 1969 den Golfstrom und setzte sich intensiv für das Leben im Meer ein.

Jugend

Mit 16 Jahren zählte Bertrand Piccard zu den europäischen Pionieren im Deltafliegen und Fliegen von Ultraleichtflugzeugen. Er war Fluglehrer für Deltafliegen und Ultraleichtflugzeug und erforschte das Fliegen in all seinen Formen: Distanz, Höhe, Akrobatik, Start von Montgolfièren, Motorflug, Hängegleiter und Fallschirm. Piccard war Europameister im Kunstflug, Inhaber eines Höhenweltrekords und mehrerer „Weltpremieren“: Er überquerte als Erster die Alpen im Ultraleichtflugzeug in der Richtung SchweizItalien.

Aber mehr als Rekorde und Abenteuer fesseln ihn beim Fliegen das Studium des menschlichen Verhaltens und die Beobachtung der verschiedenen Bewusstseinsebenen in Extremsituationen. Das Deltafliegen wurde für ihn zu einem Labor der Psychologie. Er wurde Arzt und spezialisierte sich später auf Psychiatrie und Psychotherapie für Erwachsene, Kinder und Jugendliche sowie die Hypnose. Nach seiner Tätigkeit als Oberarzt in einer Abteilung am Universitätsspital eröffnet Piccard eine eigene Praxis für Psychotherapie, wo er auch Hypnoseausbildungskurse organisiert.

Ballonfahren

Auf Grund seiner Arzttätigkeit kommt er wieder zur Familientradition, der Ballonfahrt, zurück. Er beteiligte sich als Co-Pilot, Arzt und Hypnotiseur am Chrysler Challenge, dem ersten transatlantischen Ballonwettbewerb mit Start in den USA. Zusammen mit Wim Verstraeten gewinnt er dieses historische Rennen und landet nach 5 Tagen und 5000 km in Spanien.

Für Bertrand Piccard wird diese Fahrt zu einer Offenbarung. Nach 18 Jahren Gleitfliegen, bei dem mit lokalen Aufwinden (Thermik) gearbeitet wird, entdeckt er bei dieser transatlantischen Ballonfahrt eine neue Art, sich durch die Lüfte zu bewegen, sich von einem beständig wehenden, nicht nur lokal wirkenden Wind ins Unbekannte führen zu lassen. Ein Traum beginnt zu keimen: die Welt zu umkreisen, ohne Zwischenlandung, ohne Motor, ohne Steuer, ganz einfach vom Wind getrieben. Insgesamt 10 Teams mit 21 Starts versuchten seit 1981 diese Umrundung zu schaffen, aber keinem gelang es.

Non-Stop-Ballonfahrt rund um die Erde

Bertrand gelang es, den Schweizer Uhrmacher Breitling vom letzten grossen Abenteuer des 20. Jahrhunderts, einer Non-Stop-Ballonfahrt rund um die Erde, zu überzeugen und konnte ihn als Hauptsponsor gewinnen.

1. Versuch

Nach drei Jahren Vorbereitungszeit startete der Breitling Orbiter am 12. Januar 1997 in Château-d’Œx. Ein Kerosinverlust beendet diesen ersten Versuch vorzeitig.

2. Versuch

Gondel des Breitling Orbiter 2, ausgestellt im Gasometer Oberhausen

Auch der 2. Versuch misslang. Am 8. Februar 1998 muss Breitling Orbiter 2 in Burma wegen eines Überflugverbots Chinas aufsetzen. Er war damit länger als jegliches Luftschiff geflogen, indem er 9 Tage, 17 Stunden und 51 Minuten in der Luft geblieben war.

3. Versuch

Breitling Orbiter 3, ausgestellt im Gasometer Oberhausen

Am 1. März 1999 startete er, zusammen mit dem Briten Brian Jones als Co-Pilot, mit dem Breitling Orbiter 3 in Château-d’Œx in der Schweiz und landete nach 45'755 Kilometern Flug am 21. März 1999 in der Wüste in Ägypten. In 19 Tagen, 21 Stunden und 47 Minuten schaffte er die erste Weltumrundung ohne Zwischenlandung. Er hat damit den längsten Flug sowohl in Dauer als auch in Entfernung der ganzen Luftfahrtgeschichte verwirklicht und insgesamt sieben Weltrekorde aufgestellt.

Auszeichnungen

  • Prix NATURE «Porteur d'espoir»
  • Olympischer Orden
  • Goldmedaille des französischen Jugend- und Sportministeriums (Offiziersgrad)
  • Auszeichnung der Fédération Aéronautique Internationale
  • Auszeichnung der National Geographic Society
  • Auszeichnung des Explorers Club
  • Braunschweiger Forschungspreis 2009 (mit André Borschberg)
  • Doktor der Naturwissenschaften honoris causa (2008, Université catholique de Louvain)
  • Grand Prix de l'Académie des Sciences Morales et Politiques
  • Er wurde von der UNO zum Goodwill-Botschafter des Bevölkerungsfonds (UNFPA) ernannt.

Stiftung Winds of Hope

Zusammen mit Brian Jones gründete er die Stiftung Winds of Hope, welche Hilfsorganisationen unterstützt, die gegen wenig bekannte Leiden kämpfen und dabei kaum unterstützt werden. Winds of Hope will die Medien über unakzeptierbare Situationen in der Welt informieren und somit die politischen Instanzen dazu bringen, Notmassnahmen zu ergreifen und sowohl die Öffentlichkeit als auch die Unternehmen für die finanzielle Unterstützung gewisser humanitärer Aktionen aufzurufen.

In erster Linie kämpft Winds of Hope gegen die weitestgehend unbekannte Krankheit Noma, welche vorab Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren befällt und hauptsächlich im Subsahara-Gürtel Afrikas vorkommt.

Bertrand Piccard war 2005 auch Mitbegründer des Vereins Noma-Hilfe-Schweiz, der sich zur Aufgabe gemacht hat, diese Kinderkrankheit zu bekämpfen.

Aktuelles Projekt: Solar Impulse

Der Prototyp Solar Impulse HB-SIA bei den ersten Flugversuchen am 3. Dezember 2009 in Dübendorf.

Das aktuelle Projekt von Piccard ist die Nonstop-Erdumrundung mit einem speziell dafür gebauten Solarflugzeug. Das Projekt hat den Namen Solar Impulse.

Die Vision des Projekts ist es, ein Bewusstsein für aktuelle Herausforderungen der Menschheit zu schärfen: der Umstellung unserer Wirtschaft zu mehr Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, um unabhängig von den begrenzten fossilen Ressourcen zu werden. Das Erreichen eines Weltrekordes ist ausdrücklich nicht das Ziel.[1]

Piccard ist verheiratet, Vater dreier Töchter und lebt in der Nähe von Lausanne.[2]

Bücher

  • „Quand le vent souffle dans le sens de ton Chemin …“
  • „Spuren am Himmel“ (frz. Originaltitel: „Une Trace dans le Ciel“)
  • „Mit dem Wind um die Welt“ (frz. Originaltitel: „Le Tour du Monde en 20 jour“) Co-Autor Brian Jones
  • „The Greatest Adventure: Bertrand Piccard and Brian Jones“
  • „Bertrand Piccard erzählt - Edition erlebt und erinnert (2010)“

Einzelnachweise

  1. Bertrand Picard's solar-powered adventure (englisch) (Flash-Video). TED-Konferenz (2009). Abgerufen am 24. Januar 2010.
  2. Weltrekordler, Forscher und Vater. In: SonntagsZeitung vom 2. Oktober 2011, S. 23

Weblinks

 Commons: Bertrand Piccard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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