Berta Lungstras

Berta Lungstras

Berta Lungstras (* 21. Dezember 1836 in Wahlscheid; † 20. Juli 1904 in Bonn) ist eine Bonner Frauenrechtlerin, die sich insbesondere für „gefallene Mädchen“ einsetzte, sie nahm diese in ihren Häusern auf mit dem Anliegen, sie in ein bürgerliches Leben zurückzuführen.

Leben

Berta Lungstras wurde als Tochter des evangelischen Pfarrers Carl Lungstras und seiner Frau, geborene Becker, in Wahlscheid geboren.

Die Familie Becker besetzte seit 7 Generationen (ca. 350 Jahre) die Pfarrstelle in Wahlscheid. Nach dem frühen Tod ihres Vaters zog sie zusammen mit ihrer Mutter im Alter von 22 Jahren (1858) nach Bonn.

Berta Lungstras starb unverheiratet am 20. Juli 1904. Sie wurde auf dem Alten Friedhof in Bonn beerdigt. Ihr Grab liegt im hinteren älteren Teil, an der linken Friedhofsmauer.

Leistungen

Berta Lungstras arbeitete zunächst einige Jahre in der Alten- und Armenpflege.

Im September 1873 gründete sie mit Hilfe von Spenden engagierter Bonner Frauen ein Heim für „gefallene Mädchen“ in der Maxstraße in Bonn. Dies war ein Versorgungshaus für Mütter mit unehelichen Kindern, die ausgestoßen waren und auf die schiefe Bahn zu geraten drohten. Dieses war zu der damaligen Zeit ein Skandal.

Einige Jahre danach errichtete sie noch ein Kinderhaus (Wickelburg) und ein Heim für alkoholkranke Frauen in der Weberstraße in Bonn.

Ihre Arbeit wurde gefördert von Gönnern aus der Universität und von Offizieren der Garnison, die teils aus schlechtem Gewissen zahlten. Besonders freute sie sich über Spenden aus ihrer Heimat Wahlscheid, die der dortige Lehrer Wellenbeck für ihre Arbeit sammelte. Das Bewusstsein für Wohltätigkeit in der bürgerlichen Bevölkerung stieg und so erfuhr ihre Arbeit zunehmende Akzeptanz.

In den Versorgungshäusern herrschten strenge Regeln. Es würden nur sogenannte „Erstgefallene“ aufgenommen, bei einer weiteren Schwangerschaft wurden den Frauen keine Aufnahme mehr gewährt. Ziel ihrer Arbeit war es, die Frauen in ein bürgerliches Leben einzugliedern. Es sollte ihnen ermöglicht werden, einer „anständigen“ Arbeit nachzugehen, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Insgesamt wurden über 2.000 Frauen mit ihren Kindern in den Häusern von Berta Lungstras beherbergt und versorgt. Die Einrichtungen von Berta Lungstras wurden Vorbild für viele andere Heime in Deutschland und im benachbarten Ausland.

1891 veröffentlichte Berta Lungstras außerdem einen Appell für eine Gesetzesinitiative, nach der Väter unehelicher Kinder zu Unterhaltszahlungen verpflichtet werden sollten. Dieser Aufruf wurde von 16.000 Bonnern unterschrieben und an die Kaiserin und den Berliner Reichstag gesendet. Doch das Parlament lehnte zu dieser Zeit noch eine Debatte über dieses Thema ab.

Nach Berta Lungstras sind seit 1934 eine Straße in Bonn und seit den 80er Jahren eine Straße in Wahlscheid benannt. In Wahlscheid trägt der Platz vor der Evangelischen Bartholomäus-Kirche ihren Namen. Am alten Küsterhaus befindet sich eine Gedenktafel.

Literatur

  • Siegfried Helser: Wie et fröhe woe. Lohmar, 1994
  • Anja Bourgeois: Bonner Stadtwege



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