Bernd Rüthers

Bernd Rüthers
Walter Reist, Lothar Späth und Bernd Rüthers im Lilienberg Unternehmerforum

Bernd Rüthers (* 12. Juli 1930 in Dortmund) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rüthers wurde 1958 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit einer Arbeit über Streik und Verfassung promoviert. 1968 habilitierte er sich bei Hans Brox über Die unbegrenzte Auslegung des Privatrechts in der NS-Zeit. Seine Habilitationsschrift erschien in sechs Auflagen.

Von 1967 bis 1971 war Rüthers Professor an der Freien Universität Berlin (FU Berlin) und Direktor des Instituts für Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung. Er war Gründungsmitglied der „Notgemeinschaft für eine freie Universität“ sowie Mitglied des Kuratoriums der FU Berlin (1968-1971). Daran schloss sich eine Professur für Zivilrecht und Rechtstheorie an der Universität Konstanz an. Er erhielt außerdem Rufe nach Darmstadt, Bielefeld, Augsburg, Trier und Münster.

Von 1967 bis 1972 war Rüthers Mitglied des arbeitsrechtlichen Beraterkreises beim Bundesvorstand des DGB. Von 1970 bis 1977 war er Mitglied der Arbeitsgesetzbuchkommission der Bundesregierung. Von 1976 bis 1989 war er zugleich Richter am Oberlandesgericht Stuttgart. Daneben lehrte er gastweise acht Jahre Rechtsphilosophie an der Handelshochschule, später Universität St. Gallen. 1986-1998 war Rüthers Mitglied der Ständigen Deputation des Deutschen Juristentages. 1986/87 und 1998 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Für die Zeit von 1991 bis 1996 war er Rektor der Universität Konstanz. Mehrfach Mitglied von universitären und staatlichen Evaluationskommissionen (Universität Bern, Universität Wien, Land Sachsen, Max-Planck-Gesellschaft). Von 2000 bis 2006 war er Vorsitzender des Hochschulrates der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Seit 1996 ist er Vorstand der Stiftung Demoskopie Allensbach. Seit 1998 ist er emeritiert.

Wirken

Rüthers' Interessenschwerpunkte in Forschung und Lehre sind das Arbeitsrecht, die Rechtsphilosophie, die Juristische Methodenlehre, die neuere Rechtsgeschichte, der Vergleich der rechtlichen Strukturen politischer, insbesondere totalitärer Systeme, Recht und Weltanschauung sowie Ökonomische Steuerungsfunktionen des Rechts. Daraus sind 48 Monographien und über 380 Aufsätze entstanden. Sein Lehrbuch zur "Rechtstheorie mit juristischer Methodenlehre" (Rüthers/Fischer/Birk) erscheint 2011 in sechster Auflage.

Rüthers setzte sich insbesondere mit den Biographien namhafter NS- und DDR-Juristen auseinander. Durch die Mitarbeit an einem Rechtsvergleich zwischen der Bundesrepublik und der DDR in den Materialien zur Lage der Nation 1972 erweiterte er sein Forschungsgebiet auf das Thema Recht und Juristen im Wechsel der politischen Systeme. Fußend auf den Erfahrungen der Umdeutungen ganzer Rechtsordnungen im NS-Staat und im SED-Staat setzt sich Rüthers kritisch mit der Auslegungstheorie und -praxis von Justiz und Jurisprudenz in der jüngeren deutschen Vergangenheit und Gegenwart (BGH, BVerfG) auseinander.

Schüler von Rüthers sind unter anderem Martin Henssler, Präsident des Deutschen Juristentages aus Köln, Karl Georg Loritz, Professor für Zivil- und Steuerrecht in Bayreuth, Christian Fischer, Professor für Zivilrecht, Arbeitsrecht, Zivilprozeßrecht und Rechtstheorie in Jena und Clemens Höpfner, der sich mit Rechtstheorie und juristischer Methodenlehre befasst.

Ehrungen und Auszeichnungen

48 Monographien (Auswahl)

  • Rechtstheorie mit juristischer Methodenlehre (Rüthers/Fischer/Birk), 6., . Auflage, C. H. Beck München 2011 (Erstauflage 1999), ISBN 978-3-406-60126-2
  • Geschönte Geschichten - Geschonte Biographien, Mohr Siebeck Tübingen 2001
  • Rechtsordnung und Wertordnung - Zur Ethik und Ideologie im Recht, Konstanz 1986
  • Entartetes Recht, C. H. Beck München 1989, ISBN 3-406-32999-3
  • Wir denken die Rechtsbegriffe um…, Interfrom Zürich 1985, ISBN 3-7201-5199-9
  • Die unbegrenzte Auslegung, 6. Auflage Mohr Siebeck Tübingen 2005, ISBN 3-16-148473-8
  • Carl Schmitt im Dritten Reich, 2. Auflage München 1990, ISBN 3-406-34701-0
  • Toleranz in einer Gesellschaft im Umbruch,Universitätsverlag Konstanz 2005
  • Universität und Gesellschaft - Thesen zu einer Entfremdung, Konstanz 1980
  • Zeitgeist und Recht, Köln 1997
  • Verräter, Zufallshelden oder Gewissen der Nation? - Facetten des Widerstandes in Deutschland, Tübingen 2008, ISBN 978-3161497513
  • Das Ungerechte an der Gerechtigkeit, 3. Auflage, Tübingen 2009
  • Die Wende-Experten, 2. Auflage, München 1995
  • Streik und Verfassung, Bund-Verlag, Köln 1960
  • Tarifautonomie im Umbruch?, Köln 1977
  • Arbeitsrecht und politisches System, 2. Auflage, Frankfurt a. M. 1973
  • Beschäftigungskrise und Arbeitsrecht, Bad Homburg 1996, ISBN 3-89015-054-3
  • Die Arbeitsgesellschaft im Umbruch, Köln 2000
  • zus. mit H. Brox u. M. Henssler, Arbeitsrecht, 18. Auflage, Stuttgart 2010
  • Die einsamen Außenseiter - Deutscher Widerstand im Lichte des wechselnden Zeitgeistes, Konstanz 2011
  • etwa 600 Literaturbeiträge

Weblinks


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