Berliner Siegessäule

Berliner Siegessäule
Die Siegessäule nach der Rekonstruktion im Jahr 2011
Einweihung der Siegessäule am 2. September 1873.
Im Vordergrund zu Pferde: Kaiser Wilhelm I. (links) und Otto von Bismarck (rechts)

Die Siegessäule auf dem Großen Stern inmitten des Großen Tiergartens in Berlin wurde von 1864 bis 1873 als Nationaldenkmal der Einigungskriege nach einem Entwurf von Heinrich Strack erbaut. Sie steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Erbauungsanlass

Anlass zur Erbauung einer Siegessäule war der Sieg Preußens im Deutsch-Dänischen Krieg 1864. Innerhalb weniger Jahre kamen zwei weitere siegreiche Kriege hinzu, der Deutsche Krieg 1866 gegen Österreich sowie der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871. An diese drei Siege wurde durch ihre ursprünglich drei Segmente und die krönende Bronzeskulptur der Viktoria erinnert.

Eingeweiht wurde die Siegessäule zur Feier des Sedantages am 2. September 1873, des dritten Jahrestages der siegreichen Schlacht bei Sedan.

1938/1939 wurde die Säule vom Königsplatz auf ihren heutigen Standort, den Großen Stern, verschoben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wünschte Frankreich ihre Sprengung, allerdings stimmten die anderen Alliierten nicht zu.

Der Bau

Bau der Siegessäule, 1873

Der Mittelplatz des Großen Sterns kann über mehrere Fußgängertunnel unterhalb der Fahrbahn erreicht werden. Die vier – im Jahre 1941 fertiggestellten – neoklassizistischen Torhäuser bieten den Zugang zu diesem Tunnel. Die Pläne hierzu stammen von Johannes Huntemüller.

Die Siegessäule besteht aus einem mit poliertem, rotem Granit verkleideten Sockel und vier sich nach oben verjüngenden Säulentrommeln aus Obernkirchener Sandstein. In ihren Kannelierungen trägt sie in den unteren drei Trommeln 60 in den drei Kriegen erbeutete, vergoldete Kanonenrohre.[1] Der vierte Ring wurde nach der Umsetzung der Säule 1938/1939 hinzugefügt und seine Kannelierungen erhielten vergoldete Girlanden.

Im Inneren führt eine Wendeltreppe mit 285 Stufen zur 50,66 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform. Von dort aus hat man einen guten Ausblick über den Großen Tiergarten, den Potsdamer Platz, das Brandenburger Tor und das umliegende Stadtgebiet. Die Gesamthöhe der Siegessäule einschließlich der Statue beträgt 66,89 Meter. Die Wiese um die Siegessäule befindet sich 34 Meter über dem Meeresspiegel (ü. NN).

Auf dem Sockel befindet sich eine kreisrunde Säulenhalle. Das Glasmosaik an ihrer Innenwand von Anton von Werner, ausgeführt von der Firma Antonio Salviati, stellt die Reichseinigung als Folge des Sieges über Frankreich dar.

Viktoria, im Volksmund „Goldelse“ genannt, 2011

Die krönende Viktoria

Die Säule trägt eine von Friedrich Drake geschaffene Bronzeskulptur in Form einer weiblichen Figur, der Viktoria. Sie hält in der Rechten einen Lorbeerkranz in die Höhe, in der Linken ein Feldzeichen mit dem Eisernen Kreuz und ihr Helm ist mit Adlerflügeln geschmückt. Viktoria ist in der römischen und analog in der griechischen Mythologie als Nike, die Siegesgöttin. Beide werden geflügelt dargestellt. Ihr Adlerhelm lässt die Viktoria auf der Siegessäule auch als Borussia, die Personifikation Preußens, erscheinen.

Friedrich Drake entwarf die Figur nach dem Modell seiner Tochter Margarethe, hergestellt wurde die 8,30 Meter hohe und 35 Tonnen schwere Bronzefigur durch den Berliner Bildgießer Hermann Gladenbeck. Sie wurde 1954 restauriert und von der Friedenauer Bildgießerei Hermann Noack neu vergoldet. 1989 wurde sie abermals restauriert.

Im Berliner Volksmund wird die Figur „Goldelse“ genannt. Zu dieser Bezeichnung kam sie aufgrund ihrer Vergoldung und einer gleichnamigen, damals sehr populären Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift Die Gartenlaube.

Reliefs des Sockels

Der Sockel ist verziert mit vier bronzenen Reliefdarstellungen, die die drei Einigungskriege und den siegreichen Einzug der Truppen in Berlin im Jahr 1871 zeigen. Diese Reliefs stammen von den Berliner Bildhauern Moritz Schulz, Karl Keil, Alexander Calandrelli und Albert Wolff. Sie wurden 1945 auf Verlangen der französischen Besatzungsmacht entfernt und nach der Restaurierung zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 wieder angebracht.

Straße der Monumente

Seit 2008 gehört die Siegessäule zur Straße der Monumente, ein auf Initiative des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig gegründetes Netzwerk deutscher Denkmale und Erinnerungsorte. Ziel des Netzwerkes ist es, „die Erinnerungsorte als einstige Brennpunkte der Vergangenheit enger zu vernetzen und über gemeinsame Marketingmaßnahmen als Gesamtheit stärker erfahrbar zu machen.“[2]

Geschichtliches um den Standort

Ursprünglich wurde die 50,66 Meter hohe Säule auf dem damaligen Königsplatz – dem heutigen Platz der Republik – errichtet, direkt vor dem Areal, auf dem ab 1884 des Reichstagsgebäude entstand. Von der Säule verlief als Sichtachse die 750 Meter lange und vom Berliner Volksmund als „Puppenallee“ belächelte Siegesallee zum Kemperplatz mit dem Rolandbrunnen.

Im Zuge der geplanten Umgestaltung von Berlin im Dritten Reich zur „Welthauptstadt Germania“ nach den Plänen von Hitlers Chefarchitekten Albert Speer wurde die Säule 1938/1939 auf den auf einen Durchmesser von 200 Metern vergrößerten Großen Stern verschoben und aus optischen Gründen durch eine vierte Trommel um 7,5 Meter aufgestockt. Hierdurch erreichte sie ihre Höhe von 66,89 Metern. Zusammen mit der Siegessäule waren auch die Denkmäler für Bismarck, Moltke und Roon zum Großen Stern umgezogen, der nun als Ehrenplatz des Zweiten Reiches verstanden werden sollte.

Die Siegessäule hatte den Zweiten Weltkrieg und die Schlacht um Berlin im April und Mai 1945 weitgehend ohne Schaden überstanden. Nach dem Krieg beantragte die französische Besatzungsmacht im Alliierten Kontrollrat ihren Abriss. Diesen lehnten die Briten und US-Amerikaner ab und die sowjetischen Vertreter enthielten sich. Bei der Siegessäule handelte es sich um ein Bauwerk, das vor dem 1. August 1914 errichtet wurde. Dieses Datum, der Beginn des Ersten Weltkriegs, war der Stichtag, der nach einer alliierten Richtlinie vom Mai 1946 über Erhalt oder Beseitigung „militaristischer Denkmäler“ entschied. Daraufhin beschloss der Magistrat von Berlin auf Initiative tonangebender SED-Funktionäre den Abriss auch der Siegessäule bis zum August 1946. Dieser konnte verzögert werden, bis der im Oktober 1946 demokratisch gewählte Magistrat nicht mehr darauf zurück kam. Lediglich die Bronzetafeln, die an die Kriege gegen Frankreich und Dänemark erinnerten, sowie das Relief über den Triumphzug in Berlin wurden nach Paris verbracht. Das Relief über den Deutschen Krieg von 1866 verblieb in Berlin und lagerte über Jahre vergessen in der Zitadelle Spandau. Erst zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 kamen die Reliefs aus Paris wieder zurück und wurden in bewusst fragmentarischem Zustand – zusammen mit dem in Berlin verbliebenen Relief – wieder am Sockel angebracht. 1989 war die Renovierung der Siegessäule abgeschlossen.

Am 15. Januar 1991 wurde von den Revolutionären Zellen ein Sprengstoffanschlag auf die Siegessäule verübt. Dabei wurde ein mindestens zwei Kilogramm schwerer Sprengsatz an der Aussichtsplattform angebracht. Die Explosion führte nur zu einer leichten Beschädigung eines Stützpfeilers, da die Bombe nicht vollständig zündete. Menschen wurden nicht verletzt, da sich zum Zeitpunkt der Explosion niemand auf der Aussichtsplattform befand. Aufgrund der Reparaturarbeiten war die Aussichtsplattform für Besucher zehn Monate lang gesperrt.

In den Folgejahren war die Siegessäule Mittelpunkt von Großveranstaltungen wie der Loveparade, Demonstrationen sowie Auftrittsort von Politikern.

Im Rahmen des US-Präsidentschaftswahlkampfes hielt Barack Obama am 24. Juli 2008 vor der Siegessäule eine Rede.[3]

Zwischen März 2010 und Mai 2011 wurde die Siegessäule umfassend renoviert. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen wurden unter anderem die Viktoria sowie weitere Bauteile mit 1,2 kg Blattgold neu vergoldet.[4] Außerdem wurden der Fußgängertunnel und die umgebenen Torhäuser von 1939, die Bronzereliefs, das Glasmosaik, die vergoldeten Kanonenrohre, der Treppenaufgang sowie die Sandsteinsäule und die Viktoria selbst aufwendig saniert. Ein neues Lichtkonzept zeigt sie nachts mit beleuchteter Rundhalle und Reliefs. Nach der Wiedereröffnung ist sie seit dem 21. Mai 2011 wieder für Besucher begehbar, weiterhin nur über Stufen.[5] Seit Oktober 2011 sind an den vier Torhäusern zweisprachige Infotafeln zur Geschichte des Denkmals aufgestellt. Im Fußgängertunnel sind die Granittafeln angebracht, die bis 1987 die Relieffelder verschlossen haben, sowie eine interaktive Lichtinstallation.

Ähnliche Konstruktionen

Literatur

  • Reinhard Alings: Die Berliner Siegessäule. Parthas Verlag, 2000, ISBN 3-932529-71-5
  • Reinhard Alings: Monument und Nation. Das Bild vom Nationalstaat im Medium Denkmal – zum Verhältnis von Nation und Staat im deutschen Kaiserreich 1871–1918. In: B. Sösemann (Hrsg.): Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, Bd. 4. Berlin / New York 1996, ISBN 978-3-11-014985-2
  • Matthias Braun: Die Siegessäule. Berlin Edition, Berlin 2000, ISBN 3-8148-0026-5
  • Alexander Markschies: Die Siegessäule, Berlin 2001, ISBN 3-7861-2381-0

Weblinks

 Commons: Berliner Siegessäule – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Von unten nach oben in chronologischer Folge: 1864 dänisch, 1866 österreichisch und 1870 französisch. Viktorias neue Kleider. In: Der Tagesspiegel vom 16. Februar 2010
  2. Lippisches Landesmuseum Detmold: Siehe → Straße der Monumente
  3. Tagesschau-Reportage der Rede von Barack Obama vom 24. Juli 2008 (nicht mehr online verfügbar)
  4. Siegessäule ab März für Sanierung verhüllt
  5. Siegessäule öffnet wieder für Besucher
52.51444444444413.35

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