Berliner Bauakademie

Berliner Bauakademie
Die Berliner Bauakademie von K.F.Schinkel, 1836
Foto von 1888

Die Berliner Bauakademie war eine Berliner Hochschule zur Ausbildung von Baumeistern. In ihr verbanden sich Aufbau und Organisation der modernen Bauverwaltung mit der Frage einer angemessenen Ausbildung des dazu notwendigen Beamtenstamms. Sie wurde am 18. März 1799 von König Friedrich Wilhelm III. gegründet und 1801 dem Oberbaudepartement als Abteilung ein- und räumlich angegliedert. Seit Mitte der 1990er Jahre werden Pläne für den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie und deren spätere Nutzung diskutiert.

Lage der Bauakademie

Inhaltsverzeichnis

Die Entstehung der Bauakademie

Die Bauakademie entstand aus der baulichen Fakultät der Berliner Akademie der Künste, die unter dem Kurfürsten Friedrich III. bereits am 20. März 1699 gegründet wurde. Im Rahmen dieser Fakultät wurden jedoch in erster Linie die ästhetischen Elemente der Baukunst betont, der technische Teil fand so gut wie keine Behandlung. Es wurden dort folgende Themen behandelt:

  • Der Begriff der Wissenschaft und ihre Eintheilung
  • Literatur der Baukunst
  • Zweckmäßige Einrichtung der Gebäude mit Hinsicht auf die Eigenthümlichkeiten des Landes und des Klimas
  • Construktion der Gebäude in Hinsicht auf Dauer und Stabilität
  • Decoration der Gebäude

Die Kenntnisse, welche die Schüler hieraus gewinnen konnten, wurden bis 1773 als ausreichend erachtet, als unter der Regierung Friedrichs des Großen von allen zukünftigen Baubeamten eine Ausbildung in allen zur Baukunst gehörenden Disziplinen verlangt wurde. Die Lehre der technischen Aspekte der Baukunst wurde zunächst von Mitgliedern des Oberbaudepartements übernommen, wobei folgende Inhalte behandelt wurden: Land- und Feldmeßkunst, Mechanik, Hydrostatik, Hydraulik, Aerometrie, sowie Civil- und Wasserbaukunst. Im Jahre 1790 wurde ebenfalls eine architektonische Klasse eingerichtet, deren Leitung dem Oberhofbaurat Friedrich Becherer übertragen wurde. Diese Klasse behandelte die „Construktion und Veranschlagung der Stadtgebäude, die Geschichte und den guten Geschmack in der Baukunst und architektonisches Zeichnen“.

Wiederum jedoch wurden die Lehre der technischen Baukunst nicht unterrichtet und um diese Situation grundsätzlich zu verändern, wurde seitens des Oberbaudepartements beschlossen, eine gänzlich neue Lehranstalt für die allgemeine Baukunst einzurichten. Die geheimen Oberbauräte Johann Albert Eytelwein, David Gilly und Heinrich August Riedel (Riedel sen.) wurden mit den Planungsarbeiten betraut und schlugen vor, dass die an der Kunstakademie bestehende architektonische Lehranstalt zu einer Bauunterrichtsanstalt mit dem Namen „Bauakademie“ umgeändert werden sollte. Nach verschiedenen Änderungen wurde der Plan durch Friedrich Wilhelm III. mit der Order vom 18. März 1799 genehmigt. An der Spitze der neuen königlichen Bauakademie standen die vier o. a. Oberhofbauräte, die sich im Direktoriumsvorsitz jährlich abwechselten. Der Auftrag der Anstalt wurde wie folgt beschrieben: „Publicandum wegen der vorläufigen Einrichtung der von Seiner Majestät höchstselbst gestifteten allgemeinen Bauunterrichtsanstalt; der Zweck der Anstalt sei die theoretische und praktische Bildung tüchtiger Feldmesser und Baumeister.“

Von den Unterrichtsfächern übernahm Friedrich Becherer die Konstruktion, Johann Albert Eytelwein die Mechanik und Hydraulik, Heinrich August Riedel den Deichbau und David Gilly den Schleusen-, Brücken-, Hafen- und Wegebau. Als Lehrer wurden weiter eingestellt Heinrich Gentz für Stadtbaukunst, Riedel jun. für ökonomische Baukunst, Aloys Hirt für Geschichte der Baukunst, Friedrich Gilly für Optik, Perspektive und Zeichnen, sowie Paul Ludwig Simon für die Bauphysik. Der Unterricht begann am 21. April 1799.

1878 vereinigte sich die Bauakademie mit dem Gewerbeinstitut zur Technischen Hochschule Charlottenburg, aus der die Technische Universität Berlin hervorging.

Die Gebäude der Bauakademie

„Bauakademie“, Gemälde von Eduard Gaertner, 1868
Das Treppenhaus nach Umbau 1873/74, Foto von 1911

Nach provisorischer Unterkunft Unter den Linden neben dem Hotel „Stadt Rom“ bezog die Bauakademie mit dem Oberbaudepartement 1800 die zweite und dritte Etage der dazu umgebauten Münze am Werderschen Markt. 1806 erfolgte der Umzug in das Thielsche Haus in der Zimmerstraße/Ecke Charlottenstraße. Erst 1832–1836 wurde der Neubau auf dem alten Packhof zwischen Kupfergraben und Friedrichwerderscher Kirche nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel realisiert. Dieser enthielt auch Schinkels Dienstwohnung. Die Bauausführung lag bei Emil Flaminius. Das Stützenraster hatte in jeder Richtung acht Achsen mit 5,55 m Abstand. Die Vormauerung aus roten, unverputzten Backsteinen bestand teilweise auch aus Terrakotta-Schmuckfeldern.

Die ursprüngliche Nutzung bestand aus Läden im Erdgeschoss, Lehr- und Bibliotheksräumen der Oberbaudeputation und der Königlich Preußischen Bauschule (Bauakademie) im ersten und zweiten Obergeschoss sowie der Dienstwohnung des Leiters im zweiten Geschoss. Ferner gab es ein Aktenarchiv unter dem Dach.

In Schinkels Wohnung im zweiten Obergeschoss der Berliner Bauakademie war 1844 bis 1873 das erste Schinkelmuseum eingerichtet. Ab 1884 wurde die Bauakademie nicht mehr als Architekturschule genutzt. Für nahezu 50 Jahre (1885–1933) wurde die Bauakademie der Sitz der „Königlich Preussischen Messbild-Anstalt“, die 1921 in „Staatliche Bildstelle“ umbenannt wurde. Diese Institution im Kultusministerium war die weltweit erste Stelle, die sich professionell mit der Photogrammetrie befasste. Unter ihrem Direktor Albrecht Meydenbauer konnten bis 1920 etwa 20.000 Glas-Negative im Format 30x30cm und 40x40cm von Bauwerken in In- und Ausland zusammengetragen werden, der Grundstock eines photogrammetrischen Denkmäler-Archives. Das Gebäude wurde auch für andere Zwecke, so für das Meteorologische Institut der Universität, ab 1920 für die Hochschule für Politik und ab 1940 für ihre Nachfolge-Einrichtungen Auslandswissenschaftliche Fakultät und Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut genutzt.

Nach einem Bombenangriff im Februar 1945 brannte das Gebäude aus. Nach anfänglichen Wiederaufbauarbeiten in den 1950er Jahren wurde am 1. Januar 1951 von Walter Ulbricht die „Deutsche Bauakademie“ mit Sitz in dem wieder zu nutzenden Gebäude gegründet. Am 21. November 1953 wurde nach der Instandsetzung des Rohbaus das Richtfest gefeiert. Allerdings wurde dann ein Stillstand des Innenausbaus beschlossen.

Außenministerium der DDR, 1995/96 abgerissen (Foto: 1972)

Mit dem 1958 ausgeschriebenen Ideenwettbewerb der DDR zur „Sozialistischen Umgestaltung des Stadtzentrums“ wurde auf Beschluss des Leitungskollektivs zum Aufbau des Stadtzentrum am 13. März 1962 die Bauakademie abgebrochen, um Platz zu schaffen für die Errichtung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR im Jahr 1966. Die wertvollen baulichen Bestandteile der Bauakademie wurden zum Zwecke der Wiedererrichtung geborgen und auf dem Gelände Französische Straße Ecke Kurstraße eingelagert.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Ministerium in den Jahren 1995 und 1996 wieder abgerissen, und seither gibt es Bestrebungen, die Bauakademie nach Schinkels Vorbild wiederzuerrichten. Der Bildungsverein Bautechnik errichtete 2002 die nordöstliche Ecke der Bauakademie die sogenannte Musterfassade. Die Musterfassade fußt auf einem Projekt von Herrn Dipl.-Ing. Horst Draheim, das Bestandteil einer Ausstellung des Fördervereins Bauakademie in einer Simulation der Bauakademie sein sollte. Das Ausstellungsvorhaben ließ sich jedoch nicht realisieren. An der Errichtung der Musterfassade wirkten Lehrlinge aus Bauberufen und Künstler mit. Seit dem Sommer 2004 wird eine rekonstruierte Ansicht des Gebäudes durch ein Gerüst mit vorgehängten und bedruckten Planen – ähnlich wie 1993/1994 bei der Werbung zur Wiederherstellung des Stadtschlosses der Hohenzollern – veranschaulicht. 2005 entstand im Innern des Gerüsts ein Musterraum. Wiederaufbauinitiativen hatten jedoch bislang keinen Erfolg. Die Kosten für den Wiederaufbau werden von den Vereinen (Internationale Bauakademie Berlin e. V. und Förderverein für die Schinkelsche Bauakademie) in einer Spannbreite von 15/20 Mio. Euro bis 48 Mio. Euro angegeben. Die Größenordnung von 15/20 Mio. Euro fußt angabegemäß auf einem „nutzbaren Rohbau“. Es wird davon ausgegangen, dass Nutzer die Kosten des Weiterbaus übernehmen. Der Fachbereich Architektur und Gebäudetechnik der Beuth Hochschule für Technik Berlin führte im Sommersemester 2011 den Masterstudiengang Kostenplanung und Kostensteuerung dargestellt am Beispiel der Bauakademie durch. Grundlage ist ein historischer Wiederaufbau der Bauakademie unter Berücksichtigung heutiger Anforderungen. Die Kostengröße, die vom Förderverein Bauakademie ermittelt wurde, wird im Wesentlichen bestätigt.

Wiederaufbau

Seit dem Abriss des DDR-Außenministeriums an dieser Stelle wird über den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie und deren spätere Nutzung diskutiert. Der im Jahr 1994 gegründete Förderverein Bauakademie legte den Vorschlag vor, die Bauakademie in originalgetreuer Rekonstruktion der historischen Fassade und einem sich an der Nutzung orientierenden Innenausbau bei Beachtung der ursprünglichen Proportionen inkl. Raster wiederaufzubauen. Zur Nutzung wurde vorgeschlagen, im Rahmen eines Internationalen Innovations-, Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Konferenzzentrums die neu zu begründende Institution Bauakademie als international ausgerichteter Ort der Wissensvermittlung in den interdisziplinären Gebieten des Bauens zu betreiben. Für den Wiederaufbau und die Nutzung hat der Förderverein Bauakademie im Februar 2011 eine Stiftung gegründet, an der sich jedermann beteiligen kann.

Der auf Initiative der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Staatlichen Museen Berlin im Jahr 2001 gegründete Verein Internationale Bauakademie Berlin e.V. (IBB) verfolgt das Anliegen einer Interessenbündelung mit dem Ziel, ein Kompetenzzentrum für Architektur aufzubauen, an welchem beispielsweise Ausstellungen, Konferenzen und Vorträge zu Fragen des Städtebaus, der Baukunst etc. durchgeführt werden sollen.

Die Musterfassade – die originalgetreue Kopie der Nord-Ost-Ecke der Bauakademie – wurde in den Jahren 1999/2002 vom Bildungsverein Bautechnik im Rahmen einer Lehrbaustelle errichtet. Namhafte Bildhauer wirkten bei der Nachbildung von Formsteinen und Terrakotten mit. Die Musterfassade der Bauakademie beruht auf einer Idee, Projektentwicklung und Entwurfsplanung (1992–1999) von Dipl.-Ing. Horst Draheim. Die Musterfassade wurde im Jahr 2004 in die Schaufassade, eine Imagination des Gebäudes mit Hilfe von Gerüsten und bedruckten Kunststofffolien, integriert. Die Schaufassade, die auf einem nicht umgesetzten Projekt des Fördervereins Bauakademie beruht, wurde vom Verein Internationale Bauakademie Berlin errichtet. Darüber hinaus entstand innerhalb der Schaufassade nach dem Vorbild eines Raums aus dem ehemaligen ersten Geschoss der so genannte Rote Saal, der bis auf weiteres für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden kann.

Ende September 2008 startete der Liegenschaftsfonds Berlin ein Bieterverfahren zum Wiederaufbau der Bauakademie mit diversen Bedingungen. Dazu gehörte, die Bauakademie in historischer Form wiederaufzubauen und den überwiegenden Teil der Flächen kostenlos einer zu gründenden Akademie für Architektur und Städtebau zu überlassen. Die Bedingungen erwiesen sich jedoch als nicht umsetzbar. Das Verfahren wurde Anfang 2010 abgebrochen, weil kein Angebot vorgelegen hat, das den Ausschreibungsbedingungen entsprach. Der Vorgang wurde in die zuständigen Ausschüsse des Berliner Abgeordnetenhauses verwiesen. Der Berliner Senat hat nach wie vor Interesse am Wiederaufbau der Bauakademie, jedoch will sich das Land weiterhin nicht finanziell beteiligen. Mit Verweisen auf die preußische Historie der Bauakademie und deren Bedeutung für die Berliner Mitte wird in der Berliner Öffentlichkeit zunehmend ein Überdenken dieser Position gefordert.

Schinkelplatz, 2008

Ab Spätsommer 2007 wurde der Schinkelplatz weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Die Arbeiten wurden im Oktober 2008 fertiggestellt.

Siehe auch

Literatur

  • Emil Flaminius: Über den Bau des Hauses der allgemeinen Bauschule in Berlin. In: Allgemeine Bauzeitung, Jahrgang 1836, Nr. 3.
  • Nany Wiegand-Hoffmann: Karl Friedrich Schinkel. Bauakademie. Essays. BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2003.
  • Aufsatzband Mythos Bauakademie: Die Schinkelsche Bauakademie und ihre Bedeutung für die Mitte Berlins. [www.schinkelsche-bauakademie.de / Veröffentlichungen]
  • Ausstellungskatalog Mythos Bauakademie: Die Schinkelsche Bauakademie und ihre Bedeutung für die Mitte Berlins. Förderverein Bauakademie e. V.

Weblinks

 Commons: Bauakademie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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