Bergkirche Heinsheim

Bergkirche Heinsheim
Die Bergkirche in Heinsheim

Die Bergkirche in Heinsheim (heute Ortsteil von Bad Rappenau) im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg ist ein im 10. Jahrhundert erstmals erwähntes Sakralgebäude, das weithin sichtbar auf einem Höhenzug oberhalb des im Neckartal gelegenen Ortes und nahe bei Burg Ehrenberg liegt. In der Kirche befinden sich mehrere historische Grabdenkmale der Herren von Ehrenberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bergkirche

Die erste Erwähnung der Heinsheimer Bergkirche erfolgte im Cartularium Wormatiense, einer frühen Auflistung der Besitztümer des Bistums Worms, in einer zwischen 950 und 973 entstandenen Urkunde, mit der Bischof Hanno dem Burggrafen Burghard zehn Bauernhöfe und die Kirche in Heinsheim übertrug. Die dem Hl. Hilarius geweihte Kirche ist jedoch vermutlich bereits im 7. oder 8. Jahrhundert entstanden und damit eine der ältesten Landkirchen in Südwestdeutschland. Archäologische Funde (Reste von Inschriftensteinen und Scherben) bezeugen die Nutzung des Kirchbergs bereits zur Zeit der Römer und dann wieder ab dem 7./8. Jahrhundert.

Der Wormser Bischof Crudolfus war um das Jahr 600 missionarisch am unteren Neckar tätig. Auf ihn soll das Kloster St. Peter in Bad Wimpfen zurückgehen, das vom König einen sich zwischen Wimpfen, Neckarmühlbach, Helmstadt und Kirchardt erstreckenden Immunitätsbezirk erhielt, der in der Wimpfener Immunitätsurkunde von 856 bestätigt wurde. Heinsheim, das auf eine alte fränkische Siedlung zurückgeht, liegt innerhalb dieses Immunitätsbezirks und erhielt im Zuge der fränkischen Missionierung im 7. oder 8. Jahrhundert auf dem Kirchberg, wo eine zu Taufzwecken u. ä. günstige Quelle entspringt, wohl eine erste hölzerne Kapelle. Später entstand ein niedriger einschiffiger Steinbau mit flacher Decke und schmalen schlitzförmigen Fenstern, die bei der Einführung des Fensterglases im Neckarraum um 1300 vergrößert und verglast wurden. Der Turm wurde 1250 in seiner jetzigen Form errichtet und später um Fenster ergänzt. Das Kirchenschiff wurde 1374 umgestaltet bzw. teilweise neu erbaut.

Die oberhalb der Siedlung gelegene Kirche wurde mit massiven Wehrmauern umgeben. Schießscharten in den Mauern sowie die massive wehrhafte Ausführung des Kirchturms kennzeichnen die Anlage als ehemalige Wehrkirche.

Vom hohen Mittelalter bis zum Erlöschen der Herren von Ehrenberg 1647 war die Kirche Hauptkirche und Grablege dieses niederen Adelsgeschlechts, die auch teilweise in der Kirche beigesetzt sind, wovon zahlreiche historische Grabplatten und Grabmale zeugen. Um die Kirche herum befand sich der ursprüngliche Heinsheimer Friedhof, der jedoch 1777 zugunsten eines leichter erreichbaren neuen Friedhofs am Ortsrand im Tal aufgegeben wurde.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach renoviert und umgestaltet. Die heutige Holzdecke stammt aus der Zeit um 1800. 1957 wurden die Wand- und Deckenfresken im Chorraum freigelegt, die teils aus der Zeit der Erbauung des Turms um 1250 stammen. Bei einer weiteren Innenrenovierung 1963 wurde das Fresko an der Nordwand entdeckt und freigelegt. Die Außenfassade wurde letztmals 1988 renoviert.

Die Kirche wird von der evangelischen Kirchengemeinde im Wechsel mit der Schlosskapelle in Heinsheim für Gottesdienste genutzt.

Beschreibung

Osthälfte: Chor und Taufkapelle (links)
Ausmalung des Chorgewölbes

Die Bergkirche ist eine Chorturmkirche. Das einschiffige Langhaus ist nach Osten zum im Sockelgeschoss des Turms befindlichen Chor ausgerichtet. Der Triumphbogen zum Chorraum und dessen Gewölberippen stammen noch aus frühgotischer Zeit. Die Deckengemälde um 1250 zeigen die traditionellen vier Evangelistensymbole, die Seitenwände weisen (durch mehrfache Umbauten der Fensternischen teilweise zerstörte) Darstellungen des Jüngsten Gerichts sowie einen Christus mit Schutzmantel und Apostelfiguren um 1300 auf. Die Rückwand wurde um 1500 mit Darstellungen des Hl. Hilarius und Maximus in Bischofstracht versehen, die von kleineren Darstellungen von auf ihren Wappen knienden Ehrenbergschen Rittern und Spruchbändern umgeben sind. An der Nordwand des Chors befindet sich ein Sakramentshaus. Der Altar ist ein schlichter Steinaltar, darüber ein hölzernes Kruzifix.

Kruzifix über dem Altar im Turmchor

Links vom Chor befindet sich eine schmuckvolle gotische Taufkapelle mit zwei handgeschnitzten Christusköpfen aus Basalt und einem alten Taufstein. Einst soll diese Taufkapelle, die von einem eigenen Gewölbe überspannt ist, auch einen Johannesaltar enthalten haben.

Das große Fresko an der Nordwand des Langhauses zeigt den Hl. Christophorus und ist um 1280 entstanden, es wurde erst 1963 wiederentdeckt und freigelegt.

Westseite des Langhauses mit Orgelempore, links das Ehrenberg-Grabmal

An der Südwand befindet sich ein großes, steinernes, figurenreiches Grabdenkmal für Johann Heinrich von Ehrenberg († 1584), das ihn mit seiner Frau Margarethe geb. Echter von Mespelbrunn († 1611), die das Grabmal gestiftet hat, und acht Kindern kniend vor dem gekreuzigten Jesus zeigt. Im Turmchor sind weitere historische Grabdenkmäler aufgestellt.

Auf der vergleichsweise neuen, einstöckigen hölzernen Empore, die an der westlichen Giebelseite eingezogen ist, befindet sich ein altes Orgelgehäuse von 1889, in das 1979 eine neue Orgel eingebaut wurde.

Trockenmauer aus historischen Grabsteinen

Die Bergkirche bildet mit dem benachbarten, 1898 erneuerten Brunnenhaus, der hinter der Kirche befindlichen historischen Grablege der Freiherren von Racknitz, der teils aus alten Grabsteinen gesetzten Trockenmauer des Eingangsbereichs sowie dem benachbarten historischen Pfarrhaus ein markantes und durch seine Berglage weithin im Neckartal sichtbares Ensemble.

Literatur

  • Gustav Neuwirth: Geschichte der Stadt Bad Rappenau. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 1978
  • Hans-Heinz Hartmann: Die Heinsheimer Bergkirche – Vom Kultplatz zur Wehrkirche. In: Bad Rappenauer Heimatbote, 19. Jahrgang 2009, Nr. 20

Weblinks

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