Berggeschrey

Berggeschrey

Unter Berggeschrey oder Berggeschrei versteht man eine schnell umlaufende Kunde reicher Erzfunde[1], die zur raschen Entwicklung eines Bergbaurevieres führte, wie zu Beginn des Silbererz-Bergbaus im Erzgebirge. Dieser ist in mancher Hinsicht mit dem Goldrausch in Nordamerika vergleichbar.

Inhaltsverzeichnis

Erstes Berggeschrey

Darstellung des historischen Bergbaus auf dem Annaberger Bergaltar von 1522

Schon im Zuge der ersten Besiedlung gab es kleinere Zinn-, Eisen- und Kupferfunde.

Als aber 1168 reiche Silberfunde im Raum Freiberg bekannt wurden, lösten diese das Erste Berggeschrey aus. Schnell kamen auf die Kunde vom Silberreichtum Bergleute, Händler, Köhler und Vagabunden in dieses damals unwirtliche Gebiet. „Wo eyn man ercz suchen will, das meg her thun mit rechte“ hatte der Markgraf von Meißen, Inhaber des Bergnutzungsrechtes (Bergregal), den ins Land strömenden Siedlern zugestanden. Um die Bergleute, welche größtenteils aus dem Harz stammten, anzusiedeln, wurden sie von Feudalabgaben an Grundherren befreit und konnten sich so ganz ihrer Arbeit widmen. Eine direkte Steuer mussten sie jedoch in Form des Bergzehnten an den Landesherrn entrichten.

Zweites oder Großes Berggeschrey

Die Suche nach Erz dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte bis in die Kammlagen des Erzgebirges aus. Dreihundert Jahre nach dem Ersten Berggeschrey wurden ergiebige Silbererzvorkommen 1470 in Schneeberg[2] und 1491/92 am Schreckenberg im heutigen Annaberg-Buchholz entdeckt. Von dieser Kunde ging das Zweite Berggeschrey aus, das als das Große Berggeschrey bekannter ist. Rege Bergbautätigkeit und der damit verbundene Zuzug von Menschen aus anderen Regionen dehnten sich auf das ganze Erzgebirge aus. Schon Ende des 15. Jahrhunderts war es wesentlich dichter besiedelt als vorher. In dieser Zeit entstanden die Bergstädte Jáchymov (Sankt Joachimsthal), Annaberg, Buchholz, Schneeberg oder Marienberg.

„Drittes Berggeschrei“

Teile der Altstadt von Johanngeorgenstadt wurden ab 1953 aufgrund von Bodensenkungen abgerissen und aufgeforstet

Fast achthundert Jahre nach dem ersten Berggeschrey brach in den Nachkriegsjahren ab 1946 mit der Uranerzförderung durch die SDAG Wismut noch einmal eine mit Goldgräberstimmung vergleichbare Aktivität im Erzgebirge aus. In Folge des rasanten und rücksichtslosen Aufschwungs stieg die Einwohnerzahl in einigen Orten (siehe z. B. Johanngeorgenstadt) erneut stark an. Vor allem in der Anfangszeit des Wismut-Bergbaus gab es dabei erhebliche Belastungen für die Umwelt, Vernichtung historischer Ortskerne und Infrastruktur (z.B. Kurhaus und Anlagen des ehemals international sehr bekannten Radiumbades Schlema) sowie schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die damaligen Wismut-Kumpel.

Außer Silber und Uran wurden im Erzgebirge auch Zinn, Eisen, Kupfer, Arsen, Blei, Cobalt, Nickel, Bismut (Wismut), Wolfram sowie Zink abgebaut.

Nachwendezeit

Mit der politischen Wende wurde nach 1990 der Bergbaubetrieb der SDAG Wismut komplett eingestellt. Damit fiel unvermittelt der größte Arbeitgeber und wichtigste Wirtschaftsfaktor der Region weg. Der Grubenbetrieb des Kalkwerkes im gleichnamigen Lengefelder Ortsteil Kalkwerk ist heute das letzte mit Schachtförderung arbeitende Bergwerk Sachsens auf der Nordseite des Erzgebirges. Die gesamte „Montanregion Erzgebirge“ mit ihren oberirdischen Bergbauzeugnissen, Schaubergwerken, Technischen Denkmälern, Bergbaulehrpfaden und den Traditionen der Einheimischen sind Zeugnisse dieser drei prägenden Epochen des Erzbergbaus.

Einzelnachweise

  1. Geschrei 1 c) im Deutschen Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm, Hirzel, Leipzig 1854-1960, Bd. 5, Sp. 3965
  2. Zwickauer Stadtchronik

Literatur

  • Siegfried Sieber: Zur Geschichte des erzgebirgischen Bergbaues. Wilhelm-Knapp-Verlag, Halle (Saale) 1954, S. 135.

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