Šiauliai

Šiauliai
Šiauliai
Wappen
Wappen
Staat: Litauen Litauen
Bezirk (ab 1994): Siauliai County flag.png Šiauliai
Koordinaten: 55° 56′ N, 23° 19′ O55.92805555555623.315151Koordinaten: 55° 56′ N, 23° 19′ O
Höhe: 151 m. ü. NN
Fläche (Ort): 81,13 km²
 
Einwohner (Ort): 126.215 (2009)
Bevölkerungsdichte: 1.556 Einwohner je km²
Zeitzone: EET (UTC+2)
Telefonvorwahl: (+370) 41
Postleitzahl: 7600-7999
Kfz-Kennzeichen: S
 
Status: Stadtgemeinde
 
Webpräsenz:
Šiauliai (Litauen)
Šiauliai
Šiauliai
Šiauliai
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Quelle: Lithuanian Hydrometeorological Service
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Šiauliai
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Max. Temperatur (°C) −2,6 −1,7 2,8 10,1 17,3 20,7 21,7 21,2 16,3 10,5 4,0 −0,2 Ø 10
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Niederschlag (mm) 33 24 32 38 47 60 74 77 60 53 58 44 Σ 600
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Statue des goldenen Jungen (Auksinis Berniukas) mit der das Stadtbild prägende Kirche "Peter und Paul" im Hintergrund

Šiauliai anhören?/i (deutsch (veraltet): Schaulen), ist eine Großstadt und Stadtgemeinde im Norden Litauens, Sitz der umgebenden Rajongemeinde Šiauliai und die Hauptstadt des Bezirks Šiauliai, ein bedeutender Wirtschaftsstandort, Verkehrsknotenpunkt und Sitz einer Universität und eines katholischen Bistums.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Šiauliai liegt etwa 190 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Vilnius und rund 120 Kilometer südwestlich der lettischen Landeshauptstadt Riga.

Geschichte

13. bis 19. Jahrhundert

In Chroniken des Schwertritterordens wird Šiauliai bereits im 13. Jahrhundert als Soule, Saulia und Saulen erwähnt. Als Gründungsdatum der Stadt gilt der 22. September 1236, der Tag der sogenannten Sonnenschlacht (litauisch Saulės mūšis), an dem litauisch-samaitische Verbände einem Heer unter Führung des livländischen Schwertritterordens nahe der heutigen Stadt eine vernichtende Niederlage zufügten. In den beiden folgenden Jahrhunderten galt Šiauliai als der Hauptort des „Sonnenlandes“, wie die Gegend damals genannt wurde.

Das Jahr 1445 ist als das Entstehungsjahr der ersten Holzkirche im Stadtzentrum überliefert, die 1625 durch den heutigen Backsteinbau ersetzt wurde. 1589 wurde Šiauliai mit dem Magdeburger Stadtrecht bewidmet und diente als Verwaltungszentrum eines Gebietes (litauisch Didieji Šiauliai), das ein königliches Landgut mit 6000 Bauernhöfen und benachbarten Siedlungen wie Joniškis, Radviliškis und Meškuičiai umfasste.[1]

Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurde Šiauliai mehrmals durch Großbrände verwüstet; Plünderungen durch schwedische Truppen, der Ausbruch einer Pestepidemie und eine erneute Plünderung durch Soldaten der napoleonischen Armee im Jahr 1812 wirkten sich ebenfalls negativ auf die Entwicklung der Stadt aus. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam der Stadt als Verwaltungszentrum für dreizehn Distrikte der Umgebung dennoch eine bedeutende politische Rolle zu.

Mit der Ansiedlung schlesischer Weber im späten 18. Jahrhundert wurde Šiauliai zu einem Zentrum der Textilindustrie. Der Bau einer Straßenverbindung zwischen St. Petersburg und Königsberg 1839 und der Eisenbahnlinie zwischen Liepāja (Libau) und Kaišiadorys, die jeweils durch die Stadt verliefen, förderte die Entstehung weiterer Industriezweige und den Aufstieg Šiauliais zu einer bedeutenden Handelsstadt und dem Wirtschaftszentrum Nordlitauens.

Die letzte große Brandkatastrophe des Jahres 1872 markiert das Ende der bis dahin vorherrschenden Holzarchitektur in Šiauliai. Dem raschen Wiederaufbau folgte die Errichtung weiterer Industriebetriebe der Seiden-, Woll-, Leder-, Zigaretten- und Schokoladenindustrie. Zudem entstanden Bierbrauereien. 1897 war Šiauliai mit mehr als 16.000 Einwohnern bereits die zweitgrößte Stadt Litauens nach Kaunas. Mit einem jüdischen Bevölkerungsanteil von 56,4% im Jahr 1909 galt Šiauliai daneben als ein bedeutendes jüdisches Zentrum.[2]

Das frühe 20. Jahrhundert

Zerstörungen des Ersten Weltkrieges

Während des Ersten Weltkrieges waren Šiauliai und seine Umgebung zwischen April und Juni 1915 Schauplatz heftiger Gefechte. Am 17. April wurden das historische Stadtzentrum und etwa 85 Prozent aller Gebäude im Stadtgebiet durch die Kriegshandlungen verwüstet. In der Folge besetzten deutsche Truppen Šiauliai.

Die Zeit nach dem Krieg und der Unabhängigkeitserklärung Litauens war eine Periode des Wiederaufbaus und wirtschaftlicher Expansion. Neben fünf neuen Leder- und Schuhfabriken entstanden wollverarbeitende und Webereibetriebe, ein Möbelwerk und die Gubernija-Brauerei. Im Jahr 1938 entfielen auf Šiauliai 85 Prozent der litauischen Lederproduktion, 60 Prozent der Schuh-, 75 Prozent der Leinen- und 35 Prozent der Schokoladenerzeugung. Šiauliai blieb auch zwischen den beiden Weltkriegen die zweitgrößte Stadt Litauens.

Der Zweite Weltkrieg

Sowjetische Besetzung

Seit dem 17. Jahrhundert existierte in der Stadt eine jüdische Gemeinde. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in der Stadt über 5.300 Menschen jüdischen Glaubens. Ab dem 10 Oktober 1939 begann die Sowjetunion Litauen zu besetzen. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion und auch auf Litauen am 22. Juni 1941 flohen etwa 1.000 Juden ins Innere der Sowjetunion.

Deutsche Besetzung und Judenverfolgung

Am 26. Juni wurde die Stadt von den Deutschen besetzt und es begann eine Terrorherrschaft. Das fing mit antijüdischen Ausschreitungen an, bei denen in den folgenden zwei Wochen 1.000 jüdische Einwohner von Deutschen und Litauern ermordet wurden. Etwa zur gleichen Zeit wurde eine Zivilverwaltung unter dem Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete eingerichtet. Als dessen Vertreter wurde ein Gebietskommissar - vergleichbar einem deutschen Landrat - für Schaulen ernannt. Es handelte sich um Hans Gewecke. Unter seiner Ägide begann am 25. Juli 1941 die Einrichtung eines Ghettos in den Stadtbezirken Kaukazas und Trakai. Während 1.000 jüdische Einwohner nach Žagarė verschleppt wurden, flüchteten etwa die gleiche Anzahl aus den umliegenden Städten und Ortschaften in das Ghetto der Stadt, so dass Ende 1941 rund 4.500 bis 5.000 Menschen im Ghetto lebten. Bis September 1943 musste die Ghettobevölkerung für die Deutschen Zwangsarbeit leisten, unter anderem beim Bau des Flughafens von Zokniai. Ab September 1943 wurde das Ghetto in ein Konzentrationslager umgewandelt. Am 5. November 1943 fand eine „Säuberungsaktion“ statt, bei der 574 Kinder sowie alte und behinderte Ghettobewohner in ein Vernichtungslager deportiert und dort ermordet wurden.

Als sich im Juli 1944 die Rote Armee der Stadt näherte, wurden die restlichen Bewohner des Ghettos in das KZ Stutthof gebracht, wo die meisten von ihnen ermordet wurden. Etwa 500 jüdische Einwohner von Šiauliai, weniger als 10% der Vorkriegsbevölkerung, überlebten.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Während des Krieges wurde Šiauliai zu achtzig Prozent zerstört. In der Stadt bestand das sowjetische Kriegsgefangenenlager 294 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[3]

Nach 1945 erfolgte der Wiederaufbau als moderne Stadt. Šiauliai ist heute ein wichtiges Verwaltungszentrum. Es existiert auch eine eigene Universität, die Universität Šiauliai.

Stadtbild

Die Stadt ist vorwiegend industriell geprägt. Die Altstadt wurde während des Zweiten Weltkriegs weitestgehend zerstört. Die Straße, an der die meisten Sehenswürdigkeiten und Geschäfte liegen, ist die Vilniaus Gatve - überwiegend eine Fußgängerzone.

Sehenswürdigkeiten

Berg der Kreuze
  • Der Berg der Kreuze (Kryžių kalnas), ein nationales Wahrzeichen Litauens, befindet sich bei Šiauliai.
  • Fotografiemuseum
  • Münster St. Peter und Paul, Kathedrale des Bistum Šiauliai (Šv. apaštalų Petro ir Pauliaus katedra):
  • Außerdem gibt es in Šiauliai drei Kinos und einige sehenswerte Kirchen.

Sport

Der KFK Šiauliai ist der bedeutendste Fußballverein der Stadt.

Städtepartnerschaften

Šiauliai hat Städtepartnerschaften geschlossen mit

Kooperationen

Verkehr

Šiauliai ist Kreuzungspunkt der litauischen Hauptstraßen A 9, A 11 und A 12, ferner der Europastraßen E 77 und E 272.

Der Bahnhof Šiauliai liegt an der 1871 eröffneten Bahnstrecke Kaišiadorys–Liepāja und ist Ausgangspunkt der Bahnstrecke Šiauliai–Jelgava.

Persönlichkeiten

In Šiauliai geboren wurden unter anderem:

Einzelnachweise

  1. Günther Schäfer: Litauen. Bielefeld: Peter Rump 2009, bl. 386
  2. www.siauliai.lt: Die Geschichte der Stadt Šiauliai
  3. Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
  4. Mitteilungsblatt (07/2010) der Stadt Plauen zur beschlossenen Städtepartnerschaft mit Šiauliai. Abgerufen am 20. Juli 2010.

Weblinks

 Commons: Šiauliai – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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