Şanlıurfa

Şanlıurfa

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Şanlıurfa
Wappen von Şanlıurfa
Şanlıurfa (Türkei)
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Basisdaten
Provinz (il): Şanlıurfa
Koordinaten: 37° 9′ N, 38° 48′ O37.15833333333338.791666666667477Koordinaten: 37° 9′ 30″ N, 38° 47′ 30″ O
Höhe: 477 m
Einwohner: 498.111[1] (2010)
Telefonvorwahl: (+90) 414
Postleitzahl: 63 000
Kfz-Kennzeichen: 63
Struktur und Verwaltung (Stand: 2011)
Bürgermeister: Eşref Ahmet Fakıbaba (SP)
Webpräsenz:
Landkreis Şanlıurfa
Einwohner: 732.722[1] (2010)
Fläche: 3.669 km²
Bevölkerungsdichte: 200 Einwohner je km²

Şanlıurfa (arabisch ‏الرها‎, DMG ar-Ruhā, kurdisch Riha, syrisch-aramäisch ܐܘܪܗܝ Urhoy), auch schlicht Urfa genannt, auch unter ihrem antiken Namen Edessa bekannt, ist die Provinzhauptstadt der türkischen Provinz Şanlıurfa und zählt 498.111 Einwohner (Stand Ende Dezember 2010). Die Bevölkerung setzt sich mehrheitlich aus Kurden und Arabern sowie zum kleineren Teil aus Türken zusammen. Die Christen, die einst den größten Teil der Einwohner ausmachten, waren hauptsächlich Aramäer und Armenier.

Inhaltsverzeichnis

Name

Im Syrischen wurde die Stadt ܐܘܪܗܝ / Urhoy genannt. Der seleukidische Herrscher Antiochos IV. Epiphanes benannte sie Antiochia Kallirhoe, Seleukos Nikator schließlich Édessa, nach der makedonischen Stadt gleichen Namens. Als römische Kolonie hieß sie offizielle colonia Aurelia Antonia und colonia Opellia Macriana, später auch Alexandria, doch blieb der Name Edessa in den griechischen und römischen Quellen gebräuchlicher. Noch im Mittelalter war Urfa bei den Franken als Edessa bekannt, während sie syrische Autoren weiter Urhay/Orhay nennen. Diesen Namen übernahmen auch die Osmanen.

1983 wurde der Stadt wie auch der Provinz, die beide bis dahin lediglich Urfa hießen, der Titel şanlı (zu deutsch „ruhmreich“) verliehen. Der Namenszusatz soll nach offizieller Lesart an den Widerstand der Region gegen die französische Besatzung im türkischen Befreiungskrieg erinnern. Als dessen Resultat verschwanden die letzten Reste der christlichen Bevölkerung (Armenier und Aramäer) der Provinz. Gebräuchlicher ist aber bis heute abseits offizieller Dokumente der Name Urfa.

Geographie

Stadtansicht

Şanlıurfa liegt im Südosten der Türkei und ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Geographisch und historisch gehört die Stadt zu Nordmesopotamien

Urfa befindet sich rund 80 km vom Euphrat und 45 km von der türkisch-syrischen Grenze entfernt im Nordwesten einer fruchtbaren Ebene, die im Westen, Norden und Osten von Bergen umschlossen ist. Im Südosten liegt die Ebene von Harran. Drei Bäche durchfliessen die Stadt, Karakoyun, Dschalzak und Siren, wobei der Verlauf des Karakoyun schon in römischer Zeit eine Umlegung erfahren haben muss, wie aus den Stadtkarten von Carsten Niebuhr von 1766 und Helmuth von Moltke von 1838 zu ersehen ist.

Urfa liegt am Kreuzungspunkt alter Handelsstraßen. Eine Ost-Westverbindung, verlief von Persien und Nisibis zu einer Euphratfurt bei Samsat und der Mittelmeerküste, eine Nord-Südverbindung ging vom anatolischen Hochland und Diyarbakir nach Harran und Syrien.

Şanlıurfa
Klimadiagramm (Erklärung)
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Turkish State Meteorological Service
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Şanlıurfa
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 9,7 11,7 16,1 22,0 28,5 34,4 38,5 38,2 33,8 26,9 18,6 11,9 Ø 24,2
Min. Temperatur (°C) 1,8 2,6 5,4 10,0 14,9 20,2 23,9 23,6 19,7 14,2 8,3 3,7 Ø 12,4
Niederschlag (mm) 88,3 71,2 65,3 50,7 26,4 3,2 0,5 0,7 1,1 24,2 45,7 80,0 Σ 457,3
Regentage (d) 14,2 12,5 11,9 10,2 6,6 1,5 0,3 0,2 0,8 5,4 8,7 12,2 Σ 84,5
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Geschichte

Vorgeschichte

In Nähe zur Stadt liegt der Göbekli Tepe mit Tempeln von ca. 9000 v. Chr. (PPNA und PPNB).

Es wird vermutet, dass Urfa identisch ist mit dem hurritischen Urschu, das um 2000 vor Christus in sumerischen, akkadischen und später in hethitischen Keilschrifttexten erwähnt wird. 1370 wurde Urschu von den Hethitern unter Šuppiluliuma I. erobert. Nach dem Ende des Hethiterreiches gehörte Urschu zu Karkemisch.

Antike

Die Stadt wurde von Alexander erobert. Aus machtpolitischen Gründen nahm Seleukos I. eine Neugründung unter dem makedonischen Namen Édessa vor. Das Gründungsdatum wird gewöhnlich als 303 v. Chr. angegeben. Die Stadt hatte ein rechtwinkliges Straßennetz mit viereckigen Mauern und Toren, die nach den Himmelsrichtungen orientiert waren. Der Burgberg lag nur teilweise innerhalb der Stadtmauern.

Nach dem Zerfall des Seleukidenreichs entstand um Edessa das unabhängige arabisch-aramäische Kleinkönigreich Osrhoene, das später aufgrund der angeblichen Taufe des Königs durch den Apostel Tadäius als erstes christliches Reich der Welt galt. Die (teils unhistorische) Liste der Könige findet sich in der Chronik des syrischen Erzbischofs Dionysius von Tellmahre. Die große Mehrheit der heutigen Forscher hält die Berichte über die frühe Christianisierung Edessas aber für eine Legende, die in der Spätantike entstand.

Unter römischer Herrschaft behielt die Stadt zunächst ihre Unabhängigkeit. Pompeius bestätigte Abgar von Edessa nach 67 v. Chr. in seinem Amt. Dieser scheint dann, nach Plutarch, eine wichtige Rolle bei der Niederlage des Crassus 53 v. Chr. gespielt zu haben. (Segal bezweifelt diese Darstellung allerdings.) Danach wurde Edessa mitsamt der Osrhoene ein parthisches Klientelkönigreich unter eigenen Fürsten.

Edessa wurde bekannt durch den angeblich ersten christlichen König Abgar V., der laut der Legende durch seinen Sekretär Hannan mit Jesus Christus korrespondierte und mit der ersten christlichen Ikone, dem Bild mit dem strahlenden Gesicht Jesus in Zusammenhang gebracht wird. Diese (unhistorische) Legende entstand irgendwann nach dem 4. Jahrhundert und erlangte eine sehr weite Verbreitung. Erstmals im 6. Jahrhundert ist die Variante belegt, Jesus habe Abgar nicht nur ein heiliges Abbild von sich selbst geschickt, sondern auch einen Brief, in dem er dem König garantiert habe, Edessa werde niemals von Feinden erobert werden (s. u.).

Als Kaiser Trajan 114 in Antiochia weilte, brachte ihm der König von Edessa, ebenfalls mit Namen Abgar, Geschenke, darunter über 200 Pferde. Aber schon 116 fiel Abgar von den Römern ab, und die Stadt wurde zerstört. Trajans Nachfolger Hadrian musste das Gebiet wieder räumen und setzte einen parthischen Prinzen als Herrscher über Edessa ein. 165 rebellierte die Stadt gegen die Parther und öffnete römischen Truppen die Tore, der Herrscher wurde römischer Klient.

Edessa hatte lange mit dem Kult des Mondgottes Sin im nahen Harran konkurriert. Bedeutend war die Verehrung der Göttin Taratha. In einem Gesetzbuch aus der Schule von Bar Daisan aus dem 3. Jahrhundert wird berichtet, dass sich in Syrien und Edessa die Männer zu Ehren von Taratha kastrierten. Unter dem toleranten König Abgar VIII. (167-212) wurden aber vermutlich die ersten christlichen Kirchen gebaut.

194 rebellierte Edessa gegen die Römer und wurde von Kaiser Septimius Severus unterworfen. Abgar IX. (212-214) folgte noch kurzfristig seinem Vorgänger auf den Thron. Der neue Kaiser Caracalla ließ ihn jedoch absetzen und töten, beendete die Herrschaft der edessenischen Könige und machte die Stadt 214 zur römischen colonia und zur Hauptstadt der Provinz Osrhoene. Es scheint jedoch auch weiter Lokalfürsten gegeben zu haben; so siedelte ein edessenischer Phylarch namens Abgar 243 mit seiner Familie nach Rom über.

Die angeblichen Gebeine des heiligen Thomas (Mar Tuma) wurden laut späterer Tradition um 233 n. Chr. in die Stadt gebracht und in der Hauptkirche bestattet.

Im Jahre 260 wurden die Römer unter Valerian durch die persischen Sassaniden unter Schapur I. in der Nähe von Edessa besiegt, der Kaiser geriet in Gefangenschaft.

Spätantike

Das spätantike Edessa war weiter Statthaltersitz, besaß eine Münzprägestätte, hatte eine weltoffene Oberschicht und war ein Zentrum für den Karawanenfernhandel mit Luxusgütern. So gab es seit alter Zeit Handelsbeziehungen zwischen Edessa und Indien. Hier kam es daher in besonderem Maße zu Kulturkontakten zwischen Orient und Okzident, und die stark befestigte Stadt blühte auch wirtschaftlich.

Während der Spätantike war Edessa ein wichtiges religiöses und intellektuelles Zentrum für den syrisch-römischen Osten, auch wenn die „Perserschule von Edessa“ 489 auf Druck des römischen Kaisers Zenon geschlossen wurde (die Dozenten wanderten ins im persischen Sassanidenreich liegende Nisibis aus). Vor allem im 6. Jahrhundert war die Stadt dann zwischen Oströmern und Persern schwer umkämpft; in dieser Zeit wurde auch die Abgar-Legende, die bereits 200 Jahre zuvor Eusebius von Caesarea erwähnt hatte, ausgestaltet und das die Stadt schützende angeblich Bild Christi erstmals erwähnt. 544 scheiterte eine großangelegte Belagerung durch den persischen Sassanidenkönig Chosrau I.. Schon 525 waren weite Teile der Stadt zerstört worden, als der Fluss Daisan über die Ufer trat. Kaiser Justinian ließ daraufhin umfangreiche Baumaßnahmen durchführen, weshalb die stark befestigte Stadt den Persern oft widerstehen konnte, bevor sie unter Chosrau II. um 608 schließlich doch erobert wurde.

Mittelalter

630 gaben die Perser Edessa an die Oströmer/Byzantiner zurück. Doch schon im Jahr 638 fiel die Stadt - ungeachtet der Versprechen der Abgar-Legende - in die Hände der arabischen Muslime; damit endete die antike Geschichte des Ortes. Erst 1052 fiel Edessa wieder an Byzanz. Doch nach 1071 ergriff der armenische Abenteurer Abu-Kab die Herrschaft, ihm folgte sein Sohn Vasil. Nach dessen Tode konnte der ehemalige byzantinische Kuropalates Philaretus Brachamius die Stadt einnehmen. Thoros, ein Offizier des Philaretus Brachamius, trat um 1090 seine Nachfolge an. Dieser konnte Angriffen der Seldschuken standhalten, rief aber 1097 Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzugs zu Hilfe und adoptierte schließlich deren Grafen Balduin von Boulogne. Als Thoros 1098 ermordet wurde, übernahmen die Kreuzfahrer die Herrschaft und machten die Stadt zur Hauptstadt der Grafschaft Edessa. Ab dem Jahre 1144 wurde Edessa wiederholt von den Seldschuken aus Aleppo erobert, geplündert und schließlich 1147 vollständig zerstört. Die Zerschlagung des Kreuzfahrerstaates Edessa sollte der Anlass für den letztlich erfolglosen Zweiten Kreuzzug sein.

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt von den Mongolen und schließlich von den Mamelucken erobert.

Neuzeit

1637 wurde Edessa vom Osmanischen Reich erobert und endgültig in Urfa umbenannt. Zu dieser Zeit war die Stadt ein Handelszentrum für Baumwolle, Leder und Juwelen. 1830 geriet die Stadt kurzzeitig unter die Kontrolle des ägyptischen Gouverneurs Muhammad Ali Pascha.

1895, nach den Pogromen gegen Armenier und die Syrischen Christen durch spezielle Einheiten des Sultans, die sogenannten Hamidiye, im Süden und Osten Anatoliens, baute Johannes Lepsius in der Stadt mehrere karitative Einrichtungen für die Überlebenden der Pogrome auf, die ab 1903 von der dänischen Missionarin Karen Jeppe geleitet wurden, die sich während des Ersten Weltkrieges einen Namen als Retterin zahlreicher armenischer Flüchtlingskinder vor dem Genozid machte. 1917 verließ Jeppe krankheitsbedingt die Türkei und setzte ihre Arbeit 1921 als offizielle Beauftragte des Völkerbundes im benachbarten Syrien fort. 1915 wurde das armenische Viertel durch türkische Artillerie unter deutscher Führung zerstört.[2] Die Besetzung Urfas durch die Briten im März 1919 brachte ein halbes Jahr friedlichen, raschen Wiederaufbau. Deren Ablösung durch französische Truppen war bereits von Unwillensäußerungen der Muslime begleitet. Diese wurden dann von den türkisch-nationalistischen Streitkräften aus dem Gebiet vertrieben.

Gründungsmythen

Als Gründer der Stadt nennt Ephraim der Syrer, der Orhay mit dem biblischen Erech gleichsetzt, den assyrischen König Nimrod. Dies wird unter anderem durch Isidor von Sevilla aufgegriffen. Jakob von Edessa setzte Nimrod dann mit Ninos, dem Sohn des Belos gleich, der bei Diodor als der Gründer Ninivehs erwähnt wird. Der Zitadellenberg Urfas heißt auch Thron des Nimrod. Bar Hebraeus nennt Henoch, „den die Griechen Hermes Trismegistos nennen“, als Gründer der Stadt. Nach anderer syrischer Tradition wurde Urfa durch Orhay, den Sohn der Schlange (Hewya) gegründet.

Museum

Die Idee, in Şanlıurfa ein Museum zu eröffnen, ist erstmals im Jahre 1948 entstanden. Nachdem die vorhandenen Schätze längere Zeit in der Atatürk-Grundschule gelagert wurden, wurde für die Gründung eines Museum erste Initiative gezeigt. Im Jahr 1956 wurde in der Şehit-Nüsret-Grundschule für das Museum ein Platz bereitgestellt, und die Werke wurden dort gelagert. Mit der Zeit vermehrten sich die Kulturgegenstände, was zum Platzmangel in der Schule führte. Daher wurde beschlossen, einen Museumsgebäude zu errichten.

Im Jahr 1965 fing man im Gebiet Şehitlik mevkii auf einer Fläche von 1500 m² an, das Museum zu bauen. Nach dem Bau und Fertigstellung der Ausstellungssäle wurde das Şanlıurfa-Museum 1969 für die Besucher eröffnet.

Es wurde geplant, Rettungsausgrabungen unter dem Wasserspiegel des Atatürk-Staudammes, Birecik-Staudammes und Kargamış-Staudammes vorzunehmen. Ab 1987 wurden unter dem Atatürk-Staudamm Rettungsausgrabungen durchgeführt. Seit 1995 ist das Museum an den Grabungen am Göbekli Tepe beteiligt.

Nachdem bei den Ausgrabungen in der Region gefundenen Werke an das Şanlıurfa-Museum übergeben wurden, wurden die Lager und Ausstellungssäle des Museums ungenügend. Um die historischen Werke ordnungsgemäß aufzubewahren, wurde es unumgänglich, zusätzliche Lager und Ausstellungssäle zu bauen. Nach der erforderlichen Verstaatlichung der Museumsumgebung wurde mit den Bauarbeiten der Lager- und Ausstellungssaalerweiterungen angefangen.

In dem zusätzlich gebauten Gebäude wurden im Erdgeschoss und im ersten Geschoss drei archäologische Säle, ein ethnografischer Saal, Verwaltungsbereiche, Konferenz- und Ausstellungssäle und eine Bücherei eingerichtet. Im Kellergeschoss hat man Lager, Labor und Fotolabor eingerichtet.

Religion

Teich des Abraham mit heiligen Karpfen an der Halil-Rahman-Moschee

Şanlıurfa ist die fünftheiligste Stätte des Islam und ein bedeutender Wallfahrtsort, denn hier sollen Abraham (Ibrahim) und Ijob (Eyyub) gelebt haben. Entsprechend islamischer Tradition wurde Abraham hier geboren, seine angebliche Geburtshöhle wird verehrt und ist eine wichtige Pilgerstätte. So wird Şanlıurfa auch mit der alttestamentlichen Stadt Ur in Verbindung gebracht.

Eine zentrale Stätte des islamischen Wallfahrtsortes Şanlıurfa ist die Halil-Rahman-Moschee und der zum Komplex gehörende Teich des Abraham mit heiligen und unantastbaren Karpfen. Die Legende besagt, dass Gott Abraham, der auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte, errettete, indem er das Feuer in Wasser verwandelte und Glutbrocken zu Karpfen wurden.

Die christliche Gemeinde von Edessa hat stets beansprucht, besonders alt und ehrwürdig zu sein. Nach der (historisch sehr fragwürdigen) Taufe des Königs Abgar V. Ukama und vieler Bewohner seiner Reiches wurden, so heißt es, die ersten christlichen Kirchen in Edessa gebaut. Abgar V. soll auch angeordnet haben, dass jedem, der sich zu Ehren von Taratha kastrierte, die Hand abgeschnitten werde, worauf diese Sitte erlosch. Aus dieser Zeit soll auch das Mandylion stammen, ein Tuch, das ein Abbild Christi zeigt und dem König laut der Legende von Jesus selbst zugesandt wurde. Dieses Bild, das im 6. Jahrhundert erstmals historisch fassbar wird und damals nach Konstantinopel gebracht wurde, gilt manchen als die erste christliche Ikone. Nach einer anderen christlicher Tradition war der Apostel Thomas, einer der Jünger Jesu, Gründer der syrischen Kirche in Edessa. Laut dieser Tradition wurden seine Gebeine aus Parthien oder Indien nach Edessa überführt und dort bestattet. Ibas von Edessa ließ für seine Reliquien eine Kirche erbauen.

Schule von Edessa

Der erste bedeutende christliche Autor in syrisch-aramäischer Sprache war Bardesanes von Edessa (2. oder 3. Jahrhundert), auf den das Buch der Gesetze der Länder zurückgeht. Edessa entwickelte sich früh zu einem Zentrum theologischer Gelehrsamkeit. Insbesondere die syrische/aramäische Christenheit hatte in dieser Stadt mit ihrer berühmten theologischen Schule ein bedeutendes Zentrum. Einer von vielen berühmten Lehrern war Ephräm der Syrer. Die Stadt war ein Zentrum für melkitische (chalkedonensische), jakobitische (monophysitische) und nestorianische (ostsyrische) Christen, in der zeitweise mehrere Bischöfe nebeneinander amtierten. Einer der berühmtesten war der Geschichtsschreiber Jakob von Edessa († 708); geboren wurde hier auch der Melkit Theodor Abū Qurra († um 830), einer der frühesten christlichen Denker in arabischer Sprache.

Im 4. und 5. Jahrhundert war Edessa ein bedeutendes Zentrum des nestorianischen Christentums und ging dann durch Mar Ephrem den Syrer zum Glauben und den Lehren der syrischen Kirche über. Die Schule von Edessa blühte, so dass viele bekannte Lehrer der syrischen Kirchen dort lernten und lehrten wie die bekannten Dichter Jacob von Serugh, Mar Narsai und der Bischof und Dichter Mar Rabbula. Im fünften Jahrhundert war Edessa unter Bischof Ibas von Edessa († 457), Sitz der der theologischen Schule von Edessa, die unter Kaiser Zenon 489 geschlossen wurde.

Bekannte Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Jakob Künzler: Im Lande des Blutes und der Tränen. Erlebnisse in Mesopotamien während des Weltkrieges (1914–1918). 2. Auflage. Chronos, Zürich 2004, ISBN 3-905313-06-5 (Augenzeugenbericht über den Völkermord an den Armeniern des Schweizer Laienmissionars und Leiters eines Spitals in Urfa, der 1899–1922 in Urfa arbeitete).
  • J. B. Segal: Edessa. The Blessed City. Clarendon Press, Oxford 1970, 2005, ISBN 1-59333-193-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 26. November 2009
  2. David Gaunt: Massacres, Resistance, Protectors: Muslim-Christian Relations in Eastern Anatolia During World War I. Gorgias Press, Piscataway (New Jersey) 2006. ISBN 1-59333-301-3, S. 267

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