Łęczyca

Łęczyca
Łęczyca
Wappen von Łęczyca
Łęczyca (Polen)
Łęczyca
Łęczyca
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Łódź
Landkreis: Łęczyca
Fläche: 8,9 km²
Geographische Lage: 52° 3′ N, 19° 12′ O52.0519.2Koordinaten: 52° 3′ 0″ N, 19° 12′ 0″ O
Einwohner:

15.113
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 99-100
Telefonvorwahl: (+48) 24
Kfz-Kennzeichen: ELE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DanzigKatowice
KutnoŁódź
Nächster int. Flughafen: Łódź
Gemeinde
Gemeindeart: Stadtgemeinde
Fläche: 8,9 km²
Einwohner:

15.113
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 1698 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 1004011
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Andrzej Olszewski
Adresse: ul. Konopnickiej 14
99-100 Łęczyca
Webpräsenz: www.leczyca.um.gov.pl

Łęczyca [wɛnˈtʃɨtsa] (deutsch Lenczyca oder Lentschitza, 1939–45 Lentschütz, Lateinisch: Lancicia) ist eine Kreisstadt mit etwa 15.000 Einwohnern in Mittelpolen (Woiwodschaft Łódź) und liegt am Fluss Bzura 40 Kilometer nördlich von Łódź und 130 Kilometer westlich von Warschau, genau an der Grenze der Großpolnischen und der Masowischen Niederung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gebiet um Łęczyca war schon im 6. Jahrhundert besiedelt, die damalige Siedlung lag aber nicht auf dem Gebiete der heutigen Stadt, sondern bei einer herzoglichen Burg (deren Reste, genannt Schwedenschanze, bis heute erhalten sind) auf dem Gelände des Dorfes Tum östlich von der heutigen Stadt, das von großen Sümpfen umgeben war. Łęczyca war damals höchstwahrscheinlich die Hauptstadt eines heidnischen Stammesfürstentums. Nach der Einführung des Christentums unter Mieszko I. wurde die Stadt Sitz einer von sieben Kastellaneien, die den polnischen Staat bildeten. Bereits im 10. Jahrhundert gründete man in Łęczyca eine Benediktiner-Abtei.

Nach dem Tode des Herzogs Bolesław III. Schiefmund zerfiel Polen in viele kleine Fürstentümer; die nominelle Hauptstadt Krakau lag weit von Zentralpolen und war heftig umkämpft durch Fürsten-Fehden. Die kirchlichen Behörden wählten daher Łęczyca zum Tagungsort der Synoden, die immer im Sommer stattfanden (insgesamt 30 bis zum 17. Jahrhundert). Die erste Synode fand im Jahr 1180 statt. Die Stadt kann daher mit Recht behaupten, Polens sommerliche Hauptstadt gewesen zu sein.

Das Schloss in Łęczyca

Im Jahre 1263 zerfiel das Herzogtum Łęczyca in zwei Kleinstaaten, die Fürstentümer Łęczyca und Sieradz. Im Jahre 1267 erhielt Łęczyca das Stadtrecht vom Herzog Leszek II. dem Schwarzen. Eine große Blüte der Stadt kam aber erst unter Leszeks Neffen, dem letzten Piastenkönig, Kasimir III. dem Großen, der die bis heute existierende feste Burg und die Stadtmauer erbauen ließ. Auch König Władysław II. Jagiełło förderte die Stadt und machte sie zum Ort der Tagungen des Sejm.

Den Niedergang brachte der Stadt die schwedische Invasion des Königs Karl X. Gustav: Die Stadt und die Burg brannten nieder. Danach sank Łęczyca zu einer Ackerbürger-Stadt herab. Infolge der zweiten Teilung Polens kam die Stadt 1793 an das Königreich Preußen und wurde zur Festung ausgebaut. Nach Beginn des Großpolnischen Aufstands zog die preußische Garnison am 7. November 1806 kampflos ab und Łęczyca fiel 1807 an das Herzogtum Warschau.

Einen bescheidenen Aufschwung erlebte Łęczyca in den ersten Jahren Kongresspolens, dessen Regierung die Stadt zu einem Zentrum der Textilindustrie machen wollte und viele Fachleute (Weber und andere Handwerker) aus Schlesien ermunterte, sich in der Stadt niederzulassen. Łęczyca wurde aber aus unbekannten Gründen (wahrscheinlich wegen des ungesunden Klimas, denn die großen Sümpfe, die die Stadt umgaben, wurden erst um 1900 trockengelegt) nie ein größerer Industrieort wie die benachbarte Stadt Zgierz, sondern blieb eine Stadt der Ackerbürger und Händler. Von etwa 9000 Einwohnern, die die Stadt 1914 zählte, waren je ein Drittel Polen, Deutsche (darunter polnische deutschstämmige Evangelische, die die russischen Behörden als Deutsche betrachteten) und Juden. Von deutschen Truppen der 9. Armee im Dezember 1914 eingenommen, war Łęczyca kurze Zeit Hauptquartier des Befehlshabers dieser Armee, Feldmarschall August von Mackensen. Über die hygienischen Zustände in der Stadt zu dieser Zeit hatte Mackensens Adjutant, Bogdan Graf von Hutten-Czapski wenig Erfreuliches zu erzählen: „Das Städtchen war unglaublich schmutzig, in den Straßen lag der Kehricht meterhoch. Als einziger polnisch sprechender Offizier übernahm ich für einige Tage die Geschäfte des Ortskommandanten und zwang die gesamte Bevölkerung, auch die wohlhabendere jüdische, persönlich den Schmutz abzufahren. Es dauerte lange, bevor wir auf den Grund des Pflasters kamen, und es herrschte eine solche Feuchtigkeit auf den Straßen, dass ich Bretter legen lassen musste, damit man einigermaßen trockenen Fußes in die Häuser gelangen konnte. Die sanitären Zustände in der Stadt und im ganzen Gebiet der 9. Armee waren entsetzlich. Es herrschten Ruhr, Fleckentyphus und Blattern.

Auch im Zweiten Weltkrieg war die Stadt Schauplatz von Kriegshandlungen, z.B. der großen Schlacht an der Bzura Anfang September 1939.

Während der deutschen Besatzung 1939–1945 wurde die Stadt dem Wartheland einverleibt und war die nominelle Hauptstadt des Landkreises Lentschütz, die Kreisbehörden saßen aber in Ozorków. Nach der Vertreibung der örtlichen Juden wurden in der Stadt und dem Kreise viele deutsche Familien aus dem Baltikum und aus Wolhynien angesiedelt (für welche die NS-Behörden um 1941 eine moderne Wohnsiedlung in der Nähe des Bahnhofs erbauten), wovon noch viele Gräber auf dem evangelischen Friedhof zeugen. Im Jahre 1945, nach dem Kriegsende, gab es in der Stadt nur etwa 30 deutschstämmige evangelische Personen, um 1980 nur fünf. Die schöne hölzerne evangelische Kirche, um 1850 erbaut, wurde um 1980 wegen Baufälligkeit abgerissen.

In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen zaghafte Versuche, Industrie in der Stadt anzusiedeln. Das Ergebnis war, dass eine neueröffnete Zellulose-Fabrik den Fluss Bzura völlig verseuchte, der Gestank in der Stadt war unerträglich. Erst um 1980 wurden adäquate Reinigungsanlagen eingesetzt.

Um 1960 entdeckte man auf ehemaligem Sumpfgelände gegenüber dem evangelischen Friedhof Lager von nicht so hochwertigem Eisenerz, die man etwa 20 Jahre lang ausbeutete. Die ehemalige „Königliche Stadt Łęczyca“, wie sie sich auch heute stolz nennt, sollte zu einer „Sozialistischen Bergarbeiter- und Hüttenstadt“ werden. Für diese Bergleute errichtete man Plattenbauten, welches wohl die einzige Bautätigkeit in der Stadt seit 1941 war, das Parteihaus der KP am Ring (von 1952) ausgenommen. Nach etwa 20 Jahren war es aus mit der Herrlichkeit, Spuren der Umweltzerstörung gibt es aber noch heute. Sogar der Friedhof ist unterhöhlt.

Politik

Wappen

Das Stadtwappen von Łęczyca zeigt eine rote Stadtmauer mit drei Türmen, die auf einer grünen Wiese steht. Im Mittelturm stößt ein schwarz gekleideter Trompeter in ein goldenes Horn. Auf der goldenen Bekränzung der Nebentürme sitzen zwei schwarze Raben.

Sehenswürdigkeiten

Die romanische Kirche in Tum
  • Schloss (gotisch, 14.–16. Jahrhundert);
  • Kollegialkirche in Tum (romanisch, 1161), die größte romanische Kirche in Polen;
  • Bernhardiner – Kirche und Kloster, Barock, 1630;
  • Stadtpfarrkirche zum Heiligen Apostel Andreas, gotisch und barock, gegründet 1432;
  • Ehemalige Dominikaner – Kirche mit Kloster, gotisch, 13. Jahrhundert (seit 1806 Gefängnis);
  • Evangelischer Friedhof (gegr. um 1825), mit deutschen Soldatengräbern aus dem Ersten Weltkrieg und Gräbern der deutschen Siedler aus der Zeit des Warthelandes;
  • Katholischer Friedhof, mit Gräbern von deutschen und russischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und Gräbern (632) von polnischen Soldaten aus dem Jahr 1939.

Verweise

Literatur

  • Bogdan Graf von Hutten-Czapski, Sechzig Jahre Politik und Gesellschaft, 1–2, Berlin 1936

Weblinks

 Commons: Łęczyca – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 16. Juli 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 16. Juli 2011.

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