Östlicher Hintertaunus

Östlicher Hintertaunus

Als Hintertaunus wird innerhalb des Mittelgebirges Taunus (Haupteinheitengruppe 30) das Gebiet bzw. der Naturraum nördlich des Hohen Taunus (301), bezeichnet. Es dehnt sich im Westen bis zum Rhein, im Norden bis hin zur Lahn und im Osten bis zur Wetterau aus und gliedert sich in den Westlichen Hintertaunus (Haupteinheit 304), die Idsteiner Senke (303) und den Östlichen Hintertaunus (302).

Naturräumliche Gliederung des Taunus

Inhaltsverzeichnis

Naturräumliche Gliederung

Vom Kammzug des Hohen Taunus, fällt der Hintertaunus als Gebirgsteil, allmählich in Form einer zum Lahntal abgedachten Hochfläche ab. Wenn von der langsam zum Lahntal absinkenden Rumpffläche gesprochen wird, so sind die zwischen den Tälern liegenden Hochflächen gemeint, die in erdgeschichtlicher Vergangenheit einst eine zusammenhängende flachwellige Fastebene bildeten. Der Hintertaunus wird durch die Idsteiner Senke, die sich bis zum Lahntal hin in das Limburger Becken erweitert, in den Westlichen- und Östlichen Hintertaunus zerteilt. Im nördlichen Bereich wird die Idsteiner Senke auch als Goldener Grund bezeichnet.


Westlicher Hintertaunus

Bodennebel im Hintertaunus

Die alte Rumpffläche des Westlichen Hintertaunus zeigt sich einheitlicher als die des Östlichen Hintertaunus. Die Landschaft besteht aus gewellten Hochflächen, die von Nordwesten nach Südosten von 200 auf 550 m ü. NN. ansteigen. Diese Hochflächen liegen nordwestlich des Hauptkammes in der Regel in einer Höhenlage von 350 bis 450 Meter. Im Osten liegt die Katzenelenbogener Hochfläche (300 bis 400 Meter ü. NN), im Süden schließt sich an die Nastätter Mulde die Zorner Hochfläche (400 bis 520 Meter ü. NN) an. Diese ist ein Gegenstück zur linksrheinischen Hunsrückhochfläche. Die ehemalige Rumpffläche ist durch die Gewässer des Westlichen Hintertaunus stark in Riedel, Kuppen und Rücken zerlegt. Die Wisper und Aar mit ihren Nebenflüsse haben sich im Westlichen Hintertaunus tief die Rumpfläche eingeschnitten und ein dichtes Talnetz erzeugt. Besonders an den Randbereichen ist die Landschaft stark bewaldet, im zentralen Bereich befindet sich mehr Offenland zwischen den vereinzelten Waldflächen. Die Bachtäler werden als Grünland genutzt, ansonsten beschränkt sich die landwirtschaftliche Nutzung auf den Ackerbau.

Die höchsten Erhebungen sind der Mappershainer Kopf mit 548 Meter ü. NN und der Grauer Kopf mit 543 Meter ü. NN.

Synonym wird der Begriff Untertaunus verwendet.

Taunuslandschaft bei Hettenhain und Born, oberhalb des Aartals (Westlicher Hintertaunus)

Naturräumliche Untergliederung

Der Westliche Hintertaunus gliedert sich in folgende Untereinheiten:[1][2]

  • 304 Westlicher Hintertaunus
    • 304.0 Wispertaunus
    • 304.1 Westlicher Aartaunus
    • 304.2 Bad Schwalbach-Hohensteiner Aartal
    • 304.3 Östlicher Aartaunus
    • 304.4 Oberaarmulde
    • 304.5 Zorner Hochfläche
    • 304.6 Mittelrheintaunus
    • 304.7 Unterlahnhöhen
    • 304.8 Nastätter Mulde
    • 304.9 Katzenelnbogener Hochfläche
      • 304.90 Dörsbach/Mühlbach-Wasserscheide
      • 304.91 Unteres Dörsbach-Tiefenbach-Gebiet
      • 304.92 Zentrale Katzenelnbogener Hochfläche
      • 304.93 Schiesheimer Aartalweitung

Idsteiner Senke

Die Idsteiner Senke ist eine in Süd-Nord-Richtung verlaufende, 3 bis 4 km breite Grabensenke, die den (dort vergleichsweise niedrigen und eher kuppigen) Taunuskamm nördlich des Eppsteiner Horstes mit dem Limburger Becken verbindet und den Westlichen Hintertaunus vom Östlichen trennt. Sie folgt im Norden dem Oberlauf des Flusses Emsbach, im westlichen Süden dem Quellverlauf dessen Nebenflusses Wörsbach sowie im östlichen Süden dem Emsbach-Nebenfluss Schlabach und wird westlich in etwa von der A3 zwischen dem Taunuskamm unmittelbar südlich der namensgebenden Stadt Idstein und dem Eintritt ins Limburger Becken bei Selters begrenzt.

In der Idsteiner Senke hat aufwändige Landschaftsarchäologie mindestens 66 sogenannte bandkeramische Häuser nachgewiesen: sie zeigen, wie erste sesshafte Ackerbauern in Hessen vor rund 7500 Jahren lebten.

Blick über den Goldenen Grund von Westen zum Taunus (Östlicher Hintertaunus und Hochtaunus), links, mittlerer Bildrand die A3, vorne Dauborn

Der die Nordhälfte einnehmende, waldfreie Goldene Grund, der dem Oberlauf des Emsbaches folgt, steht als südliche Verlängerung des Limburger Beckens diesem ökologisch sehr nah und wird in analoger Weise als Ackerlandschaft genutzt. Der Goldene Grund der Idsteiner Senke liegt auf einer Höhe von 150 bis 250 Meter Höhe. Das Beckenklima ist in der Leelage am Ostrand des Rheinischen Schiefergebirges trocken warm. An der Nordgrenze zwischen Ober- und Niederselters finden sich Mineralquellen.

Die Südhälfte wird durch den zentralen Idsteiner Wald in den westlichen Idsteiner Grund am Oberlauf des Wörsbach es und den östlichen Escher Grund, der dem Lauf des Flusses Schlabach bis zu seiner Mündung in den Emsbach bei Esch folgt.

Naturräumliche Untergliederung

Der Idsteiner Senke gliedert sich in folgende Untereinheiten: [1]

  • 303 Idsteiner Senke
    • 303.0 Goldener Grund
    • 303.1 Idsteiner Grund
    • 303.2 Escher Grund
    • 303.3 Idsteiner Wald

Östlicher Hintertaunus

Blick vom Großen Feldberg nach Nord-West auf Oberreifenberg

Der Östliche Hintertaunus ist durch mehrere von NW nach SO verlaufende Verwerfungen stärker in Schollen gegliedert. Den größten Flächenanteil im Naturpark Hochtaunus nehmen die sanft zur Lahn hin abdachenden Hochflächen ein. Sie sind leicht gewellt, lassen jedoch in den Quellbereichen der Bäche noch die alten zusammenhängenden Hochflächen aus der Tertiärzeit erahnen. Je weiter sich die Seitenbäche von ihren Quellen entfernen und den Hauptvorflutern von Weil, Emsbach, Usa und Erlenbach zustreben, je mehr werden diese Flächen zergliedert und zerteilt und treten als Hügel und geschwungene Bergrücken in Erscheinung. Die Hochflächen liegen in der Regel zwischen 350 und 450 Meter Höhe. Zum Lahntal hin senken sie sich auf 200 bis 300 Meter Höhe ab. Der Pferdskopfscholle, ist ein von Nordnordwest nach Südsüdost verlaufender Rücken in 510 bis 663 Meter Höhe. Östlich der Pferdskopf-Scholle schließt mit einer deutlichen Verwerfung das Usinger Becken von 260 bis 360 Meter Höhe an, welches auch im Vergleich zu den umgrenzenden Schollen stark eingesunken und weniger bergig erscheint. Umgebende Schollen, die sich durch steile Hänge von der Tiefscholle absetzen, überragen das Becken um mehrere 100 m. Das Usinger Becken wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt und von den bewaldeten Höhen umrahmt.
Die höchsten Erhebungen sind der Weilsberg mit 701 Meter ü. NN und der Pferdskopf mit 663 Meter ü. NN.

Eschbacher Klippen im Usinger Becken (Östlicher Hintertaunus)

Überfliegt man diese Gebiete mit dem Flugzeug, so erblickt man auf den nach Norden schräggestellten Hochflächen die Dörfer. Sie tauchen wie Rodungsinseln aus dem Wald auf, mit dem die Fluren sehr stark verzahnt sind. Dadurch ergibt sich ein außerordentlich abwechslungsreiches Landschaftsbild. Die Waldverteilung, vorwiegend Laubwald (mit Buchendominanz), ist großflächig, dominiert jedoch im Westen. Der Wald dominiert mit ca. 50 % gegenüber anderen Nutzungsformen. Das Grünland ist bandförmig zerstreut, vor allem in den Tälern und um die Ortschaften. Typisch sind die Streuobstwiesen an den Ortsrändern und die schmalen Wiesentäler und Quellfluren. Der Ackerbau wird meistens gehäuft auf Schöffengrund und auf Rodungsinseln auf mittleren bis großen Schlägen betrieben, wobei die Flächen viel strukturärmer sind, wie im Goldenen Grund.

Im Östliche Hintertaunus kam es zu keinen tiefen Spaltenbildungen wie in dem mineralwasserreichen Vordertaunus. Hier wurden die Spalten mit Schwerspat und Gangquarz ausgefüllt. Bei Usingen liefert der Quarz Material für die Spezialglasherstellung, und bei Eschbach blieb die ehemalige Quarzfüllung als ca. 93 m lange und 6-11 m hohe Klippe stehen.

Taunuslandschaft bei Haintchen (Östlicher Hintertaunus)

Naturräumliche Untergliederung

Der Östliche Hintertaunus gliedert sich in folgende Untereinheiten: [1]

  • 302 Östlicher Hintertaunus
    • 302.0 Wetzlarer Hintertaunus
    • 302.1 Weilburger Hintertaunus (mit Edelsberger Platte)
    • 302.2 Bodenroder Kuppen
    • 302.3 Hasselbacher Hintertaunus
    • 302.4 Münster-Maibach-Schwelle
    • 302.5 Usinger Becken
    • 302.6 Pferdskopf-Taunus
    • 302.7 Steinfischbacher Hintertaunus

Der Östliche Hintertaunus war noch bis nach dem Ersten Weltkrieg - vom städtischen Vordertaunus gesehen - das Gebiet » hinter den Hecken «, wohltuender war schon die Landschaftsbezeichnung » Buchfinkenland «. Man formulierte auch zwischen Scherz und Ernst: » Hier, Wanderer, laß den Mut nicht sinken, hier kommst du in das Land der Finken «.

Klima

Feldbergblick von Wehrheim im Usinger Becken (Östlicher Hintertaunus)

Klimatisch gesehen ist das Gebiet des Hintertaunus kälter und regenreicher als der südliche gelegene Vordertaunus. Es herrscht ein kühlfeuchtes Mittelgebirgsklima.
Der Jahresdurchschnittsniederschlag liegt an den Ausläufern an der Lahn bei 600 bis 650 mm. In südlicher Richtung auf den Höchflächen in Richtung des Taunushauptkamms, bei 650 bis 750 mm. Im Pferdskopf-Taunus können hingegen Werte zwischen 800 und 900 mm auftreten. In der Idsteiner Senke, bzw. Goldenen Grund bei 590 mm.
Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt auf den Hochflächen bei 7 bis 9 °C. Von Süden nach Norden zu den Ausfläufern an der Lahn steigt diese Temperatur. Dagegen liegen sie auf der durch die Weil und ihre Nebenbäche stark zertalten Feldberg-Pferdskopf-Scholle bei 6 bis 7 °C. In der Idsteiner Senke, bzw. Goldenen Grund bei 8,5 bis 9 °C.

Südliche Luftströmungen (meteorologisches Hoch) werden durch den Taunushauptkamm gebremst und werden in der „Rhein-Mainischen-Tiefebene“ zurückgehalten oder kommen nur in abgeschwächter Form über den Taunushauptkamm. Dagegen werden die stets feuchtkalten Winde (meteorologisches Tief) aus westlicher bzw. nordwestlicher Richtung durch ihn im Hintertaunus zurückgehalten und prägen so das Klima. Nur bei sogenannten Schwachwetterlagen (ca. 45% jährlich) bildet sich ein Lokalklima aus und dafür sind dann sogenannte Klimaschneisen wichtig, damit die Region um Frankfurt und Bad Homburg von den Hangab- und Talabwinden profitieren und damit eine Portion Frischluft aus dem Taunus erhalten kann.

Naturparks

Im landschaftlich vielfältigen Hintertaunus liegen insgesamt drei Naturparks. Der Naturpark Hochtaunus beinhaltet den östlichen Hintertaunus und erstreckt sich nördlich bis hin zum Lahntalgebiet bei Weilburg. Im Nordwesten umfasst der Naturpark Nassau Teile des Westlichen Hintertaunus, während der Naturpark Rhein-Taunus sich im Westen befindet. Dieser Naturpark verläuft teilweise geographisch mit seinen Grenzen, in den östlichen Hintertaunus hinein.

Politische Gliederung

Der Hintertaunus befindet sich im Wesentlichen auf hessischem Territorium, der westliche Teil, also Teile des westlichen Hintertaunus, gehören zu Rheinland-Pfalz. Der Hintertaunus erstreckt sich über die Landkreise Hochtaunuskreis, Limburg-Weilburg, Lahn-Dill-Kreis, Wetteraukreis, Rheingau-Taunus-Kreis und Rhein-Lahn-Kreis.

Städte und Ortschaften im Hintertaunus

Westlicher Hintertaunus


Idsteiner Senke

Von Süd nach Nord liegen folgende Orte in der Idsteiner Senke:

Östlicher Hintertaunus

Literatur

  • Ingrid Berg, Eugen Ernst, Hans-Joachim Galuschka, Gerta Walsh: "Heimat Hochtaunus", Frankfurt am Main 1988 ISBN 3-7829-0375-7
  • Prof. Dr. Eugen Ernst, HB Naturmagazin daußen "Naturpark Hochtaunus", Hamburg 1983
  • Alexander Stahr, Birgit Bender: Der Taunus-Eine Zeitreise, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-510-65224-2

Einzelnachweise

  1. a b c Karte (Taunus & Gießen-Koblenzer Lahntal) und Legende (Taunus) - Achtung: Weblinks ohne Rückweg! - Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie: Die Naturräume Hessens und ihre Haupteinheiten
  2. Naturräumliche Gliederung von Rheinland-Pfalz - Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht - PDF, 1,8 MB

Allgemeine Quellen

Weblinks


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