Östliche Partnerschaft

Östliche Partnerschaft
  • Europäische Union
  • Östliche Partnerländer

Die Östliche Partnerschaft (anfangs in den Medien auch Ost-Partnerschaft genannt) ist ein Projekt im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP), dessen Ziel eine Heranführung der sechs zum Teil benachbarten östlichen Länder Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, Ukraine und Weißrussland an die Europäische Union ist. Die Partnerschaft wurde auf Anregung des polnischen Außenministers Radosław Sikorski mit schwedischer Unterstützung am 26. Mai 2008 beim Rat für Allgemeine Angelegenheiten und Außenbeziehungen in Brüssel beschlossen. Der Gründungsgipfel fand am 7. Mai 2009 in Prag statt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Moldawische Europamarke: 50 Jahre Schuman-Erklärung.

Die Einbindung Osteuropas war ein Schwerpunkt der tschechischen Ratspräsidentschaft 2009. Im Rahmen der Östlichen Partnerschaft sollen die Mittel für die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) verdoppelt werden. Ziel ist es, die sechs ehemaligen Sowjetrepubliken bei politischen und wirtschaftlichen Reformen zu unterstützen. Ihnen wird zollfreier Handel und visafreies Reisen in Aussicht gestellt.

Um die Zusammenarbeit zu vertiefen, sind jährliche Treffen der Außenminister und ein Gipfeltreffen alle zwei Jahre geplant. Auf parlamentarischer Ebene wird die Zusammenarbeit innerhalb der Östlichen Partnerschaft von Euronest unterstützt, einer Versammlung, der Mitglieder des Europäischen Parlaments (EP) und der Parlamente der sechs östlichen Mitgliedstaaten angehören.

Im Gegensatz zur Union für das Mittelmeer, die das Verhältnis der EU zu ihren Nachbarländern im südlichen Mittelmeerraum verbessern soll, gelten die in die Östliche Partnerschaft einbezogenen Länder als mögliche Beitrittskandidaten. („Für ENP-Länder ist eine EU-Mitgliedschaft nicht vorgesehen. Für die Partner in der ‚östlichen Nachbarschaft‘ ist dies prinzipiell möglich.“[2]) Das Abkommen legt daher, ohne eine Entscheidung im Einzelfall vorwegzunehmen, indirekt die zukünftigen Außengrenzen der EU fest. Umstritten ist in diesem Zusammenhang vor allem die Umgangsweise mit dem weißrussischen Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka, der als „letzter Diktator Europas“ gilt.[3]

Russland steht der Östlichen Partnerschaft überwiegend ablehnend gegenüber. Im November 2009 betonte Präsident Medwedew bei einem Besuch in Weißrussland, dass er keinen Sinn in dem Abkommen sehe und alle teilnehmenden Staaten ihm gegenüber geäußert hätten, das ähnlich zu sehen. Außenminister Sergei Lawrow relativierte am 25. November Medwedews Aussage und ergänzte, dass auch Russland sich vorstellen könne, der Östlichen Partnerschaft beizutreten.[4]

Gruppenfoto auf dem Gipfeltreffen in Warschau (2011).

Geschichte

Das erste Außenministertreffen im Rahmen der Östlichen Partnerschaft fand am 8. Dezember 2009 in Brüssel statt. In der Presseerklärung heißt es, dass zu Gunsten der Östlichen Partnerschaft für den Zeitraum bis 2013 zusätzliche finanzielle Hilfe von 350 Millionen Euro bereitgestellt werden, „womit ein Gesamtbetrag von 600 Mio. EUR erreicht wird“.[5] Auf dem Treffen wurde vereinbart, dass 2010 voraussichtlich mit allen beteiligten Ländern, außer Weißrussland, Verhandlungen über Assoziierungsabkommen aufgenommen werden.

Bereits seit September 2008 laufen mit der Ukraine Gespräche für ein Assoziierungsabkommen. Die Verhandlungen sollen 2011 zum Abschluss gebracht werden.[6] Am 12. Januar 2010 wurden in der moldawischen Hauptstadt Chișinău die Assoziierungs-Gespräche mit Moldawien aufgenommen.[7] Im Juli folgten Gespräche in den Hauptstädten von Armenien, Aserbaidschan und Georgien.[8] Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2011 traf sich Georgiens Präsident Micheil Saakaschwili mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Neben der Bitte, einen Dialog mit Russland zu ermöglichen, wollte er zudem eine Beschleunigung des Assoziationsabkommens erreichen.[9]

2011 war Polen der Gastgeber für das reguläre Gipfeltreffen, das vom 29. bis 30. September in Warschau statt fand.[10] Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Menschenrechtsverletzungen in Weißrussland und der Ukraine. Statt mit Präsident Alexander Lukaschenko, der als letzter Diktator Europas gilt, traf sich die deutsche Bundeskanzlerin demonstrativ mit weißrussischen Oppositionellen.[11] Zu Merkels Gesprächspartnern gehörte unter anderem der ehemalige Präsidentschaftskandidat Wladimir Nekljajew.[12]

Literatur

Weblinks

 Commons: Eastern Partnership – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Partnerschaft mit Ex-Sowjetrepubliken besiegelt“ (nicht mehr online verfügbar), Tagesschau, 7. Mai 2009.
  2. „Wo endet Europa?“ (nicht mehr online verfügbar), Tagesschau, 7. Mai 2009.
  3. „EU lädt letzten Diktator Europas ein“, Tagesspiegel, 17. April 2009.
  4. „Lavrov: Russia could join EU Eastern Partnership“, Hurriyet, 25. November 2009.
  5. „Umsetzung der Östlichen Partnerschaft schreitet planmäßig voran“, Pressemitteilung auf europa.eu, 8. Dezember 2009.
  6. RIA Novosti: Assoziationsabkommen EU-Ukraine 2011 erwartet, Zugriff am 18. Februar 2011
  7. „EU und Republik Moldau kommen sich näher“, Deutsche Welle, 14. Januar 2010.
  8. europa.eu: EU nimmt Verhandlungen mit Armenien, Aserbaidschan und Georgien über Assoziierungsabkommen auf, Pressemeldung vom 15. Juli 2010, Zugriff am 18. Februar 2011
  9. Ingrid Müller: Kontakt statt Konfrontation: Georgien hofft auf Merkels Hilfe, Tagesspiegel, 7. Februar 2011, Zugriff am 18. Februar 2011
  10. „Timoschenko-Fall belastet Warschauer Gipfel“, Deutsche Welle, 29. September 2011.
  11. „EU pocht bei Warschauer Gipfel auf Demokratie“, Deutsche Welle, 30. September 2011.
  12. „Merkel trifft weißrussische Opposition vor EU-Gipfel“ (Link nicht mehr abrufbar), Tagesschau, 30. September 2011.

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