Österreichischer Genossenschaftsverband

Österreichischer Genossenschaftsverband

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Österreichischer Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch)
Gründung 1872 (Allgemeiner Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften in Österreich)
Ort Wien 1, Löwelstraße 14
Präsident Werner Eidherr
Geschäftsführer Hans Hofinger (Vorstandsvorsitz)
Mitglieder ~ 60 Bankinstitute, 100 Genossenschaften, 20.800 Personen
Website www.oegv.info

Der Österreichische Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) (ÖGV) ist Interessensvertretung und Revisionsverband der Volksbank Gruppe und von etwa einhundert Waren-, Dienstleistungs-, Konsum- und Produktiv-Genossenschaften, die ihm als Mitglieder angehören.

Der Verband in der Rechtsform eines Vereins wurde 1872 als "Allgemeiner Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften in Österreich" in Wien gegründet.

Die Führung des Verbandes obliegt dem aus vier Personen unter dem Vorsitz von Hans Hofinger bestehenden Verbandsvorstand. Der Verbandsrat, der im Wesentlichen die Aufgaben eines Aufsichtsrats wahrnimmt, besteht aus Mitgliedern der Gruppen "Volksbank" und "Ware und Dienstleistung" und wird von Verbandspräsident Werner Eidherr geleitet.

Inhaltsverzeichnis

Organisation und Profil

Es gibt derzeit 83 genossenschaftliche Betriebe mit ca. 20.800 Mitgliedern (Unternehmer oder Freiberufler).[1]

Die Mitglieder des ÖGV beschäftigen insgesamt 5.000 Mitarbeiter und weisen eine Gesamtbilanzsumme von 29,8 Milliarden Euro auf.

Dem ÖGV ist auch die Sicherungseinrichtung, die bei „Schieflage“ einzelner Institute die Gelder der Anleger sichert, angegliedert. Darüber hinaus gehören dem Verband sowohl Banken als auch im Bereich der Waren-, Dienstleistungs- und Produktivgenossenschaften weitere Mitglieder mit dem Status „außerordentlich“ und „korrespondierend“ an.

Geschichte

Der Vorläufer des heutigen ÖGV war der 1872, also noch vor der Schaffung des österreichischen Genossenschaftsgesetzes von 1873 gegründete Allgemeine Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Erwerbs- und Wirttschaftsgenossenschaften in Österreich. Nach einer turbulenten Gründungsphase und der Vereinigung mit einem etwa gleichzeitig gegründeten konkurrierenden Verband wurde er über Jahrzehnte von den Verbandsanwälten Hermann Ziller (Funktionsperiode 1874-92) und Karl Wrabetz (1892-1919) geprägt.

Ziller und die anderen Verbandsgründer sahen sich dem unbedingten Grundsatz der Selbsthilfe im Sinne von Hermann Schulze-Delitzsch verpflichtet, und diese Tradition blieb auch gewahrt. Ungeachtet der Tatsache, dass noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Staatshilfe vor allem im Bereich der ländlichen Genossenschaften an Bedeutung gewann (was sich in der Zwischenkriegszeit noch verstärken sollte) blieb der Allgemeine Verband auf der Schulze Delitzschen Linie. Dies hatte auch zur Folge, dass sich die politisierten Arbeiterkonsumgenossenschaften zu Anfang des 20. Jahrhunderts vom Allgemeinen Verband lösten und ihren eigenen Prüfungsverband bildeten, wobei die bürgerlichen Konsumgenossenschaften wie der Erste Wiener Consum Verein jedoch weiterhin bis 1933 im Allgemeinen Verband verblieben.

In der Ersten Republik war es dem Verband und seinem Verbandsanwalt Otto Neudörfer besonders angelegen, im eigenen Bereich der gewerblichen Waren- und Kreditgenossenschaften die Verbandseinheit zu erzielen. Dieses unter großen Mühen realisierte Ziel musste unter der NS-Herrschaft durch Zerschlagung in einen alpenländischen und einen donauländischen Verband kurzfristig wieder preisgegeben werden, erst nach 1945 konnte wieder eine ruhige und gedeihliche Entwicklung einsetzen.

Die Leitung des Verbandes

Verbandspräsidenten (ab 1962)

Im Zuge der Strukturreform zu Beginn der 1960er-Jahre wurde der Verbandsausschuss (heute Verbandsrat) geschaffen, dessen Vorsitz der Verbandspräsident führt. Seit 1972 wird der Verbandspräsident vom Verbandstag für die Dauer von fünf Jahren gewählt.

Vorstand (ab 1962)

Der Verband erhielt zu Beginn der 1960er-Jahre eine neue Struktur, wobei neben einem aus drei hauptamtlichen Mitgliedern bestehender Verbandsvorstand ein aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehender Verbandsausschuss eingerichtet wurde. Es wurden 1962 neben der Verbandsanwaltschaft die Vorstandsbereiche für die Kreditgenossenschaften (später Prüfung Kreditgenossenschaften) sowie die Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften geschaffen.[2] 1972 wurde im Hinblick auf die ständig wachsenden Aufgaben in der Satzung die Möglichkeit zur Bestellung eines vierten Vorstandsmitglieds geschaffen.[3]

Vorsitzende des Verbandsvorstandes
Vorstände für den Bereich Kredit (Kreditgenossenschaften bzw. Prüfung Kreditgenossenschaften)
  • Bernd Spohn, Kreditgenossenschaften und Prüfung Kreditgenossenschaften (2001 bis dato)
  • Walter Brandner, Kreditgenossenschaften und Prüfung Kreditgenossenschaften (1985 bis 2001)
  • Walter Brandner, Prüfung (1976 bis 1985)
  • Gerold Piringer, Kreditgenossenschaften (1985)
  • Gerhard Schinko, Kreditgenossenschaften (1979 bis 1984)
  • Paul Störck (1965 bis 1973)
  • Hermann Reihs (1962 bis 1964)
Vorstände für den Bereich Ware (Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften)
  • Margareta Steffel (2001 bis dato)
  • Bernd Spohn (1999 bis 2000)
  • Oskar Wladarsch (1973 bis 1997)
  • Stiglbauer (1968 bis 1972)
  • Erik Wintersberger (1963 bis 1972)
Vorstände für den Bereich Anwaltschaft
  • Hans Hofinger (1985 bis dato)
  • Paul Störck (1974 bis 1984)
  • Erik Wintersberger (1968 bis 1973)
  • Hermann Reihs (amtierender Anwalt 1964 bis 1968)
  • Josef Zahn (1962 bis 1963)
Vorstände für den Bereich Markt
  • Rainer Borns (2001 bis dato)

Ehrenamtlicher Vorstand (bis 1962)

Nach der Wiedererrichtung des Österreichischen Genossenschaftsverbandes nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Leitung des Verbandes durch einen ehrenamtlichen Vorstand und einen hauptamtlichen Verbandsdirektor repräsentiert.

  • Karl Lakowitsch (1946 bis 1961), Vorstandsobmann und anschließend bis 1968 Verbandspräsident
  • Stadler (1945 bis 1961 Vorstandsmitglied und Stellvertreter des Vorstandsobmanns, ab 1961 Ehrenobmann des Verbandes)

Ehrenamtlicher Aufsichtsrat (bis 1955), dann Kontrollausschuss und später Verbandsrat

  • Rudolf Deibl, Abgeordneter zum Landtag und Wiener Gemeinderat (1946)

Verbandsdirektoren und öffentliche Verwalter

  • Josef Zahn (mehrfach interimistisch)
  • Josef Rois öffentlicher Verwalter (1945/1946), Verbandsdirektor (1946 bis 1961)
  • Franz Gild (1942 bis 1946) Alpenländischer Genossenschaftsverband
  • Meinrad Natmeßnig (1938 bis 1941) Alpenländischer Genossenschaftsverband
  • Paul Poindecker (1938 bis 1945), Donauländischer Genossenschaftsverband

Ausschuss-Vorsitzende (Enger Ausschuss, Gesamtausschuss)

Verbandsanwälte (vor 1962)

Literatur

  • Johann Brazda, Robert Schediwy, Tode Todev: Selbsthilfe oder politisierte Wirtschaft. Zur Geschichte des Österreichischen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) 1872–1997, Wien 1997

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.oegv.info
  2. Johann Brazda, Robert Schediwy, Tode Todev: Selbsthilfe oder politisierte Wirtschaft, Zur Geschichte des österreichischen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) 1872 bis 1997, Österreichischer Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch), Hrsg., Wien 1997, S 285ff
  3. Johann Brazda, Robert Schediwy, Tode Todev: Selbsthilfe oder politisierte Wirtschaft, Zur Geschichte des österreichischen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) 1872 bis 1997, Österreichischer Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch), Hrsg., Wien 1997, S 301f

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