Österreichische Post

Österreichische Post
Österreichische Post
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN AT0000APOST4
Gründung 1999
Sitz OsterreichÖsterreich Wien, Österreich
Leitung Georg Pölzl Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiter 27.141 (09/2008) [1]
Umsatz 2.315,7 Mio (2007) [2]
Bilanzsumme 2.058,6 Mio € (2007) [2]
Branche Logistik
Website www.post.at
Österreichische Post, Unternehmenszentrale in Wien
Briefkasten (2005)
Selbstbediengerät in der Postfiliale 1010 Wien
Logo vor den Alpen in Innsbruck

Die Österreichische Post Aktiengesellschaft wurde 1999 rechtlich verselbständigt und ist ein unter der Firmenbuchnummer 180219d beim Handelsgericht Wien registriertes Logistik- und Postunternehmen. Die Österreichische Post Aktiengesellschaft ist mittelbare Rechtsnachfolgerin der Geschäftszweige „Gelbe Post“ und „Postautodienst“ der ehemaligen Österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung. Diese Geschäftszweige sind am 1. Mai 1996 bei der Teilung der Österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung in die so genannte Gelbe Post und in die Telekom Austria entstanden. 2000 wurde der Postautodienst vom Mutterkonzern abgespalten und die Post AG konzentriert sich seitdem auf ihr Kerngeschäft. Im Februar 2002 trat die Universaldienstverordnung in Kraft, die eine flächendeckende Versorgung der Einwohner Österreichs sicherstellen soll.

Ab Mitte 2004 wurde die Privatisierung der Österreichischen Post Aktiengesellschaft diskutiert und in weiterer Folge durchgeführt. Am 16. Mai 2006 startete der Verkauf von 31,5 Millionen Aktien der Österreichischen Post AG zum Emissionskurs von 19 €. Seit 31. Mai notiert die Aktie erstmals an der Wiener Börse, seitdem erreichte die Aktie eine Performance von rund 16 % und hat eine Marktkapitalisierung von über 1,55 Mrd. Euro (Stand 22. April 2009). Die Dividendenrendite dieses Unternehmens ist üblicherweise sehr hoch. Die Post AG ist zu 52,8 % im Besitz der ÖIAG, 5,5 % gehören der Greenlight Capital Group und der Rest ist im Wesentlichen Streubesitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Österreichischen Post AG beginnt mit dem Aufbau des Postwesens in Österreich, ausführlich dargestellt im Artikel: Österreichische Postgeschichte bis 1806.

Ab dem Jahre 1490 bestand die erste standardisierte Postverbindung Europas zwischen Innsbruck und dem belgischen Mechelen. Im Jahre 1722 erklärte Kaiser Karl VI. die Post zum Staatsmonopol, wenig später begann unter Maria Theresia und Josef II. der Postreisedienst durch regelmäßig verkehrende Postkutschen. Bereits 1787 führte der Postmeister Johann Georg Khumer den Poststempel ein.

Mit der Neuordnung des Portoentrichtungssystems 1817 wurden im gleichen Jahr auch die Briefkästen eingerichtet. Die erste österreichische Briefmarke erschien aber erst 33 Jahre später. 1863 wurden auf einer Internationalen Postkonferenz in Paris Richtlinien für den Abschluss internationaler Postverträge verabschiedet, elf Jahre vor der Gründung des Weltpostvereins. Ab 1869 wurden die ersten Postkarten (sogenannte „Correspondenz-Karten“) verschickt.

In den Jahren von 1875 bis 1956 bestand eine Rohrpost in Wien. Im Endausbau verband diese insgesamt 53 Rohrpoststellen auf einer Gesamtlänge von 82,5 Kilometern. Das erste Telefonnetz wurde 1881 in Betrieb genommen.

Mitten im Ersten Weltkrieg entstanden im Jahre 1916 die ersten Hausbriefkästen in Österreich und zwei Jahre später der weltweit erste zivile Flugpostdienst.

Neuere Entwicklung

Im Jahre 1966 wurde das österreichische Postleitzahlensystem etabliert. Acht Jahre später folgte bereits das erste Mobiltelefonnetz in Österreich. Mitte der 1990er Jahre führte die Österreichische Post den sogenannten EMS („Express Mail Service“), also die vorrangig behandelte Versendung von Briefen und Paketen, ein.

Ein erster Schritt zur späteren rechtlichen Verselbständigung des österreichischen Postwesens war die Gründung der Post und Telekom Austria (PTA) aus der ehemaligen Österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung 1996, der zwei Jahre später die Abspaltung der Telekom Austria folgte. 1999 wurde dann schließlich die Post als Österreichische Post AG rechtlich verselbstständigt.

Es folgte zwei Jahre später die Abspaltung des Geschäftszweigs Postautodienst an die ÖIAG und der Erwerb eines Anteils von 74,9% an feibra Österreich. 2002 wurde das zur damaligen Zeit größte Brief-Verteilzentrum Europas in Wien-Inzersdorf in Betrieb genommen und die slowakischen Paketgesellschaften Slovak Parcel Service (SPS) und In-Time übernommen, ein Jahr später kam dann noch das kroatische Unternehmen Overseas Trade hinzu.

2004 verkaufte die Österreichische Post die Postversicherung und ein Jahr später auch seine Anteile an den DPD-Paketdiensten als Vorbereitung des Einstiegs in den österreichischen B2B-Paketmarkt. Es folgten einige Übernahmen und Zukäufe. So kam 2005 die Feibra Ungarn hinzu und der Anteil an Feibra Österreich wurde auf 100% aufgestockt. Ein Jahr später übernahm die Post dann auch den slowakischen Werbeversender Kolos, die Wiener Bezirkszeitung und die deutsche trans-o-flex (B2B-Paket & Logistik). Es folgten 2007 die Übernahmen von Weber Escal (Kroatien) / Werbesendungen, Scanpoint (Deutschland) / Scandienstleistungen, Road Parcel und Merland Expressz (Ungarn) / Paketversand, Scherübl (Österreich) / Pharmalogistik und die Akquisition des deutschen Direktmarketing-Spezialisten meiller direct mit Hauptsitz im bayerischen Schwandorf, sowie von ST-Media (Kroatien) / Werbesendungen und City Express (Serbien) / Paketversand. 2008 kamen schließlich DDS (Niederlande) / Paketversand, VOP (Belgien) / Paketversand, die belgische HSH-Gruppe und der bosnische Paketdienst 24VIP hinzu.

Ab 2004 führt die Post auch die Post-Partner an. Diese decken teilweise das Angebot der Post ab und werden vermehrt als Ersatz für Postämter eingesetzt, die für die Post nicht mehr wirtschaftlich sind, aber wo Standorte lt. Postgesetz erhalten werden müssen.

2006 erfolgte der Börsengang an der Wiener Börse mit einem 49%-igen Streubesitz. Im gleichen Jahr richtete die Post den Service Post24 ein, bei dem vollautomatische Stationen zum Pakete abholen und retournieren in Wien zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung stehen.

Nachdem Hermes im Jahr 2007 einige Versandhäuser als Kunden gewinnen konnte, entwickelte sich das Geschäft sowohl für die Post als auch für Hermes ungünstig und Hermes lässt daher seit Juni über die Post seine Pakete zustellen.

Gesellschaft

Die Organe der Gesellschaft sind die kollektiv zeichnungsberechtigten Vorstände und Prokuristen sowie der Aufsichtsrat.

Grundkapital und Aktien

Das Grundkapital beträgt aufgrund der in der Aufsichtsratssitzung vom 11. März 2009 beschlossenen Kapitalherabsetzung € 337.763.190 und ist geteilt in 67.552.638 Stück auf Inhaber lautende Stückaktien.[3]

Beteiligungen

Die Österreichische Post AG hat zahlreiche nationale und internationale Beteiligungen, insbesondere in den neuen EU-Staaten sowie in Kroatien, Serbien und Bosnien. Seit dem Börsegang fanden auch Akquisitionen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden statt. Mit Ende Oktober 2006 wurde bekanntgegeben, dass am deutschen Logistikunternehmen Trans-o-flex mit Dezember 2006 74,9% übernommen werden. Mittlerweile wurde der Anteil auf 100% aufgestockt.

Mit dem Tochterunternehmen Scanpoint Europe Holding GmbH[4] digitalisiert die Post physische Briefe für etwa 50 österreichische Unternehmen. Die Briefe werden geöffnet und elektronisch an die Empfänger übermittelt. Bei einigen Großkunden sind es bis zu 6.000 Poststücke täglich.[5] Alleingesellschafter der Scanpoint Europe Holding GmbH ist die Post vier Beteiligungs GmbH. An der Post vier Beteiligungs GmbH ist die Post drei Beteiligungs GmbH Alleingesellschafter. An der Post drei Beteiligungs GmbH hält die Österreichische Post AG 100% der Anteile.[6]

Kritik

Der Österreichischen Post AG wird regelmäßig vorgeworfen, dass sie sich gerade in Datenschutzbelangen nicht gesetzeskonform verhält und ihre derzeit noch vorhandene Monopolstellung ausnützt.

Aufgrund der Ausgliederung der Post aus dem Bundeshaushalt im Jahr 1996 und der immer weiter voranschreitenden Liberalisierung hat die Post dazu bewegt, neue Geschäftsfelder erschließen zu müssen. Das hat auch zum Adresshandel geführt. Nach dem Motto „Unsere Adressen sind mehr wert“ [7] hat die Post die nicht mehr bestehende „Postadress Austria GmbH“ gemeinsam mit dem privaten Datenhändler Schober Suppan Direktmarketing GmbH gegründet und ist in den Adresshandel eingestiegen.
Diese Tatsache hat der Österreichischen Post AG im Jahr 2001 ihren ersten Preis bei den Big Brother Awards Austria eingebracht. Weiters wurde dabei bekannt, dass die Post Auskünfte über ihre Kunden (zB ob der Postkunde noch an der Anschrift wohnt oder wohin er verzogen ist, ob der Kunde regelmäßig sein Postfach leert, usw) an Dritte wie etwa Inkassobüros weitergibt.
Auch dürfte die Post ihre Briefträger als „Detektive“ eingesetzt haben um zu kontrollieren, ob krank geschriebene Mitarbeiter tatsächlich zu Hause sind.[8] [9]

Im Jahr 2003 erhielt die Österreichische Post AG ihren zweiten Preis bei den Big Brother Awards Austria. Dabei wurde vor allem die Tatsache bemängelt und bekannt, dass die Post sich bei einem Nachsendeauftrag eine Ermächtigung zur Datenweitergabe der gemachten Angaben erteilen ließ. Ohne dieser Einverständniserklärung wurden Nachsendeaufträge entgegen dem Datenschutzgesetz oftmals nicht angenommen.
Das österreichische Datenschutzgesetz sieht vor, dass auch das Nichterteilen einer solchen Ermächtigung keine Auswirkung auf das Vertragsverhältnis haben darf. Auch gilt für die Post ein Kontrahierungszwang, wodurch sie dennoch zur Annahme des Nachsendeauftrages verpflichtet ist.[10]

Auch versucht die Post mit allen Mitteln, möglichst viele Daten ihrer Kunden zu bekommen. So werden Nachnahmesendungen nur ausgehändigt, wenn der Kunde sein Geburtsdatum und seinen Geburtsort angibt.[11]
Ebenso wird versucht, möglichst alles über den Haushalt des Kunden zu erfahren um die gewonnenen Informationen dann gewinnbringend verkaufen zu können.[12]

Regelmäßig wurde die Post in der Ö1-Reihe „Help“ wegen ihrer Praxis, dass bei Nachsendeaufträgen die Adressen gewinnbringend verwertet werden, vor allem für die Tatsache kritisiert, dass die Ermächtigung zur Datenweitergabe und die Streich- bzw Widerrufsmöglichkeit zu klein geschrieben ist und daher von den Kunden oftmals übersehen wird und somit zu unliebsamen Überraschungen führt.[13] Auch wenn ein Kunde der Weitergabe seiner Daten widersprach, wurden Daten weitergegeben. Die Post rechtfertigte dies damit, dass laut Angabe des Unternehmens 86% der Kunden einer Weitergabe zustimmen würden. Es ist daher im Programm die Weitergabe als „normal“ vorgegeben. Der hohe Prozentsatz sagt natürlich nichts darüber aus, wie viele der Kunden die Widerrufsmöglichkeit übersehen haben oder möglicherweise auch falsch verstanden haben. Die Post hat einige Zeit damit geworben, dass durch die Datenweitergabe auch Versandhäuser und ähnliche verständigt werden und sich der Kunde damit Arbeit erspart.[14]

Bei den Big Brother Awards Austria 2008 hat die Post wieder für ihren Umgang mit Kundendaten bei Nachsendeaufträgen und für die Datensammelwut bei Nachsendeaufträgen den „Lebenslangen Ärgernis“-Preis gewonnen.[15]

Seit dem 1. Jänner 2011 ist das Post-Briefmonopol wegen einer EU-Verordnung offiziell nicht mehr existent. Die im Eigentum der Post stehenden Hausbriefkästen müssen aber erst für die Nutzung durch private Zustelldienste umgebaut werden, das wird noch bis Ende 2012 dauern. Dadurch wird das Monopol faktisch um 2 weitere Jahre verlängert. Es ist auch fraglich, ob sich danach private Konkurrenz etablieren wird, da die Umbaukosten anteilig verrechnet werden und somit eine zusätzliche Einstiegshürde darstellen.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Dritter Quartalsbericht der Österreichischen Post AG vom 13. November 2008
  2. a b Geschäftsbericht (2007) der Österreichischen Post AG vom 11. März 2008
  3. Firmenbucheintrag vom 31. März 2009 zu 74 Fr 4099/09y
  4. Scanpoint Homepage
  5. Der Standard: Der Gang zum Postkasterl wird überflüssig
  6. Firmenbuchauszüge zu FN 286200h, 286199g und 287641b
  7. Postmitarbeiterzeitschrift «inform» Nr 4/2001, Seite 4 und 5: „Unsere Adressen sind mehr wert“
  8. Big Brother Awards Austria: Die Gewinner des Jahres 2001
  9. Die Mucha: Beitrag eines Geschädigten
  10. Big Brother Awards Austria: Die Gewinner des Jahres 2003
  11. Arge Daten: Kein Datenschutz für Empfänger von Nachnahmesendungen?
  12. Arge Daten: Post als Sex-Vermittler
  13. ORF Ö1 Help: Nachsendeauftrag führt zur Datenweitergabe
  14. ORF Ö1 Help: Datenverwertung aus Nachsendeaufträgen
  15. Big Brother Awards Austria: Die Gewinner des Jahres 2008

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