Österreichische Nationalbibliothek

Österreichische Nationalbibliothek
Österreichische Nationalbibliothek
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Bestand 7.905.150[1], davon über 3 Millionen Bücher[2]
Bibliothekstyp Nationalbibliothek
Ort Wien, Österreich
ISIL AT-9:OeNB
Betreiber Republik Österreich
Leitung Johanna Rachinger
Website www.onb.ac.at
Eingang Josefsplatz, alte Hofbibliothek
Eingang Heldenplatz, Neue Burg

Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) in Wien ist die zentrale wissenschaftliche Bibliothek in Österreich. Die Bibliothek ist in der Wiener Hofburg untergebracht, das Hauptgebäude ist die Neue Hofburg am Heldenplatz. Die historischen Sammlungen und die Verwaltung sind vom benachbarten Josefsplatz zugänglich; weitere Abteilungen befinden sich in anderen Teilen der Hofburg sowie im jüngst renovierten Palais Mollard-Clary in der Herrengasse.

Als Nationalbibliothek sammelt sie unter anderem die Pflichtexemplare aller in Österreich verlegten Druckwerke. Darunter sind auch alle von den österreichischen Universitäten approbierten Dissertationen. Seit Juli 2000 wurde die Sammlung von Pflichtexemplaren auch auf elektronische Medien ausgeweitet, es werden auch historische Zeitungen gescannt und im Internet online angeboten (Anno (Austrian Newspapers Online)).

Im Habsburger Kaiserreich war sie bis zum Ende des Ersten Weltkrieges als Wiener Hofbibliothek eine der umfangreichsten Universalbibliotheken der Welt. Heute liegt der Schwerpunkt der Sammlung im geisteswissenschaftlichen Bereich.

Als Bundesmuseum beherbergt sie auch vier Ausstellungen, den Prunksaal der Hofburg, das Papyrusmuseum, das Globenmuseum und das Esperantomuseum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Die Österreichische Nationalbibliothek hat ihren Ursprung in der kaiserlichen Bibliothek des Mittelalters. Der österreichische Herzog Albrecht III. ließ die Bücher der Wiener Schatzkammern in eine Bibliothek verlegen. Albrecht ließ auch wichtige Werke aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzen.

Friedrich III. hatte das Ziel, die Kunstschätze der habsburgischen Besitzungen zusammenzufassen. Unter anderem schaffte er es, etliche wertvolle Bücher in seine Residenz nach Wiener Neustadt zu bringen, darunter die Prager Wenzelsbibel und das Dokument der Goldenen Bulle.

Maximilian I., Sohn Kaiser Friedrichs III. und späterer Kaiser, kam durch seine Heirat mit Maria von Burgund in den Besitz bedeutender Bücher aus Burgund und Nordfrankreich und brachte diese nach Wiener Neustadt. Darunter waren das Schwarze Stundenbuch von Karl dem Kühnen und das Stundenbuch der Maria von Burgund. Mit einem damaligen Wert von geschätzt 100.000 Gulden stellten diese Bücher etwa ein Achtel der Mitgift Marias dar. Auch Maximilians zweite Frau, Bianca Maria Sforza, brachte als Mitgift unter anderem Bücher aus italienischen Werkstätten in die Ehe mit ein. Die Bücher der damaligen Hofbibliothek wurden zum Teil in Wiener Neustadt, zum Teil in Wien und zum Teil in Innsbruck aufbewahrt, nach dem Tod Maximilians kamen die Bücher in die Innsbrucker Burg.

Neben den wertvollen Büchern aus dem Staatsschatz entstand in Wien während des 16. Jahrhunderts die Bibliotheca Regia, die wissenschaftliche Werke sammelte und kategorisierte. Neben Büchern enthielt diese Bibliothek auch Globen und Atlanten. Diese Bibliothek wurde im Lauf der Zeit unter anderem auch durch Schenkungen der persönlichen Bibliotheken einzelner Gelehrter vergrößert.

Als erster Bibliothekar der kaiserlichen Bibliothek wurde Hugo Blotius 1575 von Maximilian II. ernannt. Seine wichtigste Aufgabe war die Inventarisierung der auf etwa 9.000 Bücher gewachsenen Bibliothek. In der Folge wurden systematisch neue Werke hinzugefügt und andere Bibliotheken einverleibt. Zum ersten Mal wurde am 26. August 1624 die Ablieferung von Pflichtexemplaren an die Hofbibliothek von Ferdinand II. geregelt. Die Hofbibliothek wuchs auch durch Zukäufe. Besonders die Bibliothek von Philipp Eduard Fugger führte zu einem starken Anwachsen der Bestände der Hofbibliothek. Aus den Beständen Fuggers besitzt die Österreichische Nationalbibliothek etwa 17.000 Blätter eines der ersten periodischen Druckwerke, der Fugger-Zeitungen.

„Es sei zum Nutzen, Glück und Gedeih! Die kaiserliche Bibliothek von Wien, die von dem glorwürdigen römischen Kaiser Maximilian I. zum Teil zwar aus dem Bücherbestand seiner Vorfahren, zum Teil aber aus eigenem Vermögen und aus dem heiligen Fiskus (Staatskassa) etwa um das Jahr 1514 christlicher Zeitrechnung gegründet worden war, dann aber nicht nur durch die Umsicht und auf Kosten der nachfolgenden Kaiser, wurden auch durch einen großen Teil der Bücher des durchlauchtigsten Königs von Ungarn, Matthias Corvinus, und durch die hervorragenden Bibliotheken hochberühmter Männer, so da heißen Conrad Celtis, Johannes Cuspinian, Johannes Faber, Johann Dernschwamm, Wolfgang Lazius, Johannes Sambucus, Augerius Busbecq, Reichard Strein, Hugo Blotius, Tycho Brahe, Sebastian Tengnagel und Philipp Eduard Fugger, sowie verschiedene andere Zugänge von höchstem Wert derart bereichert wurde, dass sie derzeit aus mindestens 80.000 erlesensten Manuskripten ebenso wie gedruckten Bänden aus jeglichem natur- und geisteswissenschaftlichem Studienbereich bestehend, keiner Bibliothek auf der ganzen Welt sowohl was die Zahl und hervorragende Qualität der Bücher, als auch was die Mannigfaltigkeit der Sprache betrifft, nachsteht, hat unser hochheiliger Römischer Kaiser und Herr , der erhabene Leopold I. .. durch persönliches Handschreiben – auf dass sie nicht durch Moder und Schmutz zugrunde gehe, bevor sie in ein neues und zweckmässiges Gebäude übertragen würde – in einen solchen Zustand bringen lassen, dass sie .. der Nachwelt in vielseitiger und geradezu unglaublicher Nützlichkeit dienen kann. Im Jahre 1663 christlicher Zeitrechnung.“

Inschrift bei neuer Ordnung der kaiserlichen Bibliothek 1663[3]

Barock

Josefsplatz
Stufen, Podeste obiger Treppe aus glattpoliertem Kaisersteinbrucher Kaiserstein

Kaiser Karl VI. ließ 1722 nach dem Plänen von Leopold I. an die Hofburg ein Gebäude für die Hofbibliothek bauen. Die von Johann Bernhard Fischer von Erlach gebaute Bibliothek beherbergte in ihrem Prunksaal bis ins 19. Jahrhundert die Exponate der Hofbibliothek. Wertvollste damalige Ergänzung war die Büchersammlung von Prinz Eugen von Savoyen, deren 15.000 Bände wertvolle Bücher aus dem französischen und italienischen Raum umfassen. Der Saal der Hofbibliothek ist heute der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, in dem etwa 200.000 Bücher ausgestellt sind.

Während der Aufklärung regte sich auch erstmals lautstark Kritik daran, dass die Hofbibliothek hauptsächlich der Repräsentation und nicht so sehr der Wissensvermittlung diente. Gerard van Swieten, Leibarzt Maria Theresias, und dessen Sohn Gottfried van Swieten ergänzten die Sammlung um zahlreiche naturwissenschaftliche Werke. Damit wurde die Hofbibliothek auch für die wissenschaftliche Arbeit interessant. Ein besonderer Erfolg war eine Einführung Gottfried van Swietens, der Zettelkatalog. Damit konnte der Bestandsindex der Bibliothek aktuell gehalten werden.

Österreichisches Kaiserreich

Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches wurde die Hofbibliothek neu organisiert. Unter dem Custos Paul Strattmann erhielt die Hofbibliothek zum ersten Mal ein Programm, das ihren Auftrag beschrieb:

„Die kaiserliche Hofbibliothek stellt sich unter einem dreifachen Gesichtspuncte dar. Sie ist die Bibliothek für die gebildete Classe der Hauptstadt. Dies erfordert von ihr die merkwürdigsten Werke des Unterrichts. Sie ist die Nationalbibliothek des österreichischen Kaiserthums. Der Einheimische wie der Fremde erwarten, bei ihr die gesuchtesten literarischen Seltenheiten anzutreffen. Sie ist endlich die Bibliothek des Kaiserhofes, von dem sie ihre Benennung hat. Damit ist typographische Pracht verbunden.“

Die Sammlungspolitik der Hofbibliothek löste sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zusehends von den Ansprüchen der Repräsentation und legte ihr Augenmerk auf wissenschaftliche Werke. Die multinationale Verfassung des österreichischen Kaiserreichs brachte es mit sich, dass in der Hofbibliothek nicht nur deutschsprachige Bücher gesammelt wurden, sondern auch Bücher des slawischen und ungarischen Sprachraums. Wesentliche Teile der ungarischen Sammlung wanderten jedoch nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich nach Budapest. Während der Märzrevolution von 1848 waren die Bestände der Hofbibliothek in großer Gefahr, als die Hofburg, in der die Hofbibliothek untergebracht ist, nach dem Beschuss von Wien brannte. Eine bedeutende Ergänzung der Bestände der Hofbibliothek stellt die Papyrussammlung dar, die auf die Erwerbungen des Wiener Antiquitätenhändlers Theodor Graf zurückgeht.

Erste Republik und Deutsches Reich

Nach der Ausrufung der Republik Österreich wurde die Hofbibliothek 1920 in Nationalbibliothek umbenannt. Die Sammlungspolitik der Zwischenkriegszeit konzentrierte sich auf die „nationale Literatur jener deutschen Stämme, die jetzt unter fremdnationale Herrschaft gekommen sind“, so der damalige Direktor der Bibliothek Josef Donabaum.

Während der NS-Zeit wurden unter der Leitung des damaligen Generaldirektors Paul Heigl hunderttausende Schriften, die „arisiert“ wurden, hier untergebracht oder die Bibliothek diente für die großteils wertlosen, aber beschlagnahmten Werke als Durchgangslager in deutsche Bibliotheken. Die Bibliothek bereicherte ihren Bestand mit mehreren hunderten von wertvollen Büchern und Werken aus ehemaligem jüdischem Besitz. Nach dem Krieg verweigerte die Bibliothek kategorisch die Rückgabe an die Besitzer beziehungsweise die rechtmäßigen Erben. Eine Aufarbeitung ließ lange auf sich warten, zum Teil auch weil viele Mitarbeiter, die Mitglieder der NSDAP waren, nahtlos nach dem Krieg weiter arbeiten durften. Im Jahr 2005 behandelte die Ausstellung Geraubte Bücher diesen dunklen Fleck in der Geschichte des Hauses.

Zweite Republik

Nach 1945 – nach Umbenennung der Einrichtung in Österreichische Nationalbibliothek – wurden kleine Teile wieder rückerstattet, der Großteil blieb jedoch in den Sammlungen. Es wurde ein Augenmerk der Sammlungstätigkeit wieder in kleinen Schritten auf Mittel- und Osteuropa gerichtet.

1966 wurden große Teile der Sammlungen vom Gebäude am Josefsplatz in Räumlichkeiten der Neuen Burg am Heldenplatz übersiedelt, wobei dort auch neue Lesesäle eingerichtet wurden. 1992 wurde auf Grund des gestiegenen Platzbedarfes der Tiefspeicher unterhalb des Heldenplatzes eröffnet, wo auf vier Ebenen rund 4 Millionen Werke Platz finden. Zugleich wurden auch weitere Bereiche als Lesesäle eingerichtet, so dass Besuchern heute drei Ebenen zur Verfügung stehen (zwei Etagen des Hauptlesesaales und der Zeitschriftenlesesaal). Die Österreichische Nationalbibliothek hielt dem bei ihr erstmals verwendeten Zettelkatalog lange die Treue. Seit 1995 ist der Bestand der Bibliothek elektronisch durchsuchbar, seit 1998 auch online.

Erst ab dem Jahr 2003 wurde damit begonnen, das noch vorhandene NS-Raubgut zu restituieren, wo noch Besitzer oder deren Erben auffindbar waren.[4] Bis Ende Mai 2010 wurden 35.217 Einzelstücke (Bücher, Fotos, Negative, Autografen, Handschriften, Karten und Musikalien) an die rechtmäßigen ErbInnen restituiert. Mehr als 8000 Objekte für die, die Provenienzforschung der Bibliothek keine Hinweise auf Vorbesitzer fand, wurden im Juni 2010 an den Österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus symbolisch übergeben und rückgekauft.[5][6]

Vollrechtsfähige wissenschaftliche Anstalt

Mit dem 1. Jänner 2002 wurde die Nationalbibliothek in die Vollrechtsfähigkeit entlassen. Dies brachte der Einrichtung die volle Verfügungsgewalt in Budget- und Personalfragen. Die Nationalbibliothek erhält dabei als Bundesmuseum vom Bund ein gewisses Jahresbudget zur Verfügung gestellt, zusätzliche Geldmittel müssen durch Sponsoring, Reproduktionsservices und die Vermietung von Räumlichkeiten lukriert werden. Organisatorisch besitzt die Nationalbibliothek eine Generaldirektion und ist in drei Hauptabteilungen (Personal und Verrechnung, Bestandsaufbau und Bearbeitung sowie Benützung und Information) sowie die einzelnen Sammlungen gegliedert. Aktuell steht der Nationalbibliothek Johanna Rachinger vor. Sie ist einem Kuratorium verantwortlich, dem quartalsweise Bericht erstattet werden muss.

Prunksaal

Barocker Prunksaal

Der Prunksaal war das erste Gebäude, das eigens für die Hofbibliothek gebaut wurde, vorher wurden die Bücher im Minoritenkloster gelagert. Der Bau wurde 1721 von Johann Bernhard Fischer von Erlach begonnen und nach dessen Tod 1723 von seinem Sohn Joseph Emanuel fertiggestellt. Die Skulpturen auf dem Gebäude stammen von Lorenzo Mattielli. Der Prunksaal ist nach der ursprünglichen Aufstellung der Bücher in eine Kriegs- und Friedensseite geteilt, was sich auch in den Fresken widerspiegelt. Diese stammen von Daniel Gran. Das Fresko in der Mittelkuppel stellt eine Art Apotheose Karls VI. dar, dessen Bild von Herkules und Apoll gehalten wird. Um das Bild des Kaisers sind in einem komplizierten Programm allerlei allegorische Figuren versammelt, die die Tugenden der Habsburger und den Reichtum ihrer Länder symbolisieren sollen.

Bereits unter Maria Theresia zeigten sich Risse in der Kuppel, weshalb diese vom Hofarchitekten Nikolaus Pacassi mit einem Eisenring verstärkt wurde. Das Deckenfresko von Gran (an dem die Spur eines Risses heute noch zu sehen ist) wurde von Franz Anton Maulbertsch restauriert. Zur selben Zeit entstanden auch die Flügelbauten, die die Bibliothek mit der Hofburg und der Augustinerkirche verbinden und mit ihr den Josefsplatz bilden.

In der Bibliothek stehen auch Kaiserstatuen von Peter und Paul Strudel, und vier Globen von Vincenzo Coronelli. 1735 gestaltete Antonio Corradini die zentrale Statue von Karl VI. als Römisch-Deutschem Kaiser im Zentrum des Prunksaales der Hofbibliothek.

Aufgaben und Bestände

Das Palais Mollard-Clary an der Herrengasse beherbergt die Musik- und die Globensammlung sowie das Esperantomuseum und die Plansprachensammlung

Eine der Hauptaufgaben der Nationalbibliothek ist die Sammlung und Archivierung aller in Österreich erscheinenden Publikationen (auch elektronischer Medien). Gemäß dem Mediengesetz müssen von in Österreich erscheinenden periodischen Druckwerken vier und von sonstigen Druckwerken je zwei Pflichtexemplare der Nationalbibliothek abgeliefert werden.

Daneben sammelt die Bibliothek alle Werke österreichischer Autoren, die im Ausland erscheinen, sowie solche Werke, die Österreicher oder das österreichische Geistes- und Kulturschaffen betreffen. Weitere Publikationen aus dem Ausland werden mit Schwerpunkt auf dem Bereich der Geisteswissenschaften aufgenommen.

Aufgaben und Dienstleistungen der Nationalbibliothek umfassen die Erschließung der Bestände und deren Bereitstellung in Form von Leihe vor Ort, Fernleihe, Recherchediensten sowie Auskunfts-, Informations- und Reproduktionsservices. Der gesetzlich gegebene allgemeine Bildungsauftrag wird auch durch die Zusammenarbeit mit Universitäten, Schulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen befolgt.

Insgesamt verfügt die Nationalbibliothek über mehr als sieben Millionen Einzelobjekte, wovon rund drei Millionen Druckwerke sind.

Im Jahr 2010 wurde zwischen der ÖNB und Google ein Vertrag abgeschlossen, der vorsieht, 400.000 gemeinfreie Bücher durch Google kostenlos digitalisieren zu lassen. Damit können diese Bände auch über die Suchmaschine erfasst werden. Außerdem werden die Bücher durch geringere direkte Ausleihungen geschont und eine Komplettvernichtung der Inhalte im Katastrophenfall wird ebenso unmöglich. Die Digititalisierung soll ab 2011 in Bayern erfolgen und im Österreichischen Bundesrechenzentrum gespeichert werden.[7]

Kartensammlung und Globenmuseum

Hauptartikel: Globenmuseum

Die Kartensammlung besitzt Landkarten bis zurück in das 16. Jahrhundert und besteht seit 1905. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch die Sammlung der Habsburger übernommen, die so genannte habsburgische Familien-Fideikommiss-Bibliothek.

Angeschlossen ist der Kartensammlung das weltweit einzige Museum für Globen, in dem über 600 Globen und andere astronomische Instrumente verwahrt werden. Es besteht seit 1956 und befindet sich heute im Palais Mollard-Clary. Bestände gibt es jedoch seit dem 16. Jahrhundert. Der Hauptanteil besteht aus Globen, die schon vor 1850 existierten. Zur Sammlung gehört die passende Fachliteratur.

Papyrussammlung und Papyrusmuseum

Während des 19. Jahrhunderts wurde in der Hofbibliothek mit der Papyrussammlung eine bedeutende Teilsammlung der Bibliothek gegründet. Die Sammlung geht auf eine private Sammlung des österreichischen Erzherzogs Rainer zurück. Dieser schenkte sie am 18. August 1899 dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I., der sie der Hofbibliothek zuwies. Die Papyrussammlung enthält etwa 180.000 Objekte aus dem Zeitraum zwischen dem 15. Jahrhundert v. Chr. und dem 16. Jahrhundert n. Chr. Neben Papyri umfasst die Sammlung Papiere, Tontafeln und beschriebene Holz- und Wachstabletts, Steintafeln, Leder, Textilien und Knochen sowie Gold-, Silber- und Bronzegegenstände mit Inschriften. Damit ist die Papyrussammlung der Nationalbibliothek eine der größten derartigen Sammlungen weltweit.

Musiksammlung

In der seit 1826 bestehenden Musiksammlung finden sich zahlreiche Partituren und Erstdrucke von Werken bekannter Komponisten wie Anton Bruckner oder Richard Strauss. Auch zahlreiche Tonträger wie Schallplatten oder CDs werden am heutigen Standort im Palais Mollard-Clary aufbewahrt.

Zu der Musiksammlung zählen auch viele Handschriften und Nachlässe von Komponisten.

Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken

Die Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken (SIAWD) ist eine der fünf größten Sammlungen historischer Druckschriften der Welt. Als eigenständige Sammlung besteht sie seit 1995 und zählt damit zu den jüngsten der Nationalbibliothek. Die Bestände waren zuvor mehrheitlich Teil der Druckschriftensammlung. Die Sammlung umfasst rund 8.000 Inkunabeln (den weltweit viertgrößten Bestand), Druckschriften von 1501 bis einschließlich 1850 (z.B. die Fugger-Zeitungen) und darüber hinaus bibliophile sowie seltene und wertvolle Drucke ohne zeitliche Einschränkung. Ergänzt wird die SIAWD mit der Einbandsammlung und den Sinica- und Japonicabeständen der Bibliothek.

Weitere Bestände

Literatur

  • Österreichische Nationalbibliothek: Die Österreichische Nationalbibliothek in der Neuen Hofburg. Österreichische Nationalbibliothek, Wien (1966). ASIN B0000BSVWA.
  • Herbert Hunger: Die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Ausstellungskatalog Wien 1962.
  • Ida Olga Höfler: Portrait-Sammlung und Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek ehem. Familien-Fideikommiß-Bibliothek. Wien 1994.
  • Isabella Ackerl [Red.]: Die Österreichische Nationalbibliothek. Wien 1995
  • Marianne Jobst-Rieder: Filmplakate der Österreichischen Nationalbibliothek (1910–1955). Wien 1998.
  • Gabriele Mauthe; Christian Gastgeber: Die Direktion der Hofbibliothek zur Jahrhundertwende. Josef Ritter von Karabacek Direktor der k.k. Hofbibliothek in Wien (1899–1917); Katalog zur Ausstellung im Papyrusmuseum, Wien 1999, ISBN 3-01-000022-7.
  • Gabriele Mauthe: Abecedarium, ABC-Bücher, Buchstabierbüchlein – Wie und womit Kinder lesen lernten. Kostbare Beispiele aus der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Kinderliteratur als kulturelles Gedächtnis. Beiträge zur historischen Schulbuch-, Kinder- und Jugendliteraturforschung I. Hrsg. E. Seibert u. S. Blumesberger Wien 2008, ISBN 978-3-7069-0489-6.
  • Murray G. Hall und Christina Köstner: "… allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern …" – Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien 2006.
  • Ignaz Franz von Mosel: Geschichte der kaiserl. königl. Hofbibliothek zu Wien, Beck, Wien 1835 (Online in der Google Buchsuche)

Einzelnachweise

  1. Statistische Daten (Stand: 2008)
  2. Selbstauskunft auf der Website
  3. Aloys Bergenstamm: Aufschriften in Gruften, Säulen, Grundsteinen und Häusern in Wien. In: Gerhard Fischer (Hrsg.), Denn die Gestalt dieser Welt vergeht, Geschichte der Kirchen .. der Stadt Wien, aufgezeichnet von dem Altertumsfreunde Aloys Bergenstamm (1754–1821), daedalus Verlag 1996, ISBN 3-900911-07-X, S 253
  4. Provenienzforschung und Restitution onb.ac.at (Abgerufen am 1. Juni 2010)
  5. Restitution wien.orf.at, 1. Juni 2010
  6. Österreichische Nationalbibliothek restituiert erbloses NS-Raubgut (pdf), Gedenkfeier – Geraubte Bücher onb.ac.at, 1. Juni 2010; Übereignung an den Nationalfonds nationalfonds.org (Abgerufen am 1. Juni 2010)
  7. Google scannt Österreichs Kulturerbe auf ORF vom 20. Juni 2010, abgerufen am 30. Juni 2010

Weblinks

 Commons: Österreichische Nationalbibliothek – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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