Österreichische Luftstreitkräfte

Österreichische Luftstreitkräfte
Luftwaffe
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Roundel der Luftstreitkräfte
Aufstellung 1955
Land  OesterreichÖsterreich Österreich
Streitkräfte Bundesheer
Typ Waffengattung Luftstreitkräfte
Grobgliederung * Fliegerregiment 1
    • 1. Hubschrauberstaffel
    • 2. Hubschrauberstaffel
    • 3. Hubschrauberstaffel
    • 4. Flächenstaffel
  • Fliegerregiment 2
    • Überwachungsgeschwader mit 2 Staffeln
    • Hubschraubergeschwader mit 2 Staffeln
  • Fliegerregiment 3
    • 1. Hubschrauberstaffel
    • 2. Hubschrauberstaffel
    • 3. Staffel „Tigerstaffel“
    • 4. Lufttransportstaffel
Stärke ca. 4.300 Mann
Streitkräfteführungskommando Graz

Die Österreichischen Luftstreitkräfte sind Teil des Bundesheers. Ihnen gehören 4.300 Mann an, davon sind ca. drei Viertel Wehrpflichtige.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Laut einer Selbstdarstellung des Bundesheeres[1] sichern die Luftstreitkräfte Österreichs "den österreichischen Luftraum und unterstützen die Landstreitkräfte mit Hubschraubern, Transport- und Verbindungsflugzeugen. Zur Wahrung der Lufthoheit orten und identifizieren sie eindringende Flugzeuge. Gegebenenfalls drängen sie diese ab oder zwingen sie zur Landung. Als passive Komponente der Luftraumüberwachung dienen ortsfeste und mobile Radaranlagen."

Geschichte

Die österreichischen Luftstreitkräfte wurden im Jahr 1955 im Rahmen der Wiedererrichtung des Österreichischen Bundesheeres gegründet. Erste Flugzeuge waren acht sowjetische Schulflugzeuge der Typen Jak-18 (4) und Jak-11 (11).[2] Im Februar 1956 wurde der erste österreichische Hubschrauber, ein Bell 47G (H-13) beschafft. 1959 folgte der französische Strahltrainer Fouga Magister. In den Jahren 1960 bis 1962 wurden 30 gebrauchte Saab 29 Tunnan, bekannt auch als Fliegende Tonnen, in zwei Losen zu je 15 Maschinen nach Österreich geliefert. 1972 wurden die damals schon veralteten Saab 29 Tunnan ausgemustert, 38 Flugzeuge des Typs Saab 105OE übernahmen deren Aufgaben.

Bei den Hubschraubern wurden ab 1963 die ursprünglich beschafften Muster Alouette II und Sikorsky S-55 schrittweise durch den moderneren Agusta/Bell Ab.204B und ab 1967 durch die Alouette III ersetzt, die teilweise noch heute im aktiven Truppendienst stehen. Im Jahr 1970 wurden noch 24 Maschinen des Typs AB 206 "JetRanger" und zwei Sikorsky S-65Oe beschafft. 12 Kampfhubschrauber des Baumusters Bell OH-58 Kiowa folgten 1976. Als mit der Lawinenkatastrophe von Galtür 1999 klar wurde, dass nicht ausreichend Helikopter-Transportkapazitäten zur Verfügung standen, wurden einige Sikorsky UH-60 Transporthubschrauber erworben.

Für Transportaufgaben waren schon 1960 sechs Flugzeuge des Baumusters De Havilland Canada DHC-2 Beaver in Dienst gestellt worden. 1969 folgten zwei Short Skyvan 3M. Die Beaver wurden später durch zwölf Maschinen des Baumusters Pilatus PC-6 Turbo-Porter ersetzt. 2003 wurden drei C-130 Hercules Transportflugzeuge von der Royal Air Force erworben.

Seit 1988 wurden Saab 35Oe "Draken" zur Luftraumüberwachung eingesetzt. 1991 kam es während des Bürgerkriegs in Jugoslawien im Sommer 1991 zum Eindringen jugoslawischer Flugzeuge des Typs MiG-21 in den österreichischen Luftraum. Durch die Militärischen und Luftfahrt-Bestimmungen des Staatsvertrages von Wien 1955 wären die österreichischen Flugzeuge evtl. auch nicht ausreichend bewaffnet gewesen, um effektiv eingreifen zu können. Durch Erklärung der Republik Österreich gegenüber den anderen Signatarmächten wurde der Artikel für obsolet erklärt und infolge der Untätigkeit der Signatarmächte völkerrechtlich anerkannt. Die Luftstreitkräfte verfügen seither auch über Lenkraketen. Die Frage der Beschaffung neuer Maschinen wurde in der Folgezeit in der österreichischen Öffentlichkeit lange und kontrovers diskutiert.

Im Jahre 2002 entschied sich die damalige Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel für die Beschaffung des Eurofighter "Typhoon". Die 2005 ausgemusterten Draken wurden durch aus der Schweiz gemietete F-5 E Tiger als Übergangslösung bis zum Eintreffen der Eurofighter ersetzt.

Der seit dem 6. Dezember 2002 als Kommandant der österreichischen Luftstreitkräfte (Airchief) amtierende Erich Wolf wurde am 10. April 2007 wegen seiner Verwicklung in eine mögliche Bestechungsaffäre beim Eurofighterkauf von seinem Amt suspendiert.[3]

Im Dezember 2008 wurden Erwägungen des Generalstabes publik, als Ersatz für die 40 Jahre alten Trainingsflugzeuge Saab 105 bis zu 20 Maschinen des Unterschall-Kampfflugzeugs Aero L-159 aus Beständen der Tschechischen Streitkräfte anzukaufen.[4]

Abstürze

Seit 5. Oktober 1971 sind 14 Luftfahrzeuge des Bundesheeres durch Abstürze verloren gegangen, darunter 12 Saab 105, 1 Agusta Bell AB212 und 1 Pilatus PC-6 wobei 23 Soldaten ums Leben kamen: (Lfz=Luftfahrzeug, S.Nr.=Seriennummer)

Gliederung

Sitz des Streitkräfteführungskommandos ist in Graz und Salzburg. Gegenwärtige Gliederung, vor der Bundesheerreform 2010:

  • Fliegerregiment 1 Langenlebarn, Wiener Neustadt
    • 1. Hubschrauberstaffel (S-70 Ö "Black Hawk")
    • 2. Hubschrauberstaffel (Agusta Bell 206 "Jet Ranger")
    • 3. Hubschrauberstaffel (OH-58 "Kiowa")
    • 4. Flächenstaffel (Pilatus PC-6 "Turbo Porter" und SC-7 "Skyvan")
  • Fliegerregiment 3 Hörsching
    • 1. Hubschrauberstaffel (Agusta Bell 212)
    • 2. Hubschrauberstaffel (Agusta Bell 212)
    • 3. Staffel „Tigerstaffel“ = Rest des ehem. Jagdbombergeschwaders (Saab 105 OE)
    • 4. Lufttransportstaffel (C-130 Hercules)

Gliederung 2010

Unterhalb des BMLV wird ein Teilstab Luft im Streitkräfteführungskommando etabliert. Der Teilstab Luft wird in Salzburg stationiert sein und dem in Graz stationierten Streitkräfteführungskommando zwei Flieger-Verbindungsoffiziere stellen.

Es entsteht das Kommando Luftraumüberwachung "Kdo LRÜ" (im Rang einer Brigade unter dem Streitkräfteführungskommando) stationiert in Salzburg. Aufgabe dieses Kommandos ist es die passiven (Luftraumbeobachtung) und aktiven Einsatzmittel (Luftraumüberwachungsflugzeuge und bodengestützte Fliegerabwehr) sowie die Fliegerführungselemente für die Luftraumüberwachung und -sicherung zu führen. Dem Kdo LRÜ wird unterstehen:

  • Radarbataillon (RadB)
  • Technisch logistisches Zentrum für Radartechnik
  • Überwachungsgeschwader in Zeltweg (EF und Saab 105Ö)
  • zwei Fliegerabwehrbataillonen (FlAB 2 in Zeltweg und FlAB 3 in Salzburg)
  • Fliegerwerft in Zeltweg

Weiters entsteht das Kommando Luftunterstützung "Kdo LuU" (im Rang einer Brigade unter dem Streitkräfteführungskommando) in Linz Hörsching Aufgabe dieses Kommandos ist es die Bereiche Lufttransport (Fläche und HS) und Luftaufklärung zu führen und die Fliegerverbindungselemente für alle Einsatzkräfte zu stellen. Dem Kdo LuU wird unterstehen:

  • zwei leichten Transporthubschrauberstaffeln (lTHSSta) mit Agusta Bell 212 in Linz (taktischer Lufttransport)
  • eine Lufttransportstaffel (LuTSta) mit Herkules C-130K in Linz (strategisch/operativer Lufttransport)
  • eine Verbindungshubschrauberstaffel (VeHSSta) mit SA-316 Alouette III in Aigen/Ennstal (Verbindung, Transport)
  • zwei Fliegerwerften in Linz und Langenlebarn
  • einer Lufttransportumschlag-Einheit (LTU)

welche unmittelbar geführt werden, sowie das

  • Luftunterstützungsgeschwader (LuUGeschw) in Langenlebarn mit
    • einer mittleren Transporthubschrauberstaffel (mTHSSta) mit S-70A in Langenlebarn (taktischer Lufttransport)
    • einer Mehrzweckhubschrauberstaffel (MzHSSt) mit Bell OH-58 in Langenlebarn (Verbindung, Aufklärung, Feuerunterstützung)
    • einer leichten Lufttransport-Staffel (lLuTSta) mit Pilatus PC-6 in Langenlebarn (Verbindung, Aufklärung, Transport)
    • einer Luftaufklärungsstaffel (LuAufklSta) in Langenlebarn (Abstützung auf PC-6 und OH-58. Die Ausstattung mit Drohnen ist geplant.)

Des weiteren entsteht eine Flieger- und Fliegerabwehrschule "FlFlATS" (als Truppenschule unter dem BMLV mit angeschlossener Wissenschafts- bzw. Forschungsabteilung unter dem Kommando eines Generalstabsoffiziers) in Langenlebarn, welche die gesamte Ausbildung für das bei Kdo LRÜ und Kdo LuU benötigte Personal verantwortlich zeichnet. Angefangen von den Piloten über Flieger-, Fliegerabwehr- und Radartechnik bis zum Flugsicherungs- und Radarleitpersonal wird dort alles ausgebildet was an Personal für die Luftelemente des Heeres benötigt wird. Dieser Schule sind unterstellt:

  • eine Lehrabteilung Hubschrauber mit AB 206 (bis Mitte 2009) bzw. SA-316 Alouette III (ab Mitte 2009) in Langenlebarn
  • eine Lehrabteilung Fläche mit Pilatus PC-7 in Zeltweg

Fluggeräte

Insgesamt besitzt das Österreichische Bundesheer rund 185 Luftfahrzeuge.

Flächenflugzeuge

Muster Bild Dienstzeit von… … bis Ex. insges. Ex. aktuell Verwendung
Pilatus PC-6 1970 2009 Heute 12 12 Verbindungs- und Trangsportaufgaben, Löschflüge, Vermessung, Verwundetentransport
Saab 105 OE Saab 105 OE 1970 2009 Heute 40 28 Pilotenausbildung, Luftraumüberwachung, VIP-Transport, Luft-Boden-Angriffe, Aufklärung
Pilatus PC-7 Pilatus PC-7 1983 2009 Heute 16 16 Pilotenausbildung, Luft-Boden-Angriffe, Luftraumüberwachung
Lockheed C130K Lockheed C130K 2003 2009 Heute 3 3 Personen- und Frachtransport
Eurofighter EF 2000 Eurofighter EF 2000 2007 2009 Heute 15 9 Luftraumüberwachung


Hubschrauber

Muster Bild Dienstzeit von… … bis Ex. insges. Ex. aktuell Verwendung
Aérospatiale SA-319 Alouette III Aérospatiale SA-319 1967 2009 Heute 24 24 leichte Transport- und Verbindungsaufgaben
Agusta Bell 206 JetRanger Agusta Bell 206 1969 2009 Heute 13 11 Grundschulung, Verbindungsaufgaben (Ausmusterung läuft)
Bell OH-58 Kiowa Bell OH-58 Kiowa 1976 2009 Heute 12 11 Aufklärung, Verbindungsaufgaben
Agusta Bell AB212 Agusta Bell AB212 1980 2009 Heute 24 23 mittlere Mehrzweckaufgaben
Sikorsky UH-60 Black Hawk Sikorsky UH-60 Black Hawk 2002 2009 Heute 9 9 Mehrzweckaufgaben

Ehemalige Luftfahrzeuge

Die nachfolgende Galerie zeigt einige ausgewählte Flugzeugtypen, die in der Vergangenheit bei den österreichischen Luftstreitkräften einigesetzt wurden.

Stützpunkte

Militärflugplätze - Fliegerhorste:

weitere Stützpunkte:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.bmlv.gv.at/sk/lusk/index.shtml
  2. http://www.flug-revue.rotor.com/FRHeft7X/FRHeft77/FRH7710/FR7710c.htm
  3. http://derstandard.at/?url=/?id=2836666
  4. Die Presse (15.12.2008): Bundesheer will tschechische Kampf-Flugzeuge kaufen

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