Österreichische Galerie

Österreichische Galerie
Belvedere
Haupthaus der Österreichischen Galerie ist das Obere Belvedere, weitere Ausstellungsräume befinden sich im Unteren Belvedere, in der Orangerie und im Augarten
Daten
Ort Wien 3, Österreich
Art
Architekt Johann Lucas von Hildebrandt (Schloss)
Eröffnung 1903 (Galerie)
Besucheranzahl
Leitung Agnes Husslein
Webseite http://www.belvedere.at

Das Belvedere, wie sich das Bundesmuseum Österreichische Galerie Belvedere seit 2007 kurz nennt, ist ein bedeutendes Kunstmuseum im gleichnamigen Schloss in Wien, Bezirk Landstraße. Es beherbergt Kunst mehrerer Epochen, vom Mittelalter über das Barock bis ins 21. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt auf den österreichischen Malern des Fin de Siècle und des Jugendstils.

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Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die spätere Österreichische Galerie Belvedere wurde im Jahre 1903 unter dem Namen Moderne Galerie auf Betreiben zahlreicher zeitgenössischer Wiener Künstler wie Carl Moll vom Staat in der Orangerie des Unteren Belvederes eröffnet. Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert war Wien ein Zentrum der modernen Bildkunst geworden. Ausschlaggebend dafür war die Gründung der „Vereinigung bildender Künstler - Secession“ im Jahre 1897. Einer der wesentlichen Wortführer bei der Gründung dieser Wiener Secession war der Maler Gustav Klimt.

Gustav Klimt: „Der Kuß“ (Ausschnitt), 1907

Die Secessionisten um Klimt waren bestrebt, zeitgenössische europäische Kunst nach Wien zu bringen, und so schenkten sie dem Staat anlässlich der Eröffnung der Modernen Galerie eine Reihe von Bildern und Plastiken, darunter Vincent van Goghs „Ebene von Auvers“ aus dem Jahr 1890.

Im Jahre 1909 wurde die Moderne Galerie in K.k. Österreichische Staatsgalerie umbenannt und ihr Sammlungsbereich auf alle Perioden der österreichischen Kunst ausgeweitet. Die Staatsgalerie blieb jedoch auch dem Werk der Secessionisten, das in Wien zu einem Synonym für den Jugendstil geworden war, verbunden.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurden von der Österreichischen Galerie, wie sie von da an bis 2007 (ausgenommen die NS-Zeit) genannt wurde, zahlreiche Bilder, unter anderem Werke von Gustav Klimt und Egon Schiele erworben. Bis zum Jahr 2000, als sie als Bundesmuseum in die Vollrechtsfähigkeit entlassen wurde, hatte die Galerie 33 Bilder Klimts in ihrem Besitz, nicht alle zu Recht, wie sich später herausstellte.

2007 hat Agnes Husslein-Arco (geborene Arco), ehemalige Leiterin des Salzburger Rupertinums und des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg, Gerbert Frodl als Direktorin abgelöst. Sie positioniert seither das Belvedere im Wettbewerb mit Albertina, Kunsthistorischem Museum und anderen Sammlungen und Ausstellungshäusern.

Restitution

Der Streit um die „Goldene Adele“

Gustav Klimt: Adele Bloch-Bauer I, 1907, die „Goldene Adele“, Neue Galerie, New York

Im Jahre 1907 fertigte Gustav Klimt das Porträt Adele Bloch-Bauer I, der Wiener Industriellengattin Adele Bloch-Bauer an. Die Darstellung Adele Bloch-Bauers in einem von gold- und silberfarbigen Ornamenten durchwirkten Kleid ist „wohl das berühmteste Klimt-Porträt und ein Hauptwerk seiner so genannten 'Goldenen Periode′“, wie es im Katalog zur Klimt-Ausstellung der Österreichischen Galerie Belvedere aus dem Jahr 2000 heißt. Zur Unterscheidung von einem weiteren Bild, das Klimt im Jahre 1912 von Adele Bloch-Bauer gemalt hatte, wird das erste Porträt auch die „Goldene Adele“ genannt. Das Bild wird auf einen Wert von bis zu 100 Millionen Euro geschätzt. In ihrem Testament hatte Adele Bloch-Bauer ihren Mann Ferdinand Bloch-Bauer gebeten, ihre beiden Porträts zusammen mit vier Landschaftsbildern Gustav Klimts der „Österreichischen Galerie“ zu vermachen. Dazu kam es jedoch nicht, denn bei seinem Tod im Jahr 1945 befand sich Ferdinand Bloch-Bauer im Schweizer Exil. Sein gesamter Besitz in Wien war beschlagnahmt worden und die Klimt-Bilder waren bereits 1941 von einem von den NS-Behörden beauftragten Anwalt der Galerie im Belvedere übergeben worden.

Österreich verabsäumte es, das Eigentum Ferdinand Bloch-Bauers 1945/1946 seinen Erben auszufolgen; mehrere Versuche der Erben, den Staat zur Rückgabe oder zumindest zu Verhandlungen zu bewegen, scheiterten. Erst nachdem eine der Erbinnen, Maria Altmann, in den USA Klage gegen Österreich erhoben hatte (die Gerichtskosten für eine Klage in Österreich hätten Millionen Schilling betragen, die sie nicht hatte), erklärte sich Österreich bereit, sich einem Schiedsgericht zu unterwerfen. Dieses entschied nach einem sechs Jahre dauernden Verfahren, dass fünf in der Österreichischen Galerie Belvedere verbliebene Klimt-Bilder an die in den USA und Kanada lebenden Erben Gustav Bloch-Bauers, darunter Maria Altmann, zurückzuerstatten sind. Die Rückgabe ist 2006 erfolgt.

Weitere Klimts

Gustav Klimt: Adele Bloch-Bauer II, 1912, Besitz Maria Altmann, Los Angeles

Die Österreichische Galerie Belvedere hat nach Untersuchung der Provenienz ihrer Bestände in den Jahren 2001 und 2004 fünf Klimt-Gemälde nach dem österreichischen Restitutionsgesetz an die Erben der enteigneten Familien zurückgegeben:

  • Apfelbaum II, im Jahr 2001 an die Erben nach Nora Stiasny übergeben
  • Dame mit Federboa, ebenfalls im Jahr 2001 an die Erben nach Hermine Lasus übergeben
  • Bauernhaus mit Birken, im Jahr 2001 an die Erben nach Hermine Lasus übergeben
  • Landhaus am Attersee, 1914, im Jahr 2001 an die Erben nach Jenny Steiner übergeben
  • Bildnis einer Dame, im Jahr 2004 an die Erben nach Bernhard Altmann übergeben

Dazu kamen 2006 die Bilder, die an die Erben von Ferdinand Bloch-Bauer, u.a. Maria Altmann, zurückgestellt wurden:

  • Adele Bloch-Bauer I, 1907
  • Adele Bloch-Bauer II, 1912
  • Buchenwald/Birkenwald, 1903
  • Apfelbaum I, 1912
  • Häuser in Unterach am Attersee, um 1916

Da die Republik Österreich ein Vorkaufsrecht besaß, wurde darüber diskutiert, ob und aus welchen Mitteln die auf über 200 Millionen Euro geschätzten Gemälde von der Erbengemeinschaft um Maria Altmann zurückgekauft werden sollten, um sie weiterhin im Belvedere ausstellen zu können. Einen Verkauf an private Sponsoren, die die Bilder dann der Galerie als Leihgabe zur Verfügung gestellt hätten, lehnten die Erben ab. Als Angebot der Rechtsanwälte von Maria Altmann an die Republik wurde letztlich ein Kaufpreis von 300 Millionen Dollar genannt. Nach einer parlamentarischen Debatte am 2. Februar 2006 beschloss die österreichische Regierung, auf das Vorkaufsrecht zu verzichten. Daraufhin wurde die Rückgabe der Bilder durchgeführt.

Munch

Auch über das von Edvard Munch im Jahre 1902 gemalte Bild Sommernacht am Strand, auch bekannt unter dem Titel "Meereslandschaft mit Mond", wurde am 17. Februar 2006 neuerlich ein Restitutionsverfahren eingeleitet. Das Gemälde war ein Geschenk an Alma Mahler-Werfel von ihrem damaligen Ehemann Walter Gropius, zur Geburt ihrer Tochter Manon Gropius (1916-1935). 1937 lieh Alma Mahler-Werfel das Werk gemeinsam mit vier weiteren Gemälden der Österreichischen Galerie im Belvedere. Einen Tag nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitlers Deutsches Reich, am 13. März 1938, flüchtete sie aus Österreich mit ihrem dritten Ehemann, dem Dichter Franz Werfel, der jüdischer Herkunft war. Zuvor war Alma Mahler-Werfel, Tochter des bekannten Wiener Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler, mit Gustav Mahler verheiratet gewesen.

Mahler-Werfels Stiefvater, Carl Moll, einer der Mitbegründer der Österreichischen Galerie im Belvedere und bekennender Nationalsozialist, bekam das Munch-Gemälde nach der Abreise seiner Stieftochter ausgehändigt. 1940 verkaufte er es dann im Namen von Almas Halbschwester Maria Eberstaller ohne das Einverständnis Alma Mahler-Werfels an die Österreichische Galerie um 7.000 Reichsmark.

Bereits im Jahre 1947 stellte Alma Mahler-Werfel einen Rückstellungsantrag gegen die Republik Österreich. Die Klage wurde aber 1953 durch das Oberlandesgericht Wien abgewiesen. Der damals mit 15.000 Schilling (1.090 Euro) bemessene Streitwert war außerdem zu gering, um den Obersten Gerichtshof anrufen zu können.

Bis zu ihrem Tod im Jahre 1964 in New York setzte sich die streitbare Alma Mahler-Werfel vergeblich für die Rückgabe des Munch-Gemäldes ein, das sie als ihr Lieblingsbild bezeichnete. Danach bemühte sich ihre Enkelin, Marina Mahler, um Restitution. Ihr Antrag wurde jedoch im Jahr 1999 vom Kunstrückgabebeirat unter Berufung auf das Urteil von 1953 abgewiesen. Die Entscheidung im Jahre 2006, der Erbin von Adele Bloch-Bauer, Maria Altmann, fünf Klimt-Gemälde, deren Restitution im Jahre 1999 ebenfalls noch ausgeschlossen worden war, zurückzugeben, bestärkte Marina Mahler jedoch, noch einmal das Bild zurückzufordern.

Berühmte Gemälde

Eine Auswahl weiterer Gemälde in der österreichischen Galerie:

Literatur

  • Sophie Lillie: Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Czernin Verlag, Wien. 2006. ISBN 3-7076-0049-1

Weblinks

48.19138888888916.387Koordinaten: 48° 11′ 29″ N, 16° 22′ 48″ O


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