Ökologisches Bauen

Ökologisches Bauen
Beispielhaft für Ökologisches Bauen: Modernes Passivhaus in Strohballenbauweise mit Lehmputz und Holzfassade

Ökologisches Bauen, international auch als Grünes Bauen (engl.: green building) bezeichnet, ist vom Grundsatz geprägt, dass durch das Gebäude gegenwärtigen Bedürfnissen der Nutzer optimal entsprochen wird, ohne künftigen Generationen eine Nachnutzung aufzuzwingen oder Entsorgungsprobleme zu hinterlassen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte in Deutschland

Als Vorläufer des ökologischen Bauens in Deutschland gilt die Baubiologie durch ihren Begründer, den Arzt Hubert Palm, der mit zahlreichen Vorträgen in den 1960er Jahren bekannt wurde. Sein Buch „Das gesunde Haus" ist das erste Grundlagenwerk der Baubiologie und des umweltbewussten Bauens in Deutschland.

Charakteristik

Das Gebäude soll sich in den natürlichen Stoffkreislauf eingliedern. Hier muss vor allem die Entsorgung eines nicht mehr benötigten Bauwerkes bedacht werden. Aber auch während des Betriebs muss es ressourcenschonend sein. Als wesentlich werden folgende Punkte erachtet:

  • Ökologische Standortfindung (Infrastruktur, Verkehrserschließung, Landschaftsschutz)
  • Verwendung von Baustoffen, deren Rohstoffgewinnung/Nutzung umweltverträglich ist und die einfach entsorgt werden können, idealerweise biologisch abbaubar sind und nach Möglichkeit ohne großen Energie- und Transportaufwand hergestellt wurden (Beschaffung regionaler Baustoffe)
  • Vermeidung baubiologisch bedenklicher oder toxischer Stoffe
  • Geringer Energieverbrauch während des Betriebes des Gebäudes
    • durch optimierte Nutzung der Sonnenenergie (Solararchitektur)
    • durch effiziente Wärmedämmung
    • durch einen Abgleich aus Bauphysik und Technischer Gebäudeausrüstung
    • durch den Einsatz effizienter Anlagentechnik
    • und durch die Deckung des Restenergiebedarfs durch erneuerbare Ressourcen wie Solarthermie und/oder Biogene Brennstoffe
  • Klein gehaltene versiegelte (bebaute) Fläche und/oder Bauwerksbegrünung
  • Nachhaltige Entwässerungstechnik, evtl. durch Trennung von Trink- und Brauchwasser, das zum Waschen oder Blumengießen verwendet wird (siehe auch Zisterne)
  • Pflanzenkläranlagen und Naturschwimmbäder

Neben Wohngebäuden gibt es mittlerweile auch zahlreiche Beispiele für ökologische Büro- und Gewerbebauten. Darüber hinaus werden ökologische und nachhaltige Prinzipien auch im Siedlungsbau und in der Stadtplanung angewandt.

Konkrete Merkmale

Wenn man ökologisch bauen will, wird man letztlich jedes einzelne Produkt, das man beim Bauen verwendet, kritisch auf seine ökologischen Eigenschaften prüfen. Um als Bauherr nicht grenzenlos überfordert zu werden, empfiehlt es sich, das Ziel ökologisches Bauen gemeinsam mit dem Architekten oder dem Ingenieur zu verwirklichen.

Dachbegrünung – für Viele der Inbegriff von ökologischem Bauen

Beispiele für wichtige Entscheidungen beim ökologischen Bauen sind:

  • Gewinnung von Strom durch Solartechnik auf dem Dach
  • natürliche Baustoffe (Lehm, Ziegel, Natursteine aus der Umgebung, Holz, Strohballen), Pflanzen z. B. zur Dachbegrünung)
  • natürliche Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (zum Beispiel Holzfaserdämmplatte, Flachsfaser, Hanffaser, Schafwolle, Stroh) oder Recyclingmaterial (z. B. Cellulose aus Altpapier)
  • Anbringen einer sehr guten Wärmedämmung
  • Naturfarbe (Anstrichmittel), Klebstoffe und Lacke auf Pflanzenbasis ohne Lösungsmittel
  • mehrfachisolierte Fenster aus lokalen Hölzern statt Kunststoff
  • möglichst umfassende Nutzung des Tageslichts für die Beleuchtung des Gebäudes (wo keine Fenster möglich sind, kann es mit Lichtleitsystemen – das heißt einem System aus Röhren und Spiegeln – an den Bestimmungsort geleitet werden)
  • natürliche Bodenbeläge (z. B. Kork, Holzparkett aus regional gewachsenem Holz, Linoleum)
  • Warmwassererzeugung mittels thermischer Solaranlage bei Bedarf ergänzt durch alternative Heizsysteme (z. B. Geothermie, Pelletheizung)
  • Warmwasseranschluss für die Waschmaschine
  • Nutzung des so genannten Grauwassers (Abwasser aus Badewanne, Dusche und Waschmaschine) für die Toilettenspülung, Nutzung des Regenwassers nach Grobfilterung zum Waschen der Wäsche. Dies bedeutet konkret ein Zweikammersystem (Grauwasser und Regenwasser werden separat aufgefangen. Das Regenwasser muss auch gefiltert werden oder man leitet das erste Regenwasser nach langer Trockenheit ab und nutzt das Regenwasser erst dann, wenn das Dach schon reingewaschen ist (nach längerem Regen)
  • wenn die örtlichen Gegebenheiten dies Erlauben: Bau einer Pflanzenkläranlage, Nutzung der anfallenden Biomasse als Dünger im eigenen Garten, eine Alternative wäre der Bau einer solchen (Klein)-Kläranlage gemeinsam mit mehreren Nachbarn
  • beim Bau von Mehrfamilienhäusern besonders wichtig: Schaffung von Möglichkeiten zur Mülltrennung, überdachte Fahrradstellplätze

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Frey: Das Fünf-Finger-Prinzip: Strategien für eine nachhaltige Architektur. Herder Verlag, 2010, ISBN 978-3-451-30387-6.
  • Michael Bauer, Peter Mösle, Michael Schwarz: Green Building - Konzepte für nachhaltige Architektur. Callwey, 2007, ISBN 978-3-7667-1703-0.
  • Karl J. Habermann, Roberto Gonzalo: Energieefiziente Architektur: Grundlagen für Planung und Konstruktion. Birkhäuser Verlag, 2006. ISBN 978-3-7643-7255-2 .
  • Detlef Glücklich: Ökologisches Bauen. Von Grundlagen zu Gesamtkonzepten. Deutsche Verlagsanstalt, 2005, ISBN 3-421-03541-5.
  • Fred Ranft, Bernhard Frohn: Natürliche Klimatisierung. Birkhäuser Verlag, 2004, ISBN 3-7643-6939-6.
  • Arwed Tomm: Ökologisch planen und bauen. Vieweg Verlag, 2000, ISBN 3-528-28879-5.
  • Hubert Palm: „Das gesunde Haus". Unser nächster Umweltschutz. Die biologische Bauordnungslehre in der Architectura perennis. Ordo-Verlag, Konstanz 1979

Weblinks


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