Écomusée d’Alsace

Écomusée d’Alsace
Écomusée d'Alsace
Ecomusée Alsace 97.jpg
Das Museumsdorf
Daten
Ort Ungersheim
Art Freizeitpark in Frankreich
Eröffnung 1984
Besucheranzahl (jährlich) 280.000
Website Écomusée d'Alsace (frz./dt.)
Störche im Museumsdorf
Ochsenkarren mit Heu im Museumsdorf

Das Écomusée d’Alsace war bis 2006 das größte Freilichtmuseum Frankreichs und wird heute als kommerzieller Freizeitpark betrieben. Es befindet sich im Elsass bei Ungersheim, zwischen Mulhouse und Colmar. Das Museum ist 1984 entstanden und zeigt heute siebzig Gebäude, die zuvor woanders standen und neu aufgebaut wurden. Der damalige Trägerverein hat sie damit vor einer geplanten Zerstörung gerettet. Zu den Gebäuden gehören eine Bäckerei, eine Töpferei, eine Schule, ein steinerner Wohnturm sowie mehrere Bauernhöfe und Fachwerkhäuser.

Auffällig ist die hohe Zahl an Störchen, die sich auf den Dächern der Bauwerke niedergelassen haben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1971 setzten sich eine Handvoll engagierter Mitarbeiter des Vereins „Maisons Paysannes d’Alsace“ für den Erhalt und die Restaurierung ländlicher Wohnhäuser ein, die zum Abriss freigegeben waren. Da viele dieser Häuser an ihrem eigentlichen Standort Neubauten Platz machen sollten, kamen sie auf eine ungewöhnliche Idee. Sie beschlossen die Häuser abzubauen, um sie Stück für Stück an einem anderen Ort wieder aufzubauen. Nach langer Suche entschied sich das Projekt im Jahre 1980 für ein brachliegendes Gelände zwischen Mulhouse und Colmar. 1984 waren bereits um die zwanzig Gebäude neu aufgebaut und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Die Zeit als Freilichtmuseum 1984–2006

Wohnturm aus Mühlhausen

Das 1984 von Marc Grodwohl gegründete Museum war in der Region verankert und hatte in den letzten Jahren um die 280.000 Besucher pro Jahr. Der Komplex umfasste zum Schluss über achtzig historische Gebäude, mit Ausnahme des mittelalterlichen steinernen Wohnturmes aus Mülhausen nahezu ausschließlich Fachwerkhäuser. Die vor dem Museum liegenden mächtigen Gebäude der 1975 stillgelegten Kalimine Rodolphe wurde im Jahr 2004 für die Öffentlichkeit begehbar gemacht und zu einem Museum der Geschichte des elsässischen Kalibergbaus ausgebaut. Die beiden Komplexe Museumsdorf und Kalimine sind mit einer Museumseisenbahn mit historischen Waggons verbunden.[1]. Vorführungen gaben einen Eindruck von der traditionellen Lebensweise am Oberrhein und der damit verbundenen Bau- und Wohnkultur vom Mittelalter bis zur industriellen Neuzeit.

Das Museum fand Anerkennung in nationalen und europäischen Gremien und ist beispielsweise Gründungsmitglied der Vereinigung der Ecomusees und der Musée de sociétés FEMS. Das Museum wurde von einem eigenständigen Verein betrieben und erhielt im Gegensatz zu anderen Kulturinstitutionen keine regelmäßigen Subventionen und allenfalls Zuschüsse für die öffentliche Infrastruktur (Zufahrt, Energie- und Abwasserleitungen).

Rindenschäler

Das Ecomusée d'Alsace hatte in seiner 24-jährigen Existenz unter der Leitung seines Gründers Marc Grodwohl (1982 bis 2006) positive Auswirkungen nicht nur auf das kulturelle Leben im Elsass, sondern auch auf die Wirtschaft: Das Ecomusée d'Alsace initiierte Maßnahmen zum Schutz der regionalen Tradition und Kultur. Dabei wurden auch Subventionen für die Restaurierung von Gebäuden ausgeschüttet. Seine Attraktivität wurde beispielgebend für viele Ortschaften bei der Erhaltung des historischen und auch touristisch nutzbaren Dorfbildes.

Die Ansiedlung von japanischen Unternehmen im Elsass geht auf den privaten Besuch japanischer Investoren zurück, und für die museumseigenen Gaststätten sowie die im elsässischen Stil gebaute Hotelanlage mit zehn kleinen Fachwerkhäusern, wurden – nebst dem Animations-Personal im Museum – rund 60 Arbeitsplätze geschaffen. Zudem erfüllte das Ecomusée d'Alsace wissenschaftliche Aufgaben und bot geschützte soziale Arbeitsplätze für Jugendliche mit Integrationsschwierigkeiten.

Nachbarschaft des neuen Bioscopes

Im Jahr 2005 wurden die zugesagten Subventionen für die Betriebskosten gestrichen, da die elsässische Politik die entsprechenden Gelder für die Unterstützung des Baus des benachbarten Freizeitparkes Bioscope verwendete. Erschwerend kam hinzu, dass der Freizeitpark Bioscope, ein Lieblingsprojekt vieler Politiker, im ersten Jahr nur knapp ein Zehntel der Besucherzahl erreichte, die vom kommerziellen Unternehmen anvisiert worden war.[2]

Das Ecomusée d‘Alsace kam dadurch in finanzielle Schwierigkeiten. Im September 2006 wurde der Gründer und Aufbauer Marc Grodwohl zum Rücktritt gedrängt, ebenso der Präsident der Vereinigung des Ecomusée, François Capber.[3] Dies kam einer Enteignung zugunsten des kommerziellen Projektes Bioscope gleich.

Ein elsässer Haus im Freilichtmuseum

Als Nachfolger des Vereinspräsidenten wählte der Restvorstand anschließend Jacques Rumpler, einen freiberuflichen Animateur und kaufmännischen Leiter einer Optikerkette. Im Juni 2008 ernannte die Vereinigung Pascal Schmitt zum neuen Direktor.

2007 wurde das Museum mehrheitlich an die Compagnie des Alpes, eine Betreiberin von Freizeitparks, verkauft, die das benachbarte Bioscope betreibt, das mit über 35 Millionen Euro von der elsässischen Politik mitfinanziert worden war. Diese Gesellschaft betreibt das Ecomusée d'Alsace mit sehr viel weniger Mitarbeitern und versucht, das Museum zusammen mit dem benachbarten Bioscope zu vermarkten.[4]

Das Écomusée d’Alsace als Freizeitpark

Von den ursprünglich rund 150 Vollzeitstellen im Ecomusée d'Alsace hat die kommerzielle Gesellschaft sogleich in einer ersten Tranche 60 Angestellte[3] und kurz drauf weitere 60 Personen entlassen. Damit sind die früher zahlreichen Vorführungen praktisch eingestellt worden – nebst zusätzlichen saisonalen Schließtagen und der Verringerung der Öffnungszeiten.

Belege

  1. Besuch im salzigen Hades. Abgerufen am 26. September 2010.
  2. Econo-online.
  3. a b Museumsblog.de.
  4. TV-Suedbaden.de.

Siehe auch

Weblinks

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