Çameria

Çameria

Çamen (albanisch: Çamët, griechisch: Tsamides, deutsch gelegentlich auch: Tschamen) sind Albaner aus der nördlichen Küstenregion von Epirus (alb. auch Çamëria). Das Siedlungsgebiet der Çamen umfasste seit dem Mittelalter weite Teile von Epirus zu beiden Seiten der heutigen griechisch-albanischen Grenze. In jenen Gegenden lebten sie neben Griechen und Aromunen. Seit dem 15. Jahrhundert kamen türkische Siedler hinzu. Ein Teil der Çamen wurde dann unter der osmanischen Herrschaft zu Muslime, während andere den orthodoxen Glauben behielten. Die Çamëria ist der südlichste Teil des geschlossenen albanischen Sprachgebiets.

Im 19. und 20. Jahrhundert siedelten eine größere Zahl von Çamen ins Gebiet der heutigen Türkei über. Je zur Hälfte muslimisch und christlich-orthodox wurden die Çamen durch die Grenzziehung von 1913 zu einer ethnischen Minderheit im neuen griechischen Nationalstaat. Zwar wurde der muslimische Teil der Çamen offiziell vom griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch nach dem Ersten Weltkrieg ausgenommen, während die noch in Epirus lebenden Türken gehen mussten. Jedoch wurde die muslimischen Çamen in der Zwischenkriegszeit diskriminiert. Die Griechen beschuldigten die Çamen der Kollaboration mit den italienischen sowie deutschen Besatzungstruppen und mit der von diesen eingesetzten albanischen Zivilverwaltung im Zweiten Weltkrieg. Griechische Truppen nahmen dies als Anlass, um einen Großteil der verbliebenen Albaner 1944 kollektiv nach Albanien zu vertreiben, wobei es nach albanischer Darstellungen zu vielen Opfern auch unter der Zivilbevölkerung kam.

In Albanien leben Çamen vor allem in der Gegend zwischen Konispol und Saranda.

Über die Çamen orthodoxer Konfession, die in Epirus verblieben sind, ist wenig bekannt. Es gibt keine offiziellen Zahlen über die Stärke dieser Volksgruppe. Sie werden vom griechischen Staat nicht als ethnische Minderheit anerkannt; allerdings werden seitens der in Griechenland verbliebenen Çamen auch keine Minderheitenrechte, zumindest öffentlich artikuliert, eingefordert. Strittig ist, ob sie noch ein gesondertes (albanisches) Selbstverständnis haben (bzw. als griechisch orthodoxe Christen jemals hatten) oder ob Sie mittlerweile „arvanitisiert“ und daher vollständig in eine griechische Identität assimiliert sind. Im Gegensatz zu den Arvaniten im Süden Griechenlands ist ihnen die Bezeichnung Shqiptar für sich selbst und den Staatsbürgern Albaniens bekannt, was allerdings nicht unbedingt mit dem Gefühl der Zugehörigkeit zur albanischen Nation einhergeht. In griechischer Sprache bezeichnen sie sich ebenso als Arvaniten, die Bezeichnung als Çamen wird von ihnen abgelehnt. Den Çamischen Dialekt kann man auch heute noch in Igoumenitsa, Filiates und den umliegenden Dörfern hören.

Literatur

  • Konrad Clewing: Çamen. In: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. hrsg. v. Edgar Hösch u. a. Wien & Köln 2004. S. 162.
  • Doris Stockmann, Wilfried Fiedler, Erich Stockmann: Albanische Volksmusik, Band 1: Gesänge der Çamen." Berlin: Akademie-Verlag, 1965. 302 Seiten.

Weblinks


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