Äquilibration

Äquilibration

Als Äquilibration (auch: Aequilibration; engl. equilibration) bezeichnet man allgemein die Aufhebung des inneren Spannungszustandes eines Organismus oder eines Systems auf seine Umwelt durch diesen selbst (Selbstregulierung). Diese Regulation wird erreicht durch Organisation (Koordination) und/oder Adaptation (Anpassung) bzw. Assimilation und Akkommodation.

Der Äquilibrationsprozess

Die Äquilibration ist die treibende Kraft der kognitiven Entwicklung und meint die Anpassung (Adaptation) des menschlichen Organismus an seine Umweltgegebenheiten. Dieser Prozess dient zur Ausbildung immer höherer und adäquater Gleichgewichtszustände (Ausbildung neuer kognitiver Strukturen). Die spontane Aktivität des Individuums wird für diesen Prozess benötigt, da das Individuum sich selber Anregungen schaffen muss, um seine Neugierde zu wecken. Er wird ferner durch die selbstregulierte bzw. selbstmotivierte Auseinandersetzung zwischen dem Individuum auf der einen Seite und Umwelt auf der anderen Seite herbeigeführt. Lernen und Reifen sind in diesen Prozess mit eingeschlossen.

Merkmale dieses Lernprozesses sind Differenzierung und Abstraktion (Generalisierungslernen). Das Auftreten von Imbalancen bedeutet gleichzeitig die Konstruktion neuer kognitiver Strukturen. Störungen der Äquilibration werden durch Umweltereignisse hervorgerufen, ergo wenn Assimilationsversuche misslingen oder verschiedene Assimilationsschemata miteinander konfligieren. Die selbstregulatorische Aktivität des Individuums ist verantwortlich für den Ausgleich der Diskrepanzen. Die Äquilibration dient der Organisation von Wissen und Erkenntnis, sprich der Modifikation und Differenzierung der kognitiven Strukturen in Richtung auf mehr Stimmigkeit und flexiblere Anwendbarkeit. Dies ist schlussendlich das Ziel der Entwicklung. Dadurch, dass Assimilation (Strukturerhaltung) und Umweltanpassung (Akkommodation) äquilibriert werden, adaptiert sich der Organismus schließlich an seine Umweltgegebenheiten.

Der Ablauf sieht wie folgt aus: Das Kind probiert die neue (unbekannte) Umwelterfahrung zu assimilieren, sprich sie mit vorhandenen Denkstrukturen zu begreifen. Misslingt dieser Assimilationsprozess, entstehen interne Imbalancen, und das Kind empfindet einen inneren Widerspruch. In der Folge setzt die selbstregulierte bzw. selbstmotivierte Aktivität des Kindes ein und dieses interne Ungleichgewicht wird durch den Akkommodationsprozess ausgeglichen. Die dadurch entstehenden neuen Schemata und Strukturen äquilibrieren das Ungleichgewicht und lösen das Problem. Es herrscht nun wieder das dynamische Gleichgewicht.

Der ursprünglich aus der Biologie stammende Begriff der Äquilibration wurde von dem Entwicklungspsychologen Jean Piaget in die Psychologie übernommen und in der Bedeutung erweitert; bei Piaget ist die Äquilibration ein gerichteter Vorgang, der danach strebt, einen Gleichgewichtszustand zu erreichen. Das Lernen ist dabei einerseits der Reifung und andererseits der Äquilibration untergeordnet.

Siehe auch

Literatur

  • Jean Piaget: Die Äquilibration der kognitiven Strukturen. Stuttgart 1976. ISBN 3-12-926530-9
  • H. M. Trautner: Lehrbuch der Entwicklungspsychologie. 2 Bände. Göttingen 1991

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