À bout de souffle

À bout de souffle
Filmdaten
Deutscher Titel: Außer Atem
Originaltitel: À bout de souffle
Produktionsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 1960
Länge: 87 Minuten
Originalsprache: Französisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Jean-Luc Godard
Drehbuch: Jean-Luc Godard
Produktion: Georges de Beauregard
Musik: Martial Solal
Kamera: Raoul Coutard
Schnitt: Cécile Decugis
Lila Herman
Besetzung

Außer Atem (Originaltitel: À bout de souffle) ist ein Klassiker des französischen Kinos und der Nouvelle Vague und der erste Langfilm von Jean-Luc Godard. Das Drehbuch schrieb er nach einer Geschichte von François Truffaut, die wiederum auf einem Zeitungsbericht über einen Polizistenmord basierte.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Kleinkriminelle und Rebell Michel ist in einem gestohlenen Wagen auf dem Weg nach Paris. Als er bei einer Verkehrskontrolle von der Polizei gestoppt wird, erschießt er kaltblütig einen Polizisten und ist fortan auf der Flucht. Kurzzeitig findet er Unterschlupf bei der amerikanischen Studentin Patricia, die er in Südfrankreich kennengelernt hat und in die er sich verliebt. Zwar versucht Michel Geld für die Flucht nach Italien zu beschaffen, doch das Fahndungsnetz der Polizei zieht sich immer enger. Schließlich ist es Patricia, die sich zwischen Karriere und Liebhaber entscheiden muss und ihn an die Polizei verrät. Dieser flüchtet, wird jedoch von der Polizei in den Rücken geschossen. Seine letzten Worte richtet er an Patricia: „Du bist zum Kotzen.“

Filmtechnik und -ästhetik

Außer Atem ist auch aufgrund seiner innovativen filmischen Mittel berühmt geworden. Dazu zählen die häufige Verwendung einer Handkamera, rasante Kameraschwenks und die Schnitttechnik des Jump Cut. In Dialogszenen verlaufen Sprache und Bildmontage oftmals asynchron. Der Film wurde nicht im Studio, sondern an Originalschauplätzen, nämlich auf dem Land, in Zimmern und den Straßen von Paris gedreht, was einen Bruch mit den bisherigen Methoden darstellte. Godard wollte das Leben dort filmen, „wo es ist“[1]. Er sah seinen Film als „ein[en] Film ohne Regeln oder dessen einzige Regel hieß: Die Regeln sind falsch oder werden falsch angewendet“[1]. Der Film war aufgrund dessen zu damaligen Zeiten absolut revolutionär. Manche Zeitgenossen verglichen Godards filmtechnische Revolution mit dem Kubismus, der in der Malerei die Regeln brach.

Die stilistischen Besonderheiten sind nicht nur dem Kunstwillen Godards zu verdanken, sondern auch den finanziellen Engpässen; Godard musste den auf zwei Stunden angelegten Film auf neunzig Minuten kürzen. Diese Engpässe waren also beispielsweise mit Ursache dafür, dass Unterhaltungen zwischen Michel und Patricia nicht im typischen Schuss-Gegenschuss-Verfahren gezeigt werden.

Hintergründe und Interpretationen

Der Film war von Godard als Hommage an den amerikanischen Film Noir mit klassischen Ikonen wie Humphrey Bogart gedacht; Michel betrachtet auch in einer Szene eine Fotografie des Idols im Schaufenster eines Kinos. Aus der Hommage wird ein ironischer Abgesang auf das klassische Genre und den klassischen Gangstertypus: Michel imitiert Gesten Bogarts und ist im Gegensatz zu diesem, der in seinen Filmen wie beispielsweise „Die Spur des Falken“ als Gewinner hervorgeht, ein Verlierertyp; wird sogar am Ende von Patricia, die sich beweisen will, dass sie ihn gar nicht liebt, verraten. Zu Beginn adressiert er an den Zuschauer die Frage nach seinem bevorzugten Urlaubsziel, sagt ihm dann: „Sie können mich mal.“ Einer Identifizierung des Zuschauers mit Michel wird also zuvorgekommen; hierzu sei ein Verweis auf das epische Theater Bertolt Brechts gegeben, bei dem diese Vermeidung einer Identifikation mit den Protagonisten eine große Rolle spielt. Das Ende des Films treibt die Ironie bzw. Parodie auf die Spitze: Als Michel niedergeschossen am Boden liegt und stirbt, zieht er abermals Grimassen. Auf seine letzten Worte an die Amerikanerin Patricia, sie sei wirklich zum kotzen (diese werden ihr von einem Dritten nochmals wiederholt) stellt sie in die Kamera (und somit dem Zuschauer) die Frage: "Was heißt das, kotzen?".

Der Film besitzt mit Aussagen Patricias wie z.B. „Ich weiß nicht, ob ich unglücklich bin, weil ich nicht frei bin, oder ob ich nicht frei bin, weil ich unglücklich bin“ oder der Frage an Michel, wie er sich zwischen Leiden oder Nichts entscheiden würde, auch einen Bezug zum damals sehr populären Existenzialismus. Michel geht jedoch auf Patricias Fragen (auch zu einem Bild, das sie neu aufgehängt hat) nicht ein und es wird deutlich, dass sie, eine Studentin, und er, ein kleiner Gangster, nicht zusammenpassen.

Kritiken

„Godards längst zum Klassiker gewordener Erstlingsfilm ist eine Huldigung an Humphrey Bogart und die ‚B-Filme‘ Hollywoods. Er erzählt von dem kleinen Ganoven Michel Poiccard, der schließlich von seiner Geliebten Patricia an die Polizei verraten wird. Im Mittelpunkt steht dabei bereits der Tod, ein Lieblingsthema Godards. Der Film wimmelt von inszenatorischen Regelverstößen, die man damals der Unerfahrenheit des Anfängers zuschrieb und erst später als raffinierte Absicht erkannte, einerseits den Artefaktcharakter des Films hervorzuheben, andererseits das amerikanische Ideal der ‚unsichtbaren‘ Regie zu torpedieren.“

Lexikon des internationalen Films

Auszeichnungen

Remake

1983 wurde mit Atemlos ein US-amerikanisches Remake mit Richard Gere und Valérie Kaprisky in den Hauptrollen gedreht. Die Nationalitäten der Hauptdarsteller sind umgekehrt wie die der Hauptdarsteller des Originals; gedreht wurde in Los Angeles und Kalifornien. Das Remake hat den Kultstatus des Originals nicht erreicht.

Bemerkung

2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf. In der Liste der hundert besten Filme, die Focus 2002 veröffentlichte, belegte Außer Atem den dreiunddreißigsten Platz.[2]

Quellen

  1. a b Zitiert nach: Töteberg (Herausg.): Metzler Film Lexikon, S.1.
  2. Focus-Magazin vom 25. November 2002.

Literatur

  • Metzler Filmlexikon, Herausgeber Michael Töteberg, J.B. Metzler Verlag 2005

Weblinks


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