Zähringer

Zähringer
Wappen der Zähringer, moderne Darstellung auf einer Wegmarkierung zur Burg Zähringen.

Das mit den Staufern verwandte schwäbische Fürstengeschlecht der Zähringer nannte sich seit Ende des 11. Jahrhunderts nach seiner Burg Zähringen bei Freiburg im Breisgau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Herzogtum Schwaben (orange) und das Königreich Hochburgund (grün) um das Jahr 1000
Die Adelsherrschaften in der Schweiz um 1200–grün der Machtbereich der Zähringer
Die Zähringerstädte in Deutschland und in der Schweiz

Gestützt auf Namenshäufungen wird vermutet, dass die Zähringer aus den Alaholfingern hervorgegangen sind und ihre Macht auf ein Geblütsrecht stützten. Dieses Geblütsrecht hob sie wahrscheinlich von anderen schwäbischen Geschlechtern ab.

Graf Berthold, der verschiedene Herrschaften im Breisgau, Thurgau, der Ortenau und der Baar innehatte, erhielt 1057 als Ersatz für das ihm von Kaiser Heinrich III. versprochene Herzogtum Schwaben das Herzogtum Kärnten und die Markgrafschaft Verona, ohne diese Rechte jedoch tatsächlich ausüben zu können. 1097 wurde erneut als Ersatz für den bei den Staufern verbleibenden schwäbischen Herzogstitel das Herzogtum Zähringen, bestehend aus den Eigengütern der Familie und verschiedenen Reichslehen, gegründet. Dieses neue Territorialherzogtum wurde jedoch von den Zeitgenossen nicht als gleichwertig mit den althergebrachten Stammesherzogtümern betrachtet. Fortan prägte das Streben der Zähringer nach einem solchen gleichwertigen Herzogtum ihre Politik, die Machtkämpfe zwischen den Staufern und Welfen setzten jedoch der Expansion der Zähringer eine Grenze. 1127 erhielten die Zähringer das Rektorat über Burgund. Bis zuletzt versuchten die Zähringer sowohl ihr zähringisches Herzogtum zu einem territorialen Herzogtum auszubauen als auch die Rektoratswürde über Burgund als regelrechtes Herzogtum erscheinen zu lassen. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. (1197) wurde Herzog Bertold V. von Zähringen als Thronkandidat ins Gespräch gebracht. Bertold betrieb die Kandidatur jedoch nur kurze Zeit, immerhin zeigt die Episode jedoch, dass die Familie als thronfähig galt.

Der Aufstieg der Zähringer in den Kreis der mächtigsten Fürsten im Reich vollzog sich größtenteils während des Investiturstreits, bei der die Zähringer die meiste Zeit auf Seiten der päpstlichen Partei standen. Nachdem die papsttreuen Gegenkönige Rudolf von Rheinfelden und Hermann von Salm sowie Rudolfs Sohn gestorben waren, zählte ab 1090 Bertold II. zu den mächtigsten Fürsten dieser Partei. Als Schwiegersohn Rudolfs kam er sogar als neuer Gegenkönig in Frage, doch es konnte keine neue Königserhebung mehr inszeniert werden.

Im 12. Jahrhundert errangen die Zähringer im heutigen Südwestdeutschland und der heutigen Schweiz eine bedeutende Machtstellung, ohne jedoch tatsächlich ein zusammenhängendes oder fundiertes Herzogtum im Sinne eines einheitlichen Herrschaftsgebiets formen zu können. Der Silberbergbau im Schwarzwald bildete hierfür auch eine finanzielle Grundlage. Die Zähringer betrieben in ihrem Einflussbereich eine aktive Siedlungspolitik und gründeten zahlreiche Städte, Dörfer und Klöster. Dabei wählten die Zähringer die Standorte nach politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus. Einheitliches Recht, zentrale Verwaltung sowie größtmögliche Freiheit für die Bürger der Städte kennzeichneten den Herrschaftsbereich der Zähringer. Ein weiteres Kennzeichen ist der typische Stadtgrundriss mit dem so genannten Zähringer-Straßenkreuz: Zwei Straßenzüge, die sich annähernd rechtwinklig kreuzen, teilen das Stadtgebiet in vier Quartiere. Meist ist die eine Achse als Marktgasse breiter ausgebildet. Zu diesen Städten zählen beispielsweise Bern, Burgdorf, Bräunlingen, Freiburg im Breisgau, Freiburg im Üechtland, Haslach im Kinzigtal, Offenburg, Murten, Neuenburg am Rhein, Rheinfelden, Thun und Villingen.

Die Städte lagen auf beiden Seiten des Schwarzwalds. Deshalb war es für die Zähringer sehr wichtig, Durchgänge durch dieses Mittelgebirge zu schaffen bzw. zu kontrollieren. Zur Verbindung der Städte Freiburg im Breisgau und Villingen wurde die Wagensteige geschaffen. Bald trat die Route durch das Höllental an ihre Stelle. Durch die Rodungen, die für den Straßenbau notwendig waren, war es vielen Ministerialen der Zähringer möglich, im Schwarzwald zu leben. Daher haben die Zähringer einen Anteil an der Besiedlung des Schwarzwalds.

Grablege der Familie war bis 1093 Weilheim an der Teck, wo mit der Limburg die Stammburg des Geschlechts steht. Entsprechend der Verschiebung des Zentrums der zähringischen Besitztümer nach Südwesten war ab 1093 das von Berthold II. gegründete Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald letzte Ruhestätte der Zähringer. Berthold V. begann 1200 den ersten Erweiterungsbau des Freiburger Münsters auch mit dem Ziel, eine neue repräsentative Grablege zu schaffen. Die Hauptlinie der Zähringer starb jedoch vor Fertigstellung der Kirche mit dem Tod Bertholds V. 1218 aus.

Linien

Hauptlinie

Berthold V. in der Fantasiedarstellung des Berner Zähringerdenkmals

Die Regenten der Zähringer waren:

Weitere bedeutende Zähringer waren:

Mit dem Tod Bertholds V. starb die Linie der Herzöge von Zähringen aus. Kaiser Friedrich II. zog sämtliche Reichslehen der Zähringer ein, das Erbe des Allodialguts von Berthold traten die mit den Töchtern von Berthold IV. verheirateten Grafen von Urach und Grafen von Kyburg an.

Markgrafen von Baden

Die Linie der Markgrafen von Baden, die auf den ältesten Sohn von Berthold I., Hermann I., zurückgeht, erbte Teile des Besitzes sowie den Markgrafentitel. Hermann II., der Sohn von Hermann I., nannte sich 1112 erstmals Markgraf von Baden. Die Linie regierte - zeitweise in mehrfach geteilten Territorien - als Markgrafen bis zum Reichsdeputationshauptschluß 1803, der das badische Territorium stark vergrößerte und Karl Friedrich die Kurfürstenwürde einbrachte. 1806 wurde das Kurfürstentum Baden zum Großherzogtum Baden erhoben, das die Erben Karl Friedrichs bis zum Tode Ludwig I. 1830, bzw. als morganatische Seitenlinie bis zur Abdankung Friedrichs II. 1918 im Rahmen der Novemberrevolution regierten.

Ab 1805 bezeichnete sich das Haus Baden basierend auf genealogischen Studien des Historikers Johann Daniel Schöpflin im propagandistischen Rückgriff auf das Hochmittelalter selbst als Herzöge von Zähringen[1] und verwendete den Namen unter anderem für den Zähringer Löwenorden sowie noch im 20. Jahrhundert für die Zähringer Stiftung.

Herzöge von Teck

Adalbert, Bruder von Berthold IV., erbte Familienbesitzungen um die Burg Teck und nannte sich ab 1187 Herzog von Teck. Berthold von Teck war ab 1223 Bischof von Straßburg. Eine Außenseitermeinung unter Historikern geht davon aus, dass Konrad II. 1292 von einer der Parteien zum römisch-deutschen König gewählt und deshalb vor der offiziellen Wahl ermordet wurde[2]. Die Herzöge von Teck starben mit dem Tode Ludwigs von Teck, Patriarch von Aquileja, 1439 aus, der Titel wurde später im Rahmen der Rangerhöhung der Württemberger wiederverwendet.

Literatur

  • Heinrich Büttner: Zum Städtewesen der Zähringer und Staufer am Oberrhein während des 12. Jahrhunderts, in: ZGO 105 (1957), S.63-88
  • Heinrich Büttner: Die Zähringer im Breisgau und im Schwarzwald während des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Schau-ins-Land 76 (1958), S.3-18
  • Heinrich Büttner: Zähringerpolitik im Trierer Raum während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in: RhVjbll 33 (1969), S.47-59
  • Michael Buhlmann: Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten, Tl.1: Frühes Mittelalter - Hohes Mittelalter, Tl.2: Spätes Mittelalter, Tl.3: Anhang (= Vertex Alemanniae, H.24/1-3), St. Georgen 2006, Tl.1, S.52ff
  • Michael Buhlmann: Badische Geschichte. Mittelalter - Neuzeit (= Vertex Alemanniae, H.29), St. Georgen 2007
  • Michael Buhlmann: Die Zähringer – Herzöge im hochmittelalterlichen Schwaben (= Vertex Alemanniae, H.48), St. Georgen 2009
  • Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. von Meinrad Schaab u. Hansmartin Schwarzmaier i.A. der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg: Bd.1: Allgemeine Geschichte: Tl.1: Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer, Stuttgart 2001; Tl.2: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reiches, Stuttgart 2000; Bd.2: Die Territorien im Alten Reich, Stuttgart 1995
  • H. Heinemann: Untersuchungen zur Geschichte der Zähringer in Burgund, in: AfD 29 (1983), S.42-192; 30 (1984), S.97-257
  • Eduard Heyck: Geschichte der Herzoge von Zähringen / herausgegeben von der Badischen historischen Kommission, Mohr (Siebeck), Freiburg i. B. 1891 (Digitalisat)
  • Eduard Heyck: Urkunden, Siegel und Wappen der Herzoge von Zähringen, Freiburg i.Br. 1892
  • H. Hofer: Die Zähringer und ihr Städtesystem in der burgundischen Schweiz (= Berner Jb 1977), Bern 1977
  • P. Kläui: Zähringische Politik zwischen Alpen und Jura, in: AlemJb 1959, S.92-108
  • H.-W. Klewitz: Die Zähringer. Vom Leben einer deutschen Hochadelssippe im Mittelalter, in: Schau-ins-Land 84/85 (1966/67), S.27-48
  • H. Krieg, T., Zotz: Der Adel im Breisgau und die Zähringer. Gruppenbildung und Herrschaftsspielräume, in: ZGO 150 (2002), S.73-90
  • Helmut Maurer: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Sigmaringen 1978
  • Parlow, Ulrich: Die Zähringer: kommentierte Quellendokumentation zu einem südwestdeutschen Herzogsgeschlecht des hohen Mittelalters. Stuttgart 1999.
  • H. Werle: Titelherzogtum und Herzogsherrschaft, in: ZRG GA 73 (1956), S.225-299
  • Die Zähringer (= Veröffentlichungen zur Zähringer-Ausstellung), hg. von Archiv der Stadt Freiburg i.Br. u.a.: Bd.I: Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. v. Karl Schmid, Sigmaringen 1986; Bd.II: Anstoß und Wirkung, hg. v. Hans Schadek u. Karl. Schmid, Sigmaringen 21991; Bd.III: Schweizer Vorträge und neue Forschungen, hg. v. Karl Schmid, Sigmaringen 1990
  • T. Zotz: Dux de Zaringen – dux Zaringiae. Zum zeitgenössischen Verständnis eines neuen Herzogtums im 12. Jahrhundert, in: ZGO 139 (1991), S.1-44

Weblinks

 Commons: Zähringer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dieter Speck: Kleine Geschichte Vorderösterreichs. In: Regionalgeschichte - fundiert kompakt. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2010, ISBN 978-3-7650-8554-3., S. 19
  2. Armin Wolf: König für Einen Tag: Konrad von Teck; gewählt, ermordet (?) und vergessen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Bd. 17. Gottlieb und Osswald 1993, 2. Auflage 1995.

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