Zwenkauer See

Zwenkauer See
Zwenkauer See
Der Zwenkauer See während der Flutung (2008)
Der Zwenkauer See während der Flutung (2008)
Geographische Lage 12 km südsüdwestlich von Leipzig
Städte am Ufer Zwenkau
Daten
Koordinaten 51° 14′ 22″ N, 12° 18′ 19″ O51.23938611111112.305219444444113.5Koordinaten: 51° 14′ 22″ N, 12° 18′ 19″ O
Zwenkauer See (Sachsen)
Zwenkauer See
Höhe über Meeresspiegel 113,5 m
Fläche 9,7 km²f5
Volumen 172.000.000 m³f8
Umfang 22 kmf9
Maximale Tiefe 48,5 mf10
Mittlere Tiefe 17,7 mf11
Besonderheiten

Tagebaurestloch, Daten gelten für Flutungsende 2013

Das Restloch vor der Flutung;
oben Zwenkau, September 2005
Zwenkauer See im April 2006 –
im Hintergrund das Kraftwerk Lippendorf
Der Ausstellungspavillon Kap Zwenkau kurz nach seiner Eröffnung, April 2006

Der Zwenkauer See ist das in Flutung befindliche Restloch des ehemaligen Braunkohletagebaus Zwenkau im Bergbaurevier Südraum Leipzig.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Gestalt

Der Zwenkauer See liegt etwa zwölf Kilometer südsüdwestlich des Leipziger Stadtzentrums im Landkreis Leipzig. Unmittelbar benachbart ist die Stadt Zwenkau. Die kürzeste Entfernung zum nördlich befindlichen Cospudener See beträgt zirka 700 Meter. Zwischen beiden Seen verläuft die Autobahn 38. Nördlich von dieser liegt der Freizeitpark Belantis.

Der Zwenkauer See hat, bedingt durch die bergbaulichen Erfordernisse, eine unregelmäßige Gestalt. Der Tagebau Zwenkau umrundete die Stadt in seinem 70-jährigen Betrieb in nahezu einem Dreiviertel-Kreisring, von Süden kommend östlich und nördlich an der Stadt vorbei. Obwohl große Teile der Tagebaufläche wieder rekultiviert wurden und jetzt die Neue Harth bilden, musste die Zufahrt in die Grube östlich von Zwenkau bis zum Schluss offen bleiben. Ebenso unverfüllt sind natürlich auch die letzten Abbauflächen im Nordwesten der Stadt. Daher verläuft der See östlich von Zwenkau über zirka zwei Kilometer in etwa Nord-Süd-Richtung bei einer Breite um 400 Meter, wendet sich dann nach einer nordöstlichen Ausbuchtung auf 600 Meter verbreitert nach Westen und öffnet sich zu einem annähernden Dreieck von 2,5 Kilometer Kantenlänge.

Der geflutete See wird eine Wasserfläche von 970 Hektar besitzen und damit das größte Gewässer im Leipziger Neuseenland sein, größer als der Tegernsee. Die größte Tiefe des Sees an den Stellen des letzten Kohleabbaus wird 48,5 Meter betragen und die mittlere Tiefe 17,7 Meter. Es gibt aber auch Flachwassergebiete. Der Umfang des Sees beträgt 22 Kilometer und sein Gesamtvolumen 172 Millionen Kubikmeter.

Der Zwenkauer See umfasst neben Zwenkauer Gebiet auch die Gemarkungen der ehemaligen Ortschaften Bösdorf und Eythra, die 1980 bis 1987 ausgesiedelt und abgebaggert wurden.

Flutung

1999 wurde der Tagebaubetrieb eingestellt, und die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) begann zur bergbaulichen Sanierung mit der Herstellung der Böschungssysteme als wichtige Voraussetzung zur Füllung des zukünftigen Zwenkauer Sees. Dazu wurden bis Ende 2009 rund 14,5 Millionen Kubikmeter Erdmassen bewegt.

Als mit der Einstellung des Förderbetriebs auch die Entwässerung der Grube entfiel, begann sich im Restloch Grund- und Regenwasser zu sammeln. Die aktive Flutung startete im Januar 2007. Das Wasser wird dabei über eine 63 Kilometer lange Ringleitung herangeführt, die die Seen des Leipziger Neuseenlandes mit den noch aktiven Tagebauen Vereinigtes Schleenhain und Profen verbindet. Das Wasser fällt dort als Sümpfungswasser bei der Entwässerung der Tagebaue an. Dem Zwenkauer Restloch werden pro Minute etwa 45 Kubikmeter Wasser zugeführt. Das ergab zu Flutungsbeginn einen täglichen Anstieg des Wasserspiegels von etwa zwei Zentimetern. Mit der kontinuierlich größer werdenden Oberfläche des Sees ist dieser Wert inzwischen auf einen Zentimeter pro Tag zurückgegangen.[1]

Zur Beschleunigung der Flutung und aus Hochwasserschutzgründen wird eine Verbindung zur benachbarten Weißen Elster hergestellt. Diese besteht aus einem Abschlag- und einem Überleitungsbauwerk in Form eines etwa 600 Meter langen Kanals zwischen Fluss und See und soll 2012 die Funktion aufnehmen. Die Wasserentnahme (bis maximal 3 m³/s) aus der Weißen Elster wird nur dann gestattet sein, wenn deren Wasserführung mindestens 8 m³/s beträgt.[2] Das Flutungsende bei einem Endwasserstand von 113,5 m ü. NN soll 2013 erreicht sein. Der derzeitige Wasserstand (November 2011) beträgt 102 m ü. NN. Der aktuelle Wasserstand kann durch Anklicken des Sees im „Interaktiven Infosystem der LMBV zu aktuellen Wasserständen der Leipziger Seen“[3] ermittelt werden.

Wie in vielen bergbaulichen Restlöchern besteht auch im Zwenkauer See das Problem, dass durch Oxidation des in den Abraummassen befindlichen Pyrits unter Einwirkung von Wasser und Sauerstoff Eisenhydroxid und Schwefelsäure entstehen, es kommt zur Versauerung des Wassers, oder auch Acid Mine Drainage genannt. Das Eisenhydroxid bewirkt die unschöne Braunfärbung durch Schwebstoffe im Wasser. Um der Versauerung entgegenzuwirken und für das Seewasser „Erholungsqualität“ zu erreichen, setzt die LMBV seit dem Sommer 2011 dem Flutungswasser aus der Ringleitung in Wasser gelösten Brandkalk zur Neutralisation zu. Die Neutralisationsanlage, welche vorher beim Hainer See mit Erfolg im Einsatz war, verarbeitet pro Tag 26 Tonnen Brandkalk.[4]

Nutzungspläne

Touristisches Potential

Ein See von dieser Größe bietet ein beträchtliches touristisches Potential für die Region und wegen der Nähe der Autobahn auch über die Region hinaus. Dieses Potential umzusetzen haben sich die Stadt Zwenkau und der Zweckverband Neue Harth, ein Gremium aus Spitzenvertretern der beiden Städte Leipzig und Zwenkau, auf ihre Fahnen geschrieben.

Nach einem 2005 beschlossenen Masterplan wird sich der Zweckverband besonders dem Nordufer widmen. Dabei sollen in der Aufzählung von Osten beginnend folgende Einrichtungen etabliert werden: ein Hafen für einen Segelverein, ein Feriendorf mit maximal 400 Ferienhäusern, von denen 30 als auf dem See schwimmend errichtet werden sollen, samt zugehöriger Versorgungsstruktur, nach einem 350 Meter breiten Waldstreifen ist ein Platz für ein Hotel mit 150 Zimmern vorgesehen, dann folgt eine Seebrücke mit einem Anleger für Fahrgastschiffe, nach einem Sportpark mit vorgelagertem Sandstrand folgen ein Campingplatz und noch ein Segelstützpunkt. Im Nordosten des Sees wird es einen Verbindungskanal zum Cospudener See samt Schleuse zur Überbrückung des 3,5 m-Höhenunterschieds der Seen geben. Dann besteht vom Zwenkauer See Bootsverbindung bis ins Zentrum Leipzigs.

Während sich der Nordstrand noch in der Planungsphase befindet, herrscht im Mittelteil des Südstrandes, also im Norden Zwenkaus - Kap Zwenkau genannt -, schon rege Bautätigkeit. Hier wird neben einem großen Hafengelände die Infrastruktur für einen neuen Stadtteil Zwenkaus mit Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten geschaffen. Das Hafenbecken für einen Yachthafen ist bereits fertig. Seit dem Sommer 2008 verkehrt auf dem See das Ausflugsschiff Santa Barbara zu Rundfahrten. Es fasst bis zu 150 Personen.

Bereits im April 2006 wurde mit dem Ausstellungspavillon Kap Zwenkau ein erstes Gebäude in diesem Bauabschnitt errichtet. Es erinnert in seiner Architektur an die gesprengte Förderbrücke des ehemaligen Tagebaus. Im Ausstellungsraum und dem umgebenden Freigelände wird über die Bergbaugeschichte der Region informiert. Darüber hinaus gibt es eine Bilddokumentation über durch den Tagebau Zwenkau „verlorenen Orte“: Eythra, Bösdorf und Zwenkau Nord. Über der Ausstellungsebene befinden sich eine Gastronomieetage und eine bewirtschaftete Aussichtsterrasse. Von hier hat man einen einzigartigen Blick auf das Hafengelände, den Freizeitpark Belantis und die Skyline von Leipzig.

Hochwasserschutz

Der Schutz von Leipzig vor Hochwassern der Pleiße wird durch Stauräume wie das Speicherbecken Borna und das Rückhaltebecken Stöhna gesichert. Für die Weiße Elster waren solche Reserven bisher nicht vorhanden. Dem soll der Zwenkauer See abhelfen. Durch entsprechende Wasserbauten soll ermöglicht werden, dass über den Normalwasserstand von 113,5 m ü. NN hinaus 2,1 Meter Seehöhe zusätzlich als Hochwasserspeicher genutzt werden können. Das ergibt bei der Fläche von 970 Hektar ein Speichervolumen von über 20 Millionen Kubikmeter.

Als Entnahmestelle des Elsterhochwassers dient neben dem oben erwähnten Abschlagbauwerk zur Flutungsunterstützung, ein wesentlich größeres, für das das Flutungsbauwerk nur ein Bypass ist. Dieses gestattet die Überleitung von bis zu 130 m³/s[2] Bis zur Fertigstellung des Einlaufbauwerks war im Falle eines Hochwassers eine Notsprengung des Elsterdeiches bei Kleindalzig zur Einleitung in den See vorgesehen. Ein Auslaufbauwerk wird an der Nordwestecke bei Hartmannsdorf entstehen, wo die Elster durch ihr Gefälle und ein dazwischen liegendes Wehr den Ablauf bis auf 114,15 m ü. NN ermöglicht. Die weitere Leerung des Sees bis auf Normalhöhe soll laut Masterplan an der Nordostseite über den Floßgraben erfolgen, der dann vorbei am Cospudener See in die Pleiße führt.

Bilder vom November 2011
Ca. 200°-Panorama des Zwenkauer Sees vom Aussichtspunkt am Kap Zwenkau (Blickrichtung von Westnordwest über Nord und Ost bis Südost)
Ca. 200°-Panorama des Zwenkauer Sees vom Aussichtspunkt am Kap Zwenkau (Blickrichtung von Westnordwest über Nord und Ost bis Südost)

Einzelnachweise

  1. Website Zwenkau
  2. a b Mitteilung der LMBV vom 25. Februar 2011
  3. Interaktives Infosystem der LMBV zu aktuellen Wasserständen der Leipziger Seen
  4. Julia Tonne: Mit Kalk ins Badevergnügen, LVZ vom 12. Juli 2011

Weblinks

 Commons: Zwenkauer See – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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