Zunder

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Zunder

Zunder bezeichnet ein sehr leicht brennbares Material, welches als Anzündmittel zum Entzünden von Feuer verwendet werden kann.

Bereits im grimmschen Wörterbuch heißt es über die Beschaffenheit dazu, Zunder sei ... eine lockere, pulverige masse aus pflanzlichen stoffen, welche durch den am stein geschlagenen funken zum glimmen gebracht wird. seit alter zeit wird dieser zunder aus gewissen baumschwämmen, polyporus, siehe zundelschwamm, zunderschwamm durch kochen in lauge, dann auch aus verkohlter leinwand hergestellt. noch älter aber, und bis heute bei einfachen völkern üblich, ist dafür die verwendung von mulmigem holze...[1].

Zur Aufbewahrung des Zunders verwendete man eine spezielle Zunderbüchse oder ein entsprechendes Kästchen. Dort war häufig neben dem Zundermaterial noch ein Feuerstein und ein Stein- (Pyrit) oder Stahlstück zum Funkenschlagen enthalten.

Materialien

  • Ein seit langer Zeit häufig verwendetes und gut geeignetes Material für Zunder ist das getrocknete „Fruchtkörperfleisch“ (Plectenchym) des Zunderschwamms (auch Zunderpilz genannt) Fomes fomentarius, ein Pilz aus der Ordnung der Poriales in der Klasse der Agaricomycetes. Er wächst meistens in totem Holz und bildet Fruchtkörper außerhalb des Holzes. Besonders leicht entzündlichen Zunder gewinnt man aus dem Zunderschwamm durch Tränken des in Scheiben geschnittenen „Fruchtkörperfleisches“ mit Salpeterlösung (Kaliumnitrat), Trocknen und Weichklopfen[2].
  • Stoffreste aus Leinen oder Baumwolle wurden seit alters her verkohlt (Pyrolyse) und als Zunder verwendet. Im Englischen heißt diese Art von Zunder „char cloth“ oder „charred cloth“, im Deutschen spricht man von Leinwandzunder. Dieser Leinwandzunder wurde früher in den meisten Haushalten verwendet, da er Funken sehr gut annimmt und aus alten Stoffabfällen selbst leicht herzustellen war.
  • Beispiele aus der Ethnologie sind z. B. Zunder aus Zunderschwamm, der beim Mann vom HauslabjochÖtzi“ gefunden wurde, Flugsamen der Disteln im Spätsommer oder von Löwenzahn, äußere Birkenrinde, trockenes zerriebenes Laub, Flechten, Heu, Sporen des Bärlapp, mehlige Fasern zerfallenden Holzes.
  • Tipps aus dem Outdoor-Bereich: Mit einem Bleistiftanspitzer aus trockenen Zweigen hergestellte Späne eignen sich als Zunder. Auch ein Tampon ergibt aufgezupft einen ausgezeichneten Zunder. Außerdem sind die Abblätterungen der weißen Teile von Birkenrinde sowie getrocknete Torffasern hervorragend als Zunder geeignet.

Quellen

  1. http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GZ08855 Grimmsches Wörterbuch
  2. Jörg Mildenberger, Trutmanns 'Arzneibuch', Teil II: Wörterbuch, Würzburg 1997, V, S. 2375f.

Weblinks


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