Zonophon

Zonophon
Grammophon Victor V der Victor Talking Machine Co.

Ein Grammophon oder -fon (von gr.: gramma, „Schrift, Geschriebenes“ und phone, „Stimme, Laut, Ton“) ist ein Gerät zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Tönen, das 1887 von Emil Berliner erfunden wurde (Anmeldung zum Patent: 26. September 1887[1]). Als reines Abspielgerät war es der mechanische Vorläufer des Plattenspielers. Berliner ließ den Namen Grammophon (im englischen Original Gramophone) gesetzlich schützen; er entwickelte sich indes zum Gattungsbegriff für alle Apparate ähnlicher Bauart.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsprinzip

Grammophonfabrik Emil Berliners in Hannover
Eine einseitig bespielte, 1908 in Hannover hergestellte Aufnahme mit Enrico Caruso

Das Grammophon ist – im Gegensatz zum Phonographen – mit einer runden Platte (Schallplatte) ausgestattet, auf der die Töne mechanisch aufgezeichnet werden; Edisons Phonograph verwendete noch eine Walze. Berliners Schallplatte bestand aus einer flachen, wachsbeschichteten Zinkscheibe als Tonträger; jede Platte musste bei diesem Verfahren einzeln hergestellt werden. Zur Aufnahme wurde die Schalldose über eine Spindel spiralförmig über die Schallplatte geführt, durch den Trichter bewegte der Schall selbst eine Membran, an der wiederum über ein Hebelsystem die Nadel befestigt ist. Dadurch wurde im Wachs ein Abdruck des Schalls erzeugt. Nach einem Säurebad blieb diese so entstandene Rille im Zink zurück, das Wachs konnte entfernt werden. Von dieser "Mutter" genannten Schallplatte konnten im galvanischem Wege per Elektrolyse eine Kopie gefertigt werden. Diese wiederum diente als Matrize zur Herstellung von Schallplatten.

Normale Grammophone waren allerdings, im Gegensatz zum Phonographen, nicht für die Aufnahme von Schallplatten vorgesehen. Dadurch entfiel die Spindel zur Führung der Schalldose, die Nadel wurde durch die Rille selbst geführt. Zur Wiedergabe bewegte in umgekehrtem Mechanismus zur Aufnahme die Form der Rille die Nadel, welche wiederum über ein Hebelsystem die Schwingung an die Membran übertrug. Zur Verstärkung wurde ein Trichter eingesetzt.

Den Beginn der Schallplattenvervielfältigung kann man im Jahr 1892 ansetzen, als erstmals nickelüberzogene Kupfernegativplatten aus vulkanisiertem Gummi gepresst wurden. Schellack wurde ab 1895 als Grundstoff in der Plattenindustrie eingesetzt. Schellackplatten bestehen nicht hauptsächlich aus der namensgebenden Substanz, sondern vor allem aus einer Mischung von Gesteinsmehl, Kohlenstaub und Tierhaaren. Der Schellack wurde lediglich als Bindemittel eingesetzt.

Die ersten Schallplatten hatten einen Durchmesser von rund 12 cm, später setzten sich allgemein Größen von 25 oder 30 cm durch. Auch waren die ersten Platten lediglich einseitig bespielt. Dies änderte sich erst 1904, als der Berliner Grammophon- und Plattenhersteller Odeon erstmals doppelseitige Schallplatten auf der Leipziger Messe vorstellte.

Antrieb

Der Antrieb erfolgt von Hand, durch ein Uhrwerk oder einen Elektromotor. Es wurden auch Grammophone mit Heißluftantrieb (Stirlingmotor) gebaut. Es sind nur noch wenige dieser Geräte heute erhalten, da sie einerseits aufgrund von Konstruktionsmängeln leicht Feuer fingen, andererseits auch damals schon recht teuer waren und daher nur wenig Verbreitung fanden. Der große Vorteil war, dass viele Platten hintereinander gehört werden konnten, ohne ein Federwerk zwischendurch erneut aufziehen zu müssen. Elektrizität war damals nicht in jedem Haushalt verfügbar, somit waren auch Elektromotoren nicht unbedingt eine Alternative.

Bauformen von Grammophonen

Marga von Etzdorf an einem Koffergrammophon 1932
Bausatz-Grammophon der Marke Monochord(ca 1930)

Bei frühen Modellen war die Schalldose unmittelbar am Trichter befestigt, die Kurbel für den Federmotor befand sich oben, was den Geräten auch den Spitznamen "Kaffeemühle" einbrachte.

Schnell kam man von dieser Bauform ab, die Kurbel wurde an die Seite verlegt und die Schalldose an einen leichteren Tonarm (eigentlich nur ein Blechrohr) befestigt, dieser war über ein Kugellager mit dem Trichter verbunden. In der Regel wurde in dem Tonarm ein Bügel eingebaut, der ein leichtes Hochklappen des Tonarms ermöglichte. Dies war zum Wechsel der Nadel auch regelmäßig erforderlich: Die Nadel war aus Stahl, und durch das relativ hohe Gewicht der Schalldose (ca. 100 Gramm) war die Nadel nach dem Abspielen einer Seite bereits verschlissen und musste ausgewechselt werden. Nadeln wurden deshalb auch in Dosen zu 100 oder 200 Stück verkauft. Auch konnte beim Grammophon die Lautstärke lediglich über die Dicke der Nadel eingestellt werden, hierbei kam die unterschiedliche Hebelwirkung zur Membrane zum Einsatz.

Zur damaligen Zeit wurden die heute so beliebten Außentrichter als hässlich empfunden; schon sehr früh begann man daher, den Trichter in das Innere eines Schrank- oder Tischgerätes zu legen. Durch Holztüren vor dem Trichter konnte man so einen gewissen Einfluss auf die Lautstärke nehmen.

Beliebt waren ab Mitte der zwanziger Jahre auch Koffergrammophone. Diese hatten in der Regel den Trichter ebenfalls im Gehäuse mit einem Schallaustritt am rückwärtigen Teil des Gerätes, wobei der Deckel als zusätzlicher Reflektor zum Einsatz kam.

Das Grammophon war für Bastler auch in der Form preisgünstiger Bausätze erhältlich. Die Technik wurde geliefert, der Korpus musste nach einer mitgelieferten Vorlage selbst erstellt werden.

Die Blütezeit erlebte das Grammophon gegen Ende der 1920er Jahre, danach wurden Schallplatten zunehmend elektrisch abgenommen und über einen elektrischen Verstärker wiedergegeben. Koffergrammophone waren bis in die 1950er Jahre noch weiter verbreitet, erst mit Verbreitung der Singles und LPs, sowie mit Aufkommen der kleineren und leichteren Transistorverstärker wurden Koffergrammophone ungebräuchlich.

Von der Marke zur Gattung

Berliners Grammophon vergleichbare Abspielgeräte wurden alsbald auch von anderen Firmen unter anderen Markennamen produziert. Zu den ersten gehörte das seit 1901 hergestellte Zonophon. Es wurde von der International Zonophone Company des Amerikaners Frank Seaman hergestellt, der zuvor Berliners Verkaufsleiter gewesen war. Er verließ die Berliner Gramophone Company in einer durch patentrechtliche Auseinandersetzungen ausgelösten Krise.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Kittler: Grammophon Film Typewriter. Berlin: Brinkmann & Bose 1986. ISBN 3-922660-17-7 (engl. Ausgabe: Gramophone Film Typewriter, Stanford 1999)
  • Friedrich Kittler: Aufschreibesysteme 1800/1900. Fink: München 1985. ISBN 3-7705-2881-6 (engl. Ausgabe: Discourse Networks 1800 / 1900, with a foreword by David E. Wellbery. Stanford 1990)
  • Martin Fischer: Faszination Schellack, Battenberg Verlag, 2006. ISBN 3866460082
  • Herbert Jüttemann, Phonographen und Grammophone, Braunschweig: Klinkhardt und Biermann 1979

Weblinks

Wikisource
 Wikisource: Das Grammophon. Artikel aus der Zeitschrift Die Gartenlaube von 1891

Einzelnachweise

  1. US-Patent No. 372,786 Gramophone vom 8. November 1887

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