Zinnitz

Zinnitz
Zinnitz
Stadt Calau
Koordinaten: 51° 48′ N, 13° 51′ O51.79555555555613.85416666666766Koordinaten: 51° 47′ 44″ N, 13° 51′ 15″ O
Höhe: 66 m
Eingemeindung: 31. Dez. 2001
Postleitzahl: 03205
Vorwahl: 035439
Schloss Zinnitz (Foto: 2009)

Zinnitz (niedersorbisch Synjeńce) ist ein Ortsteil der Stadt Calau im südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Zinnitz liegt in der Niederlausitz im Naturpark Niederlausitzer Landrücken nordwestlich des Lausitzer Grenzwalls und südlich des Spreewalds. Nordwestlich des Ortes liegt der Luckauer Ortsteil Schlabendorf mit dem Schlabendorfer See und schließlich die Stadt Luckau, die zum Landkreis Dahme-Spreewald gehört. Nordöstlich folgt der ehemalige Tagebau Schlabendorf-Nord und der Lübbenauer Ortsteil Kittlitz mit seinen Gemeindeteilen Lichtenau und Schönfeld und schließlich Lübbenau/Spreewald. Zwischen Zinnitz und dem Ortsteil Bathow befindet sich östlich die Anschlussstelle 12 (Calau) der BAB 13. Südöstlich befindet sich der Calauer Ortsteil Groß Jehser mit Mallenchen und Erpitz, in östlicher Richtung folgen der Zinnitzer Ortsteil Bathow, der ehemalige Tagebau Seese-West und der Calauer Ortsteil Buckow sowie die Stadt Calau. Südlich befindet sich der ehemalige Tagebau Schlabendorf-Süd, gefolgt vom Luckauer Ortsteil Fürstlich Drehna, der ebenfalls zum Landkreis Dahme-Spree gehört und weiter südlich folgt die Gemeinde Crinitz im Amt Kleine Elster (Niederlausitz), das zum Landkreis Elbe-Elster gehört.

Zu Zinnitz gehört der Gemeindeteil Bathow.

Geschichte

Ortsgeschichte

Früh- und Neuzeit

Nach Heinrich Berghaus gehört Zinnitz „zu denjenigen Ortschaften der Niederlausitz, welche am frühesten in der Geschichte genannt werden, schon Anfang des 11. Jahrhunderts im Chronico des Bischofs Dithmar von Merseburg als eines der festen Schlösser des Landes“.[1] Das Dorf mit Rittergut „Ciani, Zizani oder Sciciani“ sei demnach zeitweise Residenz des polnischen Herzogs Bolesław I. gewesen und soll auch Ausgangspunkt eines fruchtlosen Angriffs auf das nach Polen ziehende deutsche Heer im Jahre 1014 gewesen sein[1]. Allerdings scheinen neuere Forschungen die Aussagen von Berghaus zu widerlegen beziehungsweise dahingehend zu relativieren, dass das heutige Zinnitz wohl nicht der Ort jener Ereignisse gewesen sein soll.[2][3]

Wappenstein (Foto: 2009)

Um 1255 erschien mit einem Gebhard das Geschlecht v. Cynnitz in der Niederlausitz.[4][5] Dieses Schreiben des Klosters Doberlugk gilt als früheste überlieferte schriftliche Erwähnung des Ortes.[3] Damit ist Zinnitz wahrscheinlich älter als die Stadt Calau, deren Ortsteil es heute ist. Am 3. August 1301 veräußerte Markgraf Dietrich der Jüngere die Mark Lausitz an den Erzbischof Burchard von Magdeburg, unter den dazugehörigen Höfen auch die „curia Zcinnitz“.[5]

Das Rittergut Zinnitz befand sich in den folgenden Jahrhunderten in Privatbesitz und brachte eine Reihe berühmt gewordener Persönlichkeiten hervor, von denen an dieser Stelle Dietrich III. von Bocksdorf (Bischof von Naumburg) und Pauline Gräfin von Nostitz (Schriftstellerin und Forschungsreisende) zu erwähnen sind.

In Zinnitz wurde auch Anna Margareta Burmeister geboren, die in einem von August dem Starken von Sachsen (1670–1733) angestrengten Hexenprozess in Dresden zusammen mit Ursula Margarethe von Neitschütz, geb. von Haugwitz, der Mutter von Magdalena Sibylla von Neitschütz, 1695 vor Gericht stand. Beide sollen den sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. (1647–1691) ermordet und dessen Nachfolger Johann Georg IV. (1668–1694) durch Zauberei verhext haben.[6]

Das Schloss Zinnitz war auch Wohnsitz von Philipp Ludwig Sigismund Bouton des Granges (erster Chef des preußischen Feldjägerregiments) und Robert von Patow (Preußischer Finanzminister), die beide wesentliches zu dessen heutiger baulicher Gestalt beigetragen haben.

20. Jahrhundert

1917/18 begann sich die Ilse Bergbau AG für den Ort zu interessieren[5], die Zeit der Kohleförderung begann jedoch erst viele Jahre später. Im Jahr 1929 kaufte die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft das Gut. Dieselbe Gesellschaft begann in den Folgejahren mit dem Bau der Reichsautobahn.

Von 1939 bis 1944 war Zinnitz ein Standort des Reichsarbeitsdiensts (nationalsozialistisches Arbeitsmaidenlager im Schloss). Nach den Wirren des Kriegsendes wurden Schloss und Kinderheim zu Flüchtlingswohnheimen. Die Einwohnerzahl erhöhte sich dadurch stark.

In der DDR-Zeit war Zinnitz zunächst Schulstandort, später auch Sitz einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft.

In den 1960er-Jahren begann der Braunkohletagebau im großen Maßstab. Rund um den Ort gab es gleich drei Tagebaufelder: Seese-West, Schlabendorf-Nord und Schlabendorf-Süd. Dadurch entstanden südlich des Ortes weitläufige Tagesanlagen mit vielen Arbeitsplätzen. Andererseits wurde durch die Tagebaue das Umfeld stark beeinträchtigt: Der Grundwasserspiegel sank dramatisch, Bäume starben ab, Ortsteile verschwanden (vergleiche hierzu auch die Liste der abgebrochenen Orte im Lausitzer Kohlerevier). Seit Anfang der 1990er-Jahre befinden sich alle drei ehemaligen Tagebaue in der Rekultivierung. Es entstehen seitdem eine Reihe großflächiger Erholungsseen nördlich und westlich von Zinnitz.

Am 31. Dezember 2001 wurde Zinnitz (mit dem Ortsteil Bathow) gemeinsam mit Buckow, Craupe, Groß Jehser und Gollmitz in die Stadt Calau eingegliedert.[7]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung in Zinnitz von 1875 bis 2000 [8]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 321 1933 288 1964 497 1989 301 1993 301 1997 321
1890 285 1939 272 1971 452 1990 308 1994 297 1998 327
1910 293 1946 464 1981 334 1991 300 1995 310 1999 343
1925 280 1950 676 1985 333 1992 306 1996 322 2000 347
Dorfkirche von 1818; die Turmspitze stammt von einem Umbau um 1900

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Zinnitzer Dorfkirche und das Schloss Zinnitz gehören zu den Baudenkmalen in Calau.

Das Kirchenschiff von 1818 ist ein vom Klassizismus beeinflusster verputzter Ziegelbau auf rechteckigem Grundriss. Das heutige (spitze) Kirchturmdach stammt dagegen aus späterer Zeit (um 1900), nachdem man den ursprünglichen Glockenstuhl im Jahre 1893 wegen Baufälligkeit abbrechen ließ.

Durch Zinnitz verläuft der Fürst-Pückler-Radfernweg.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bereits im Mittelalter verlief die Fernstraße von Hamburg nach Breslau durch Luckau, Schlabendorf und Zinnitz von Nordwesten nach Südosten. Mit der Entwicklung der Eisenbahn verlor diese Straße ihre alte Bedeutung für den Fernverkehr.

In den 1930er-Jahren entstand die Trasse der heutigen Bundesautobahn 13, die Berlin im Norden mit Dresden im Süden verbindet und zwischen Zinnitz und Bathow die Anschlussstelle Calau erhielt. Dadurch besitzt Zinnitz eine sehr gute überregionale Straßenverkehrsanbindung, aber auch an den nahen Spreewald.

Heute gibt es im Ort ein Architekturbüro, eine Kfz-Werkstatt mit Autolackiererei, einen Kurierdienst, die Freiwillige Feuerwehr Zinnitz, ein Gemeindehaus und eine Kindertagesstätte.

Einzelnachweise

  1. a b Heinrich Berghaus, Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Niederlausitz, Band 3, Brandenburg, 1856: S. 574 f.
  2. Helmut Jentsch, Heimatforscher, Zinnitz
  3. a b Diehnel Ch., Chronik der Gemeinde Zinnitz mit Bathow, Groß Jehser, 1995
  4. Worbs, 1834: 19, Nr. 48
  5. a b c Houwald, Götz Freiherr von, Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer, 1992, S. 606 ff.
  6. Manfred Wilde, Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, 2003, S. 261 ff.
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  8. Statistik Brandenburg (PDF)

Weblinks


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