Zimmerpflanze

Zimmerpflanze
Grünlilie (Chlorophytum comosum)
Zimmerlinde (Sparrmannia)

Eine Zimmerpflanze (auch Topfpflanze, in Österreich Blumenstock) ist eine Pflanze, die im Gegensatz zu einer Garten- oder Freilandpflanze oder landwirtschaftlichen Kulturpflanze üblicherweise ganzjährig im Haus gepflegt wird - dies unterscheidet sie von Kübelpflanzen, die normalerweise während des Sommerhalbjahres im Freien gehalten werden. Die meisten Zimmerpflanzen werden in Töpfen kultiviert, da ein natürlicher Boden nicht zur Verfügung steht. Im Bereich der Innenraumbegrünung existieren auch Beetsysteme zum Teil mit Anschluss an das natürliche Erdreich.

Inhaltsverzeichnis

Charakteristika von Zimmerpflanzen

Als Zimmerpflanze eignen sich Arten, die aufgrund der Anpassung an das Klima ihres natürlichen Vegetationsraums in der Lage sind, in Innenräumen zu überleben. Haltungs- und Pflegeansprüche der entsprechenden Art oder Sorte – beispielsweise Temperatur, Licht, Wasserversorgung und weitere Faktoren betreffend – müssen eingehalten werden.

Als Zimmerpflanzen werden solche Arten erwählt und gezüchtet, die an Bedingungen in Zimmern des Menschen gut angepasst sind. Überall auf der Welt variieren diese Bedingungen üblicherweise wohl zwischen 18 und 30 °C Lufttemperatur und um eine mittlere Luftfeuchtigkeit herum.

Brauchen Zimmerpflanzen jedoch höhere Luftfeuchtigkeit, wird dem mittels Besprühen mit Wasser (Zerstäubung, Verneblung) lokal an der Platzierungsstelle nachgeholfen.

Zimmerpflanzen haben eine wichtige Bedeutung für den Wohnraum des Menschen. Sie binden aus der Luft Schadstoffe wie beispielsweise Formaldehyd, Toluol, Ammoniak, bauen diese teilweise in Kohlenstoffverbindungen um und "filtern" so die Wohnluft. In diesem Kontext wurden wissenschaftliche Versuche von der NASA unternommen, zum Vergleich von hermetisch abgeschlossenen Räumen mit und ohne Zimmerpflanzen. [1].

Die Herkunft der Zimmerpflanzen

Das natürliche Verbreitungsgebiet von Zimmerpflanzen lässt wichtige Rückschlüsse auf ihre Haltungsanforderungen zu. Aus tropischen Regenwäldern stammende Pflanzen benötigen anders als solche aus gemäßigten Zonen keine Ruhezeiten. Dafür sind in der Regel ihre Anforderungen an die Luftfeuchtigkeit besonders hoch. Eine genauere Kenntnis des natürlichen Vegetationsraumes einer Pflanze ist daher bei der Pflege hilfreich.

Tropischer Regenwald

Die überwiegende Anzahl der als Zimmerpflanzen gehaltenen Pflanzen stammt aus dem Bereich des tropischen Regenwalds und den angrenzenden Gebieten. Die Tageslänge beträgt dort konstant etwa zwölf Stunden. Niederschläge sind gleichmäßig über das Jahr verteilt. Die durchschnittliche Tagestemperatur ist abhängig von der jeweiligen Höhe. In Regenwäldern, die nicht mehr als 600 Meter über NN liegen, beträgt sie gewöhnlich gleichmäßig über das gesamte Jahr zwischen 24 und 28 Grad Celsius. In höher gelegenen Regenwäldern, dem sogenannten tropischen Gebirgswald, beträgt sie mitunter nur durchschnittlich 10 Grad Celsius.

Die Lichtverhältnisse, unter denen die jeweiligen Pflanzen gedeihen, sind abhängig von den jeweiligen Vegetationsstufen. Bei Pflanzen, die in der Nähe des Erdbodens wachsen, handelt es sich meist um sehr schattenverträgliche Arten. Bei Kletterpflanzen und epiphytisch wachsenden Arten ist der Lichtbedarf dagegen höher.

Typische Vertreter der Pflanzen des tropischen Regenwaldes, die als Zimmerpflanze gepflegt werden, sind Bromelien, Orchideen und Philodendron. Passend für die Haltung als Zimmerpflanze sind sie, weil sie in der Regel das gesamte Jahr über attraktiv aussehen und auf eine gesonderte Ruheperiode bei diesen Pflanzen verzichtet werden kann.

Wechselfeuchte Wälder

Im Gegensatz zu den tropischen Regenwäldern weisen die wechselfeuchten oder regengrünen Wälder Regen- und Trockenperioden auf. Die dort vorkommenden Arten sind an diese Trockenperioden adaptiert und weisen Wachstums- und Ruhezeiten auf. Eine erfolgreiche Pflege dieser Arten setzt voraus, dass diese Ruhezeiten eingehalten werden.

Typische Vertreter der Pflanzen der wechselfeuchten Wälder, die als Zimmerpflanzen gepflegt werden, sind Amaryllis, die schon seit 1850 als Zimmerpflanze eingeführten Clivien, Haemanthus und Scadoxus.

Offene Savannenlandschaft

Die offene Savannenlandschaft, die sich sowohl in den Tropen als auch den Subtropen finden lässt, wird feiner eingeteilt in Feuchtsavanne, Trockensavanne und Dornbuschsavanne. Pflanzen dieses Lebensraums sind an vorübergehende Trockenheit sowie geringe Luftfeuchtigkeit sehr gut adaptiert. Es handelt sich meist um Sukkulenten und Kakteen. Zu beachten ist hier allerdings bei vielen Arten eine mögliche notwendige Kaltlagerung im Winter, um einen Blüherfolg im nächsten Jahr zu erhalten.

Neben den Kakteen haben vor allem verschiedene Arten der Aloe, Agaven, Crassula, Echeverien, Euphorbia und Sansevieria Verbreitung als Zimmerpflanze gefunden.

Subtropen

Kennzeichnend für die Subtropen sind eine nach Jahreszeit wechselnde Tageslänge und ein relativ milder Winter mit reichlich Niederschlägen. Während des Sommers treten Niederschläge gelegentlich nur vereinzelt auf und es können sehr hohe Temperaturen erreicht werden. Myrte und Oleander sowie einige Ficus-Arten sind Zimmerpflanzen, die aus dieser Vegetationszone stammen.

Gemäßigte Zone

Nur sehr wenige Arten der als Zimmerpflanzen gepflegten Pflanzen stammen aus der gemäßigten Klimazone. Typische Vertreter sind Zuchtformen des Efeus sowie Saxifraga stolonifera und Carex brunnea. Sie alle gedeihen nur, wenn sie möglichst kühl stehen.

Die Kultur von Zimmerpflanzen

Der Vermehrung und Kultivierung von Zimmerpflanzen widmet sich die Fachsparte Zierpflanzenbau als Teil des Berufsfeldes Gartenbau. In Produktionsbetrieben werden Zimmerpflanzen meist in Gewächshäusern vermehrt und bis zum jeweiligen Verkaufsstadium (z. B. bestimmte Größe, Blühstadium) weiterkultiviert. Kultiviert wird in Erd- und in Hydrokultur oder in einem Kultursubstrat aus porösem, gebranntem Ton-Granulat. Danach werden sie über Betriebe des Dienstleistungsgartenbaus wie z. B. Endverkaufsgärtnereien oder Gartencenter an die Kunden abgesetzt.

Einteilung der Zimmerpflanzen

Eine Unterscheidung kann zunächst in blühende Topfpflanzen und Grünpflanzen erfolgen. Erstere weisen ihren Zierwert durch zumeist wiederkehrende Blüte, die zweite Gruppe durch attraktives eventuell gefärbtes Laub auf. Kombinationen von Pflanzen mit hohem Blühwert und dekorativem Laub kommen ebenfalls häufig vor.

Blühende Topfpflanzen

Saintpaulia ionantha

Grün- oder Blattpflanzen

Ficus benjamina

Blühende Zimmerpflanzen mit dekorativem Laub

Zimmerpflanzen Auswahl

Hier eine Auswahl von Zimmerpflanzen - geordnet nach den Pflegeansprüchen.

Schattige Bereiche

Dracaena reflexa "Song of India"

Halbschattige Bereiche

Genova-Clivia orange
Peperomia sandersii

Helle Bereiche

Sonnige Fenster

Tillandsia ionantha Kindel
Mammillaria zeilmanniana

Kühle Zimmer

Literatur

  • Fritz Encke: Kalt- und Warmhauspflanzen. 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1987, ISBN 3-8001-6191-5
  • Moritz Bürki und Marianne Fuchs: Bildatlas Topfpflanzen für Zimmer und Balkon - Steckbriefe und Tabellen von A - Z, Verlag Eugen Ullmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-4654-1
  • Alfred Byrd Graf: Tropica - Color Cyclopedia of Exotic Plants and Trees. Roehrs Company, New Jersey 1981 (second edition), ISBN 0-911266-16-X
  • Bernhard Rosenkranz: Gärtnern ohne Garten. Freude an Balkon- und Zimmerpflanzen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1987, ISBN 3-499-18347-1

Einzelnachweis

  1. B.C. Wolverton (1997): Gesünder leben mit Zimmerpflanzen. Egmont vgs Verlagsgesell., ISBN 3-8025-1343-6

Weblinks

 Commons: Dammer, Zimmerblattpflanzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Potted plants – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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