Zhu Yuanzhang

Zhu Yuanzhang

Hongwu 洪武 (* 21. September 1328; † 24. Juni 1398), Geburtsname: Zhu Yuanzhang 朱元璋, Tempelname: Taizu 太祖, war der Gründer der Ming-Dynastie. Er regierte als Kaiser von 1368 bis 1398 über China.

Hongwu

Zhu Yuanzhang, der spätere Hongwu-Kaiser, kam aus einfachsten bäuerlichen Verhältnissen. Aufgrund starker Ambitionen gelang ihm der schnelle Aufstieg innerhalb der Rebellenbewegung "Rote Turbane", schließlich der Sturz der fremdländischen Yuan-Dynastie und damit die Vertreibung der Mongolen. Er gründete 1368 nach dem Vorbild des ersten Han-Kaisers Gaozu die Ming-Dynastie und formte die Institutionen des Reiches so, wie sie bis zum Ende der Kaiserzeit Bestand haben sollten. Aufgrund seiner großen Leistungen wird er zu den bedeutendsten Kaisern Chinas gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Aufstieg und Kampf um die Macht

Zhu Yuanzhang wurde 1328 als jüngstes von sechs Kindern geboren. Sein Vater Zhu Shichen floh von Nanjing nach Anhui, weil er die dortigen Steuern nicht bezahlen konnte. Sein Großvater war Goldwäscher und der Vater seiner Mutter ein populärer Hexenmeister. 1344 starben die meisten Mitglieder von Zhu Yuanzhangs Familie durch eine Epidemie, so dass er sich gezwungen sah, in ein buddhistisches Kloster einzutreten, um nicht zu verhungern. Hier lernte er Lesen und Schreiben und kam zum ersten Mal mit höherer Bildung in Berührung.

1352 verließ er das Kloster und trat den Roten Turbanen bei, denn überall in China entstanden Aufstände und die Macht der Yuan-Khane begann zu schwinden. Mit einer kleinen Gruppe von Freunden gelang ihm der Aufstieg innerhalb der Rebellenarmee und bald hatte er eine eigene kleine Truppe, mit der er feindliche Garnisonen und Städte angriff. Durch seine Erfolge wurde Rebellenanführer Guo Zixing auf ihn aufmerksam, zu dessen persönlichen Stab nun schnell Zhu Yuanzhang gehörte. Durch die Heirat Zhus mit der Dame Ma, der Adoptivtochter des Guo Zixing, kam dem zukünftigen Hongwu immer mehr Bedeutung zu und er wurde so zu einem neuen Kriegsherrn in China. Mit seiner eigenen 30.000 Mann starken Armee machte er sich in den Südosten auf und eroberte eine Reihe von Städten entlang des unteren Yangtze. Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1355 verfolgte er zusehends eigene Ziele, obwohl er formal den Machtanspruch der Roten Turbane weiter unterstützte. 1356 eroberte er nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen die Großstadt Nanjing und machte sie zu seiner neuen Basis. Bis 1367 hatte er praktisch den gesamten Südosten Chinas erobert. Im gleichen Jahr verweilte das Oberhaupt der Roten Turbane bei ihm als Gast und starb unter ungeklärten Umständen. Unverzüglich verkündete Zhu Yuanzhang seinen Anspruch auf den Kaiserthron und entsandte seine Armeen nach Norden, um die Mongolenhauptstadt Dadu anzugreifen. Der letzte Mongolenkaiser Toghan Timur floh des Nachts in die Mongolei und die Herrschaft der Yuan war nun endgültig beendet. Zhu Yuanzhang ließ die Paläste Dadus versiegeln, alle Archive und Sammlungen nach Nanjing bringen, die Mauern schleifen und den Stadtnamen in Beiping (Nördlicher Friede) ändern.

Gründung einer neuen Dynastie

Kaiserin Ma

Am 14. September 1368 proklamierte der Sieger des Bürgerkriegs Zhu Yuanzhang, die Gründung einer neuen Kaiserdynastie, die er Da Ming 大明 nannte, was die Große Helligkeit bedeutet. Er selbst wählte für sich die Regierungsdevise Hongwu (Gewaltige Militärische Macht).

Hongwu war sich nicht sicher, ob Nanjing wirklich seine neue Reichshauptstadt sein sollte, denn nie zuvor war das gesamte Reich von so weit im Süden regiert worden. Zunächst ließ er die alte Hauptstadt der Song-Dynastie Kaifeng und die Hauptstadt der Han- und Tang-Dynastie Chang’an (heute Xi'an) auskundschaften, dann legte er sich auf seinen eigenen Geburtsort Fengyang fest, einige hundert Kilometer nordwestlich von Nanjing. Hier wollte er seine neue Residenz, die Mittlere Hauptstadt (Zhongdu), errichten. Ab 1369 begannen die gewaltigen Bauarbeiten. Zuerst ließ er seinen Eltern eigene Kaisermausoleen erbauen und dann großzügige Paläste und weite Stadtmauern errichten. 1375 besichtigte er die fast fertigen Anlagen der Mittleren Hauptstadt zum ersten Mal. Er war erschüttert über die Kosten und den nutzlosen Luxus der Bauten. Er ließ die Arbeiten anhalten und binnen weniger Jahre verfielen die Anlagen zu Schutthalden. Der Kaiser beabsichtigte in Nanjing zu bleiben und ließ die Stadt als Kaiserresidenz prächtig ausschmücken. Östlich der Altstadt entstand die Verbotene Stadt von Nanjing, außerdem wurde die gesamte Stadt stark ausgedehnt und mit einer 35 Kilometer langen Mauer umgeben. So wuchs die Südliche Hauptstadt zum Zentrum Chinas heran, mit einer Bevölkerungszahl von etwa einer halben Million Einwohner.

Strukturen der neuen Regierung

Die neue Ming-Regierung benötigte eine eigene Verwaltungsstruktur. Die einst gut ausgebaute Bürokratie des Kublai Khan hatten seine Nachfolger vernachlässigt und war schließlich vollkommen zusammengebrochen. So wollte Hongwu nicht nur an die chinesischen Yuan-Institutionen anknüpfen, sondern auch an die Traditionen der Song-Zeit. Er formte jedoch keine bloße Kopie, sondern eine völlig eigenständige, ganz auf ihn abgestimmte Bürokratie. Nach 1380 schaffte er zunächst den Titel eines Kanzlers ab, nachdem sein eigener Kanzler Hu Weiyong einen Anschlag auf ihn geplant hatte. Damit beendete er eine Ämtertradition, die seit dem Ersten Kaiser ununterbrochen existiert hatte, wenn auch mit ständigem Machtverlust. Er wurde nun sein eigener Kanzler, weshalb die Hongwu-Ära auch als der Beginn des chinesischen Absolutismus betrachtet wird.

Verwaltungsaufbau:

  • 1. Das Großsekretariat
Auch Neige (Geheimrat) genannt. Eigentlich erst von Kaiser Yongle geschaffen, doch Hongwu legte mit seinem persönlichen Beraterstab den Grundstein für das Neige. Dieses war mit drei bis sechs Großsekretären besetzt, die dem Kaiser bei der Beaufsichtigung und Koordination der Arbeit der sechs Fachministerien an die Hand gingen und damit große Macht innerhalb der Regierung auf sich vereinigten.
Ministerium für Ernennungen (Personalministerium), Finanzministerium, Ritenministerium, Kriegsministerium, Justizministerium und Ministerium für öffentliche Arbeiten.
  • 3. Das Zensorat
War mit zwei leitenden Zensoren und einigen Unterzensoren besetzt und umfasste vier untergeordnete Amtsstellen. Es beschäftigte 110 Ermittlungsbeamte, die die Verwaltung im gesamten Reich beobachteten und Fälle von Untüchtigkeit, Rechtsbeugung und Korruption bestrafen sollten. Außerdem waren sie befugt, die höchsten Staatsdiener und selbst den Kaiser für ihre Handlungen zu kritisieren. Zur Zeit von Hongwu hatte das Zensorat noch keine weitreichenden Kompetenzen, erst mit Kaiser Xuande sollte es eine mächtige Behörde werden.

Hongwu schuf ein geradezu autokratisch zentralisiertes System, das der unmittelbaren Machtausübung des Kaisers diente und gut zu ambitionierten und arbeitsamen Herrschern wie Hongwu passte. Problematisch sollte es jedoch bei schwachen und an Politik desinteressierten Kaisern werden. Um die Macht dann nicht an ehrgeizige Eunuchen fallen zu lassen, verbot Hongwu diesen bei Todesstrafe die Einmischung in die Politik. Sogar das Lesen und Schreiben versuchte er ihnen vorzuenthalten und Banner mit der Aufschrift Eunuchen haben sich nicht für die Angelegenheiten des Staates zu interessieren wurden im Palast als Mahnungen aufgehängt. Nur einer kleinen Gruppe von besonders vertrauenswürdigen Palasteunuchen war es gestattet, das Privatsekretariat des Kaisers zu leiten. Dort waren sie damit beschäftigt, die umfangreichen eingehenden Dokumente zu sichten, dem Kaiser vorzulegen und anschließend zu archivieren. Außerdem führte Hongwu die Sitte der Beamtenprügel ein. Bei Rechtsvergehen wurden die Staatsdiener mit einer Holzlatte geschlagen, bei schweren Übertretungen soll es dadurch sogar Tote gegeben haben. Dies stand im krassen Gegensatz zu der Praxis aller vorherigen Dynastien, Beamte explizit von demütigenden Strafen wie Prügelstrafe zu befreien.

Herrschaft und Persönlichkeit

Papiergeld der Hongwu-Ära

Nachdem sich Hongwu zum ersten Kaiser der Ming ernannt und ganz Zentralchina restlos erobert hatte, begann er eine aggressive Außenpolitik. Als erstes unterwarf er Korea als Vasallen. Bei einer Invasion der Mongolei gelang zwar nicht deren Eroberung, aber seine Generäle machten die Mongolenhauptstadt Karakorum dem Erdboden gleich, wobei die meisten Angehörigen der Yuan-Sippe den Tod fanden. Des weiteren mischte er sich in die inneren Verhältnisse von Annam und Japan ein.

Seine Innenpolitik stand im Zeichen wirtschaftlichen Wiederaufbaus. Es kam zu unzähligen Bebauungs- und Bewässerungsprojekten, durch die ½ bis fünf Millionen Hektar Land pro Jahr erschlossen wurden. Die Einnahmen aus der Getreidesteuer verdreifachten sich innerhalb von sechs Jahren. Man schätzt, dass in 20 Jahren bis zu einer Milliarde Nutzbäume gepflanzt wurden. Die Folge war ein enormes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum.

Im zunehmenden Alter wurde Kaiser Hongwu immer mehr zu einem Autokraten, der ständig Verschwörungen und Intrigen gegen seine Person fürchtete. Den Säuberungen, die er nach dem Verrat seines Kanzlers durchführen ließ, fielen an die 70.000 Personen zum Opfer. Hongwu verspürte den Drang, die Welt von bösen und unaufrichtigen Menschen zu befreien. Er schreibt selbst:

„Des Morgens bestrafe ich einige; am Abend begehen andere dasselbe Verbrechen. Bestrafe ich diese am Abend, so kommt es am nächsten Morgen zu neuen Übertretungen. Die Leichen der ersten Übeltäter sind noch nicht weggeschafft, da folgen bereits die nächsten ihrem Pfad. Je härter die Strafe, desto mehr Übertretungen. Tag und Nacht muss ich wachsam bleiben. Aus dieser Lage gibt es keine Hilfe. Verhänge ich milde Strafen, werden diese Personen noch schlimmere Verbrechen begehen. Wie sollen da die Menschen außerhalb der Regierung ein friedliches Leben führen? Was für eine schwierige Situation! Bestrafe ich diese Personen, so hält man mich für einen Tyrannen. Erweise ich ihnen Milde, so verliert das Gesetz seine Wirkung, die Ordnung zerfällt, und das Volk hält mich für einen unfähigen Kaiser.“

Es wird berichtet, dass ein konfuzianischer Gelehrter sehr unzufrieden mit den extremen Maßnahmen seines Kaisers war und in die Hauptstadt ging, um Hongwu seine Meinung zu sagen. Als er zur Audienz vorgelassen wurde, brachte er seinen eigenen Sarg mit. Nachdem er den Kaiser heftig kritisiert hatte, legte er sich in den Sarg, sein Todesurteil erwartend. Doch stattdessen war der Herrscher so sehr vom Mut des Mannes beeindruckt, dass er ihm nichts antun ließ.

Im Vergleich zu früheren Zeiten wandte sich unter Hongwu der Staat mehr und mehr der Landwirtschaft und weniger dem Handel zu. Der Kaiser verstand wenig von Ökonomie und übernahm von den Konfuzianern den Standpunkt, dass Händler Parasiten der Gesellschaft seien. In typisch konfuzianischer Sichtweise wünschte Hongwu, dass die Landwirtschaft die Quelle allen Reichtums für die Menschen sei und nicht der Handel, wie zuvor in der Song-Zeit. Dies ist nur nachvollziehbar, wenn man Hongwus bäuerliche Herkunft bedenkt.

Altersportrait des Hongwu

Mit Hongwu kam auch wieder der Gebrauch von Papiergeld in Mode. Da der Kaiser jedoch nichts von Inflation verstand, gab er so gewaltige Mengen davon heraus, dass Preisverfall die Folge war und bald wieder ausschließlich Münzgeld geprägt wurde.

Trotz persönlicher Fehler fällt die historische Bilanz Hongwus positiv aus. Er war ein erfolgreicher Kaiser, der sich ernsthaft mit den Problemen der Menschen beschäftigte und pflichtbewusst arbeitete. Nach 30 Jahren Regentschaft hinterließ er ein sehr reiches und stabiles Land, und hatte 36 Söhne und 16 Töchter in die Welt gesetzt. Seinen Söhnen verschaffte er mächtige Positionen in eigens geschaffenen Fürstentümern entlang der Grenzen. Damit beabsichtigte er die Prinzen von der Hauptstadt und der Regierung fernzuhalten. Ein System, das nicht lange Bestand haben sollte, denn spätestens sein Sohn Yongle und sein Urenkel Xuande demontierten die Ming-Prinzen in ihren Privilegien, da sie sie als Machtkonkurrenten und potentielle Rebellen fürchteten

Auch seine Nachfolge regelte Hongwu eher unglücklich. Sein ältester Sohn Zhu Biao starb vor ihm, so dass er dessen Sohn Zhu Yunwen zum Kronprinzen machte. Damit verstieß er gegen die traditionelle Thronfolge, wonach immer der älteste lebende Sohn eines Kaisers die Nachfolge antrat. Dann wäre Zhu Di, der Prinz von Yan, Kaiser geworden.

Als Hongwu schließlich starb, wurde er im Xiaoling bei Nanjing bestattet und ist somit der einzige Ming-Kaiser, der nicht in der Nähe von Peking ruht. Seinem Enkel Jianwen war nur eine kurze Regierungszeit vergönnt, denn Zhu Di nahm für sich das Recht des Erstgeborenen in Anspruch. Als der berühmte Yongle-Kaiser sollte Zhu Di dann seinen Vater noch an Ruhm und Fähigkeit in den Schatten stellen.

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