Zerstörer 1936

Zerstörer 1936
Z 29
Technische Daten
Wasserverdrängung: Standard: 1811 ts
Normal: 2411 ts
Maximal: 3415 ts
Länge (Z 17 - Z 19): über alles: 123,2 m
KWL: 120 m
Länge (Z 20 - Z 22): über alles: 125,1 m
KWL: 120 m
Breite: 11,8 m
Tiefgang: vorn: 3,77 m
achtern: 4,5 m
Maschinenanlage: 6 Dampfkessel Bauart Wagner-Deschimag;
2 Satz Dampfturbinen von Wagner-Deschimag
Anzahl der Wellen: 2
Leistung an den Wellen: 70.000 WPS (Wellenpferdestärke)
Höchstgeschwindigkeit: 38,5 kn
Fahrbereich: 2.050 sm bei 19 kn
Brennstoffvorrat: maximal 786 t
Bewaffnung
Seeziel:
(Z 17 - Z 22)
5 × 12,7-cm-L/45 Tk C/34
in Einzellafetten
Seeziel:
(ab Z 23)
5 × 15-cm-L/50 Tk C/36
in 3 Einzellafetten und 1 Doppelturm
Flugabwehr: 4, später 8 × 3,7-cm-L/83 FlaMK C/30 in Doppellafetten
12, später 24 × 2-cm-L/65-Fla-MK C/30
(Anfangs in 6 Doppellafetten, später in Doppel- und Vierlingslafetten)
Torpedos: 2 Vierlingssätze (8 Rohre Ø 53,3 cm) mit insgesamt 16 Torpedos
Wasserbomben: 2 Schienen, 2 Werfer
ab 1944 Raketen: 16 × 8,6 cm (2 × 8)
Seeminen: bis zu 60
Sensorik
1 Gruppen-Horchgerät 1 Echolot (Atlas-Werke)
1 Kristall-Drehbasisgerät 1 Funkmess-Ortungsgerät FuMO 21 (FuMG.39 „Würzburg“)
1 Feuerleit-Radar
für die Artillerie
2 Funkmess-Beobachtungsgeräte (FuMB)
1 Feuerleit-Radar
für die Flak
ab 1944: 1 Feuerleit-Radar für Raketen

Der Zerstörer 1936 war eine gegenüber dem Zerstörer 1934 verbesserte Vorkriegsklasse von Zerstörern der deutschen Kriegsmarine. Die Bezeichnung 1936 bezieht sich auf das Jahr der Auftragsvergabe, in dem die Boote[1] auf Kiel gelegt wurden. Insgesamt wurden sechs Einheiten auf der zur DeSchiMAG gehörenden Werft AG „Weser" in Bremen gebaut: Z 17 Diether von Roeder bis Z 22 Anton Schmitt. Die Stapelläufe fanden 1936 und 1937 statt.

Inhaltsverzeichnis

Entwurf und Umbauten

Gegenüber dem Zerstörer 1934 sollte diese Klasse eine verringerte Trefferfläche haben; daher wurden die Aufbauten und Schornsteine verkleinert. Das Antriebssystem war identisch mit dem des Zerstörers 1934, allerdings war es nun ausgereifter. Stärkere Dieselgeneratoren sorgten für mehr Strom und somit eine verbesserte Technikausrüstung, ein größerer Bunkerinhalt für höhere Reichweite. Die Verdrängung war mit 2250 Tonnen bei leerem Schiff und 3470 Tonnen bei voller einsatzmäßiger Ausrüstung größer als die des Zerstörers 1934. Die Bewaffnung blieb, bis auf die Ausstattung mit Seeminen, weitgehend gleich. Einzig das Radar und das Echolot wurde verbessert.

Nach 1940 war nur noch ein Boot der Klasse, Z 20 Karl Galster, übrig geblieben, bei dem 1942 einige Modifikationen durchgeführt wurde. So wurde der Mast auf dem achteren Deckshaus (das u. a. die Munitionsumladekammer für die hinteren Geschütze enthielt) an die Vorderkante des Aufbaus verlegt, um Platz zu schaffen für eine 2-cm-Vierlings-Flak. Die Fla-Bewaffnung wurde dadurch und durch andere Modifikationen erheblich verstärkt. Ende 1944 erhielt das Boot ein Abschussgerät mit Feuerleit-Radar für eine Batterie von 86-mm-Raketen.

Einsätze

Die sechs Boote des Typs 1936 bildeten die 5. Zerstörer-Flottille und nahmen am Unternehmen Westwall teil, bei dem die englische Südküste vermint wurde.

Bei Beginn des Unternehmens Weserübung lag Z 20 Karl Galster in der Werft. Die anderen fünf Boote der Klasse nahmen, unter der Führung von Kommodore Friedrich Bonte, an der Besetzung des Erzhafens Narvik im April 1940 teil und gingen dabei verloren. Am 9. April 1940 besetzten die deutschen Truppen den Hafen. Dabei wurden die beiden veralteten Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge durch Torpedotreffer versenkt. Die Royal Navy unternahm am nächsten Morgen einen Gegenangriff, bei dem die Zerstörer HMS Hardy und HMS Hunter verloren gingen, während auf deutscher Seite Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 22 Anton Schmitt nach mehreren Artillerie- und Torpedotreffern sanken.

Drei Tage später, am 13. April, griff ein wesentlich stärkerer britischer Verband an, bestehend aus dem Schlachtschiff HMS Warspite und neun Zerstörern. Dem Zerstörer HMS Eskimo wurde durch einen Torpedo das Vorschiff weggeschossen, während Z 17 Diether von Roeder seine restliche Munition verbrauchte. Um eine versuchte Kaperung durch britische Einheiten zu verhindern, wurde Z 17, bei dem Versuch, einen längsseits gehenden britischen Zerstörer mit in die Luft zu sprengen, durch Wasserbomben selbstversenkt. Während des zweiten Gefechts zog sich Z 18 Hans Lüdemann, die keine Munition mehr hatte, in den Rombjaksfjord zurück, lief auf einen Felsen und musste ebenfalls selbstversenkt werden. Z 19 Hermann Künne geriet bei einem Torpedoausweichmanöver auf Grund. Nachdem der Zerstörer seine Munition verschossen hatte, wurde er aufgegeben und gesprengt. Dabei brach das Achterschiff ab, schwamm wieder auf und trieb noch einige Zeit an der Untergangsstelle.

Z 20 evakuierte gegen Kriegsende Flüchtlinge über die Ostsee. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches wurde das Boot der UdSSR als Kriegsbeute zugesprochen. Dort stand es als Procnyj (Прочный) bis Mitte der 1950er-Jahre im Dienst, bis es vermutlich 1956 verschrottet wurde.

Boote der Klasse

  • Z 17 Diether von Roeder
  • Z 18 Hans Lüdemann
  • Bearbeiten] Unterklasse Zerstörer 1936A

    Der Zerstörer 1936 A ähnelte dem Zerstörer 1936 weitgehend, war aber bei gleichem Tiefgang länger und breiter. So wurde eine Verdrängung von bis zu 3753 Tonnen erreicht. Der Bunkerinhalt wurde auf 820 Tonnen vergrößert. Eine weitere Änderung waren die 15-cm-Geschütze: statt fünf 12,7-cm-Einzellafetten wurden nun drei Einzellafetten und eine Doppellafette mit 15 cm eingesetzt. Das hohe Gewicht des Doppelturms hatte ein starkes Eintauchen des Vorschiffs im Seegang zur Folge, was bei hoher Geschwindigkeit in rauer See große Wassermengen auf dem Deck zur Folge haben konnte. Außerdem waren die Türme nicht wasserdicht, was häufige Kurzschlüsse nach sich zog. Die lange Wartezeit bis zur Auslieferung des Doppelturmes verzögerte den Einsatz und wurde gleichzeitig für den Einbau modernerer Ausrüstung genutzt. Wie bei den meisten Schiffen wurde die Fla-Bewaffnung vervielfacht. Eine weitere Änderung war die Namensgebung: die Boote erhielten nur noch Nummern (Z 23 bis Z 30), aber keine Namen mehr. Die gesamte Bauserie aus Zerstörer 1936 A und dem nachfolgenden, nur geringfügig abgeänderten, Mobilmachungstyp Zerstörer 1936 A (Mob) wurde zu Erinnerung an den Kampf um den gleichnamigen Erzhafen auch Narvik-Klasse genannt. Alle acht Einheiten baute ebenfalls die AG „Weser"-Werft in Bremen.

    Einsätze

    Alle Zerstörer dieser Bauart bildeten die 1. Zerstörer-Flottille. Bis zum März 1941 waren nur die ersten drei Einheiten bereit, den Schweren Kreuzer Admiral Hipper nach Norwegen zu geleiten. Das schlechte Wetter zeigte die Schwächen des Entwurfs, selbst ohne den Doppelturm.

    Der zweite Einsatz, der erste richtige Kampfeinsatz, fand durch Z 24, Z 25 und Z 26 gegen den Geleitzug PQ 13 am 29. März 1942 statt. Die Zerstörer-Gruppe versenkte sechs Handelsschiffe, bevor die Eskorte aufmerksam wurde. Der britische Leichte Kreuzer HMS Trinidad griff an und beschoss Z 26. Dieser trug erhebliche Schäden davon, sodass er zu sinken begann und evakuiert werden musste. Z 24 und Z 25 konnten nur 96 Mann der Besatzung retten. Bei dem Versuch, den verlassenen Zerstörer durch einen Fangschuss zu versenken, geriet die Trinidad ins Visier von Z 25, der einen Torpedo abschoss. Die Trinidad bemerkte den Torpedo und leitete ein Ausweichmanöver ein, so dass der Torpedo knapp vorbeiging. Zu ihrem Unglück war aber der zuvor von ihr auf Z 26 abgeschossene Torpedo ein Kreisläufer. Durch ihr Ausweichmanöver geriet die Trinidad in dessen Bahn, wurde vom eigenen Torpedo getroffen, und musste nach Murmansk zurückkehren. Am 14. Mai 1942 wurde die Trinidad beim Versuch, nach Großbritannien zurückzukehren, durch deutsche Fliegerbomben versenkt.

    Der nächste Kampfeinsatz fand am 1. und 2. Mai 1942 statt, als Z 24 und Z 25, zusammen mit Z 7 Hermann Schoemann von Kirkenes aus den britischen Leichten Kreuzer HMS Edinburgh angriffen, der am 30. April von U 456 zwei Torpedotreffer erhalten hatte und mit geringer Fahrt und erheblicher Schlagseite nach Murmansk zurückzukehren versuchte. Zuvor griffen die drei Boote allerdings mehrfach den Geleitzug QP-11 an, ohne allerdings wegen der wirksamen Konvoisicherung mehr als nur ein russisches Schiff versenken zu können. Bei dem am Morgen des 2. Mai erfolgenden Angriff auf die Edinburgh erlitt das Führerboot Hermann Schoemann schwere Artillerietreffer der Edinburgh in die Turbinenräume, die voll Wasser liefen. Das fahruntüchtige Boot musste aufgegeben und gesprengt werden. Dazu ging mitten im Gefecht Z 24 längsseits, während Z 25 einen Rauchschleier legte, der das Manöver verbarg. Die überlebenden Besatzungsmitglieder der Z 7 Hermann Schoemann ließen bei ihrem Umsteigen auf Z 24 mehrere Wasserbomben mit ausgelösten Zeitzündern an Bord ihres Bootes zurück, die wenige Minuten später zündeten und es zerstörten. Die beiden anderen Boote beschädigten die Edinburgh so stark, dass sie nur 20 Minuten nach der Hermann Schoemann ebenfalls sank.

    Z 23, Z 24 und Z 25 wurden im März 1943 an die französische Küste verlegt und mit der Sicherung von Blockadebrechern U-Booten im Golf von Biskaya beauftragt. Z 24 und Z 25 nahmen am 14. Juni 1943 die Überlebenden von U 564 auf.[2] Im November stieß auch Z 27 zu ihnen, der aber schon im Dezember von den britischen Leichten Kreuzern HMS Glasgow und HMS Enterprise bei dem Versuch, den Blockadebrecher Alsterufer zusammen mit den Flottentorpedobooten T 25 und T 26 (die ebenfalls sanken) einzubringen, versenkt wurde.

    Im Gefecht mit dem (mit polnischer Besatzung fahrenden) Zerstörer HMS Tartar und den polnischen Zerstörern ORP Blyskawica und ORP Piorun, den kanadischen Zerstörern HMCS Huron und HMCS Haida, sowie den britischen Zerstörern HMS Eskimo, HMS Ashanti und HMS Javelin am 8. Juni 1944 wurde Z 24 schwer beschädigt. Drei der vier 15-cm-Lafetten fielen aus, nur wenige Flak-Waffen waren noch einsatzbereit, die Torpedorohre waren ausgefallen, und der Zerstörer schleppte sich mit Schlagseite in Richtung Heimatbasis. Er wurde jedoch am 25. August in der Gironde versenkt. Auch Z 23 erlitt dabei schwere Schäden und wurde schließlich am 31. August außer Dienst gestellt.

    Auch einige Zerstörer dieser Klasse evakuierten Flüchtlinge aus Ostpreußen. Am Kriegsende blieben nur drei Boote der Klasse übrig. Z 25 stand nach dem Krieg als Hoche bis 1958 in der Französischen Marine im Dienst. Z 29 wurde zusammen mit dem Leichten Kreuzer Leipzig von der Royal Navy nach Kriegsende zu Ausbildungszwecken als Ziel benutzt. Z 30 war nicht mehr einsatzfähig und wurde von Großbritannien 1948 verschrottet.

    Boote der Klasse

    • Z 23
    • Z 24
    • Z 25
    • Z 26
    • Z 27
    • Z 28
    • Z 29
    • Z 30

    Literatur

    • Mike J. Whitley: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-61301-426-2.

    Anmerkungen und Einzelnachweise

    1. Die ehemalige Kriegsmarine bezeichnete alle Fahrzeuge bis einschließlich Zerstörergröße als Boote, ungeachtet der Tatsache, dass es sich meist um Schiffe handelte. Siehe: Boot/Schiff
    2. Paul Kemp: Die deutschen und österreichischen U-Bootverluste in beiden Weltkriegen. Urbes, München 1998, S. 129, ISBN 3-924896-43-7.

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