Benedikt Stilling

Benedikt Stilling
Benedikt Stilling

Benedikt (auch: Benedict) Stilling (* 22. Februar 1810 in Kirchhain; † 28. Januar 1879 in Kassel) war ein deutscher Mediziner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1828 bis 1832 studierte Stilling Medizin in Marburg. 1833 arbeitete er bei Christoph Ullmann (1772–1849), beendete dann jedoch zunächst seine akademische Karriere und arbeitete als Arzt beim Kasseler Landgericht.

Als er 1840 zwangsversetzt werden sollte (womöglich, weil er als Jude zu viel Einfluss erlangt hatte), kündigte er und ging zunächst nach Paris, wo er mit verschiedenen berühmten Ärzten seiner Zeit zusammentraf, z. B. mit Claude Bernard, Charles-Édouard Brown-Séquard und Jean-Martin Charcot. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in verschiedenen Städten (neben Paris auch in London, Edinburgh und Wien), kehrte aber stets nach Kassel zurück, wo er auch starb.

Stilling schuf neue Operationsmethoden, entwickelte anatomische Techniken und untersuchte das Gehirn. Er führte 1837 die erste Ovariotomie in Deutschland durch, zur Vermeidung innerer Blutungen extraperitoneal, seine Publikation darüber erschien 1841. Lange Zeit war er der einzige in Deutschland, der diese Operation beherrschte. Er entwickelte 1842 die Gefriermethode und war damit einer der Pioniere der Mikrotomentwicklung.[1] Nach Stilling ist der Stilling-Kanal benannt, ein schmaler Gang im Glaskörper des Auges zwischen dem blinden Fleck und der Augenlinse.

Der Pathologe Heinrich Stilling und der Ophthalmologe Jakob Stilling sind seine Söhne.

Werke

  • „Geschichte einer Exstirpation eines krankhaft vergrößerten Ovariums nebst einigen Bemerkungen über diese Operation. Allgemeine und physiologische und pathogenetische Erörterungen über Erbrechen etc.“, in Holschex’s Hannöverschen Annalen der gesammten Heilkunde, N. F., Jahrg. I, 1841
  • „Physiologisch-pathologische und medicinisch-praktische Untersuchungen über die Spinal-Irritation“, Leipzig, 1840
  • „Untersuchungen über die Textur des Rückenmarks (zusammen mit B. F. Wallach), Leipzig, 1842
  • „Ueber die medulla ablongata", Erlangen, 1843
  • „Untersuchungen über den Bau und die Verrichtungen des Gehirns,
    • I: Ueber den Bau des Hirnknotens oder der Barolischen Brücke“ (nebst 22 Kupfertafeln, auch in lateinischer Sprache), Jena, 1840
  • „Anatomische und mikroscopische Untersuchungen über den feineren Bau der Nerven und Primitivfasern und der Nervenzelle“, Frankfurt a. M., 1856
  • „Neue Untersuchungen über den Bau des Rückenmarks mit einem Atlas mikroscopischer Abbildungen von 30 lithographirten Tafeln nebst einer großen Wandtafel“, großer Folio, 5 Lieferungen, Cassel, 1857-59
  • „Untersuchungen über den Bau des kleinen Gehirns des Menschen“
    • Band I: „Untersuchungen über den Bau des Züngelchens und seiner Hemisphären-Theile mit Atlas von 9 Tafeln“, Cassel, 1864
    • Band II: „Untersuchungen über den Bau des Centralläppchens und der Flügel mit 5 Tafeln“, Cassel, 1867
    • Band III: „Untersuchungen über den Bau des Bergs und der vorderen Oberlappen, sowie über die Organisation der centralen weißen Marksubstanz des Cerebellum und ihrer grauen Kerne und über die centralen Ursprungsstätten und Bahnen der Kleinhirnschenkel, nämlich der Bindearme, der Brückenarme und der strickförmigen Körper", Cassel, 1878

Literatur

Einzelnachweise

  1. amuseum.de (PdF)

Weblinks


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