Bence-Jones-Paraprotein

Bence-Jones-Paraprotein
Kristall des Bence-Jones-Proteins

Bence-Jones-Proteine sind Proteine, welche bei der gleichnamigen Bence-Jones-Proteinurie im Urin auftauchen. Es handelt sich dabei um niedermolekulare, nephrotoxische (für die Nieren giftige) Paraproteine im Urin, die aus leichten Ketten von Immunglobulinen (Antikörper) bestehen. Produziert werden diese Proteine von entarteten Plasmazellen. Diese bösartigen Zellen treten beim sogenannten Multiplen Myelom im Knochenmark auf. Bei dieser Erkrankung kommt es in den meisten Fällen (60–70%) zu einer Bence-Jones-Proteinurie, welche als pathognomonisch, das heißt beweisend, für die Erkrankung gilt.

Bence-Jones-Proteine können sich im Körper an verschiedenen Organen festsetzen, wodurch mit dem Fortschreiten der Erkrankung deren Struktur und Funktionalität gestört wird. Zu nennen sei besonders die Niere, wo sich die Bence-Jones-Proteine in den Glomeruli anreichern und zur Glomerulosklerose führen oder in den distalen Nierentubuli präzipitieren (ausfallen) und diese verlegen können. Das eine wie das andere kann zu progredientem (fortschreitendem) Nierenversagen führen.

Bence-Jones-Proteine können durch eine Reihe von Tests, zum Beispiel SDS-PAGE, Immunfixation oder Immunelektrophorese, im Harn nachgewiesen werden.

Geschichte

Das Protein ist nach Henry Bence Jones benannt, der es 1848 beschrieb.[1] Der Hämatologe Robert A. Kyle geht davon aus, dass dieses Protein bereits 1846 von Johann Florian Heller beschrieben wurde.[2] Bence Jones steht nach Kyle vielmehr das Verdienst zu, einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Proteins und der später als Multiples Myelom bezeichneten Krebserkrankung hergestellt zu haben.

Erst Putnam und Hardy zeigten 1955, dass es sich bei dem Protein nicht um ein Abbauprodukt des Stoffwechsels, sondern um ein Syntheseprodukt von Zellen handelt.[3].

Einzelnachweise

  1. Henry Bence Jones: On a new substance occurring in the urine of a patient with “mollities ossium.” Phil Trans Royal Soc London 55–62, 1848
  2. Kyle: Henry Bence Jones – physician, chemist, scientist and biographer: a man for all seasons. Br J Haematol (2001) vol. 115 (1) pp. 13–18 PMID 11722404
  3. Putnam und Hardy: Proteins in multiple myeloma. III. Origin of Bence-Jones protein. J Biol Chem (1955) vol. 212 (1) pp. 361-9 PMID 13233238
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