Zairischer Messritus

Zairischer Messritus

Als Zairischen Messritus (französisch rite zaïrois, offiziell: Römischer Messritus für die Diözesen von Zaire) bezeichnet man die Art, wie in Zentralafrika die römisch-katholische Messe gefeiert wird. Dabei handelt es sich um eine Variante des Römischen Ritus.

Inhaltsverzeichnis

Einführung und Weiterführung

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eröffneten sich den römisch-katholischen Christen in Afrika neue Chancen. Nicht nur konnten sie die Heilige Messe in ihrer Kolonial- oder Landessprache feiern statt auf lateinisch, sondern es gab auch die Möglichkeit zur Integration lokaler Elemente. Insbesondere die Bischöfe der Kirche in Zaire (heute: Demokratische Republik Kongo), wohl auch unter dem Einfluss der Mobutu'schen Zairisierung der Gesellschaft, taten sich da hervor.

Dies führte 1988 zur offiziellen Promulgation des Römischen Messritus' für die Diözesen von Zaire oder kurz Zairischen Messritus durch Papst Johannes Paul II. Dabei wird dem Aspekt Rechnung getragen, dass keine Kultur stehen bleibt, sondern sich wandelt, auch die Kultur, wie der Glaube gelebt wird. Was sich weitet und verändert wird zum Lernprinzip.[1] Dies zeigt sich im Votum eines kongolesischen Bischofs, der 2005 forderte, man möge den Zairischen Messritus noch verbessern: «Heute, fast zwanzig Jahre später, spürt man überall in Afrika, angefangen bei der Kirche der Demokratischen Republik Kongo, das Bedürfnis zur Evaluierung der Praxis, um die Art der Ausführung des Ritus noch zu verbessern, wie sie wirklich sein sollte, und um leichtere oder mehr oder weniger besorgniserregende Abweichungen, die da und dort schon festgestellt wurden, zu vermeiden.»[2] Dies wird ein Thema der nächsten Afrikanischen Synode sein. Wichtige Fragen sollten erörtert werden, wie Inkulturation des Gottesdienstes und der Liturgie in Afrika im aktuellen allgemeinen Kontext der «Globalisierung» und die Sendung der Kirche.

Geschichte

Gemäß James C. Okoye CSSP, gilt das Messbuch für Zaire als eines der besten Beispiele der Liturgie im afrikanischen Kontext. Es veranschauliche deutlich ein wichtiges Handikap innerhalb der katholischen Tradition: die manchmal unsympathische Steuerung von oben. Was von den ursprünglichen Ideen und Bemühungen im Dezember 1973 präsentiert wurde, übernahm noch einige Elemente des Römischen Ritus', bevor es fünfzehn Jahre später offiziell anerkannt wurde. Dabei war es schon damals das Resultat langjähriger Bemühungen: Die kongolesischen Bischöfe hatten bereits 1961 begonnen, über neue, für Afrika adäquatere Formen der Liturgie nachzudenken, wodurch sie eindeutig eine Vorreiterrolle eingenommen haben. Noch weiter geht der in Jaunde praktizierte Ndzon-Melen-Ritus, der auf dem kulturellen Modell des afrikanischen Palavers basiert: geteiltes Wort und geteilte Mahlzeit, eingeladen durch den, der ein Problem hat. Der Zairische und der Ndzon-Melen-Ritus sind Beispiele des dynamischen liturgischen Denkens in Schwarzafrika. Dabei gehen einige Theologen auch soweit, für das Abendmahl lokale Nahrungsmittel zu verwenden, was sich lückenlos in die Bemühungen der Kunst einreiht, in welchen die biblischen Gestalten Schwarzafrikaner sind.[3]

Ablauf der Messe

Ein Vergleich mit dem Römischen Ritus zeigt, dass die Grundstruktur die gleiche ist; deutliche Unterschiede gibt es in der Ausgestaltung und Ausführung der einzelnen Elemente.

Einzug

  • Einzug des Lektors
  • Begrüßung der Gläubigen und Einladung zum Gebet
  • Einzugsprozession der Geistlichen
  • Segnung des Altars
  • Begrüßung der Gläubigen
  • Einführung in die Liturgie
  • Anrufung der Heiligen und der Vorfahren
  • Lobgesang (Gloria)
  • Eröffnungsgebet

Wortgottesdienst

Eucharistie

  • Prozession zur Gabenbereitung
  • Eucharistisches Hochgebet
  • Vater Unser
  • Kommunion und Erntedank
  • Gebet nach der Kommunion

Auszug

  • Segnung
  • Aussendung
  • Auszugsprozession

Der zairische Messritus verfügt über einen weiter ausgebauten Eröffnungsritus. Die Rolle des Lektors ist umfangreicher und knüpft an diejenige des Ausrufers im Dorfleben an. Ein weiterer Unterschied ist die Anrufung der Heiligen und der Vorfahren im Eröffnungsteil. Die Anrufung der Vorfahren ist ein völlig neues Element. Daneben muss man sich die andere Stelle der Schuldvergebung und des Friedensgrußes merken. Im Römischen Ritus sind sie verteilt auf vor dem Gloria und Kommunionvorbereitung. Der Zairische Ritus verwendet sie zum Abschluss des Wortgottesdienstes.[4]

Weitere Unterschiede liegen in der Art der Ausführung. Vorsänger und Lektoren bitten den Priester um das Wort und ergreifen es erst mit dessen Erlaubnis und Segen. Die Gabenbereitung wird als gesungene und getanzte Prozession durchgeführt. Tanz und Gesang sind auch sonst wichtige Elemente des Zairischen Ritus, wie auch traditionelle Verhaltensweisen, wie das weiter oben beschriebene «ums Wort bitten».

Quellen

  1. http://www.uni-erfurt.de/theol/fachbereich_dog/freitag-antrittsvorlesung.htm
  2. Monsignore Tharcisse TSHIBANGU TSHISHIKU, Bischof von Mbujimayi an der XI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode in Rom, 2.-23. Oktober 2005.
  3. siehe als Beispiel aus Kamerun: http://www.jesusmafa.com
  4. The Rite Zairois, S. 243.

Literatur


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