Zaccaria Dolfin

Zaccaria Dolfin

Zaccaria Dolfin (Delfino) (* 29. März 1527 in Venedig; † 29. Dezember 1583 in Rom) war Kardinal und Apostolischer Nuntius am Kaiserhof in Wien.

Als Spross einer venezianischen Patrizierfamilie (einer seiner Vorfahren, Giovanni Dolfin, war Doge der Republik 1356-1361), absolvierte er seine Studien der Philosophie und der Jurisprudenz in Padua. Im Alter von 23 Jahren trat er in Rom seine kirchliche Laufbahn an. Drei Jahre später wurde er am 5. Mai 1553 zum Bischof von Lesina (heute Bistum Hvar in Kroatien) ernannt. Im Jahre 1554 wurde Dolfin als päpstlicher Nuntius an den Hof nach Wien geschickt wo er bis 1556 blieb. In der Residenzstadt konnte er ausgezeichnete Kontakte zu den Jesuiten knüpfen, abgesehen davon setzte er sich dafür ein, junge Männer aus Böhmen und Deutschland zum Studium nach Rom zu senden. Darüber hinaus war er ein großer Förderer des Clementinums in Prag. Dolfin setzte sich wie Papst Julius III. für die Ernennung Petrus Canisius zum Bischof von Wien ein, aber alle diplomatischen Bemühungen zum Trotz, entschied man sich für einen anderen Kandidaten. Er begleitete Kardinal Morone auf den Reichstag nach Augsburg - und als die Kardinäle Morone und Truchseß wegen des Todes von Julius III. nach Rom zurückkehrten, blieb Dolfin allein als Repräsentant des Papstes in Augsburg. Im Jahre 1555 reiste er in Richtung Rom ab. Paul IV. sandte ihn im Dezember 1555 von Neuem zu Kaiser Ferdinand, der ihm sehr gewogen war. Dolfin versuchte die negativen Wirkungen der Entscheidungen vom Reichstag zu Augsburg für die Papstkirche zu begrenzen und er war sehr auf die Durchführung der Kirchenreform aus. Trotzdem musste er mitansehen, wie den Reformierten immer wieder große Konzessionen vom Kaiser gemacht wurden. Ende 1556 kehrte der er an den päpstlichen Hof zurück und berichtete Paul IV. über die Verhältnisse im Reich. Zugleich unterrichtete er von Rom aus Ferdinand über die römische Situation. Auf Grund dieser Kontakte schickte der neue Papst Pius IV., seit 1559, Dolfin 1560 abermals zu Kaiser Ferdinand. Seine Aufgabe war es, diesen für die Wiedereröffnung des Konzils in Trient zu gewinnen, da der Kaiser ein neues Konzil in Innsbruck wollte. Dolfin erreichte schließlich doch die Zustimmung Ferdinands für Trient und er reiste im Anschluss daran durch die deutschen Lande, um die Prälaten zum Konzil einzuladen. Er nahm auch an der Zusammenkunft der Protestanten 1561 in Naumburg (Saale) teil. Hier aber verweigerten sich die Protestanten völlig der Teilnahme am Konzil in Trient. Nach Dolfins Rückkehr nach Wien wurde er erneut päpstlicher Nuntius, diesmal bis 1565.

Er bemühte sich auch um eine positive Regelung der Frage nach dem Laienkelch und der Priesterehe. Darüber hinaus wurde er beauftragt, die Beschlüsse des Konzils von Trient den deutschen Geistlichen zu übermitteln. Am 12. März 1565 wurde Dolfin zum Kardinal mit der Titeldiakonie Santa Maria in Aquiro ernannt, wechselte 1578 er zur Titelkirche Santo Stefano al Monte Celio und 1579 zur Titelkirche Sant’Anastasia. Unter Gregor XIII. erhielt er 1573 das Vizeprotektorat über die Deutsche Nation.

Auf Dolfin geht der Vorschlag zurück, Nuntien nach Süddeutschland zu senden, woraus sich schließlich die Nuntiatur in Graz entwickelte. Nach seinem Tod am 29. Dezember 1583, wurde er in Rom in der Kirche Santa Maria sopra Minerva beigesetzt.

Einige behaupteten seinerzeit, er wäre ein Mensch, der zwei Herren dienen wollte - dem Kaiser und dem Papst.

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