Yoruba (Volk)

Yoruba (Volk)
Ethnien in Nigeria

Die Yoruba sind eine Ethnie, die in Westafrika, mit Schwerpunkt in Nigeria lebt.

21% aller Nigerianer sind Yoruba. Sie leben vor allem in den südwestlichen Bundesstaaten Oyo, Ogun, Lagos, Ondo, Osun, Ekiti und Kwara, ferner in den Nachbarstaaten Benin, Ghana und Togo.

Charakteristisch für die Kultur der Yoruba ist die frühe Gründung von Städten. Bereits im Mittelalter zählten die größten Städte 100.000 Einwohner. Das Siedlungsgebiet ist noch heute das dicht besiedelte Kerngebiet des Staates Nigeria. 22 der 50 größten Städte Nigerias liegen dort.

Inhaltsverzeichnis

Sprache

Hauptartikel: Yoruba (Sprache)

Yoruba ist eine Niger-Kongo-Sprache, und neben Hausa, Igbo und Englisch eine der vier Hauptsprachen Nigerias. Es wird in Nigeria, Benin, Togo und Sierra Leone von ca. 30 Millionen Menschen gesprochen.

Yoruba als Volk

Die Yoruba sind eher eine Sprachgruppe als ein gemeinsames Volk. Es gibt etwa 20 verschiedene Subgruppen. Sie unterscheiden sich in den jeweiligen Dialekten und in religiösen, politischen und sozialen Ordnungen. Die Hauptgruppen sind die Egba im Südwesten, die Ijebo im Südosten, die Ijebo und im Süden/Südosten, die Oyo im zentralen und nordwestlichen Bereich, sowie die Ijesa und die Ife im zentralen Gebiet, die Owo und die Ekiti und Igbombina im Nordosten.

Das Siedlungsgebiet der Yoruba war nie ein einheitlicher Staat, sondern zerfiel in viele Stadtstaaten, denen ein König vorstand. Es handelte sich um eine sehr religiös durchsetzte Region. Yoruba-Staaten waren unter anderem Oyo, Ife, Ijebu, Ekiti, Ondo, Egba, Ibadan, Ijesha und Ketu.

Geschichte

Nach Ife im 13. Jahrhundert wurde Oyo gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch seine Kavallerie, welche es sich durch ausgedehnten Handel leisten konnte, zur bestimmenden Macht der Region. Oyo hat zwischen 1650 und 1800 die meisten Gebiete zwischen dem Volta und Niger beherrscht. Die politische Ordnung dieses großen Landes war kompliziert. Der König von Oyo (auch als Alafin betitelt) übte seine Macht durch leitende Beamte aus und in den unterworfenen Gebieten durch Repräsentanten, die ilari und ajele genannten Chiefs, die an den Höfen der tributpflichtigen Staaten lebten. Diese besaßen als Priester des orisa Sango große religiöse Macht. Die innere politische Struktur zeigte ein System des Machtausgleiches. Dieses System war auf ein Gleichgewicht zwischen dem König und seinen Männern auf der einen und dem Oyo Mesi, auf der anderen Seite aufgebaut. Letztere konnte den Alafin absetzten und einen neuen Alafin wählen.

Der Südwesten Nigerias war bis zum 19. Jahrhundert ein Zentrum des Sklavenhandels. Die Küste trug den Namen Sklavenküste. Die mächtigen Yoruba-Staaten waren aktiv am Handel mit Sklaven aus dem Landesinneren beteiligt. Als die Macht der Staaten, auch als Folge innerer Auseinandersetzungen, zurückging, wurden sie selbst Opfer des Sklavenhandels.

Religion

Hauptartikel: Religion der Yoruba

Weihnachtsmarke 1983

Die religiöse Tradition der Yoruba ist der Ursprung einer ganzen Reihe religiöser Traditionen, die heute hauptsächlich in verschiedenen Ländern Amerikas blühen. Hierzu gehören Vodoun (Voodoo), Santería, Umbanda, Candomblé, Macumba und noch einige weitere, wobei die Grenzen sowohl untereinander als auch zum Christentum oft fließend sind.

Kampfkunst

Die Yoruba hatten seit jeher ihre eigenen Kampfkünste. Als Teil der Rituale, die die Männer der Yoruba zum Eintritt in die "Männlichkeit" benötigen, werden sie von frühauf darin geübt, in Disziplinen wie Reiten, Schwimmen und der Jagd Spezialisten zu sein. Etwas Besonderes für die männliche Ehre steht jedoch hoch oben auf der Tagesordnung: das Yoruba-Ringen.

Während des ganzen Jahres üben die Männer der Yoruba in allen Teilen der Länder das Ringen. Die Regeln sowie die Kampfart ähneln denen des Ringens der Nuba-Völker. Im Laufe des Jahres gibt es dann die groß ausgelegten Wettkämpfe, auch Ijakadi genannt, bei denen die Männer zusammenkommen um sich gegenseitig ihren Heldenmut zu demonstrieren und zu kämpfen. Denjenigen, die als Sieger eines Wettkampfes oder Duells hervorgehen, winken hohes Ansehen, Ruhm und Prestige als Belohnung innerhalb der Gemeinschaft.

In früheren Zeiten bestimmten solche Siege den zukünftigen sozialen Status des Kämpfers, ob er Häuptling wurde oder aber Krieger blieb.

Zwillingskult bei den Yoruba

Bei den Yoruba gibt es eine überdurchschnittliche Häufung von Zwillingsgeburten. Manche Wissenschaftler sprechen sogar von den Yoruba als Volk mit der höchsten Zwillingsgeburtenrate der Welt. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Zwillinge als Teufelswerk angesehen und oft eines, manchmal auch beide Kinder, in einigen Fällen sogar die Mutter nach der Geburt getötet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verkehrte sich diese Sichtweise ins Positive. Man begann, Zwillinge besonders zu verehren. Da aber die Kindersterblichkeit gerade bei Zwillingen besonders hoch war, begann man, kleine Holzfiguren, sogenannte Ibejis zu schnitzen, welche die Mütter dann als Ersatz für die verstorbenen Kinder trugen.

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