X-38

X-38
X-38 im Sinkflug
X-38 unter dem B-52 Flügel

X-38 ist die Bezeichnung eines Prototyps für einen antriebslosen aerodynamischen Auftriebskörper, der im Notfall die Evakuierung der Internationalen Raumstation (ISS) ermöglichen sollte.[1] Ein solcher Gleiter wird auch als Crew Return Vehicle (CRV) bezeichnet.

Die Planungen sahen vor, den Gleiter permanent an der Raumstation angedockt zu lassen. Bei einem Notfall wäre die Besatzung in den X-38 gestiegen, hätte von der ISS abgekoppelt und die Umlaufbahn verlassen. Der mit einem Hitzeschild ausgestattete Gleiter wäre in die Erdatmosphäre eingetreten und durch den Luftwiderstand abgebremst worden. In den erdnahen Luftschichten hätte ein stufenweise entfalteter Gleitschirm ('parafoil') dem Gleiter und seiner Mannschaft eine sichere und weiche Landung auch auf dem Festland ermöglicht. Im Normalfall wäre diese Landung automatisch abgelaufen, da man damit rechnete, verletzte Besatzungsmitglieder zurückführen zu müssen.

X-38 bei einem Testflug kurz nach dem Abwurf von der Trägermaschine vom Typ B-52

X-38 sollte über keinen autarken Antrieb verfügen, sondern nur Steuerungsfunktionen durch ein mit Stickstoff betriebenes Düsensystem und ein Paar Hecksteuerklappen, die wegen der hohen Temperaturbelastung beim Wiedereintritt, wie auch weitere Hitzeschildkomponenten (Nasenkappe, Fügelvorderkanten), vollständig aus faserverstärkter Keramik bestehen.

Bis zur geplanten Realisierung dieses Projekts waren als Rettungsmöglichkeiten von der Raumstation Sojus-Raumschiffe vorgesehen.

Als Muster zur Entwicklung des X-38 wurde das Projekt X-24 der United States Air Force / NASA einbezogen. Die spezielle Konstruktionsweise u. a. des X-38 nennt man Lifting Body (Tragrumpf/Auftriebskörper).

Der europäische Anteil an der Entwicklung bestand in der Konstruktion der hinteren Rumpfstruktur ('aft structure') nach den Vorgaben der NASA. Das strukturelle Konzept eines metallischen Skeletts mit einer nur teilweise tragenden Beplankung stellte sich als nicht genügend effizient heraus, was zur mehrfachen Anpassung der Masse des Fahrzeugs und daraus resultierend zu Iterationen am Parafoil wie auch am Thermalschutz führte. Ein Modell mit 80% der Originalgröße wurde an einer B-52 erprobt, das Flugmodell für den Orbitalflug aber nicht fertiggestellt.

Das Projekt X-38 wurde im März 2002 aus Finanzierungsmangel eingestellt. Dies bewirkt eine Einschränkung bezüglich der Besatzungsgröße in der Raumstation auf sechs Astronauten bzw. Kosmonauten, da maximal zwei Sojus-Raumschiffe für jeweils drei Raumfahrer an die ISS angedockt werden können. Mit dem X-38 hätten bis zu sieben Personen evakuiert werden können.

Einer der X-38 Prototypen ist im Strategic Air and Space Museum in Ashland, Nebraska ausgestellt.[2][3]

Es bestehen Pläne der ESA, in der Projektstudie „ATV Evolution“, eine Weiterentwicklung des Automated Transfer Vehicle (ATV), als Crew Return Vehicle für die Internationale Raumstation zu nutzen.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: X-38 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. X-38 daviddarling.info, abgerufen am 28. Juni 2011
  2. The Cutest Little Spaceship that Never Flew universetoday.com
  3. X-38 Crew Return Vehicle Finds New Home nasa.gov, abgerufen am 25. Juni 2011

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