Bella Block

Bella Block

Bella Block ist eine deutsche Krimireihe im ZDF. Seit 1994 wurden 29 Folgen in unregelmäßigen Abständen ausgestrahlt (Stand: November 2010), die 30. Folge ist in Produktion.[1] Im Zentrum der Reihe steht die Hamburger Kommissarin Bella Block, gespielt von Hannelore Hoger. Zunehmend gewann auch ihr Lebensgefährte Simon Abendroth (Rudolf Kowalski) an Bedeutung. In der Doppelfolge 26/27 (Januar 2009) zieht er aus der gemeinsamen Wohnung aus und Bella Block quittiert ihren Dienst. In den weiteren Fällen ermittelt sie als pensionierte Kommissarin. Ihre Assistenten waren Hans Teichert (Pit Arne Pietz, seit Folge 6), Anke Ritter (Bettina Hauenschild, seit Folge 7) und – seit 2005 – Jan Martensen (Devid Striesow). Das Serienteam vervollständigt Oberstaatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Bella Block ist eine engagierte und erfahrene Polizistin. Ihre Arbeit verrichtet sie in einer Mischung aus abgeklärter Routine und persönlichem Einsatz. Polizistin zu sein ist für sie eine Berufung, die nicht mit Dienstschluss an der Bürotür endet. Wenn es sein muss, kann sie sich in ihre Fälle dank ihrer Sturheit regelrecht verbeißen. In ihrer streitbaren Kampfeslust schreckt sie auch nicht davor zurück, die Konfrontation mit Vorgesetzten zu suchen. Im Privatleben hingegen sucht sie Ruhe und Erholung. Sie lässt sich gern verwöhnen und genießt das Zusammensein mit ihrem Lebensgefährten. Ebenso liest sie gern, ist andererseits Feiern, Wodka und Wein nicht abgeneigt. Obwohl sie es gern möchte, vermag Bella Block es jedoch oft nicht, Privatleben und Beruf zu trennen oder zumindest in ihrer Freizeit abzuschalten, wenn sie gerade einen komplizierten Fall zu lösen hat. Darunter leidet oft auch ihr Partner Simon. Der Literaturprofessor versucht ihr den Rücken zu stärken, wo es nur geht. Doch auch seine Geduld und seine Ruhe werden ein ums andere Mal überstrapaziert, was nicht selten dazu führt, dass er sich beleidigt zurückzieht. Trotz solcher Probleme werden beide als eingespieltes Team dargestellt, das im Laufe der Zeit schon durch diverse Höhen und Tiefen gegangen ist.

Bellas Assistenten bleiben eher im Hintergrund und sind relativ profillos. Oberstaatsanwalt Mehlhorn bewundert Bella Block zwar, hat aber auch oft Probleme mit ihrer unkonventionellen Art.

Die einzelnen Folgen nehmen sich oft schwieriger oder umstrittener Themen an. Sie handeln von Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch, Rassismus und unterlassener Hilfeleistung.

Literarische Vorlage

Die Figur Bella Block wurde von der Romanautorin Doris Gercke erdacht. Sie begann im August 1987 den ersten Roman Weinschröter, du mußt hängen zu schreiben, nachdem sie von einer besonders schrecklichen Vergewaltigung gehört hatte. Wegen des großen Erfolges des Romans schreibt sie bis heute immer neue Teile der Buchreihe. Die Bücher von Gercke sind allerdings nicht die Grundlage für die Handlungen der Filmreihe. Bis auf die Figur „Bella Block“ und den ersten Film Die Kommissarin, der sich an einen Roman von Gercke anlehnt, sind alle weiteren Folgen der Filmreihe von verschiedenen Autoren völlig autonom erdacht und als Drehbücher geschrieben.

Unterschiede zwischen den Bella-Figuren

Eine wichtige Differenz der beiden Bella-Block-Figuren besteht darin, dass die „TV-Bella“ als Kommissarin zur Polizei zurückgekehrt ist, wohingegen Gerckes Bella Privatdetektivin geblieben ist. Dies hat zwei Gründe: Zum einen ist sie davon überzeugt, dass eine Karriere bei der Polizei nur korrumpieren kann. Sie fürchtet um ihre Integrität. Ein negatives Beispiel hierfür ist Bellas „Kurzzeitgeliebter“ und Freund Beyer, der in dem Band Der Krieg, der Tod, die Pest bei einem Polizeieinsatz, der bei Erfolg die Grundlage zu dessen Beförderung gewesen wäre, ums Leben kommt. Zum anderen hält sie es als Feministin bei dieser per se frauenverachtenden und rassistischen männlich dominierten Behörde nicht aus. Die Einsätze findet sie ineffektiv, das Imponiergehabe der männlichen Kollegen lächerlich und sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Polizei nur ein sich selbst beweihräuchernder Verein für „karrieregeile Kraftprotze“ sei.

Auch wird die Bella der Bücher von Fall zu Fall depressiver. So übernimmt sie aus Schuldgefühl einer alten Frau gegenüber eine Weile vollkommen aussichtslose Fälle: Deren heroinabhängige Enkeltochter wollte aus der Prostitution aussteigen, wurde jedoch von einem Killer ermordet, was Bella nicht verhindern konnte. Nun versucht sie einer Reihe junger Frauen in ähnlicher Situation zu helfen – diese wollen ihr Leben aber gar nicht ändern. Als Grund geben sie nicht selten ihre „Liebe“ zu ihren Zuhältern an. Die Liebe wird für Bella zum patriarchalen Machtinstrument zur Unterdrückung von Frauen. Desillusioniert und enttäuscht trinkt unsere Detektivin zunehmend mehr Wodka...

Daraus resultierend besteht ein weiterer Unterschied in dem unterschiedlichen Liebesleben der beiden Figuren. So hat die Bella der Bücher von Zeit zu Zeit einen Geliebten (außer Beyer gibt es noch einen korrupten russischen Milizionär namens Alexander, Eddie, den Kneipier und Imbissbudenkettenbesitzer, mit dem sie Sex vorzugsweise auf dem Billardtisch im Hinterzimmer hat, und dann Kranz, der Polizeipsychologe). Sie hat jedoch keinen dauerhaften freundlich-charmanten Lebensgefährten (wie Abendroth), der ihr den Alltag mit gutem Essen und intellektueller Zärtlichkeit versüßt. Die „TV-Bella“ besitzt hier eine positive Energiequelle, wie sie ihre literarische Schwester nicht hat. Vielmehr wäre dies eine Lebensweise, die die Bella der Bücher ablehnen würde. Deren Beziehung zu Männern besteht aus ihrem dringenden Bedürfnis nach Sex und körperlicher Erfüllung.

Zwei Frauen haben eine große Bedeutung im Leben der Bella der Bücher:

Ihre Mutter Olga, hoch in den 80ern, ist eine überzeugte Altkommunistin, die einst im spanischen Bürgerkrieg kämpfte. Von ihr hat Bella die Tugend des gesellschaftskritischen Denkens mitbekommen. Gleichzeitig ist ihr Verhältnis zu ihrer Mutter jedoch gespalten: So mäkelt diese – wie andere Mütter auch – an ihrer Kleidung herum, kritisiert das Leben ihrer Tochter und fordert häufigere Besuche ein. Auch möchte sie, dass Bella – quasi stellvertretend für sie – Reisen unternimmt (z.B. nach Moskau oder Lateinamerika), zu denen sie selbst nicht mehr in der Lage ist. Die Figur der Mutter mit ihrer gradlinigen – linksextremen, aber doch optimistischen – Art stellt ein Gegenbild zur desillusionierten Protagonistin vor. Auch Bella steht politisch links, glaubt jedoch keineswegs mehr an die gesellschaftsverändernde Wirkung ihrer Handlungen. Ganz im Gegensatz zu Olga, die sich immer noch mit ihrer K-Gruppe, bestehend aus lauter alten Frauen und Männern, trifft, um Flugblätter zu entwerfen.
Willi (Wilhelmina) ist eine Jura-Studentin, die Bella als Mitarbeiterin und „Mädchen für alles“ engagiert hat. Als diese sie verlässt, stellt sie lakonisch fest, dass hier eine erotische Gelegenheit verpasst wurde. Durch Willi kommt zum einen technisches Detailwissen – über Heroin, Bankenkorruption oder Politiker – in die Romane. Sie erstellt Ordner und legt Zeitungsartikel oder Fachliteratur auf Bellas Schreibtisch. Zudem spricht sie eine junge, kritische Sprache, die Bella wegen mangelnder Energie nicht mehr im Munde führen kann.

Die literarische Bella Block ist die (fiktive) Enkelin von Alexander Blok, die sich öfters seiner Gedichte erinnert.

Gerckes Verhältnis zur Fernsehserie

Wie Gercke in mehreren Interviews erwähnt, haben die Filme mit ihren Büchern nicht mehr viel zu tun. Sie hat die Rechte an der Figur an das ZDF verkauft und sich von der dort im Film dargestellten Person distanziert. Ferner hat sie die Arbeit an den Drehbüchern abgelehnt, da sie beim Schreiben gerne allein ist. Im Gegensatz zu der Schauspielerin Hannelore Hoger, die ein enges Verhältnis von der Film- zur Romanfigur betont – diese spricht von „zweieiigen Zwillingen“ – sieht die Autorin in der Filmfigur Bella Block eine komplett andere Person. Sie sieht sich die Filme an, aber sie sieht dabei nicht Bella Block, sondern die Schauspielerin Hoger.

Die Figur ragt aus der Fernsehkrimilandschaft heraus. Zu einem Underground-Film reicht es – laut Gercke – dennoch nicht. Dies liege daran, dass die Quote stets als Damokles-Schwert über den Fernsehproduktionen hänge.

Folgen

Folge Titel Erstausstrahlung Regie Darsteller
1 Die Kommissarin 26. März 1994 Max Färberböck Johanna Schall, Peter Lohmeyer
2 Liebestod 18. November 1995 Max Färberböck Jutta Hoffmann, Eva Kryll
3 Geldgier 8. März 1997 Erwin Keusch Sebastian Koch, Andrea Sawatzki
4 Tod eines Mädchens 4. Oktober 1997 Markus Imboden Martina Gedeck, Camilla Renschke
5 Auf der Jagd 14. November 1998 Markus Imboden Ernst Stötzner, Gudrun Gabriel
6 Geflüsterte Morde 23. September 1999 Christian Görlitz Ben Becker, Stefan Kurt
7 Abschied im Licht 8. Januar 2000 Christian von Castelberg Jörg Schüttauf, Juliane Köhler
8 Blinde Liebe 11. März 2000 Sherry Hormann Martin Wuttke, Julia Schmidt
9 Am Ende der Lüge 21. Oktober 2000 Martin Enlen Anneke Kim Sarnau, Bernhard Schütz
10 Schuld und Liebe 3. März 2001 Sherry Hormann Cosma Shiva Hagen, Herbert Knaup
11 Bitterer Verdacht 10. November 2001 Dagmar Hirtz Alexander Beyer, Marie Zielcke
12 Im Namen der Ehre 30. März 2002 Andreas Gruber Merab Ninidze, Rüdiger Vogler
13 Tödliche Nähe 18. Januar 2003 Christiane Balthasar Michael Gwisdek, Günter Grabbert
14 Kurschatten 19. April 2003 Thorsten Näter Matthias Habich, Dagmar Manzel
15 Das Gegenteil von Liebe 3. Januar 2004 Dagmar Hirtz Julia Jäger, Christian Berkel
16 Hinter den Spiegeln 6. März 2004 Thorsten Näter Nina Hoger, Cordula Trantow
17 Die Freiheit der Wölfe 9. Oktober 2004 Christian von Castelberg Katrin Saß, Thomas Schendel
18 ... denn sie wissen nicht, was sie tun 12. Februar 2005 Markus Imboden Suzanne von Borsody, Marek Harloff
19 Die Frau des Teppichlegers 22. Oktober 2005 Kai Wessel Anna Antonowicz, Ulrike Krumbiegel
20 Das Glück der Anderen 14. Januar 2006 Christian von Castelberg Mira Bartuschek, Stephan Kampwirth
21 Mord unterm Kreuz 25. November 2006 Hans Steinbichler Jürgen Tonkel, Monica Bleibtreu
22 Blackout 13. Januar 2007 Rainer Kaufmann Johanna Wokalek, André Hennicke
23 Weiße Nächte 27. Oktober 2007 Christian von Castelberg Thomas Sarbacher, Jule Böwe
24 Reise nach China 9. Februar 2008 Chris Kraus Jeanette Hain, Peter Davor
25 Falsche Liebe 22. November 2008 Julian Roman Pölsler Peter Simonischek, Birge Schade
26/27 Das Schweigen der Kommissarin
(Teil 1 und 2)
17. / 19. Januar 2009 Markus Imboden Felix Kramer, Max Hopp, Jörg Hartmann
28 Vorsehung 28. November 2009 Max Färberböck Tanja Schleiff, Pierre Besson, Wotan Wilke Möhring
29 Das schwarze Zimmer 13. November 2010 Rainer Kaufmann Rolf Lassgård
30 Stich ins Herz Uraufgeführt beim Filmfest Hamburg am 3. Oktober 2011[2] Stephan Wagner Sebastian Koch, Anna Schudt

DVD-Veröffentlichung

Seit 2006 gibt es Bella Block auch auf DVD. Die DVD-Box Bella Block – die Filme der 90er Jahre umfasst die fünf Folgen Die Kommissarin, Liebestod, Geldgier, Tod eines Mädchens und Auf der Jagd. Am 6. August 2010 erschien die DVD-Box Bella Block Best of Vol. 1 bei der Universum Film GmbH.[3] Sie enthält die vier Folgen Geflüsterte Morde, Am Ende der Lüge, Mord unterm Kreuz und Weiße Nächte. Am 14. Januar 2011 erschien die Box Bella Block Vol. 2, die die Folgen Schuld und Liebe, Bitterer Verdacht, Hinter den Spiegeln sowie Freiheit der Wölfe enthält. Die Box Bella Block Vol. 3, erschienen am 15. April 2011, enthält die Folgen Reise nach China, Das Schweigen der Kommissarin (Teil 1+2) und Vorsehung.

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Quellen

  1. 30. "Bella Block"-Film entsteht in Hamburg, abgerufen am 14. November 2010
  2. Bella Block - Stich ins Herz beim Filmfest Hamburg 2011, abgerufen am 24. Oktober 2011
  3. Bella Block DVDs im Vertrieb der Universum Film GmbH

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