Wöhrder See

Wöhrder See
Blick auf den Osten Nürnbergs mit dem unteren Teil des Wöhrder Sees

Der Wöhrder See (nicht zu verwechseln mit dem Wörthersee) ist ein Stausee im Stadtgebiet Nürnbergs. Er ist zirka 2600 m lang sowie durchschnittlich 100–200 m breit und umfasst eine Fläche von 52 Hektar[1]. Benannt ist er nach dem Nürnberger Stadtteil Wöhrd.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Kanadagänse auf dem unteren Teil des Wöhrder Sees im Januar

1959 beschloss der Nürnberger Stadtrat den Wöhrder See anzulegen. Er wurde im Jahr 1981 vollendet. Bevor der Stausee angelegt wurde, durchfloss die Pegnitz in zwei Armen eine Flussaue, die häufig überschwemmt wurde.[2]

Neben der Hochwasserfreilegung der Nürnberger Altstadt wurde mit der Anlage des Wöhrder Sees ein vielgenutztes Erholungsgebiet geschaffen und die Bombentrichter-Landschaft in den Pegnitzwiesen, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hatte, beseitigt.

Lage

Der Wöhrder See liegt im Osten Nürnbergs. Er erstreckt sich vom Stadtteil Wöhrd bis nach Mögeldorf und Erlenstegen. Der Wöhrder See besteht aus zwei miteinander verbundenen Teilen, dem Unteren Wöhrder See mit einer Länge von ca. 1200 m und einer maximalen Breite von 450 m, und dem Oberen Wöhrder See mit einer Länge von etwa 1400 m.

Am unteren Ende des Sees, wo die Pegnitz wieder ausfließt, schließt sich die Wöhrder Wiese an, eine innerstädtische Grünfläche, die bis an den Altstadtring reicht. Dort befinden sich auch zahlreiche Gebäude verschiedener Fakultäten der Hochschule Nürnberg.

Am oberen Ende des Sees, wo die Pegnitz einfließt, schließen sich die weitläufigen Pegnitzauen an, wo sich auch der Langsee, ein vielbesuchter Badesee, befindet.

Der Wöhrder See ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Die Linie 5 der Straßenbahn Nürnberg (Richtung Tiergarten) hält direkt am Großparkplatz vor der Wohnanlage Norikus am Unteren Wöhrder See (Haltestelle Norikerstraße).

Nutzung

Das gesamte Areal um den Wöhrder See ist Landschaftsschutzgebiet. Während der Untere Wöhrder See für die Nutzung durch Tretboote (Bootsverleih) freigegeben ist, ist der Obere Wöhrder See ein Naturreservat für Tiere.

Der See ist durch Uferwege beiderseitig erschlossen, die teilweise asphaltiert sind. Der Hauptweg längs des Nordufers ist der Johann-Soergel-Weg, entlang des Südufers führt der Wöhrder Wiesenweg. Diese sind durch Spaziergänger, Radfahrer, Inline-Skater, Jogger, Walker und zahlreiche Nordic Walker zu allen Tageszeiten frequentiert.

Vor allem am Südufer des Unteren Wörder Sees wird auch gerne geangelt.

Zwei Straßen-, eine Eisenbahn- und eine Fußgängerbrücke überspannen den See. Über die Dr.-Gustav Heinemann-Brücke verläuft der Mittlere Ring (Ostring), der die Verbindung zwischen den Nürnberger Stadtteilen Schoppershof und Zerzabelshof herstellt. Die Ludwig Erhard-Brücke quert den östlichen Teil des Oberen Wöhrder Sees und verbindet die Stadtteile Mögeldorf und Erlenstegen. Die Brücke der Bahnstrecke Nürnberg–Cheb und die Fußgängerbrücke, die auch von Radfahrern genutzt werden darf, verlaufen direkt nebeneinander und überspannen das Gelände gerade am Übergang des Oberen in den Unteren Wöhrder See.

Veranstaltungen

Am Nordwestufer des Sees finden alljährlich die Wöhrder Kärwa sowie das Wöhrder Seefest statt.

Seit 1996 verläuft die Strecke des Stadtlaufs Nürnberg, das größte Laufsportereignis Nordbayerns mit mehreren tausend Teilnehmern, welches jährlich Anfang Oktober veranstaltet wird, um den Wöhrder See.

Flora und Fauna

Sumpf-Schwertlilien am Seeufer

Der Wöhrder See ist ein Habitat für zahlreiche Wasservögel, wie Schwäne, Blässhühner, Grau-, Kanada- und Höckergänse, Stock- und Reiherenten. Auch trifft man die Kolbenente und die Trauerente in größeren Verbänden an. In den letzten Jahren haben sich auch einige Haubentaucherpärchen angesiedelt. Im Frühjahr 2007 war für einige Zeit auch ein schwarzer Trauerschwan zu Gast. In Bäumen des Ostufers haben Kormorane, direkt gegenüber am Westufer Graureiher eine Brutkolonie gegründet.

Die Insektenwelt des Sees bietet reichliche Nahrung für Ufer-, Mehl- und Rauchschwalben sowie Mauersegler, die je nach Witterung besonders in den frühen Morgenstunden und in der Abenddämmung ihre Flugmanöver zeigen.

An Bäumen finden sich im Seeuferbereich vor allem Schwarzerlen, Spitz-, Feld- und Bergahorne, Pappeln und Weiden, Traubenkirschen, Ahornblättrige Platanen, Robinien und Hainbuchen. Im Bereich des Nordwestufers befinden sich darüber hinaus ein Tulpenbaum und eine größere Ansammlung von Kaukasischen Flügelnüssen sowie seit 2010 mehrere neugepflanzte Blaseneschen. An Sträuchern trifft man häufig auf Holunder, Weißdorne und Hartriegel, bisweilen auch auf Pfaffenhütchen und Kornelkirsche.

Im Frühjahr blühen am Ufer bzw. in Ufernähe das Scharbockskraut, das Schöllkraut, die Knoblauchsrauke, das Gänsefingerkraut und an zwei Stellen auch der Bärlauch. Später folgen das Hirtentäschel, die gelbe Sumpf-Schwertlilie und der Hahnenfuß, im Sommer dann der Blut- und der Gilbweiderich.

Probleme

Vogelgrippe-Fälle 2007

Ab dem 18. Juni 2007 wurde eine Anzahl verendeter Wasservögel am Wöhrder See aufgefunden. Dabei wurde bei sieben tot aufgefundenen Höckerschwänen sowie einer Graugans durch Untersuchungen am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen sowie am Friedrich-Loeffler-Institut der hoch pathogene Vogelgrippe-Virus H5N1 nachgewiesen. Ab dem 23. Juni 2007 wurde zeitweise ein Sperrbezirk eingerichtet, in dem unter anderem Hunde und Katzen nicht frei herumlaufen durften.[3] Weitere Fälle traten seither nicht mehr auf.

Wasserwelt Wöhrder See

Am 24. Februar 2011 gab der bayerische Umweltminister Dr. Markus Söder den "Startschuss" für das Projekt Wasserwelt Wöhrder See. Das für 2014 geplante Projekt soll den See in zwei Zonen teilen. Den unteren Wöhrder See in einen Erholungs- und Freizeitbereich, der obere Teil soll im Wesentlichen der Natur überlassen bleiben. Für die dafür veranschlagten 10 Mio. Euro will Söder weitgehend aus seinem Etat aufkommen.[4] Um bei der Planung die Bürgerinnen und Bürger mit zu beteiligen, wurde die Internetseite www.wasserweltwoehrdersee.de eingerichtet, auf der man seine Anregungen, Vorschläge und Ideen einbringen kann.

Wohnanlage Norikus

Luftaufnahme 2009

Am Südufer des Unteren Wöhrder Sees entstand auf dem Zeltnerhügel parallel zum Bau des Stausees in den Jahren 1968 bis 1972 unter der Bauträgerschaft der DEBA München der Norikus (oder auch Noricus), die zu dieser Zeit größte Wohnanlage Bayerns. Der bis zu 80 m hohe Komplex sollte einen baulichen Akzent im Nürnberger Osten setzen. Er erstand, orientiert an den Ideen Le Corbusiers, nach einem Entwurf des Nürnberger Architekten Harald Loebermann (1923-1996), der auch die Nürnberger Meistersingerhalle entworfen hatte. Zur Wohnanlage gehören unter anderem drei Hochhäuser mit 16, 17 und 22 Stockwerken. Die von der damaligen Bundesministerin Käte Strobel eingeweihte Anlage umfasst etwa 850 Wohnungen auf zirka 32.000 m² Wohnfläche mit eigenem Hallenbad, Ladenzeile, Blockheizwerk und Blockheizkraftwerk[5] sowie der größten privaten Tiefgarage Süddeutschlands mit über 600 Stellplätzen. Von 2004 bis 2006 wurde der Norikus saniert und der markante schwarz-weiße Anstrich erneuert. Gegenwärtig zählt der Norikus zirka 2500 Bewohner.

Freibad Bayern 07 am „Pulversee“

Der Schwimmerbund „Bayern 07“, einer der ältesten Nürnberger Schwimmvereine, betreibt gleich neben dem Südufer des Unteren Wöhrder Sees ein Freibad mit einem Schwimmer-, einem Nichtschwimmer- und einem Planschbecken, Beach-Volleyball-Plätzen und Tischtennisplatten.

Quellen

  1. Der Wöhrder See in Zahlen
  2. Wird der Wöhrder See zur Schlammwüste?
  3. Informationen der Stadt Nürnberg zur Vogelgrippe und den getroffenen Maßnahmen
  4. Wöhrder See soll attraktiver werden. Umweltminister stellte Entwicklungskonzept vor — Zehn Millionen Euro sind veranschlagt
  5. Das BHKW Norikus

Weblinks

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