Währungskorb

Währungskorb

Ein Währungskorb ist eine gewichtete Zusammenfassung verschiedener Währungen zu einer Einheit. Die beteiligten Länder legen für die Korbwährung ( i ) die Währungskomponenten ( Wi ), die Mengen der einzelnen Währungen, fest, welche zusammen eine Einheit der Korbwährung ergeben sollen. Die Gewichte ( Gi ) der einzelnen Währungen im Korb werden über die Devisenkurse der einzelnen Währungen ( Ki ) gegenüber einer gemeinsamen Währung berechnet (Gi = W i / K i).

Die Währungskomponenten werden grundsätzlich so gewählt, dass die Gewichte in etwa die wirtschaftliche Bedeutung der beteiligten Länder widerspiegeln.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung und Anwendungsbeispiele

Bedeutung

Der Währungskorb stellt somit eine künstlich geschaffene Währung dar, die sowohl im Rahmen der Währungspolitik als auch bei der Absicherung der Unternehmen gegen Wechselkursschwankungen genutzt wird. Ein solcher Währungskorb kann auch zur Messung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit von Exporten eines Landes verwendet werden. Ein Beispiel für eine solche Kunstwährung ist die Europäische Währungseinheit. Wir nehmen eine neue Landeswährung CB an. US-Dollar, deutsche Mark und japanische Yen sind als die Währungskomponenten an dem Währungskorb des Lands C beteiligt. Die drei Währungen haben das gleiche Gewicht. Daraus folgt, dass der tatsächliche Wechselkurs des Landes C sich aus den Wechselkursen der beteiligten Fremdwährungen ergibt.[1]

REi, CB=(REi, US)(1/3) * (REi, JP)(1/3) * (REi, DM)(1/3)

Beispiele Europas

Bestandteile

Europäische Währungseinheit (ECU)

Vor der Einführung des Euros existierte bereits eine europäische Währungseinheit, die European Currency Unit (ECU). Die ECU war als (künstlicher) Währungskorb definiert, der sich aus feststehenden Anteilen von zwölf der fünfzehn EU-Währungen zusammensetzte. Der offizielle ECU fungierte u.a. als Recheneinheit im Europäischen Währungssystem (EWS), als Zahlungsmittel zwischen den nationalen Zentralbanken sowie als offizielle Reservewährung. Am 1. Januar 1999 wurde der ECU im Verhältnis 1:1 durch den Euro ersetzt.

Europäisches Währungssystem (EWS)

Das Währungssystem der Europäischen Gemeinschaft legt zwischen den Währungen aller Mitgliedsstaaten fester Wechselkurse fest (Ausnahmen: Griechenland und Großbritannien). Das System beruht auf einem Wechselkursmechanismus, der die Abweichungen der Wechselkurse von den bilateralen Leitkursen um +/- 2,5% (Lira: +/- 6%) zulässt und die Notenbanken bei Über-/Unterschreiten zur Intervention verpflichtet. Die Interventionen erfolgen mit Hilfe eines Kreditsystems auf der Basis der ECU nach einem eigens dafür festgelegtem System. Ebenso existiert ein Regelwerk für ein umfassendes finanzielles Beistandssystem.

Die Europäische Währungseinheit

Die Europäische Währungseinheit als Europäische Rechnungs- und Währungseinheit ist eine künstliche Korbwährung, die sich aus einstimmig festgelegten Anteilen der Währungen der Mitglieder des Europäischen Währungssystems (EWS) am Währungskorb errechnete. Die ECU war zentraler Bestandteil des EWS. Für jede Währung wurde ein Austauschverhältnis zur ECU festgelegt. Daraus ließen sich Leitkurse der EWS-Währungen untereinander bestimmen. Die Wechselkurse der einzelnen Währungen durften nur innerhalb bestimmter Bandbreiten um diese Leitkurse schwanken. Ansonsten mussten die nationalen Zentralbanken eingreifen, um diese festen Wechselkurse zu stabilisieren. Die ECU wurde mit der Einführung des Euros abgeschafft.

Die Bildung eines Währungskorbes erfolgt beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Festsetzung des Wertes einer Einheit der Sonderziehungsrechte und beim EWS zur Berechnung des ECU. Dabei wird zum Einen festgelegt, welchen prozentualen Anteil eine Landeswährung an einer Einheit der neuen »Kunstwährung« hat (z.B. 33 % eines ECU bestehen aus DM, 13% aus Pfund usw.)und zum Anderen wird festgesetzt, welchen absoluten Betrag in der jeweiligen Landeswährung diesen Prozentanteil ausmacht (z.B. 33% DM-Anteil am ECU = 0,80 DM, 13% Pfund-Anteil am ECU = 0,08 Pfund usw.). Die neue, künstliche Währung dient der Ermittlung der Parität zwischen den Währungen der Mitgliedsländer des Fonds, um eine zentrale Parität zu erhalten und die Wechselkurse zu stabilisieren. Es gilt z.B. 2,40 DM - 1 ECU = 0,61 Ł. Das gleiche Prinzip wird bei der Bildung der Sonderziehungsrechte im IWF angewendet.

Das Sonderbeispiel China

Yuan bzw. Renminbi (RMB) ist die chinesische Landeswährung. Er ist an den US-Dollar gekoppelt. Der Yuan bezieht sich auf den US-Dollar im nominalen Wechselkurs, welcher sich seit 1994 viele Jahre lang nicht geändert hat. Der Yuan vollzieht Wechselkursschwankungen des Dollars zu anderen Währungen nach, wobei er eine sehr nahe Relation zum US-Dollar beibehält. Die Verankerung des Yuan am Dollar ist nachzuvollziehen, auch wenn China dies nie offiziell bestätigte.

Am 21. Juli 2005 gab die chinesische Regierung überraschend bekannt, dass diese Währungsbeziehung durch die Bindung an einen Währungskorb abgelöst werden solle. Zudem wurde der Yuan zum Dollar um 2,1 Prozent aufgewertet (1 Dollar = 8,11 RMB). Knapp drei Wochen nach dem Ende der festen Dollar-Bindung hat die chinesische Regierung erstmals Details über die Zusammensetzung des neuen Währungskorbes preisgegeben..[2]Demnach ist die Landeswährung Yuan vor allem an den Dollar, den Euro, den japanischen Yen und den südkoreanischen Won gekoppelt. "Die Währungen in dem Korb hängen von dem Volumen unseres Außenhandels ab", erklärte der chinesische Zentralbank-Gouverneur Zhou Xiaochuan. "Die USA, die Euro-Zone, Japan und Südkorea sind jetzt unsere größten Handelspartner, deshalb sind ihre Währungen natürlich die Wichtigsten in dem Korb." Daneben sind den Angaben zufolge auch der Singapur-Dollar, das britische Pfund, der malaysische Ringgit, der russische Rubel, der australische Dollar, der thailändische Baht sowie der kanadische Dollar enthalten. Die Gewichtung innerhalb des Währungskorbes basiere auf Daten zum Außenhandel, zu Auslandsschulden und direkten Auslandsinvestitionen Chinas sowie ausländischen Investitionen in der Volksrepublik. Des Weiteren orientiere er sich vor allem an Rohstoffen und Dienstleistungen. Nach Einschätzung dürfte der Dollar an dem chinesischen Währungskorb mit 30 Prozent das größte Gewicht haben, gefolgt vom Euro und dem Yen mit je 20 Prozent und dem südkoreanischen Won mit 10 Prozent.

Entscheidend sei die Zusammensetzung des Währungskorbes für die Währungsreserven des Landes. Denn diese würden die Chinesen so aufstellen, dass das Währungsrisiko möglichst gering gehalten wird.

Währungskörbe als Instrument der Währungspolitik

Im Rahmen einer festen Wechselkursbindung stellen Währungskörbe vor allem für international verflochtene Volkswirtschaften eine Alternative zur Wechselkursbindung an eine einzelne Währung dar. Dabei richtet sich der Anteil der im Korb enthaltenen Währungen nach deren Bedeutung für das sich bindende Land. Die Wechselkurse der inländischen Währung gegenüber den im Korb enthaltenen Währungen fließen anteilsmäßig in den Wechselkurs der Inlandswährung gegenüber dem Währungskorb ein. Ziel der Währungspolitik ist es, den Kurs zwischen Inlandswährung und Währungskorb konstant zu halten. Erreicht wird dies in der Praxis beispielsweise durch Devisenmarktinterventionen.

Der bekannteste Währungskorb war der bis zur Einführung des Euro verwendete ECU. An ihn banden sich die Mitgliedsländer des Europäischen Währungssystems EWS. Eine weitere, über einen Währungskorb eingeführte Kunstwährung sind die Sonderziehungsrechte des IWF.

Derzeit ist in China die Einführung eines Währungskorbs in Planung. Im Juli 2005 kündigte die chinesische Zentralbank den Übergang von einer Dollar-Bindung zu einer Währungskorb-Bindung der chinesischen Währung Renminbi an. Die exakte Zusammensetzung des Korbes wird nicht offengelegt. Singapur verfolgt hier eine ähnliche Politik.

Währungskörbe als unternehmerisches Instrument

Auch für Unternehmen kann die Abrechnung in bestehenden oder fiktiven Währungskörben sinnvoll sein, da so weniger Wechselkursschwankungen auftreten. In einigen Wirtschaftszweigen (z. B. Telekommunikation und Postwesen) ist international die Verrechnung in IWF-Sonderziehungsrechten üblich. Dadurch schlägt beispielsweise eine Wechselkursschwankung zwischen Euro und US-Dollar weniger stark durch, da beide Währungen in die Berechnung des SZR einfließen.

Einzelnachweise

  1. Vergleich AD HOC NEWS: Währungskorb (currency basket), URL: http://www.ad-hoc-news.de/waehrungskorb--/de/Boersenlexikon/16333353, Universitätsprofessor Dr. Gerhard Merk, Universität Siegen
  2. Vergleich Welt Online: China gibt Details zum neuen Währungskorb preis, URL: http://www.welt.de/print-welt/article688110/China_gibt_Details_zum_neuen_Waehrungskorb_preis.html, 11. August 2005

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