Wurzelkompressionssyndrom

Wurzelkompressionssyndrom
Klassifikation nach ICD-10
G55* Kompression von Nervenwurzeln und Nervenplexus bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Das Wurzelkompressionssyndrom beschreibt in der Medizin die mechanische Reizung einer Nervenwurzel im Bereich der Wirbelsäule. Leitsymptom sind der charakteristische Rückenschmerz (z. B. Lumboischialgie) mit Ausstrahlung in das Dermatom der betroffenen Nervenwurzel, ein positives Lasègue-Zeichen bei lumbaler Wurzelkompression, eventuell schlaffe Paresen und abgeschwächte Muskeleigenreflexe.

Inhaltsverzeichnis

Ätiologie des Wurzelkompressionssyndroms

Hervorgerufen wird es in der Regel durch plötzliche Änderungen der Wirbelsäulenkonfiguration, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) oder einer ausgeprägteren Bandscheibenvorwölbung (Diskusprotrusion). Die Mehrzahl der Bandscheiben-(eigentlich Nucleus-pulposus-)Vorfälle ereignet sich in Höhe der mechanisch besonders beanspruchten Lendenwirbelsäule (lumbal). Seitliche (laterale) Vorfälle bedrängen die in derselben Etage austretende Nervenwurzel. Die häufigeren halbseitlichen (mediolateralen) Vorfälle wirken eher auf die nächsttiefere Nervenwurzel ein. Größere Bandscheibenvorfälle oder Sequester können auch auf mehrere Wurzeln gleichzeitig drücken. Der seltene mittige (mediale) Prolaps kann im Lumbalbereich zum Cauda-equina-Syndrom, das ebenfalls ein Wurzelkompressionssyndrom darstellt, führen; in höheren Segmenten hingegen zur Myelopathie.

Bei älteren Personen kann das Wurzelkompressionssyndrom eher durch einen verstärkten Knochenaufbau (osteo- bzw. spondylophytäre Anbaureaktionen) im Rahmen vermehrter degenerativer Veränderungen, aber auch durch überschießende Weichteilreaktionen (Ligamenta-flava-Hypertrophie) verursacht sein. Diese Prozesse sind chronischer Natur und kommen vorwiegend im Hals- und Lendenwirbelsäulenbereich vor.

Die Nervenwurzeln sind in den bzw. direkt angrenzend an die Nervenaustrittsöffnungen der Spinalnerven (Zwischenwirbellöcher, Foramina intervertebralia) lokalisiert, so dass hier ein Zangenmechanismus aus bereits vorhandenen (knöchernen) und nun hinzukommendem Material vorliegt und die Reizung durch vermehrten Druck eintritt. Die Reizung führt zusätzlich zu einem Anschwellen der Nervenwurzel (Ödembildung), welche bei eng präformierten anatomischen Verhältnissen die Situation weiter verschärft.

Seltener kann es auch bei Wirbelfrakturen, Tumoren oder Hämatomen zur Kompression von Nervenwurzeln kommen.

Therapie

Bei Vorfällen des Nucleus pulposus wartet man zunächst den meist günstigen spontanen Verlauf ab, - es werden Schmerzmittel verordnet und so bald wie möglich physiotherapeutische Maßnahmen eingeleitet. Der Effekt von Massagen oder Fangopackungen ist sehr begrenzt. Nur andauernde, therapieresistente Schmerzen oder manifeste neurologische Ausfallerscheinungen sind heute noch eine Indikation zur neurochirurgischen Intervention. Dabei wird das vorgefallene Material entfernt, in der Regel auch ein Teil des Wirbelbogens (Laminektomie).

Siehe auch

Pseudoradikuläre Symptomatik

Quellen

Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie zur Behandlung des zervikalen Wurzelkompressionssyndroms (PDF-Datei)

Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hinterwurzel — Als Nervenwurzel bezeichnet man die ein und austretenden Nervenfasern des Rückenmarks. Die zugehörigen Nervenzellkörper (Perikarya oder Soma) bezeichnet man auch als Wurzelzellen. Zu jedem Segment der Wirbelsäule gehören zwei Nervenwurzeln, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Monoradikulitis — Als eine Radikulopathie oder eine Radikulitis (lateinisch radicula, „kleine Wurzel“ und griechisch πάθεια, páthia, „ erkrankung“ bzw. ίτις, itis, „ entzündung“), auch als eine Wurzelneuritis oder ein Wurzelsyndrom wird eine Reizung oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Ostitis deformans — Klassifikation nach ICD 10 M88. Osteodystrophia deformans M88.0 Osteodystrophia deformans der Schädelknochen M88.8 …   Deutsch Wikipedia

  • Ostitis deformans Paget — Klassifikation nach ICD 10 M88. Osteodystrophia deformans M88.0 Osteodystrophia deformans der Schädelknochen M88.8 …   Deutsch Wikipedia

  • Paget-Syndrom — Klassifikation nach ICD 10 M88. Osteodystrophia deformans M88.0 Osteodystrophia deformans der Schädelknochen M88.8 …   Deutsch Wikipedia

  • Peronäuslähmung — Klassifikation nach ICD 10 G57 Mononeuropathien der unteren Extremität G57.3 Läsion des N. fibularis (peronaeus) communis …   Deutsch Wikipedia

  • Radikulitis — Als eine Radikulopathie oder eine Radikulitis (lateinisch radicula, „kleine Wurzel“ und griechisch πάθεια, páthia, „ erkrankung“ bzw. ίτις, itis, „ entzündung“), auch als eine Wurzelneuritis oder ein Wurzelsyndrom wird eine Reizung oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Radikuläre Störung — Als eine Radikulopathie oder eine Radikulitis (lateinisch radicula, „kleine Wurzel“ und griechisch πάθεια, páthia, „ erkrankung“ bzw. ίτις, itis, „ entzündung“), auch als eine Wurzelneuritis oder ein Wurzelsyndrom wird eine Reizung oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Radikuläre Symptomatik — Als eine Radikulopathie oder eine Radikulitis (lateinisch radicula, „kleine Wurzel“ und griechisch πάθεια, páthia, „ erkrankung“ bzw. ίτις, itis, „ entzündung“), auch als eine Wurzelneuritis oder ein Wurzelsyndrom wird eine Reizung oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Radix anterior — Als Nervenwurzel bezeichnet man die ein und austretenden Nervenfasern des Rückenmarks. Die zugehörigen Nervenzellkörper (Perikarya oder Soma) bezeichnet man auch als Wurzelzellen. Zu jedem Segment der Wirbelsäule gehören zwei Nervenwurzeln, die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”