Wuppertaler Kasernen

Wuppertaler Kasernen

Auf den Wuppertaler Südhöhen befinden sich vier ehemals militärisch genutzte Kasernen, die zuletzt dem Verteidigungsbezirkskommando 34 des Wehrbereichskommandos III der Bundeswehr zugeordnet waren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kasernen wurden im Rahmen der nationalsozialistischen Aufrüstung der Wehrmacht Mitte der 1930er Jahre erbaut. Erste Vermessungstrupps der Wehrmacht trafen 1935 in Wuppertal ein und begannen nach einem geeigneten Gelände zu suchen. Sie wurden auf den Südhöhen entlang der Grenze der Stadtteile Elberfeld, Barmen und Ronsdorf fündig. Die auf dem vorgesehenen Gelände der sogenannten Waldkaserne II nahe den Ronsdorfer Anlagen bei Wolfskuhle gelegene Villa Braus wurde 1936 enteignet und später als Offizierskasino genutzt.[1]

Am 17. Oktober 1936 wurde der Garnisonsvertrag mit der Stadt Wuppertal unterzeichnet. Erste Bauplanungen schlossen sich an, die schließlich im August 1937 zum Baubeginn der Waldkaserne, der späteren Diedenhofen-Kaserne, führten. Am 16. Oktober 1937 wurde der Ronsdorfer Verschönerungsverein gezwungen den Teil der Ronsdorfer Anlagen nördlich der Parkstraße (heutige Landesstraße 419) an die Wehrmacht abzutreten, die das Gelände als Teil des Standortübungslatzes Scharpenacken in Beschlag nahm. Der Verein erhielt für die Enteignung eine Entschädigung von rund 93.000 Reichsmark.[1]

Zu den bekanntesten in Wuppertal stationierten Offizieren gehörte ab Juli 1938 der Widerstandsangehörige und Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der als Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) dem Divisionsstab der 1. leichten Division unter Generalleutnant Erich Hoepner angehörte.

Saarburg-Kaserne (alte Generaloberst-Hoepner-Kaserne)

Ein Gebäude der Saarburg-Kaserne (2008), nun Biblisch-Archäologisches Institut Wuppertal

Die Saarburg-Kaserne (51° 14′ 23″ N, 7° 9′ 42″ O51.2397222222227.1616666666667), benannt nach dem Lothringer Ort Sarrebourg, wurde auf dem Freudenberg in Wuppertal-Elberfeld erbaut. Sie wurde am 15. März 1938 von der zweiten Abteilung des Artillerieregiments 76 bezogen, das zuvor im niederschlesischen Żagań (dt. Sagan) stationiert war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von der britischen Armee genutzt, die 1957 abzog. Nach dem Bezug durch die Bundeswehr wurde die Kaserne 1969 in Generaloberst-Hoepner-Kaserne umbenannt. Hier war das Pipelinepionierregiment 80 stationiert. 1993 endete die militärische Nutzung.

Nach Abzug der Bundeswehr wurden drei Viertel der Kaserne für etwa 60 Millionen Mark zu einem Campus der Universität Wuppertal umgebaut, der seit 2003 den Fachbereich E (Elektrotechnik, Informationstechnik und Medientechnik) beherbergt. Neben Neubauten wurden die alten Gebäude modernisiert und für die neuen Bedürfnisse umgebaut. Auf den restlichen Teilen des Geländes wurden Wohngebäude errichtet.

Sagan-Kaserne

Ein Gebäude der Sagan-Kaserne (2009)

Die Sagan-Kaserne (51° 14′ 13″ N, 7° 9′ 37″ O51.2369444444447.1602777777778) wurde ebenfalls 1936/37 erbaut und am 15. Mai 1938 von der ersten Abteilung des Artillerieregiments 76 aus Sagan bezogen, das 1942 die Kaserne wieder verlässt. Die Kaserne wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1957 ebenfalls von den britischen Streitkräften genutzt. Die Bundeswehr übernahm auch diese Liegenschaft und nutzte die Kaserne bis 1993 durch das Fernmeldebataillon 810 (mFmBtrbBtl 810 und FmAKp 811).

Auf dem Gelände siedelte sich 1998 das Entwicklungszentrum und die Deutschlandzentrale von Delphi an sowie in den modernisierten Kasernengebäude das Wuppertaler Technologiezentrum W-Tec.

Colmar-Kaserne

Ein Gebäude der Colmar-Kaserne (2008)

Auf Lichtscheid in Wuppertal-Barmen wurde eine weitere Kaserne (51° 14′ 29″ N, 7° 11′ 40″ O51.2413888888897.1944444444445) errichtet, die nach der elsässischen Stadt Colmar benannt wurde. Auch sie war nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1968 in britischer Hand. Vom 1. Oktober 1981 bis 1993 war hier das Raketenartilleriebataillon 72 der Bundeswehr stationiert, ebenso die Panzerjägerkompanie 200 und das Ausbildungsbataillon 203 der Panzerbrigade 20. Auf dem Gelände befand sich auch die Standortfernmeldeanlage für den Standort Wuppertal. An die Kaserne grenzte der Standortübungsplatz Scharpenacken.

Nach 1993 wurden Teile der Kaserne für Asylbewerber, Aussiedler und die Bereitschaftspolizei genutzt. Andere Teile wurden mit der benachbarten Diedenhofen-Kaserne (neue Generaloberst-Hoepner-Kaserne) zusammengelegt. Die Entwicklung des Geländes erfolgt ebenfalls zusammen mit dem der Diedenhofen-Kaserne. Bis Ende 2008 wurden die am Scharpenacker Weg liegenden Wagenhallen der Kaserne abgetragen, um dort Platz für eine Wohnbebauung zu schaffen. Mehrere Mannschaftsgebäude zur Oberbergischen Straße hin blieben bis Oktober 2009 erhalten.

Diedenhofen-Kaserne (neue Generaloberst-Hoepner-Kaserne)

Die Diedenhofen-Kaserne (51° 14′ 21″ N, 7° 12′ 5″ O51.2391666666677.2013888888889) in Wuppertal-Ronsdorf, benannt nach dem Lothringer Ort Diedenhofen, wurde 1937 als Waldkaserne errichtet und im Frühjahr 1939 von Oberstleutnant Versen und seinem Schützenbattaillon übernommen. 1941 wurde die Waldkaserne in Diedenhofen-Kaserne umbenannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie am 24. April 1946 in ein Krankenhaus mit dem Namen „Deutsches Lazarett Wuppertal-Ronsdorf“ umgewandelt, dann wie die anderen Kasernen von den Briten genutzt. Während dieser Zeit hieß sie Keightley Barracks. 1968 übernahm die Bundeswehr die Kaserne, die sie bis zur endgültigen Aufgabe des Standorts Wuppertal 2004 für die Staabsbatterie gemischtes Flugabwehrregiment 1 (H), Panzerflugabwehrraketenbataillon 100 (H), leichte Flugabwehrraketenbatterie 100 (H), Kraftfahrausbildungszentrum Wuppertal(SKB)und einem kleinem Sanitätszentrum des Panzerraketenbattalions genutzt. 1994 übernahm sie den Namen Generaloberst-Hoepner-Kaserne, den zuvor die ehemalige Saarburg-Kaserne auf dem Freudenberg getragen hatte. Sie grenzte ebenfalls an den Standortübungsplatz.

2007 wurde das Gelände zusammen mit dem der benachbarten Colmar-Kaserne (zusammen ca. 39,8 Hektar) von einer niederländischen Projektentwicklungfirma gekauft, die dort ab Ende 2008 neben Wohnbebauung einen sogenannten Engineering Park Wuppertal errichtet. Die sich dort befindliche Villa Braus steht unter Denkmalschutz und wurde in das Projekt integriert. Bis zum November 2008 wurden die übrigen Gebäude abgetragen.

Standortverwaltung

Die Standortverwaltung, Hintergrund (2009)

Östlich der GOH-Kaserne in Wuppertal-Ronsdorf befindet sich das Gelände der Standortverwaltung Wuppertal und der Truppenübungsplatz Scharpenacken. Im Jahre 2007 wurden Pläne vorgestellt, auf einem großen Teil dieses Areales eine Polizeikaserne, zwei Landesschulen und eine Justizvollzugsanstalt zu errichten. Die Gebäude der beiden letztgenannten Einrichtungen betreffen unter Landschaftsschutz stehende Freiflächen von etwa 30 ha, die seltene und geschützte Arten beherbergen und daher naturschutzwürdig sind. Gegen diese Pläne entstanden Proteste von Anwohnern und Naturschützern, die bisher erfolglos um die Prüfung naturschonenderer Alternativen kämpfen, während die Stadtspitze in der Hoffnung auf neue Arbeitsplätze dem Projekt aufgeschlossen gegenüber steht.

Standortübungplatz, Munitionsniederlagen und Schießstand

Der 30 Hektar große Standortübungsplatz Scharpenacken grenzte an die Colmar-Kaserne und die Diedenhofen-Kaserne. Auf dem Standortübungplatz lag bei dem Weiler Erbschloe ein Langwaffenschießstand und eine Standortmunitionsniederlage, die seit Anfang 2009 von der neuen Justizvollzugsanstalt überbaut wird. Die 24,8 Hektar große Standortmunitionsniederlage Wuppertal für die Flugabwehrwaffen des Standorts lag auf der Stadtgrenze zwischen Radevormwald und Halver.

Weblinks

 Commons: Barracks in Wuppertal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ronsdorfer Ortschronik auf ronsdorf-wirkt.de

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