World Values Survey

World Values Survey

Die World Values Survey (Weltweite-Werte-Umfrage – WVS) ist die umfangreichste und weiträumigste Umfrage über menschliche Werte, die je durchgeführt wurde. Es ist ein anhaltendes akademisches Projekt von Sozialforschern, um den Status von soziokulturellen, moralischen, religiösen und politischen Werten verschiedener Kulturen der Welt zu ermitteln. Die Ergebnisse sind größtenteils auf der Website des Projekts zu finden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die World Value Survey entstand zuerst aus der European Values Study (Europäische-Werte-Studie – EVS) 1981, als die Methoden einer erfolgreichen europäischen Studie auf 14 Länder außerhalb Europas erweitert wurden. Die Studie von 1981 deckte allerdings nur 22 Länder ab. Die EVS wurde unter der Schirmherrschaft von Jan Kerkhofs und Ruud de Moor ausgeführt und hat ihren Sitz weiterhin in den Niederlanden an der Universität von Tilburg. Die Hauptfigur bei der frühen Ausbreitung der Umfragen in der Welt war Ronald Inglehart von der Universität Michigan, USA.

Die Umfrage wurde nach einem Intervall von etwa 10 Jahren wiederholt, was nach der zweiten Durchführung „Wellen“ genannt wurde. Eines der Ziele des Projektes wurde die längslaufende (wie auch die interkulturelle) Messung der Schwankungen von Werten. Weitere Wellen folgten der Zweiten in Intervallen von ungefähr fünf Jahren.

Auf Grund des europäischen Ursprungs des Projektes, waren die frühen Wellen der WVS mit europäischem Schwerpunkt und besonders schwacher Repräsentation in Afrika und Südostasien. Um sich auszubreiten nahm die WVS eine stark dezentralisierte Struktur an. Geeignete akademische Vertreter neuer Länder waren willkommen einem gewissermaßen demokratischen Netzwerk beizutreten. Beitreten hieß, dass neue Vertreter die vorher definierte Umfrage in ihrem eigenen Land mit mindestens 1000 befragten Personen durchführen mussten. Sie konnten dann ihre Daten im Gegenzug für die restlichen Daten des Projektes mit der WVS austauschen. Die Finanzierung war in erster Linie lokal, mit Vertretern in jedem Land, die ihren eigenen Teil des Projektes finanzierten. Auf diesem Weg wuchs die WVS über ihren europagewichteten Ursprung hinaus, um 42 Länder in der zweiten Welle, 54 in der dritten und 62 Länder in der vierten Welle zu umfassen.

Heutzutage ist die Datenbank der WVS im Internet mit freiem Zugang veröffentlicht. Das Sekretariat der WVS hat seinen Sitz in Schweden. Das offizielle Archiv der WVS befindet sich in Madrid, Spanien.

Methodik und Umfrage

Die WVS-Methodik besteht aus der Handhabung von detaillierten Fragebögen in persönlichen Befragungen. Die Fragebögen aller fünf Wellen (sowie auch der unvollständigen 2005/2006-Welle) können in vollständiger Version auf der WVS-Website betrachtet werden. Die Fragebögen der jüngsten Welle bestanden aus etwa 250 Fragen. In jedem Land werden die Fragebögen an etwa 1000 bis 3500 Befragte ausgeteilt, in der vierten Welle mit einem Durchschnitt von 1330 Interviews pro Land und einer weltweiten Gesamtzahl von etwa 92000 Befragungen.

Ergebnisse

Die Inglehart-Wertekarte

Der WVS-Fragebogen besteht aus etwa 250 Fragen, welche auf 400 bis 800 messbare Variablen hinauslaufen. Einige Beispiele sind wie folgt:

Fröhlichkeit

Es wurde die Wahrnehmung von Fröhlichkeit gemessen und dieser Teil der WVS ist der von der Presse meist zitierte.[2] Die bekannte Statistikwebsite Nationmaster veröffentlicht eine vereinfachte Version des Weltglücklichkeitsmaßstabs, abgeleitet von WVS-Daten. Die WVS-Website erlaubt ein fortgeschritteneres Niveau der Analyse als Nationmaster, sowie der Vergleich von Fröhlichkeit im Laufe der Zeit oder in verschieden sozioökonomische Gruppen. Eine der auffallendsten Verschiebungen der Fröhlichkeit, die je von der WVS gemessen wurde, war der beträchtliche Rückgang an Fröhlichkeit der Russen und einiger anderer Osteuropäischen Länder während der 1990er.

Die Kulturkarte

Die Kulturkarte[3] ist ein weiteres der Ergebnisse der WVS-Befragung. Einige Variablen wurden zu zwei Dimensionen von kultureller Variation zusammengefasst (bekannt als „traditionell Werte vs. säkular-rationale Werte“ und „Überlebenswerte vs. Selbstentfaltungswerte“) und auf dieser Grundlage beruhend, konnten die Länder in bestimmte kulturelle Regionen abgebildet werden. Die WVS behauptet: Diese beiden Dimensionen erklären mehr als 70% der länderübergreifenden Varianz in einer Faktorenanalyse von zehn Indikatoren.[4] Die Ergebnisse bestätigen auch die Thesen von Max Weber zur Religionssoziologie nach denen Religionen Kulturen stark prägen.

Entwicklung zur Demokratie

Ingelhart entdeckte, dass Selbstenfaltungswerte zu einem Wunsch nach Demokratie führen. Die Befragung fand, dass Vertrauen und Demokratie diejenigen Werte waren, die die meisten kulturellen Grenzen überschritten. Des Weiteren zeigte die Befragung, dass die Geschlechtergleichheit einer der bedeutendsten Unterschiede zwischen den Westlichen und anderen Kulturen ist.

Aufnahme und Kritik

Der niederländische Interkulturalitätsforscher Geert Hofstede nimmt die WVS-Ergebnisse positiv auf. Speziell auf Ingleharts zweidimensionale Kürzung seiner Ergebnisse bezogen, wie in der Inglehart-Karte dargestellt, behauptet Hofstede, dass es seine eigene Arbeit unterstützt.

„Ingleharts schlüsselkulturelle Dimensionen entsprachen sehr meinen Dimensionen. Wohlbefinden versus Überleben korrelierte stark mit Individualismus und Maskulinität; Säkular-rationell versus traditioneller Autorität korrelierte negativ mit Machtdistanz.“

Geert Hofstede: Cultures Consequences [5]

Jedoch sind Ingleharts zwei Dimensionen nicht identisch mit Hofstedes fünf Dimensionen. In Anbetracht der Unterschiede in der Methodik (Hofstedes basierte auf Befragungen von IBM-Angestellten), ist es wenig überraschend, dass es Unterschiede zwischen seinen Ergebnissen und denen des World Value Survey gibt.

Einzelnachweise

  1. Die interaktive Datenbank lässt ungefähr 400 Variable (Januar 2006) zu. Es wird jedoch angegeben, dass die Website 800 Variable zur Verfügung hat. Es ist möglich, dass viele dieser Variablen nach der zweiten Welle nicht weiter nachverfolgt wurden, als die Anzahl der Fragen von 379 auf 250 zurückging. Weitere Details auf (http://www.worldvaluessurvey.org/).
  2. z.B. „Nigeria tops happiness survey“, BBC News Online, Oktober 2003. Robles, Alan (aus New Scientist Report) „Happiness Viewpoint: It Doesn’t Make Much, Despite burden like poverty and pollution, Filipinos tend to be happy. Why?“, Time Asia Magazine, 20. Februar 2005
  3. http://www.worldvaluessurvey.org/wvs/articles/folder_published/article_base_54
  4. ibid.
  5. Sage Publications, 2001, ISBN 0803973233, pp. 33–34.

Weblinks


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