World Reference Base

World Reference Base

Die World Reference Base for Soil Resources (Abkürzung WRB) ist eine Bodenklassifikation, die als internationales Kommunikationsmittel für den Fachbereich Boden geschaffen wurde. Sie ist mehr oder weniger weltweit gültig, um Informationen über Böden und deren Eigenschaften über regionale und nationale Grenzen hinweg auszutauschen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Hintergrund

Seit Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen Staaten Systeme, um Böden zu beschreiben und in Klassen einzuteilen. Im letzten Drittel des 20. Jahrhundert wurde aber immer deutlicher, dass diese Entwicklung zu mehreren Problemen geführt hatte:

  • Durch die unabhängige Entwicklung der nationalen Klassifikationen war ein internationales Verständigungsproblem entstanden. Einzelne Begriffe tauchten in verschiedenen Klassifikationen auf, hatten aber je andere Bedeutungen. So steht die Podsolierung in Deutschland für die Verlagerung von Sesquioxiden und Humus. In Russland beinhaltet sie aber zusätzlich die Verlagerung von Ton. Daneben existierten für ein und denselben Boden die unterschiedlichsten Namen.
  • Die nationalen Systeme wurden in ihrer Entstehung an die Gegebenheiten des jeweiligen Landes angepasst. So kam es, dass sie zwar hochspezifisch für ihre Ursprungsgebiete sind; Böden anderer Zonen aber kaum behandeln. In den meisten Klassifikation fehlen sogar ganze Themenbereiche. Als Beispiel können hier die international wichtigen Bodentypen der Frost- oder Salzböden genannt werden, die in der Deutschen Bodensystematik gar nicht vorkommen. Kein System war damals in der Lage, alle Böden der Welt befriedigend zu behandeln.
  • Obwohl jedes System Schwächen hatte und nicht weltweit einsatzfähig war, wiesen doch alle große, nicht abweisbare Stärken auf. Da sie optimal an die landesüblichen Böden angepasst waren, enthielten sie eine enorme Detailtreue. Wären sie einfach abgeschafft worden, so wäre ein Verlust an Daten und Beschreibungsmöglichkeiten unvermeidbar gewesen. Böden sind so komplexe Erscheinungen, dass eine benutzerfreundlich gehaltene Klassifikation für den weltweiten Einsatz kaum die Genauigkeit der nationalen Systeme erreichen kann.
  • Dazu kamen nationale Interessen, da kein Staat bereit war, seine in Jahrzehnten gewachsene und an allen Bildungseinrichtungen gelehrte Klassifikation einfach aufzugeben.

Die USA begannen damit ihre Klassifikation radikal umzugestalten, um mit ihr alle Böden weltweit abzudecken. Die so entstandene Soil Taxonomy wurde aber trotz starker Bemühungen von Seiten der USA nicht international angenommen.

Statt dessen setzte sich ein von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) ausgearbeitetes System durch; die FAO-Bodenklassifikation („Soil Map of the World“), die 1988 herauskam. An dessen Erarbeitung wirkten zahlreiche Staaten, darunter auch Deutschland, in einem langjährigen Prozess mit. Die FAO war Initiator der internationalen Bodenverständigung, da der Austausch von Bodeninformationen in erster Linie für landwirtschaftliche Zwecke verlangt wurde.

1998 wurde auf dem 16. Bodenkundlichen Weltkongress die von da an als WRB (World Reference Base) bezeichnete Klassifikation als Nachfolger der älteren FAO-Version veröffentlicht. Noch im gleichen Jahr legte die ISSS (International Society of Soil Science) sie als internationale Klassifikation fest. Seit Sommer 2006 liegt eine neue, stark überarbeitete Fassung der WRB vor, in der Verbesserungsvorschläge aus fast 10 Jahren Praxiserfahrungen einflossen, und 2007 wurde eine korrigierte Version veröffentlicht. Von der Version aus dem Jahre 2006 existiert auch erstmalig eine offizielle deutschsprachige Übersetzung.

Eine Besonderheit der WRB ist, dass sie von vornherein nicht die nationalen Klassifikationen ersetzen sollte. Sie stellt eine internationale Sprache dar, um Erkenntnisse aus der Bodenkunde weltweit eindeutig zu veröffentlichen und leichter auszutauschen. Dies geht auch aus dem Namen hervor, denn WRB steht für World Reference Base oder zu deutsch: weltweite Referenzbasis.

Die WRB ist auch in Deutschland anerkannt. Neben ihr hat aber die Deutsche Bodensystematik nach wie vor die volle Gültigkeit und wird an den Hochschulen gelehrt. In deutschsprachiger Fachliteratur werden in der Regel die WRB-Bezeichnungen parallel zu denen der Deutschen Bodensystematik angegeben.

Bodenansprache mit der WRB

Die verwendeten Namen für die Bodentypen sind überwiegend Kunstnamen, die ihre Wurzeln im Latein, der griechischen Sprache, sowie in modernen Sprachen haben.

Die Klassifikation ist in zwei Ebenen aufgeteilt:

Auf der ersten Ebene werden Referenzbodengruppen (reference soil groups - RSG) unterschieden, von denen es 32 gibt (1998: 30). Die Einordnung eines Bodens in die jeweilige RSG erfolgt anhand eines Schlüssels, in dem in einer bestimmten, absolut starren Reihenfolge nach dem Vorhandensein diagnostischer Horizonte (diagnostic horizons), diagnostischer Eigenschaften (diagnostic properties) oder diagnostischer Materialien (diagnostic materials) gefragt wird. Die Einordnung in eine RSG erfolgt anhand des ersten vollständig erfüllten Kriteriensatzes.

In der zweiten Ebene stehen die Qualifiers (die deutsche Übersetzung Merkmale ist ungebräuchlich), die die Referenzbodengruppe weiter differenzieren. Insgesamt stehen 179 verschiedene zur Verfügung. Dabei werden drei Arten von Qualifiern unterschieden:

  1. Typischerweise assoziierte Qualifier, die die typische Ausprägungen einer RSG kennzeichnen. Sie sind oft bereits Teil der RSG-Diagnose.
  2. Übergangsqualifier, die diagnostische Horizonte anderer RSGs nennen. Da bei der WRB die erste zutreffende RSG gewählt wird, ist dies der Weg, um Übergänge zu anderen RSGs zu kennzeichnen.
  3. andere Qualifier, die Zusatzinformationen, z. B. bezüglich des Nährstoffhaushalts, geben.

Typischerweise assoziierte und Übergangsqualifier werden als Präfixe vor den Namen der RSG gestellt, andere Qualifier in Klammern als Suffixe dahinter.

Für jede RSG gibt es eine Liste mit zulässigen Qualifiers, wobei einer RSG minimal 9 und maximal 30 mögliche Merkmale zugeordnet sind. Aus den möglichen Qualifers müssen alle zutreffenden ausgewählt und in der Reihenfolge, in der sie in der Liste stehen, angegeben werden. Es ist vorgesehen, dass maximal zwei, selten drei, davon in die Namensgebung des Bodentyps einfließen. Kann kein Qualifier der Liste als zutreffend gewertet werden, so erhält der Boden den Präfix haplic ("gewöhnlich").

Die Qualifier können mit Hilfe von Specifiers noch in ihrer Aussage modifiziert werden, zum Beispiel, wenn sich ein Qualifiers nur auf einen Teil des Bodenprofils bezieht. Die Spezifiers werden als Vorsilbe an den entsprechenden Qualifier gehängt.

Aufgrund der hierarchischen Einteilung besteht die Möglichkeit, mehrere Tausend verschiedene Bodenuntereinheiten anzusprechen.

Wird die WRB mit der alten FAO Weltbodenkarte verglichen, so fällt auf, dass die Aussage über die Nutzungspotentiale und Nutzungseinschränkungen gänzlich aus der WRB verschwunden ist. Die früheren Soil Phases, also der Zustand in dem sich die Böden befinden, sind in die differenzierenden Merkmale der WRB zwar mit eingegangen, allerdings sind sie nicht mehr erkennbar.

Liste der Referenzbodengruppen

Die Liste der Referenzbodengruppen umfasst 32 Böden, die nicht alphabetisch geordnet sind, sondern in der Reihenfolge des WRB-Schlüssels zur Bodenansprache mit Angabe des Codes:

Organische Böden

Anthropogene Böden

Böden mit eingeschränkter Durchwurzelung

Wasserbeeinflusste Böden

Durch Eisen- und/oder Aluminiumprozesse geprägte Böden

Stauwasserböden

  • PL Planosol
  • ST Stagnosol

Humusakkumulationsböden

Salzakkumulationsböden

  • GY Gypsisol
  • DU Durisol
  • CL Calcisol

Böden mit Tonverlagerungshorizonten

Junge, wenig differenzierte Böden

  • UM Umbrisol
  • AR Arenosol
  • CM Cambisol
  • RG Regosol

Vorgehensbeispiel

An Hand eines Beispiels soll das Vorgehen bei der Bodenansprache mit der WRB aufgezeigt werden:

Ebene1: Festlegung der Referenzbodengruppe

  1. Der Beispielboden ist nicht organisch → kein Histosol
  2. Der Beispielboden zeigt keine starken menschlichen Einflüsse (Scherben, Plaggen etc.) → kein Anthrosol; kein Technosol
  3. Der Beispielboden hat keine Frosteinflüsse → kein Cryosol
  4. Der Beispielboden ist nur 5 cm mächtig und liegt über massivem Stein → Leptosol (Flachgründiger Boden) trifft zu

Folge: Der diagnostische Schlüssel für die RSG Leptosol trifft zu. Alle später in der Liste folgenden RSG kommen nicht mehr in Frage. Die Referenzbodengruppe ist ein Leptosol.

Ebene2: Bestimmung der Qualifiers

Für den Leptosol kommen 17 Präfixe in Frage. Die genaue Qualifierliste und die Bedeutungen der einzelnen Qualifiers können der WRB entnommen werden (siehe Weblinks). In diesem Fall soll der Boden vulkanischen Ursprungs (andic) sein und ist extrem flachgründig (lithic). Alle anderen möglichen Präfixe treffen nicht zu. Lithic steht in der Liste vor andic und muss daher als erstes genannt werden. Damit lauten die Präfixe lithic andic.

Daneben befinden sich 19 mögliche Suffixe in der Liste, von denen nur die relativ gute Nährstoffversorgung (eutric) zutrifft. Damit gibt es bei diesem Boden das Suffix eutric.

Der Boden heißt daher: lithic andic Leptosol (eutric)

Weblinks

Die WRB steht vollständig als Download zur Verfügung:


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