World Anti-Doping Agency

World Anti-Doping Agency

Die World Anti-Doping Agency (WADA) (dt.: Welt-Antidoping-Agentur) ist eine internationale Organisation, die weltweit die Maßnahmen gegen das Doping im Leistungssport organisiert.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Die WADA wurde 1999 als Ergebnis einer vom IOC initiierten Welt-Anti-Doping-Konferenz mit dem Ziel gegründet, die Anti-Doping-Programme auf internationaler und nationaler Ebene in Hinsicht auf die Entdeckung, Abschreckung und Verhinderung von Doping zu harmonisieren und koordinieren.

Im April 2002 wurde das Hauptquartier von Lausanne nach Montreal, Kanada, verlegt. Vorsitzender ist der frühere australische Finanzminister John Fahey.

Die WADA sorgt für die Kontrolle der Sportler während der Trainingsphasen und während der Wettkämpfe. Dazu dienen angemeldete ebenso wie überraschend angesetzte Besuche an den Trainingsorten oder zu Hause bei den Athleten.

Untersuchungsmethoden sind Urintests, Bluttests und andere medizinisch angezeigte Maßnahmen. In insgesamt 34 autorisierten WADA-Labors werden die doppelt erhobenen Proben (A- und B-Probe) auf verbotene Substanzen (beispielsweise EPO) oder Methoden (zum Beispiel Blutdoping) untersucht. Grundlage dieser Bestrebungen ist der WADA-Code und die jährlich aktualisierte Verbotsliste (Prohibited List).

Anti-Doping-Regeln

Die WADA verfolgt eine rigorose Null-Toleranz-Haltung gegenüber Doping. Die derzeitige Anti-Doping-Regeln sehen vor, dass Athleten sieben Tage die Woche eine Stunde lang für unangemeldete Kontrollen verfügbar sein müssen. Ferner müssen sie verbindlich drei Monate im voraus festlegen, wo sie wann auffindbar sind. Die Kontrolleure sind angehalten, im Zweifelsfalle (d.h. auch bei kleinen Formalfehlern) gegen den Athleten zu entscheiden. Drei Verstöße binnen 18 Monaten gelten als positive Dopingprobe und ziehen eine automatische Sperre nach sich.[1]

Die WADA wertet darüber hinaus (Artikel 2.3) eine nicht sofortige Dopingkontrolle bzw. „Unterbrechung des visuellen Kontaktes mit dem betreffenden Sportler“ automatisch als „absichtliche Verhinderung des Tests“. Dies wird ebenfalls als positiver Test gewertet und führt zu einer nicht verhandelbaren Sperre von 12 Monaten. Ebenfalls wird immer davon ausgegangen, dass für eine verspätete Dopingprobe immer der Sportler in der Bringschuld steht und nicht der Kontrolleur.[2]

Meldesystem ADAMS

Seit Anfang 2009 benutzt die WADA ein Online-Meldesystem namens ADAMS, mit der Athleten ihrer Meldepflicht (s.o.) nachzukommen haben. Dieses System wurde wegen technischer und ethischer Unzulänglichkeiten von verschiedenen Seiten kritisiert. Hockeyspielerin und Athletensprecherin Marion Rodewald kritisierte ADAMS als „nicht selbsterklärend und in der praktischen Handhabung sehr umständlich“.[3] Die schärfste Kritik kam aber vom Bundesbeauftragten für den Datenschutz, Peter Schaar. Er sieht die Einhaltung der Menschenwürde der Athleten nicht gewahrt, kritisiert die „lückenlose Aufenthaltskontrolle, unzureichenden Datenschutz und den Generalverdacht gegen Athleten“ und nannte ADAMS äquivalent mit einer elektronischen Fußfessel. Besonders der Mangel an Datensicherheit und die fehlende Anonymisierung wurde kritisiert.[4]

Kritik an ADAMS wies WADA-Generaldirektor David Howman als „Berührungsängste“ mit einer neuen Technologie zurück.[5] Diese Ansicht wurde von DOSB-Präsident Thomas Bach verteidigt, der zwar zugibt, dass das System „Athleten einiges zumutet“ und nicht perfekt sei. Er führt an, dass das Meldesystem „freiwillig“ und nur für Leistungssportler sei: Vorwürfe einer lückenlosen Überwachung seien somit unzutreffend. Außerdem sei seiner Ansicht nach die schweigende Mehrheit der Athleten für dieses System.[6]

Motivation

John Fahey, der Chef der WADA, begründet das harte Vorgehen mit dem Abschreckungseffekt und sieht rigoroses, flächendeckendes Testen als bestes Mittel gegen Doping.[7] Der österreichische Dopingexperte Hans Holthaus führte an: "Ich bin überzeugt, dass eine neue Generation von Sportlern heranwächst, und dass die Generation, die systematisch gedopt hat, ausstirbt."[7]

Auf Klagen, dass die bestehenden Anti-Dopingregeln in die Privatsphäre eindringen, zeigt Fahey wenig Verständnis und führt an: "Es ist doch viel leichter anzugeben, wo du dich gerade aufhältst, als Flugtickets umzutauschen."[8]

Evi Simeoni von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verteidigte die WADA-Regeln mit dem Argument, dass dopende Sportler nur mit strengen Regeln zu stoppen seien.[9] IOC-Präsident Jacques Rogge gibt zu, dass die Regeln Sportler unter Generalverdacht stellen, aber stellt sich hinter die WADA: "Der Sport muss [für Glaubwürdigkeit] einen gewissen Preis zahlen."[10] Unter Sportlern befürworten Tennisspieler Roger Federer[8] sowie Eisschnellläuferin Anni Friesinger diese Regelungen. Friesinger führte an, dass Privatpersonen schon jetzt freiwillig (u.a. für Online-Einkäufe) persönliche Daten herausgeben würden.[11]

Praktische Umsetzung

Die harte WADA-Line führte dazu, dass die italienischen Fußball-Profis Daniele Mannini und Davide Possanzini (beide damals Brescia Calcio) im Januar 2009 wegen einer um „um wenige Minuten verspäteten“ Dopingkontrolle jeweils ein Jahr gesperrt wurden. Nachdem beide Spieler ursprünglich vom italienischen Verband FIGC für zwei Wochen gesperrt worden waren, klagte die WADA vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) und forderte jeweils zwei Jahre Sperre. Die CAS halbierte die Strafen, gab der WADA aber in der Sache Recht. Die FIGC reagierte mit „Entsetzen“ auf dieses „lächerliche Urteil“ und mutmasste, dass die CAS und die WADA ein Exempel statuieren wollten.[12] Aus Solidarität mit den gesperrten Spielern fingen alle Spiele der Serie A am ersten Februarwochenende mit 15 Minuten Verspätung an.[13] Pikant war, dass in einem vergleichbaren Fall Francesco Totti, Kapitän von AS Rom, wegen einer Fußblessur ebenfalls verspätet zu einer Dopingkontrolle kam, aber in seinem Fall die WADA keinen Anlass zum Protest sah.[2]

Kritik

Die Reaktionen seitens der Athleten auf die harte WADA-Linie sind sehr verschieden. Insbesondere vom Fußball wird die WADA hart kritisiert.

Unisono beschreiben die Fußballorganisationen FIFA (Weltfußballverband), UEFA (europäischer Fußballverband) und der DFB die WADA-Methoden als übertrieben. FIFA-Präsident Sepp Blatter bezeichnete die Überwachung als „Hexenjagd“ und halten die Dopingtestpflicht während eines Urlaubes als „inakzeptabel“. Dieses Urteil wurde auch im Namen der UEFA gefällt, und auch DFB-Präsident Theo Zwanziger nannte die WADA-Maßnahmen „übertrieben“. Wada-Sportdirektor David Howman reagierte auf diese Äußerungen „entsetzt“ und drohte mit einem Olympiaausschluss für die Sportart Fußball.[14]

Tennisspieler Rafael Nadal, Michael Ballack (Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft) und Stabhochspringer Danny Ecker kritisierten diese Regelungen scharf. „Wir fühlen uns durch die Meldepflicht wie Kriminelle. Das ist Verfolgungswahn und nicht fair ... Ich bin der Erste, der einen fairen und vollkommen sauberen Wettbewerb will ... [Aber] Es ist besonders im Tennis oft sehr schwierig zu sagen, wo man sich am nächsten Tag aufhält“, schimpfte Nadal im Januar 2009.[15] Ballack und Ecker beschwerten sich unisono über „unannehmbare Einschränkungen der persönlichen Freiheit“.[15] Die britische Ruderin Annie Vernon (Olympia-Silber 2008 in Peking) nannte die WADA-Regelungen „unrealisierbar“. Die Regelungen drängen so weit in ihre Intimsphäre ein, dass sie mitten aus einem Urlaub in Miami herausgerissen und in die Dopingkontrolle gebracht worden sei.[16]

Weitere Negativmeinungen kamen von Sir Alex Ferguson, dem Trainer und Manager von Manchester United, der die WADA-Regeln als „logistischen Alptraum“ bezeichnete, und den Tennisspielern Andy Roddick („ein normales Alltagsleben wird unmöglich“) und Serena Williams („die Regeln dringen in die Intimsphäre ein“).[17] [18] Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jelena Issinbajewa kritisierte, dass die Regelungen „unschuldige Sportler benachteiligen, während die Schuldigen trotzdem davonkämen.“[10]

Der belgische Anwalt Kristof de Saedeleer klagte 2009 im Namen von 65 belgischen Athleten gegen diese Regelung. Er nannte sie „paranoid, entwürdigend und drakonisch“ und prangerte Einschnitte in die Privatsphäre sowie das Außerkraftsetzen der Unschuldsvermutung an.[1] Auch die internationale Fußballspieler-Gewerkschaft FIFPro, die 42 Länder vertritt, kündigte Klagen an. Sie argumentieren, dass eine 365-Tage-Kontrolle nicht mit dem Recht auf Urlaub (in Europa Minimum 20 Tage) vereinbar sei.[1] Dopingexperten sehen auch einen Konflikt mit Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention (Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens): „Jede Person hat das Recht auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung und ihrer Korrespondenz... Eine Behörde darf in die Ausübung dieses Rechts nur eingreifen, soweit der Eingriff gesetzlich vorgesehen und in einer demokratischen Gesellschaft notwendig ist.“[15]

Auch von der Fachpresse gab es besorgte Stimmen. Die Times kritisierte die Entwicklungen als „unverhältnismäßig“ und führt an, dass unschuldige Spieler bei kleinen formaljuristischen Verstößen genau so hart bestraft werden wie Schuldige.[2]

Die WADA hat detaillierte Informationen über das Meldesystem auf ihrer Website.[19]

Einzelnachweise

Weblinks


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