Wolfgang Schluchter

Wolfgang Schluchter

Wolfgang Schluchter (* 4. April 1938 in Ludwigsburg) ist ein deutscher Soziologe.

Seine Forschungsschwerpunkte sind soziologische Theorie (Max Weber), Kultursoziologie, Religionssoziologie sowie deutsche Gesellschaftsgeschichte. Er ist Mitherausgeber der Max-Weber-Gesamtausgabe bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftlicher Werdegang

Schluchter studierte an den Universitäten Stuttgart, Tübingen und München und an der Freien Universität Berlin (Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Politische Wissenschaft, Philosophie). Diplom und Promotion an der Freien Universität Berlin, Habilitation in Soziologie an der Universität Mannheim.

Er war Professor für Sozialwissenschaft an der Universität Düsseldorf und ab 1976 Professor an der Universität Heidelberg. Von 1997 bis 2002 war er an die Universität Erfurt abgeordnet als Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. In Erfurt war er vom 1. April 1998 bis zum 31. März 2002 Gründungsdekan des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien. Er ist der erste Ehrendoktor der Universität Erfurt. Im November 2007 wurde er vom Senat der Universität Heidelberg zusammen mit Hans-Georg Kräusslich zum Akademischen Direktor des Marsilius-Kollegs der Universität Heidelberg gewählt.

Als Gastprofessor wirkte er an den Universitäten: University of Singapore; University of Pittsburgh; New School for Social Research, New York; University of California at Berkeley; Chinese University of Hongkong; Universität Leipzig.

Seit 1973 war er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und Vizepräsident, seit 1977 Mitglied der American Sociological Association. Seit 1976 war er an der Universität Heidelberg Direktor des Instituts für Soziologie, von 1987 bis 1997 Mitglied des Verwaltungsrates sowie Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Seit war er 1994 Mitglied des Auswahlausschusses der Alexander von Humboldt-Stiftung für die Vergabe von Forschungspreisen an ausländische Geisteswissenschaftler, seit 2001 Vorsitzender. Er war Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Fondazione Collegio San Carlo, Modena (Italien) seit 1997 und Mitglied des Wissenschaftsrates von 2000 bis 2006.

1993 wurde er mit der Caspar-Borner-Medaille der Universität Leipzig geehrt, 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Erwin-Stein-Preis. 1994 erhielt er zusammen mit Shmuel N. Eisenstadt den Max-Planck-Forschungspreis. 2007 wurde er mit der Großen Universitätsmedaille der Universität Heidelberg ausgezeichnet. 2006 wurde Schluchter emeritiert. Sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl wurde Thomas Schwinn.

Schluchter ist verheiratet und hat eine Tochter und zwei Söhne. Er lebt bei Heidelberg.

Meinungen

M. Rainer Lepsius: „Ohne die Präsenz Wolfgang Schluchters in Heidelberg würde der ‚Geist’ Max Webers, mit dem sich Heidelberg gerne schmückt, wieder zu einer blassen Erinnerung werden.“ (bei der Auszeichnung mit der Großen Universitätsmedaille Mai 2007)

Veröffentlichungen

  • Wertfreiheit und Verantwortungsethik. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik bei Max Weber. Gesellschaft und Wissenschaft. Band 3, Mohr, Tübingen 1971.
  • Entscheidung für den sozialen Rechtsstaat. Hermann Heller und die staatstheoretische Diskussion in der Weimarer Republik. Kiepenheuer und Witsch, Köln und Berlin 1968, 2. Auflage 1983.
  • Aspekte bürokratischer Herrschaft. Studien zur Interpretation der fortschreitenden Industriegesellschaft. List, München 1972, 2. Auflage 1985.
  • Die Entwicklung des okzidentalen Rationalismus. Eine Analyse von Max Webers Gesellschaftsgeschichte. Siebeck, Tübingen 1979. Neuausgabe unter dem Titel: Die Entstehung des modernen Rationalismus. Eine Analyse von Max Webers Entwicklungsgeschichte des Okzidents. Suhrkamp, Frankfurt 1998.
  • mit Günther Roth: Max Weber’s Vision of History. Ethics and Methods. University of California Press, Berkeley 1979, 2. Auflage 1984.
  • Rationalismus der Weltbeherrschung. Suhrkamp, Frankfurt 1980.
  • Religion und Lebensführung. Suhrkamp, Frankfurt 1988, Studienausgabe 1991. Band 1: Studien zu Max Webers Kultur- und Werttheorie. Band 2: Studien zu Max Webers Religions- und Herrschaftssoziologie.
  • Rationalism, Religion, and Domination. A Weberian Perspective. University of California Press, Berkeley 1989.
  • Paradoxes of Modernity. Culture and Conduct in the Theory of Max Weber. Stanford University Press, Stanford 1996.
  • Unversöhnte Moderne. Suhrkamp, Frankfurt 1996.
  • Neubeginn durch Anpassung? Studien zum ostdeutschen Übergang. Suhrkamp, Frankfurt 1996.
  • Individualismus, Verantwortungsethik und Vielfalt. Velbrück Wissenschaft, Weilerswirt 2000
  • W. Schluchter, S. N. Eisenstadt und B. Wittrock (Hrsg.): Public Spheres and Collective Identities. Transaction Publishers, New Brunswick, New Jersey 2000
  • Hindrances to Modernity: Max Weber on Islam, In: Toby E. Huff und Wolfgang Schluchter (Hrsg.): Max Weber and Islam. Transaction Publishers, New Brunswick, New Jersey 2000
  • Religion und Rationalismus. In: Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schwentker (Hrsg.): Max Weber und das moderne Japan. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999
  • Psychophysics and Cultur. In: Stephen Turner (Hrsg.): The Cambridge Companion to Weber. Cambridge University Press, Cambridge 2000
  • Handlungs- und Strukturtheorie nach Max Weber. In: Berliner Journal für Soziologie. Heft 1, 2000, S. 125–136.
  • Rechtssoziologie als empirische Geltungstheorie. In: Horst Dreier (Hrsg.): Rechtssoziologie am Ende des 20. Jahrhunderts. Gedächtnissymposion für Edgar Michael Wenz. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 2000
  • Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie (1921/22). In: Walter Erhart und Herbert Jaumann (Hrsg.): Jahrhundertbücher. Große Theorien von Freud bis Luhmann. Beck, München 2000
  • Neubeginn durch Anpassung? Studien zum ostdeutschen Übergang. Suhrkamp Verlag, 1996
  • Individualismus, Verantwortungsethik und Vielfalt. Velbrück Wissenschaft, 2000
  • mit Peter E. Quint: Der Vereinigungsschock - Eine vergleichende Betrachtung zehn Jahre danach. Velbrück Wissenschaft, 2001
  • Hrg. zusammen mit Friedrich Wilhelm Graf: Asketischer Protestantismus und der Geist des modernen Kapitalismus. Max Weber und Ernst Troeltsch. Tübingen 2005, ISBN 3-16-148546-7
  • Handlung, Ordnung, Kultur. Studien zu einem Forschungsprogramm im Anschluss an Max Weber. Mohr-Siebeck, Tübingen 2005.
  • Grundlegungen der Soziologie. Eine Theoriegeschichte in systematischer Absicht. 2 Bände, Tübingen 2006, ISBN 3-16-149005-3 und Tübingen 2007.
  • Die Entzauberung der Welt. Sechs Studien zu Max Weber. Mohr-Siebeck, Tübingen 2009.

Weblinks


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